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      Carolin A. Steinert

      Ardantica Teil 1

      CAROLIN A. STEINERT

      Inhalt

       Prolog

       Ein Riss in der Wirklichkeit

       Gelbe Augen

       Naurénya

       Theodor van Raiken

       Wolfsgeheul in der Schwärze

       Obsidian

       Dunkelalben

       Chayenne

       Der Schreckenshelm

       Wind aus der falschen Richtung

       Ruinenstadt Barsques

       Treibsand

       Geheimnisse

       Drachenbrut

       Testamnestia

       Epilog

      F

      lügelschlag.

      Ein Pfeifen ertönte, gefolgt von einem Donnern. Für einen kurzen Moment war die Nacht von einem leuchtenden Rot erfüllt, dann wurde es wieder dunkel.

      Es war jedoch nur der Beginn, ein einzelner Vorbote und es dauerte etwa drei Sekunden, dann erklang das Pfeifen und Donnern erneut, schwoll an und der Himmel begann in allen möglichen Farben zu erstrahlen, während Nebel das natürliche Schimmern der Sterne verdeckte. Überall feierte man das Ende des alten Jahres und den Beginn des Neuen.

      In Numäia hatte sich der Großteil der Bevölkerung am Palast eingefunden, wo das Feuerwerk das beste, größte und schönste sein sollte und wie jedes Jahr Bewohner aus ganz Naurénya angelockt hatte. Wie immer war der große Schlossplatz vollkommen überfüllt und es würde nicht lange dauern, bis die ersten Wesen einen harmlosen Streit miteinander anfangen würden. Noch aber war alles friedlich und alle Blicke richteten sich gen Himmel.

      Ein grausames Lächeln zuckte über das Gesicht der Gestalt, die sich fernab des Trubels, hoch in der Luft, befand und sich langsam der Universität näherte. Ja, das würde ein interessantes neues Jahr werden …

      Der riesige Universitätskomplex lag vollkommen verlassen. Natürlich. Alle wohnten den Feierlichkeiten bei. Die Gestalt blickte gen Osten. Das gedämpfte Donnern der Feuerwerkskörper war bis hierher wahrzunehmen, ebenso wie das phantastische Flackern der Lichter. Doch es war das Letzte, was jetzt von Interesse war. Die gigantische Gestalt wandte ihre Aufmerksamkeit vollends auf die Universität und ein leises Kribbeln im Bauch machte sich bei ihr breit. Es war keine Angst. Nein, Angst, dieses Wort existierte nicht einmal in ihrem Wortschatz. Es war Erregung, Spannung. Endlich war es soweit. Es …

      Die Gestalt zuckte merklich zusammen. Ein Licht flackerte in dem nördlichen Gebäude auf. Es schien vollkommen verloren, wie ein gelber Stecknadelkopf inmitten einer schwarzen Masse. Das Wesen runzelte die Stirn und begann zu kreisen.

      »Bibliothek«, knurrte die Gestalt und es klang, als schabten Steine übereinander. Was nun? Abbrechen? Nein!

      Was passierte, wenn es Lebewesen erwischte? Wieder ein Lächeln. Konnte etwas mehr Eindruck machen, mehr Angst schüren? Vielleicht, wenn … Die unheimlichen Augen begannen vor Begeisterung zu leuchten. Vielleicht wäre das sogar noch besser als geplant. Wenn man es ausweiten könnte? Wie viel Kraft es wohl brauchen würde? Wenn es klappte, könnte es dem Ganzen noch eine viel interessantere Wendung geben. Mehr Druck. Es war beinahe ein unbedeutender Nebeneffekt – wie alles am heutigen Abend – es war lediglich so, dass es dem Zweck der Sache noch eine gewisse Portion Spaß hinzufügte.

      Der Schatten am Nachthimmel schloss die Augen, hob die Hände und ließ die Magie aus sich herausströmen. Es sah aus, als ob plötzlich lange schwarze Finger nach dem Land rund um die Universität griffen. Stetig tasteten sie sich vorwärts, blieben kleben, zogen sich weiter, vermehrten sich und verschonten nichts! Kurz darauf begannen sie, die Fassaden der Gebäude zu erklimmen, verdichteten sich zu Ranken und schwollen an zu einer riesigen, mächtigen Masse.

      Eine schwarze Welle überrollte das Universitätsgelände von Naurénya. Der Himmel wirkte noch dunkler als zuvor, denn im Gegensatz zur Hauptstadt bedeckte kein Feuerwerk das Firmament, sondern dunkle, heransausende Brocken. Sie stießen hinab und verschmolzen mit der schwarzen Masse, die unaufhörlich anschwoll und durch Ritzen, Schornsteine und offene Fenster drang und somit das Innere der Gebäude erreichte. Die zähe Masse griff nach absolut allem, was vorhanden war und bedeckte es. Das Wesen zitterte und richtete seine Aufmerksamkeit auf das nächste Haus.

      Das kleine Licht in der Bibliothek flackerte und ein Schrei des Entsetzens ertönte. Dann wurde es still und dunkel.

      Das Wesen lächelte, doch dieses Mal war es ein gequältes Lächeln. Es kostete so unglaublich viel Kraft. Noch nie hatte jemand so etwas Großes geschaffen. Die ausgestreckten Hände zitterten, doch das Wesen brach den magischen Strom nicht ab. Der Plan war es, über den Wald, bis weit ins Birmgebirge im Nordwesten vorzudringen. Nur sicherheitshalber.

      Doch als der Körper immer mehr zu Beben begann, versiegte der Magiestrom. Der Schatten in der Luft taumelte, sank hinab und stieg langsam wieder in die Höhe. Es hatte jegliche Kraft und Energie gekostet. Müde Augen begutachteten das Werk voll erschöpfter Zufriedenheit.

      Ein Gebrüll erklang. Dann durchzuckte ein Feuerstrahl die Nacht und erhellte kurz die Umgebung – ließ die entstandene Schwärze kalt und gefährlich glänzen. Das Wesen lachte leise, keuchend und verschwand schließlich als Schatten in der Dunkelheit – genauso unbemerkt, wie es erschienen war.

      Doch die Schwärze blieb, während in der Ferne weiter Feuerwerkskörper bunte Bilder am Himmel malten.

      L

      eyla drückte die schwere Portaltür auf und schlüpfte durch den schmalen Spalt hindurch, der sich auftat. Kaum hatte sie die Tür losgelassen, fiel sie mit einem dumpfen Poltern wieder hinter ihr zu. Sie hasste diese Türen! Warum zur Hölle mussten sie so schwer aufgehen? Hätte man sie bei den Sanierungsarbeiten nicht ersetzen können? Oder wenigstens ölen? Etwas in der Art jedenfalls. Ihr Blick glitt nach oben und sie seufzte. Noch mehr als die Türen hasste sie diese Treppen. Missmutig bewegte sie sich darauf zu und stapfte gedankenverloren hinauf. Bald begann sie zu schnaufen. Sie war schon recht spät dran, aber ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr,

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