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Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
Читать онлайн.Название Der gebrochene Schwur
Год выпуска 0
isbn 9783754177310
Автор произведения Мэри Элизабет Брэддон
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Es war schon sechs Uhr Abends, als sie heimfuhren; Rachel Arnold öffnete das Gitter, und ihr flachshaariger Junge hielt sie am Rocke und blickte fragend zu dem andern Blondkopf auf, der zwischen dem Hauptmanne und seiner Gemalin den Vordersitz des Phaëtons einnahm. Gilbert lehnte über seinen Gartenzaun, aus einer schmutzigen Thonpfeife rauchend, und kaum aufblickend und seine schäbige Manchestermütze lüftend, als der dahinfliegende Wagen an der Hütte vorbeikam; schmutzig und ungeschoren, mit struppigem, schwarzem Haare und lauernden Katzenaugen, warf er einen langen Schatten quer über die Straße gerade unter die Hufe der Pferde, als sie hindurch galoppierten, daß es aussah, als ob sie über ihn selbst hinweg sprengten.
Der Hauptmann und Claribel hatten den ganzen Nachmittag über ihre Reise gesprochen; sie wollten sogleich fort, denn die Ungeduld des Ersteren kannte keine Grenzen, und wäre es möglich gewesen, so hätte er Sussex noch in derselben Nacht verlassen. Der Knabe und zwei der Diener sollten sie begleiten; in London sollte ein Courier aufgenommen und kein Augenblick durch unnöthige Vorbereitungen vergeudet werden. Zuerst wollten sie nach Frankreich überfahren und dort genauere Bestimmungen treffen über den Weg, den sie zu nehmen hätten; jedenfalls aber England sogleich verlassen.
»Wie hübsch unser Haus doch ist, Arthur,« sagte Mrs. Walsingham, als ihr Gatte sie aus dem Wagen hob und sie Beide durch das Treppenhaus gingen, das mit Treibhausblumen geziert und durch eine Glasthür von der Halle getrennt war. »Ich wollte Du wärst zufrieden mit Deinem hiesigen Leben.«
»Ich wünschte es selbst, Claribel. Ja, es ist schön hier, und ich muß den Geist Kain’s besitzen, um aus einem solchen Paradies zu fliehen.«
Während dieses Gespräches standen sie in der Halle; ein Diener trat vor mit einem silbernen Präsentirteller, worauf zwei sehr kleine Visitenkarten lagen, die einer Dame und eines Herrn.
»Was ist das?« frug der Hauptmann gleichgültig; »lege sie in Mrs. Walsingham’s Kartenkörbchen, Jervis.«
»Aber die Dame und der Herr sind hier, Sir; sie wollten warten bis Sie zurückkehrten, und besehen sich eben die Bilder im Speisesaal.«
»Sehen sich die Bilder an!«
Der Hauptmann nahm seinen Hut ab und wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirne.
»Wer sind die Leute, Claribel?« frug er, während seine Gemalin die Karten las.
»Nun, Arthur-, das ist doch seltsam, meine ich; es sind dieselben Leute, deren Namen wir heute im »Brightoner Tagblatt« lasen, Deine indischen Freunde Major und Mrs. Granville Barney.«
In diesem Augenblicke ward die eichene Thüre des Speisesaales von innen geöffnet, und ein lächelndes Gesicht blickte in die Halle.
»Es ist wirklich der liebe Junge selbst,« rief der Eigenthümer desselben im herzlichsten, freudigsten Tone, »so habe ich Dich endlich gefunden, schlauer, alter Fuchs! Habe Dich endlich erwischt, mein Lieber, wie? Alter, schlauer Fuchs, lieber Junge!«
Und Major Granville Barney brach in ein so anhaltendes, heiteres Gelächter aus, wie man es vielleicht nie von menschlichen Lungen gehört hatte. Er kam heraus in die Halle und schüttelte seinem »lieben Jungen« seinem »alten, schlauen Fuchs« wiederholt beide Hände. Man konnte sich über seine Freude an der Begegnung nicht täuschen; er lachte, er schüttelte sich, er wiederholte immer dasselbe in beinahe einfältiger Weise, Alles aus purer Fröhlichkeit.
Er war groß und stattlich, hatte ein frisches, gesundes Aussehen und blaue Augen, welche blitzten und funkelten vor freudigem Entzücken, und deren Lider sich so oft hoben und senkten, daß seine lichten Wimpern selbst im Sonnenscheine blinkten. Seine Zähne waren so weiß, daß sie beinahe eben so sehr leuchteten wie seine Augen, und seine Lippen so rosig und sein Teint so hell wie der einer Frau. Sein lichter, wohlgepflegter Bart und der dichte Wald blonder Haare, der sich um seine weiße Stirne lockte, hatten einen goldenen Schimmer.
Gekleidet war er mit einer gewissen Sorglosigkeit, die ihm aber ganz besonders gut ließ. Er trug ein grellfarbiges Seidentuch um den Hals, einen sammtenen Rock, eine gelbe Weste, eine Menge Schmuck und Zierrathe an seiner Uhrkette und werthvolle Ringe an seinen Fingern, kurz, er war vom Kopfe bis zu den Füßen eine glänzende, blendende Erscheinung, und wohin er sich wandte, schien es, als ob er Strahlen von Gold und Licht um sich werfe.
Der »schlaue, alte Fuchs,« bleich und düster, bewillkommte ihn einsilbig und stellte ihn seiner Gemalin vor. Der Major war entzückt.
»Ich hörte nichts von der Heirat des schlimmen Jungen. Können Sie es glauben, Mrs Walsingham,« sagte er, »der liebe Junge hielt es geheim, selbst vor seinen Freund-In in Calcutta; den Freunden, die ihn so herzlich liebten und hundert kleine Ansprüche an seine Zuneigung hatten, und ich erfuhr es heute durch Zufall im Hotel »zum Schiff« in Brighton. Soll ich Dir sagen wie es kam, Arthur? Mrs. Barney wollte ausfahren, ich stellte ihr vor, daß es in der Nähe Brighton’s nichts zu sehen gäbe, das wir nicht schon gesehen hätten; da Mrs. Barney aber immer noch darauf bestand, frug ich den Kellner nach den Schlössern in der Umgegend. Der Kellner schlug Lislewood-Park vor, gut! Welches Lislewood-Park? Nun das Schloß von Sir Rupert Lisle Baronet. Gut! Wir fahren hin, um Sir Rupert Lisle Baronet zu sehen, nicht vermuthend,« sagte der Major lächelnd und sich vor dem kleinen Knaben verbeugend, »daß Sir Rupert Lisle Baronet ein junger Gentleman in einem Sammtjäckchen sei. Wir kommen an und verlangen das Haus zu sehen. Man sagt, es werde nie gezeigt. Was, rufen wir enttäuscht aus, nie? Nie, erwiedern die Diener; Hauptmann Walsingham hat eine besondere Abneigung dagegen. Hauptmann Walsingham! Denke Dir meine Ueberraschung, mein Junge; denn wenn Du Dich erinnerst, als Du Calcutta verließest, warst Du keineswegs Herr von Lislewood-Park. Male Dir mein Entzücken, meine Glückseligkeit über meines Freundes Glückseligkeit, und reiche mir nochmals die Hand schlauer, alter Fuchs!!«
»Sei kein Narr, Major!« sagte der »schlaue, alte Fuchs« in Erwiederung dieser zärtlichen Anrede.
»Und der liebe Junge hat nicht einmal nach meiner armen Ada gefragt, die da drinnen Sir Rupert Lisle’s Rubens über dem Kamine angähnt.« sagte der Major, nach der halb geöffneten Saalthüre deutend, »welcher, unter uns Mrs. Walsingham (und ohne die Ehrerbietung vor dem Baronet bei Seite zu setzen, der zum strengen Kritiker noch zu jung ist), nichts mehr noch weniger als eine Copie ist! Ja, sagte der Major, Arthur Walsingham anblickend, ja, Arthur, lieber Junge, eine Copie; und ich glaube den Enkel des Mannes genau zu kennen, der sie gemacht, ein kleiner Bursche in Antwerpen, ein Jude, Mrs. Walsingham, aber ein Genie. Die Rubenssche Farbenmischung ist ein Erbstück der Familie, und jeder geschickte Bilderhändler kann Ihnen sagen, woran einer aus der Sippschaft gearbeitet.«
Der Hauptmann blickte düster auf seine bestaubten Stiefel, und schien kein Interesse zu haben für die künstlerische Befähigung des Antwerpener Juden.
Major Barney sah sich mit einem strahlenden Lächeln um, als ob er auf eine gute Antwort warte, doch der Hauptmann blickte nicht auf.
»Arthur,« sagte der ältere Officier, mit seiner weißen beringten Hand seinen glänzenden Schnurrbart zupfend, »mein Lieber, Du empfängst mich, als ob ich ein Häscher wäre, und frägst gar nicht nach der armen Ada!«
»Ach ja!« erwiederte der Hauptmann; »wie befindet sich Mrs. Barney?«
»Mrs. Barney!« rief der Major mit vorwurfsvollem Tone; »und vor zwei Jahren, liebe Mrs Walsingham, hieß es immer, Arthur und Ada unter den lieben Kindern. Doch nun komm’, Hauptmann, und sehe Dir Deine alte Freundin an. Mrs. Walsingham, meine Frau wird entzückt über Sie sein und Sie eben so über meine Frau. Beide jung, beide außerordentlich liebenswürdig,« setzte er hinzu, sich gegen Claribel vorbeugend. »Eine lauter Leben, die Andere ganz Ruhe. Ada!« rief er, seine