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anzulächeln, doch Meier-zu-Brokenhoffs versteinertes Gesicht ließ sein Lächeln wieder einmal einfrieren.

      „Guten Morgen, Heveling. Also: Gibt es erste Ergebnisse?“, hakte Meier-zu-Brokenhoff nach.

      „Nein ich …“, setzte Kommissar Martin Heveling an.

      „Sie haben heute Morgen ihr Fax nicht abgerufen!?“, stellte Meier-zu-Brokenhoff noch halb fragend fest.

      „Chef, ich …“, wollte Martin beginnen, doch Meier-zu-Brokenhoff stand mit seiner ganzen Körperfülle aus seinem Sessel auf, ging auf ihn zu und reichte ihm die neu angelegte Ermittlungsakte „Mordfall Panheira“.

      „Kriminaloberkommissar Kanetta ist krank. Das ist jetzt ihr Fall!“, schnaufte er, begab sich mit seiner ganzen Leibesfülle zurück in den Bürosessel und ergänzte: „Studieren sie auch die Pressemeldungen. Der Sackkarrenmord!“.

      „Gern…“, wollte Martin Heveling noch nachschieben, doch Meier-zu-Brokenhoff wandte sich schon wieder von ihm ab.

      „Ich brauche Resultate!“, ergänzte Meier-zu-Brokenhoff, und Hevelings Audienz bei ihm war mit diesem Befehlsempfang schon wieder beendet.

      Direkt nach seiner Audienz fand Heveling die Nachricht von der KTU. Die Kriminaltechniker hatten endlich auch noch das alte Nokia-Handy ausgewertet, dass die Spusi ihr vom Tatort gegeben hatte. Die Spurensicherung hatte es damals in der Wohnung des Opfers sichergestellt. Es hatte auf dem Tagebuch der Mühlmann gelegen. Die Spusi hatte es der KTU übergeben. Mike Rohsoft von der IT-Abteilung nahm ihn in Empfang.

      „Hey, Martin! Wieder da?“

      „Hey Mike! Wir brauchen wieder mal deine Fähigkeiten. Eine Handy-Obduktion.“

      „Daten und Software rausholen, okay. Mach‘ ich dir blind! Weißt du übrigens, wie viele Softwareentwickler man braucht, um im Dunklen blind eine Glühbirne auszuwechseln?“

      Heveling lachte.

      „Nö, wieso?“

      „Keinen. Das ist ein reines Hardwareproblem!“

      „Ey, ich revanchiere mich jetzt, du Softwarespezialist!“, antwortete Heveling schlagfertig. „Wieviel Ostfriesen braucht man denn, um eine Glühbirne auszuwechseln?“

      „Öhm …“

      „1001. Einer hält die Glühbirne fest, und 1000 drehen das Haus.“

      „Tausend. Der ist gut!“, trompetete Mike Rohsoft. „Arbeiten am Windows-PC ist wie im U-Boot: Öffnest du auch nur ein einziges Fenster, fangen die Probleme an.“

      „Jaja, Windows heißt Fenster …“

      „Erinner‘ mich nicht daran. Eigentlich müsste es 1001 Fenster heißen! Echt: Im Mittelalter hieß das Hölle, wo man schmorte, jetzt heißt es Windows.“, stöhnte Mike Rohsoft. „Und weißt du, was www heißt? Welt-weites Warten!“

      „Das wusste ich nicht, aber ich weiß, was Revolver und Windows gemeinsam haben, Mike!“

      „Oh, der Kriminalisten-Schlaumeier! Was denn?“

      „Ungeladen sind beide völlig harmlos!“

      „Du kannst geile Dönekes!“, gab Mike zurück. „Deiner ist ja fast so gut, wie neulich der von der Anfrage an unsere Hotline. Ich installiere gerade Windows, sagte die Kollegin. Was soll ich tun? Gab ich zurück: Am besten beide Daumen drücken! Sie: Und was mach ich, wenn der OC die Tastatur nicht erkennt? Ich: Wieso? Welche Fehlermeldung haben sie denn? Sie: Press F1. Da hab ich ihr dann die Daumen gedrückt.“

      Unterdessen nahm Mike das Handy auseinander und saugte ihm die Daten ab wie eine Mücke das Blut.

      Die Gerichtsmediziner untersuchen die Hardware. Und tatsächlich, Mike fand einige interessante sms. Er war nunmal Spezialist in sowas – ihm entging da garnichts. Er war Computer-Tüfler in den USA, als PC-Händler nach Europa gekommen und KTU-Spezialist für Informatik geworden, mit besten Kenntnissen auch über das Darknet und die organisierte Kriminalität. Und er kannte Gaby von der Gerichtsmedizin. Gaby hatte auch das Tagebuch untersucht, und im Handy hatte sie eine Kopfhautschuppe gefunden im Einlegeschacht der sim-Karte. Sie stammte nicht von der Mühlmann. Sicherheitshalber hatte Heveling Gaby diese DNA-Probe einlagern lassen, auch wenn die Herkunftperson unbekannt war. Man wusste ja nie.

      Sms-Kontakte zu einem Kollegen vom ABD, zu einem Physiklehrer vom Patenkind, zu …

      Heveling überflog die Tabelle. Plötzlich stieß auf einen Namen mit X, den er bestens kannte.

       Xenia!

      Sein Blut gefror schlagartig in den Adern.

       Die Mühlmann kannte Xenia?

      Er las weiter. Hastig. Die Mühlmann, so Mike Rohsofts Bericht an die Mordkommission, hatte auf ihrem Handy kein WhattsApp und auch kaum sms-Kontakte – nur mit einer Freundin Xenia und mit einem ABD-Anlageberater – vermutlich ihr Kollege. Und sie schrieb gelegentlich mit ihrem Patenkind Susi. Zusätzlich gab es Anrufe vom Handy an ihre Mutter in der Seniorenresidenz Düesbergweg. Aber Xenia?

      Heveling versuchte, sich zu beruhigen. Die Mühlmann war ledig und kinderlos. Sie hatte Susi, das Kind ihrer Freundin Xenia, als Patenkind angenommen. Deshalb hatte sie auch noch einen kurzen Kontakt mit Susis Physiklehrer, wohl wegen dem Abfahrtstermin einer Klassenfahrt, zu der sie das Kind bringen wollte – oder wegen eines Elternsprechtermins. Okay, aber ausgerechnet Xenia!?

      Heveling erinnerte sich sofort: Die Vermisstenanzeige in Sachen Mühlmann stammte von ihrer Freundin, und die hieß, so sah er jetzt, Xenia – die Akte lag in seinem Büro. Xenia war auch wieder in Münster. Sie war Witwe und kurzzeitig nach Polen „ausgewandert“, dort aber nicht mehr klargekommen.

      Sie hatte eine tragische Geschichte hinter sich. Es begann mit einem Geldfund – wie im Märchen. Eine halbe Million Euro in bar.

      Sie war im Fundbüro tätig gewesen. Dort fand sie zu ihrer Überraschung eines Tages in einem Rucksack einen Haufen Bündel von 100-, 200- und 500-Euro-Banknoten. Ein Busfahrer hatte die Fundsache dort abgegeben, Fundort: Unter der hinteren Sitzbank in seinem Linienbus, Haltestelle Düesbergklause.

      Wahnsinn! Ein Lottogewinn?, schoss es ihr durch den Kopf.

      Sie fing sich. Sie schloss den Rucksack, noch bevor ihr Kollege den Inhalt sah. Abends nahm sie das Geld abends mit nach Hause. Ohne groß nachzudenken. Sie zeigte es ihrem Mann. Ihr Mann hatte Multiple Sklerose, saß im Rollstuhl. Er hoffte auf eine medizinische Behandlung, doch die Krankenkasse wollte die Kosten nicht übernehmen. Da hatte sie natürlich eine Idee – sie liebte ihren Achim, und die Versuchung war groß.

      „Das geht nicht. Du musst das Geld zurücklegen, deinen Chef und die Polizei informieren“, widersprach Achim. Xenia hörte nicht auf ihn.

      Der Eigentümer holte seinen Wagen wieder. Er tobte, weil man ihn wegen so eines blöden Parkverbots abgeschleppt hatte, und als der Rucksack fehlte, rastete er komplett aus. Er wolle den Rucksack zurück, und als Xenias Chef sagte, er wisse von nichts, da verprügelte er ihn. Er setzte ihm eine Frist von 24 Stunden – andernfalls werde er wiederkommen und ihn umbringen.

      Xenia war verzweifelt, ihren Chef nicht informiert zu haben.

      Das Geld gehörte Konstantinos Kapitalopoulos, einem Security-Mitarbeiter. Er war zudem als ABD-Vertreter unterwegs, verwickelt in krumme Geschäfte. Anlagebetrug mit Geschlossenen Immobilienfonds. Vielleicht hatte er es dort unterschlagen – Geldwäsche, vermuteten die Polizeikollegen. Seine Freundin hatte es für ihn im PKW liegen lassen. Aus Wut über ihren Geldverlust erschoss er sie im Affekt. Die Kollegen im Bielefelder Morddezernat hatten den Fall bearbeitet.

      Xenia erfuhr über ihren Chef, wer der Eigentümer des Mitsubishis mit dem Geldrucksack war. Sie fiel in Panik. Sie gab ihr Kind zu ihrer Schwester in Pflege und bewaffnete sich zur Selbstverteidigung.

      Am folgenden Tag war Kapitalopoulos wieder am Autohof. Xenia hatte gerade Mittagspause. Er wolle den Inhalt des Autos

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