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sein, ein Satz oder etwas, an das Sie dieses Wort erinnert, was auch immer - Grenzen sind nicht gesetzt.

      2. Denken Sie an ein Gedicht, das Sie kennen, und notieren Sie, was Ihnen zu der ersten Zeile dieses Gedichts einfällt. Auch hier gilt: Alles zählt!

      Vielleicht kommt Ihnen eine neue Version des Gedichts in den Sinn? Vielleicht ist dieser Satz sogar der Schlüssel zu einer Idee für eine Geschichte?

      3. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen zu einer bestimmten Person (Freund, Nachbar, Verwandter, Kollege etc.) einfällt, ganz gleich, was es ist (äußerliche Erscheinung, Charakter, Angewohnheiten, sprachliche Eigenheiten, Talente, Missgeschicke etc.).

      Üben Sie sich damit schon einmal im Illustrieren und Zeichnen von Figuren und Charakteren für Ihre Geschichte!

      Tipp: Die beste Methode, den Charakter einer Geschichte zu erfassen, das Handwerkliche eines Textes zu erkennen und zu verinnerlichen und last but not least seinen Wortschatz zu erweitern ist: Lesen! Werfen Sie doch einmal einen Blick in das letzte Kapitel mit den 33 Buchempfehlungen!

      Kreative Strategien

      Der eine macht sich einen genauen Plan über den Handlungsablauf, der andere schreibt spontan drauflos – es gibt unterschiedliche Weisen und Strategien, eine Geschichte zu schreiben, und jeder muss für sich selbst herausfinden, welche die richtige für ihn ist.

      

       Spontan

      Hier hat der Autor eine ungefähre Vorstellung von dem Handlungspersonal und dem Ablauf der Geschichte. Er fängt einfach an zu schreiben - vielleicht hat er auch schon einen konkreten Anfang im Sinn - und lässt seine Fantasie im Schreibprozess zur Entfaltung kommen. Der Autor ist hierbei offen für spontane Einfälle, neue Wege und Handlungsstränge.

      Diese Methode ist spannend und birgt viele Überraschungen während des Schreibens, denn man ist nicht zu sehr eingeschnürt in seinen ursprünglichen Plan und kann so richtig aus seiner Fantasie schöpfen. Genau darin aber liegt auch die Gefahr, dass man sich zu sehr berauscht an seinen spontanen Ideen und irgendwann den Überblick über den Stoff verliert. Und: Der spontane Schreibprozess erfordert mitunter eine intensive und aufwendige Nacharbeitung, denn nicht selten schleichen sich auch handlungslogische Fehler ein (Beispiel: Erst ist das Auto rot, dann blau; erst hat der Held eine Brille, dann nicht) oder man bemerkt irgendwann, dass man den roten Faden aus dem Blick verloren hat, und dann kostet es einige Mühe, genau den nachträglich in die Geschichte hineinzuschreiben.

      

       Schreiben nach einem genauen Plan

      Dieser Schreibprozess setzt voraus, dass sich der Autor eine genaue Vorstellung von dem Personal und dem Handlungsablauf gemacht hat. Er weiß, wie das Buch beginnt, wie sich die Handlung fortsetzt und entwickelt, und er weiß, wie sie endet. Der Autor hat das Buch gleichsam schon im Kopf und schreibt es dann nieder.

      Diese Methode der präzisen Vorausplanung kann, wenn sie konsequent durchgeführt wird, der Kreativität während des Schreibprozesses entgegenstehen, da man sich stark an das bereits vorhandene „Handlungskorsett“ hält. Das Nacharbeiten, also die Korrektur nach dem Schreiben, fällt hingegen in der Regel weniger aufwendig aus als bei der Methode des spontanen Schreibens.

      Auch möglich: Manch einer allein hat das Ende im Kopf und zäumt gewissermaßen das Pferd von hinten auf. Ein anderer hat nichts weiter als eine Figur, die ihn fasziniert und um die herum er eine Geschichte, die er selbst so genau noch gar nicht kennt, erzählen will.Übrigens: Der Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti hat einmal behauptet, eines seiner Bücher nur geschrieben zu haben, um einen ganz bestimmten Satz, der ihm wichtig war, unterzubringen.

      Der Stoff, aus dem Geschichten sind

      Woraus speist sich eine Geschichte? Woher kommen die Figuren, der Stoff für die Geschichte? Was ist die Quelle der Inspiration?

      Zum einen schöpft man natürlich aus dem eigenen Leben - und das nicht nur als beginnender Schriftsteller (nicht selten nämlich ist das erste Buch eine Aufarbeitung der eigenen Biografie oder zumindest gespickt mit autobiografischen Details). Das geht vom groben Handlungsrahmen über das Personal der Geschichte bis zu den Details (Dialog, Sprüche, Redensarten, Angewohnheiten etc.). Hierbei gilt: Nicht alles, was man erlebt und was einen selbst bewegt und beschäftigt hat, ist zugleich als Stoff für einen Roman geeignet oder lässt sich deshalb besonders gut und leicht als Romanstoff umsetzen. Die Frage ist vielmehr: Schafft man es, das, worüber man schreiben will, so aufzubereiten und zu erzählen, dass der Nächste es auch lesen will?

      Kurzum: Man kann aus unglaublichen Geschichten ein unglaublich ödes Buch schreiben. Und man kann aus scheinbar wenig einen überaus originellen, interessanten, lesenswerten Text machen. Es gibt genügend Bücher, in denen sich äußerlich wenig ereignet und deren Reiz woanders liegt als in der Handlung und in dramatischen, „unerhörten Begebenheiten“. Sie überzeugen und fesseln mit anderen Mitteln – durch Sprache, Dialoge, Beobachtungen oder Gedanken. Der Schriftsteller Wilhelm Genazino dient hierfür als gutes Beispiel: Große Stoffe oder Schicksale bietet er in seinen Büchern nicht, dafür aber eine Fülle von skurrilen Gedanken und Beobachtungen. Beispiel: „Außer der Motorradfahrerin sehe ich im Augenblick einen Sanitäter in einer weißroten Plastikjacke und einen Wachmann. Er trägt eine gutgepflegte Phantasie-Uniform und steht neben dem Eingang einer Bank. Er schaut die Vorübergehenden an wie Leute, von denen eine Gefahr ausgeht. Es stört ihn offenbar nicht, dass man sich über ihn keine Gedanken macht. Der Sanitäter und der Wachmann sehen aus wie Menschen, die inzwischen ganz billig geworden sind. Wenn jemand käme und wollte zum Beispiel den Sanitäter kaufen, dann müsste er, glaube ich, höchstens fünf Mark bezahlen.“ (Wilhelm Genazino, Ein Regenschirm für diesen Tag)

      Autobiografisches Schreiben indes birgt mancherlei Gefahr: Vergessen Sie nicht, eine gewisse kritische Distanz hinsichtlich „Ihrer Angelegenheiten“ zu pflegen. Nicht alles, was für Sie wichtig ist, muss auch für den Leser bedeutend sein. Versuchen Sie also, auch sich selbst als eine „Figur“ in Ihrer Geschichte zu sehen, versuchen Sie, sich selbst von außen zu betrachten. Denn so, wie Sie sich sehen und beurteilen – und man neigt ja hinsichtlich der eigenen Person zu mehr Nachsicht -, so beschreiben Sie auch die Figur Ihrer Geschichte. Versuchen Sie unbedingt, jegliche Larmoyanz, Selbstgerechtigkeit und einseitige Nabelschau zu vermeiden. Vergessen Sie nie, dass Sie Ihre Leser überzeugen müssen mit dem, was Sie schreiben (und nicht sich selbst, Ihre Eltern oder Ihre Freunde)!

      Auch wenn Sie selbst nicht immer wissen, weshalb etwas geschehen oder nicht geschehen ist, Ihr Leser möchte es gern erfahren. Beispiel: Sie beschreiben, wie jemand eines Tages von seinen Arbeitskollegen gemieden wird; man geht ihm aus dem Weg, niemand spricht mit ihm ein offenes Wort, und er kann sich keinen Reim darauf machen. Auch wenn Ihnen dies genau so widerfahren ist - dem Leser müssen Sie mehr bieten, er nämlich will einen Grund für das Verhalten der Kollegen erfahren; der muss zwar nicht gleich geliefert werden (Stichwort: Spannung!), aber irgendwann möchte der Leser schon wissen, was sich hinter all dem verbirgt. Was liefert ferner Stoff für Geschichten? Natürlich bieten nicht nur das eigene Leben und die eigene Erfahrung Stoff für eine Geschichte. Der Blick über den eigenen Tellerrand lohnt sich immer. Das Schicksal nahestehender Menschen (Eltern, Verwandte, Freunde etc.) liefert häufig interessante Geschichten. Aber Vorsicht: Auch hier ist Distanz zum Geschehen vonnöten, und auch eine gewisse Verfremdung, sonst kann es Probleme geben (mit den Eltern, Verwandten, Freunden), bis hin zum gerichtlichen Nachspiel. Mitunter nämlich fühlen sich die Beschriebenen in ein schlechtes Licht gerückt und sind alles andere als geschmeichelt, sich plötzlich als literarische Figur wiederzuentdecken.

       Von nichts kommt nichts. Auch die Fantasie braucht ihre Anknüpfungspunkte. Aber ohne den Einsatz der Fantasie macht Schreiben natürlich keinen Spaß. Wenn Sie autobiografisches Schreiben bevorzugen – gut. Wenn Sie eher ein Freund des Blicks über den eigenen Zaun sind – prima. Aber vergessen

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