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Mai way. Thomas Häring
Читать онлайн.Название Mai way
Год выпуска 0
isbn 9783738045727
Автор произведения Thomas Häring
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Über eine Krankenschwester bekam ich heraus, daß es sich bei meiner Bettnachbarin um eine Klosterschwester handelte, die genauso wie ich an Krebs erkrankt war. „Was soll’s, schließlich haben wir ja den Nonnemonat Mai“, seufzte ich resigniert, doch die kranke Schwester verbesserte mich umgehend: „Das heißt Wonnemonat Mai, Du Vollidiot!“ Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, denn als ich sie nach ein paar Stunden fragte, wo denn ihr Bräutigam bleibe, da sie ja angeblich die Braut Christi wäre, meinte sie nur, sie trage ihren Zukünftigen in ihrem Herzen. „Ich trage in meinem Herzen nur den Krebs“, entgegnete ich. „Sie sind wohl ein Scherzkrebs“, vermutete sie daraufhin und wir lachten. Wenig später tauchten meine Schwestern auf und mir wurde das Ganze langsam zuviel. „Krankenschwestern, Klosterschwestern und jetzt auch noch meine Schwestern, das halte ich im Kopf nicht aus!“ machte ich meinem Ärger Luft, doch sie warfen mir erst vorwurfsvolle Blicke zu und danach noch vorwurfsvollere Worte hin. „Unsere Ehemänner haben die Scheidung eingereicht und wollen auch noch die bezahlten Alimente zurück“, teilte mir eine von ihnen mit, woraufhin ich mir ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen konnte. „Daran bist nur Du schuld“, fügte meine andere Schwester hinzu und das machte mich stolz. „Außerdem rührt uns Papa seitdem nicht mehr an, dabei war er im Bett immer der Beste.“ Schön langsam hatte ich die Schnauze voll und erbrach mich über dem billigen Blumenstrauß, den sie mir boshafterweise mitgebracht hatten. Nachdem sie mich eine halbe Stunde lang ausgiebig beschimpft hatten, verzogen sie sich wieder und die Nonne ließ Folgendes von sich hören: „Na, Ihr Freien habt es wohl auch nicht ganz leicht.“ „Mit Pinguinen rede ich nicht“, blockte ich ab. Auf einmal mußten wir Beide lachen und daraufhin war das Eis gebrochen. Nun plauderte sie ein wenig aus dem Nähkästchen, doch plötzlich ging die Tür auf und ein hoher Würdenträger ihrer tollen Kirche trat herein und belegte sie mit salbungsvollen Worten. Sogar für mich hatte er ein anerkennendes Kopfnicken übrig und ich war schwer angetan. „Laß Dich von dem Blender nicht in die Irre führen! Das ist unser Schlimmster, wir Nonnen nennen ihn nur den Kardianal, aber er macht auch vor den Mönchen nicht Halt, denn er schätzt bilaterale Beziehungen“, erklärte sie mir, nachdem er sich und mit ihm der Weihrauchduft verzogen hatte. „Na ja, nicht jeder Arschficker ist ein schlechter Mensch“, wandte ich ein, doch sie reagierte äußerst heftig: „Der schon! Der hat mich geschwängert, danach zur Abtreibung gezwungen und mich dann auch noch sitzen lassen, dieser verlogene Hurenbock.“ „Ach ja, manchmal ist es wirklich besser, wenn man nicht alles weiß“, bekannte ich, doch nun kam sie erst richtig in Fahrt. „Doch, man muß die Wahrheit herausschreien und darf sie nicht länger zurückhalten! Weißt Du, es geht nicht nur darum, daß es etliche schlimme Menschen in meiner Kirche gibt, die sich alles erlauben können, weil sie an den Schalthebeln der Macht sitzen. Viel schlimmer ist, daß sie die Menschen unterdrücken und manipulieren und ihnen jede Menge Angst machen.“ „Moment mal, hier läuft Einiges schief. Das müßte eigentlich mein Text sein und Du müßtest energisch dagegenhalten“, stellte ich überrascht fest. Sie aber steigerte sich noch weiter hinein, beschimpfte die höchsten geistlichen Würdenträger mit den übelsten Kraftausdrücken und irgendwann war es um mich geschehen und ich war so erregt, daß wir es Beide in ihrem Krankenbett trieben. Wie nicht anders zu erwarten, tauchte im orgiastischsten Moment unseres Lebens die Nachtschwester auf und veranstaltete ein Zeter und Mordio. „Halten Sie die Klappe, sonst erfahren alle in der Klinik, daß Sie eine Nymphomanin sind, Sie Nacktschwester!“ drohte ich ihr und damit hatte ich die Gefahr gebannt. Niedergeschlagen und schon halb entkleidet schlich sie trübsinnig von dannen, wohingegen ich und meine Bettgefährtin nicht genug von dem kriegen konnten, dem sie vor etlichen Jahren für ihr ganzes Leben abgeschworen hatte. Nun ja, vielleicht war es der letzte schlechte Verkehr unseres Lebens, wer wußte das schon? Der da oben etwa?
„Es gibt keinen Gott“, lauteten ihre Worte. „Komisch, das sagen alle Frauen, nachdem sie mit mir geschlafen haben“, wunderte ich mich. „Das hat mit Dir überhaupt nichts zu tun. Wieso sagt man eigentlich „mit jemandem schlafen“? Wir waren dabei doch die ganze Zeit wach.“ „Das darfst Du mich nicht fragen. Ich habe diese Sprache schließlich nicht erfunden und stehe mit ihr ohnehin auf Kriegsfuß.“ „Es gibt wirklich keinen Gott.“ „Na ja, Du mußt es wissen, Du bist immerhin mittendrin statt nur dabei.“ „Das ist alles nur ein riesengroßer Schwindel. Dieser Jesus war ein Mensch wie Du und ich, nur mit dem Unterschied, daß er auf seine Seele gehört hat und das machte, wozu ihm sein Herz riet.“ „Du willst damit sagen, daß ihn sein Herz dazu aufforderte, sich kreuzigen zu lassen?“ „Das nicht, aber das ganze Andere, mit liebe Deinen Nächsten und so.“ „Na ja, das haben wir gerade ja befolgt.“ „Wie auch immer, Gott ist nur eine Erfindung der Menschen.“ „Aber wozu? Welchen Sinn soll das haben?“ „Es geht immer nur um Macht und Geld und so ist es auch in diesem Fall.“ „Meine Rede, aber daß ich solche Worte ausgerechnet aus dem Mund einer Nonne höre, die ihr Leben Gottes Sohn geweiht hat.“ „Weißt Du, als junges Mädchen trifft Frau manchmal Entscheidungen, die sie sich später einfach nicht mehr erklären kann“, gab meine Lieblingsnonne zu und ich lächelte, doch sogleich erstarrte meine Miene, denn meine Schwiegermutter trat ein, zumindest glaubte