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ich dich zum ersten Mal ohne Maske gesehen. Es passiert alles so schnell.«

      »Ich weiß. Dein erster Kuss, mein Outing, die Sache mit der Zeitreise. Oliver und dann dein Vater, der Königin Victoria geheiratet hatte. Was empfindest du für Oliver?«

      »Keine Ahnung«, gebe ich zu und wundere mich, wie gut er alles aufzählen kann. Woher weiß er all das? »Es ist unmöglich. Er ist mein Stiefbruder«, sage ich und wische mir eine Träne weg.

      »Aber du hast ihn gerne?«

      »Ja, irgendwie schon. Oliver 2 hat mich versehentlich Schatz genannt, was ja irgendwie bedeutet, dass da etwas in dieser Zeit mit uns ist. Aber ...«

      »Kleine süße unschuldige Fee, du bist komplett verunsichert. Zuerst küsst du Justin, der später deine Mutter heiratet. Dann stellst du fest, dass ich dich angelogen habe und schließlich das mit Oliver. Während du früher unsichtbar warst, bist du es mittlerweile ganz sicher nicht mehr.«

      »Worauf willst du hinaus?«

      »Du bist im Grunde auch meine Stiefschwester. Oder wie nennt man das, wenn der Bruder mit der Mutter der Freundin verheiratet ist?«

      »Du bist mein ich-bekomme-Kopfschmerzen-wenn-ich-weiter-darüber-nachdenke«, meine ich stirnrunzelnd und Julian muss schmunzeln.

      Zu gerne würde ich wissen, wieso er sich so viel Zeit für all das hier nimmt. Droht keine Gefahr von außen?

      »Rede mit Oliver über deine Gefühle. Offen und ehrlich«, sagt er nun sanft.

      »Nein, zuerst die Mission. Wir können nicht zusammenkommen. Verdammt, er ist der zukünftige König. Wenn ich die Einzige bin, die in der Zeit reisen kann, weil der Stift nur auf meine und Dads DNA reagiert, wäre ich eine tickende Zeitbombe und könnte in der Zeit steckenbleiben.«

      »Das muss nicht so sein«, sagt er sanft und greift wieder nach meiner Hand. Ich glaube, wir genießen beide den Augenblick. Wir sehen uns nur an und brauchen diese kleine Auszeit.

      Doch dann ist es vorbei. Er kramt in seiner Hosentasche und holt etwas hervor.

      »Du hast auch so ein Knopfdings?«

      Er lächelt. »Ja, aber es funktioniert nicht mit deinen Gedanken. Wenn du meinen Namen denkst, wird es nicht gleich aktiviert. Du drückst diesen kleinen Knopf hier und schon sind wir verbunden«, erklärt er mir und zeigt mir seinen Knopf im Ohr.

      »Und niemand sonst bekommt es mit? Dann geht es trotzdem per Gedankenübertragen?«

      »Eigentlich ist es eher wie ein Bluetooth Headset, es ist eine ältere Generation und kaum jemand sollte dies in dieser Zeit mehr kennen oder gar nutzen.«

      »Damit kann ich ausnahmsweise was anfangen. Also hörst du nicht einfach so meine Gedanken?«

      »Nein. Macht das Oliver?«

      »Ständig. Vorhin ... Oh Mann! Das war so peinlich. Ich hab ihn beobachtet und mir sind da ein paar Sachen durch den Kopf gegangen ...«

      »Oh, Mist. Das ist nicht fair.« Julian blickt mich mitleidig an, als würde er verstehen, was ich meine und fühle.

      »Genau, ich wäre am liebsten im Boden versunken, als ich es mitbekommen habe. Zurück zum Headset. Reicht die Reichweite auch aus und die Batterie?«

      »Unendlich.« Er betrachtet mich von oben bis unten und seufzt kurz. »Okay, und nun ziehe dich aus.«

      »Sorry?«

      Er schmunzelt. »Wir sind seit einer Ewigkeit hier drin. Was glaubst du, wird passieren, wenn wir nicht so aussehen, als hätten wir gerade hemmungslosen Sex gehabt? Die Leute hier wissen nichts von Edward. Das war eine andere Zeit. Alles, was sie glauben zu wissen, ist, dass wir einst etwas am laufen hatten. Die sind so eingeschränkt, dass sie denken, wir hätten nichts anderes im Kopf, als direkt übereinander herzufallen, obwohl du mich hasst, weil ich dich gefangen genommen habe ... «

      Ich schlucke und spüre, wie ich rot werde.

      »Süß. Komm schon, hilf mir.« Langsam nicke ich und lasse mir von ihm die Hose öffnen, ziehe die Jacke aus und er zerzaust mir die Haare.

      »Und? Sehen wir so aus, als hätten wir gerade hemmungslosen Sex gehabt? In der Besenkammer?«, sage ich und wir fangen beide an zu lachen.

      »Ich glaube nicht.«

      Wir hören von draußen Schritte und jemand fummelt an der Tür. Ich atme tief durch, gehe noch näher zu ihm.

      »Was wird das?«, fragt er überrascht.

      »Jetzt musst du mir vertrauen«, flüstere ich, lege meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir. »Entschuldige«, hauche ich und küsse ihn. Zunächst nur vorsichtig, doch dann heftiger. Ich presse mich so eng, es geht, an ihn und alles wird irgendwie eigenartig. Seine Hand führe ich dabei unter mein Shirt.

      »Hey, Julian, mache die Tür auf. Wir wissen, dass du da mit der Gefangenen drin bist«, sagt jemand und hämmert gegen die Tür.

      Er dreht am Knauf der Tür, als sie nicht aufgeht, hören wir einen Schlüssel und schon steht sie offen.

      »Was geht hier vor?«

      »Wonach sieht es denn für dich aus, Grin.«

      »Deine Mutter wird außer sich sein! Du und die hier ... Pass ja auf, dass niemand glaubt, du würdest mit dem Feind gemeinsame Sache machen.«

      »Ich wollte sie nur verhören, ohne dass der Schnösel zuhört und dann ist eins zum anderen gekommen. Was solls.«

      Der Typ sieht uns so eindringlich an, dass ich Angst bekomme. Doch Julian schlägt die Tür wieder zu und ruft ihm noch hinterher, dass er sich um seinen eigenen Mist kümmern soll.

      »Glückwunsch, wir hatten gerade offiziell Sex.«

      »War’s wenigstens gut?«, möchte ich wissen und richte mich etwas her.

      »Der Beste überhaupt.« Er streichelt mir über den Rücken und hält mich noch einmal kurz fest.

      »Das darf alles echt nicht sein«, meine ich und fahre mir mit der Hand durchs Haar. »Mein erstes Mal ist nicht einmal echt gewesen.«

      »Mach dir nichts draus, das kommt noch.«

      »Wenn ich den Jungs alles erzählen darf, warum sollte ich das Knopfding nicht drin behalten?«

      »Weil es eine Szene geben muss, ganz einfach. Meine Mutter soll wissen, was los war und was wir gemacht haben.«

      »Das ist so seltsam. Ich check es nicht. Aber ist okay, ich spiele mit.«

      »Lass uns rausgehen.«

      Der Kerl ist noch in Hörweite. Mir wird bewusst, dass er es auch hätte ausnutzen können.

      Vor der Zelle bleiben wir stehen.

      »Wir müssen jetzt so tun, als hätten wir nicht gerade ...«, sagt er so laut, dass auch alle es hören. Na super!

      »Du Mistkerl, du wirst nie damit durchkommen. Wir werden einen Weg finden, hörst du?« Ich fummle etwas an mir herum und richte meine Kleidung wieder zurecht. Julian tut es mir gleich.

      »Oh nein! Wirst du nicht. Früher oder später brechen sie alle ein«, sagt er, während er die Tür öffnet.

      Oliver 2 starrt uns an.

      »Endlich, Mensch Melanie, du warst echt lange weg. Ist alles in Ordnung?«

      Gedankenaustausch

       2127

      Julian bindet Oliver wieder los, während sich dieser die Handgelenke reibt, sieht mich Oli eindringlich an.

      Bevor Julian geht, sagt er, dass uns gleich jemand etwas zu essen bringen wird.

      ›Hört mir kurz zu, Oliver 2 und ich müssen uns gleich ganz heftig streiten, damit

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