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seiner Sache wäre. Amena sah durch das Fenster, wie er sich auf dem Weg näherte; der Anblick des geliebten Objekts rief ihr tausend Zärtlichkeiten in Erinnerung und hielt sie davon ab, sich vom Fenster zurückzuziehen. So stand sie, ihren Kopf gegen den Fensterladen gelehnt, sehnsüchtig und unbeweglich da, bis er nahe genug war, um zu sehen, dass sie ihn beobachtete. Er nahm das als kein schlechtes Omen, und statt in demütiger Entfernung auf seine Knie zu fallen, was manch ein romantisch Liebender getan hätte, beschleunigte er seine Schritte; Liebe und Glück, die jetzt auf seiner Seite standen, lenkten seinen Blick auf einen großen Mühlstein, den der Gärtner zufällig dort zurückgelassen hatte; das stützende Eisenwerk war sehr hoch und kräftig genug, um etwas viel Schwereres als ihn zu tragen, also kletterte er unverzüglich darauf und stand nun mit der Hüfte auf Höhe des Fensterbretts. Es war eine seltsame Unterredung, denn wäre Amena weniger verliebt gewesen, hätte die Höflichkeit von ihr verlangt, ihn hereinzulassen; sie hatte aber so viel von ihrem früheren Entschluss bewahrt, dass sie ihn inständig fortzugehen bat und hinzufügte, er möge sie nicht solchen Risiken aussetzen; dass sie ruiniert wäre, wenn ihr Vater dahinter käme; dass sie, trotz seinen Befehlen, eine heimliche Korrespondenz mit ihm führe; und dass er kein Entgegenkommen von ihr ohne die Erlaubnis ihres Vaters erwarten dürfe. Obwohl er sich etwas wunderte, dass sie sich von ihren Gefühlen weniger bestimmen ließ als von ihm angenommen, beschloss D´Elmont, diese Gelegenheit, die wahrscheinlich die letzte sein könnte, so gut wie möglich zu nutzen; er betrachtete sie, während sie sprach, mit einem so durchdringenden und vor Leidenschaft funkelnden Blick und dennoch so sanft, dass auch die eisigste Verschlossenheit davon tauen und der schmelzenden Seele das Zeichen der Liebe geprägt würde. Ganz sicher konnte Amena dem nicht lange widerstehen, und als ihre Einwände schließlich verstummten, entgegnete er dieses:

      „Warum, mein Leben, mein Engel, mein immerwährender Schatz meiner Seele, äußert Ihr jetzt solche Zweifel? Wie könnt Ihr sagen, dass mir Euer Herz gehört? Ihr gesteht, mich dieses unschätzbaren Juwels für würdig zu halten, doch vertraut Euch mir nicht für einige wenige Stunden an. Was habt Ihr von Eurem Euch verehrenden Sklaven zu befürchten? Ich möchte Euch nur davon überzeugen, wie sehr ich das bin, mit tausend Schwüren, die noch keiner ersonnen hat.“

      „Ihr könnt sie Euch sparen“, unterbrach sie ihn seufzend. „Eine Erklärung an meinen Vater ist der ganze Beweis, den er oder ich von Eurer Aufrichtigkeit verlangen.“

      „Ach! Ihr seid eine unmenschliche und tyrannische Herzensbrecherin“, sagte er, nahm ihre Hand und küsste sie lebhaft. „Eure treue Anaret hat Euch sicher schon gesagt, dass es im Moment sehr unvorsichtig wäre, wenn ich die Welt um meine Leidenschaft für Euch wissen ließe.“

      „Das habe ich, mein Herr“, sagte das listige Mädchen, das nahe bei ihm stand, „und tat es nur, damit sie die Gründe kennt, warum Ihr aus der Angelegenheit ein Geheimnis macht, über das Ihr so dringlich mit ihr zu sprechen wünscht.“

      „Abgesehen davon“, fuhr der Count fort, „möge mein Engel bedenken, um wie vieles gefährlicher es ist, hier mit mir zu sprechen als in weiterer Entfernung von Eurem Vater. Nur durch Eure Weigerung, mit mir zu gehen, könnte es geschehen, dass Eure Befürchtungen wahr werden; seine Eifersucht macht ihn vielleicht achtsamer als sonst, und wir sind nicht sicher, ob er Euch gleich aus meinen Armen reißen wird. Lasst Ihr aber zu, dass ich Euch von hier forttrage, dann wird er kein Geräusch hören, wenn er zufällig an Eure Tür kommt, und glauben, dass Ihr schlaft, und zufrieden zu seinem Bett zurückkehren.“

      Solche und ähnliche Argumente überwanden endlich ihren Widerstand, und mit Anarets Hilfe hob er sie mühelos herab. Diese schnelle Tat aber, die ganz im Gegensatz zu ihrem Entschluss vor wenigen Augenblicken stand, verwirrten ihr Gemüt so sehr, dass sie für einige Zeit nichts von dem verstand, was er ihr sagte. So schnell wie möglich eilten sie in die Tuilerien, wo D´Elmont, der keine Zeit verlieren wollte, sie auf eine der bequemsten Bänke setzte. Nachdem er ihr ein paar Gründe nannte, warum er sich ihrem Vater gegenüber nicht erklärte, die an sich schwach waren, von einem Herzen wie ihrem, das sich willig täuschen ließ, aber leichtfertig geglaubt wurden, fing er an, auf stärkere Beweise für ihre Liebe zu drängen, als dies Worte waren.

      Damit geriet die gedankenlose Lady in die peinlichste Lage ihres Lebens; die ganze Natur schien seinen Absichten gewogen zu sein, die Annehmlichkeit des Ortes, die nächtliche Ruhe und die süße Luft, erfüllt von tausend Düften, die von anliegenden Gärten in sanften Brisen herbei wehten, all dies fügte sich zum wundervollsten Schauplatz, den es je gab, um der Liebe ein Opfer zu bringen. Jeder Windhauch war beflügelt von Verlangen und sandte sanft erregende Wünsche an die Seele; Cynthia selbst, die Mondgöttin, die so kühl sein soll, schürte noch die Begeisterung und erstrahlte manchmal so hell, als wolle sie die entzückten Augen der Liebenden mit dem wechselseitigen Anblick ihrer Schönheit beglücken; dann wieder hüllte sie ihre Strahlen in Wolken, um die Liebenden zu erkühnen und das jungfräuliche Erröten zu verbergen. Was konnte die arme Amena jetzt tun, umgeben von so vielen Kräften, belagert von einer magischen Macht und verraten von ihrem inneren Begehren? Tugend und Stolz, die Wächter ihrer Ehre, flohen ihre Brust und überließen sie ihrem Feind. Was blieb, war ein bisschen Verschämtheit, die für eine Weile Widerstand leistete, doch so schwächlich, dass sie ein noch ungeduldigerer Liebender als D´Elmont kaum beachtet hätte.

      Weil das heiße Wetter und ihre Gefangenschaft sie an diesem Tag davon abgehalten hatten, sich vollständig zu bekleiden, trug sie nur ein dünnes seidenes Nachthemd, das sich öffnete, als er sie in seine Arme nahm; er spürte, wie ihr Herz keuchend den Rhythmus der Zustimmung schlug, wie ihre wogende Brust sich schwellend an seine presste und wie jeder Pulsschlag den Wunsch gestand, sich hinzugeben; ihr Bewusstsein löste sich auf und versank in der Lethargie der Liebe; unwissend umschlangen ihre schneeweißen Arme seinen Hals; ihre Lippen trafen die seinen auf halbem Weg und erbebten in der Berührung; kurzum, sie war nur einen Wimpernschlag von ihrem Verderben entfernt, als sich Schritte schnell näherten, die das halb selige Paar nötigten, von den Liebkosungen abzulassen.

      Es war Anaret, die im Garten zur Wacht zurückgeblieben war, um bei der Rückkehr ihrer Herrin das Tor zu öffnen. Sie hatte gesehen, dass in jedem Zimmer des Hauses die Lichter angegangen waren, und geriet darüber in große Sorge, weswegen sie sofort zu den beiden gelaufen war, um sie über dieses Malheur zu informieren. Die schreckliche Nachricht riss Amena bald aus ihrem glückseligen Traum, sie klagte über den schlechten Einfluss der Liebessterne, schimpfte auf Anaret und machte dem Count in einer Weise Vorwürfe, die man nur verworren nennen kann; und erst beide gemeinsam vermochten sie zu beruhigen. Sie kamen aber überein, dass Anaret wieder zum Haus gehen und dann nochmals zu ihnen zurückkehren sollte, um ihnen den Grund für die Unruhe zu berichten. Die Liebenden hatten nun eine zweite Gelegenheit, aber ihre Gefühle waren durch den Alarm völlig verändert. Amena wurde mehr und mehr von Scham geplagt und schwor sich, eher zu sterben als jemals zu ihrem Vater zurückzukehren, wenn sich herausstellte, dass man sie vermisste. Der Count, dem es an gutem Charakter nicht mangelte, erwog ernsthaft das Unglück, das er wahrscheinlich über eine junge und ihn zärtlich liebende Lady bringen würde, und empfand große Reue. Der Gedanke, dass man ihm entweder verderbliche Absichten vorwerfen würde oder er aber Maßnahmen ergreifen müsste, um die Angelegenheit zu legalisieren, was keinesfalls seinen Plänen entsprach, bereitete ihm großes Kopfzerbrechen, und er wünschte sich Amena jetzt mehr in ihre Kammer zurück als zuvor aus ihr heraus. Schweigend harrten die beiden auf die Rückkehr von Anaret; dass sie aber nicht wie erwartet kam und die Nacht immer weiter fortschritt, steigerte ihre Sorgen ganz beträchtlich. Endlich schlug der Count, nachdem er tausend Einfälle im Geiste erwogen hatte, vor, zum Garten zurückzugehen, um nachzuschauen, ob das Tor offenstand.

      „Es ist besser für Euch, Madame“, sagte er, „in Eurem eigenen Garten angetroffen zu werden, egal was geschehen ist.“

      Amena stimmte zu und ließ sich zitternd dorthin führen, bei jedem Schritt gepeinigt von Kummer und Angst. Als sie aber alles verschlossen vorfanden und nicht mehr hoffen konnten, Eintritt zu erhalten, fiel sie ohnmächtig und ohne jedes Lebenszeichen vor die Füße ihres Liebhabers; er wusste nicht, was er mit ihr machen sollte, und schwor tausend Schwüre, sich nie wieder, wenn er heil aus dieser Sache herauskäme, auf ein ähnliches Abenteuer einzulassen. Um sie zu sich zu bringen, fehlte ihm die Kenntnis der geeigneten Mittel, und so verdankte es sich mehr ihrer

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