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in mein Bier, bis eine junge Frau die mit drei anderen an einem Tisch sitzt, aufsteht und zu mir kommt. Sie will vermutlich ihren Schabernack mit mir treiben, es fällt einem Rechtlosen schwer sich zu wehren, sobald im Gegenzug das Kreuz auf dich wartet. Das Zwölftafelgesetz ... dass römische Anwälte auslegen, wie es ihnen gerade passt, ist den Sklaven ein milder Richter. Die schwangeren Frauen und Mädchen, die sich gegen die Belästigungen ihrer Eigentümer gewehrt haben, dürfen zuvor vom Eigentum des Besitzers entbinden, bevor es zum Kreuzigen geht. Jeder zweite Einwohner Roms ist ein Sklave und um uns Sklaven, als arbeitendes Nichts kenntlich zu machen, ist es uns bei Todesstrafe verboten, die Toga zu tragen. Bei diesem herrlichen Wetter finde ich es nicht ärgerlich meine Gänge in luftiger Tunika zu erledigen.

      Die würdige Toga ist eine 6 Meter lange und dicke Bauwollbahn, wie bequem kann die schon sein? Von aller Kleidung, die man im Laufe der Zivilisierung erfinden kann, ist die Toga die unbrauchbarste. Oben herum schwitzt du, wie im Hydrocaustum und der Rest von dir schlackert vor Kälte. Dieses würdige Gewand ist eine Belastung für den Träger. In sommerlicher Hitze oder bei Kälte eine 6 Meter lange Stoffbahn aus Wolle tragen zu müssen ist nicht bequem. Eine Toga verleiht Würde ist im Gegenzug dafür unpraktisch und hindert die Beweglichkeit. Man hat genau darauf zu achten dass die Toga einen eleganten Faltenwurf hat und rempelte jemand einen auf den überfüllten Straßen an, ist alles für die Katz. Leider ist Rom kein Säulengang und man hält sich, nicht oft im Capitol auf, um sich zu zeigen. Man muss auch wieder durch dunkle dreckige Gassen nach Hause gehen. In ein Restaurant oder eine Taverne. Die Lebenszeit einer fehlerlosen, sauberen und exquisit gefalteten Toga dauerte genauso lange wie man brauchte von seinem Haus auf eine belebte Straße zu treten. Ist die Toga verschmutzt, muss sie in eine Wäscherei zum Walken oder Färben. Und schon klimpert es bei Lucullus und Crassus im Geldbeutel, denn gefärbt wird mit Harn.

      Ich bin erst seit kurzem Sklave und gewöhne mich langsam an meine neue Stellung, als Gegenstand und Besitztum. Ich betrachte die Venus, die gerade auf mich zu kommt und einen Gang hat, als würde sie schweben. Nein, einen Laufstil, als würde sie vor mir ins Schlafzimmer schweben und mich an der Hand hinter sich herziehen. Sie will mir aller Voraussicht nach, ihren Retsina auf die Bekleidung kippen und ihren lustigen Spruch aufsagen. Ihre blöden Freunde, die zu uns hinstarren, müssen darüber lachen. Bis ich das Gleiche tue, nur mir wird es echt Spaß machen. Sie trägt kein Brustband unter ihrer Seidentunika, so dass ich was für meine Augen geboten bekomme. Meine Tunika verrät meinen rechtlichen Status. Wer etwas im Unterricht bei seinem griechischen Sklaven aufgepasst hat, weiß, dass die selten im Straßenbild erscheinende Farbe Gelb einzig von sakrosankten Sühne Sklaven getragen wird. Weil nur eine Handvoll Priester das Geheimnis kennen, wie man Tunikas in die Signalfarbe Gelb gefärbt bekommt. Ich bin vom Meuchelmord und Giftmischerei Gerichtshof zu 27 Monaten Sühne verurteilt worden. Egal was ich im Augenblick tue die Gesetze können mir den Buckel runter rutschen. Bis mir in zwei Jahren, als Bürger die Rechnungen präsentiert werden. Weshalb ich mein Temperament auf Sparflamme koche, obwohl das Wetter grausig heiß und schwül ist.

      Das Mädchen, mit der makellosen Figur scheint in eine aristokratische Aura gehüllt zu sein, die allen römischen Patriziern eigen ist. Sie trägt seltene Seerer Seide und drei massive Goldreife klimpern an ihrem dünnen Unterarmen. Das Gold ist wiegt mehr, als sie selbst auf die Waage bringt. Ihre Turmfrisur ist mit Perlen und Seidenbändern geschmückt und steckt in einem goldenen Haarnetz. Da sie ihr Haar aufwendig und luxuriös schmückt und auf die Luxusgesetze pfeift, entstammt sie einer der Familien, die nicht nur den guten Namen, sondern auch Geld über die Zeit gerettet hat. Sie ist absolut hinreißend, als sei die Göttin Venus kurz in die Taverne gekommen, um mir ihren Wein ins Gesicht zu kippen. Sie hat ein bronzenes secespita, ihr fein ziseliertes Ritualmesser am Gürtel. Es ist eines für das rituelle Sühneopfer, es sind die einzigen Waffen, die Zivilisten innerhalb der Stadtmauern tragen dürfen. Sie ist also religiös und hat bestimmt gerade ein geweihtes Tier geopfert und die Arbeit, einem Opfertier den Hals durchzuschneiden selber erledigt. Ich sehe nämlich Bluttropfen und Spritzer auf ihrer Kleidung.

      »Da brate mir einer einen fetten Storch! Du bist der Centurio von der IX Legion von den Wachen vom Schweinemarkt?«, ruft sie laut. Ihre Stimme ist genauso wie die eines Marktweibes, was bei ihrem Aussehen ein regelrechter Schock ist. Ich frage mich, auch warum Frauen dauernd ans Kochen denken müssen, und auch, das ich schon lange keinen Storch mehr auf dem Teller hatte.

      »Iulius Decimus! Centurio der vierten Centurie der vierten Cohorte«, bestätigte ich. Aus irgendeinem Grund schmettere ich meinen Rang, als stehe ich vor meinen Legionären. Steht man vor den Galgenvögeln, muss man schmettern. Die Männer sind die Elite, nur die sich in Schlachten bewehrten, kommen in die Cohorte urbanae. Das zeigt nichts über den Grips der Jungs, nur dass sie kämpfen können. Manche möchten einzig zur Cohorte urbanae, weil es in der Stadt mehr Gefechte gibt und erst an zweiter Stelle, weil der Sold doppelt, so hoch ist.

      »Decimus, noch einer dieses Namens«, sagt sie.

      Ich nicke denn ich stamme aus einem Imperium in dem es viele Millionen Menschen gibt, die sich wenige Namen teilen. Römer sind erstaunlich erfinderisch beim Benennen von todbringenden Waffen, aber nicht bei der Namensgebung für humanere Dinge, wie Menschen. Seit vielen Menschenalter werden unzählige Römer, Decimus oder Rufus und Freigelassene Tiro gerufen. In meiner alten vieren Centurie, heißt jeder zweite Soldat Decimus. Man kann sich vorstellen, was das für einen Anblick bietet, wenn die verwirrten Legionäre über das öde, von Leichen bedeckte Schlachtfeld rennen und aus allen Mündern der Name Decimus schallt. Ich hab mir einmal die Mühe gegeben, als Zeit für sowas war, die Namen von den Männern, die ich verhaftete zu zählen. Es waren 188 Verbrecher, wobei 46-mal der Name Decimus vorkam, dicht gefolgt von Keso, Quintus und Lucius. Was ein kulturelles Armutszeugnis ist. Das gesamte Imperium Romanum hat insgesamt genauso viel Vornamen wie ein normaler Ägypter, bevor der noch volljährig ist. Ich kicher vor mich hin. Das hübsche Mädchen sieht mich an, als wäre ich verrückt, dann leuchten ihre Augen.

      »Ah diese Lache, jetzt weiß ich das du es wirklich bist«, sagt sie und beugt sich zu mir und gibt mir den Wangenkuss. Eine Menge teurer Klunker stecken an ihren Fingern und sie riecht nach Honig und einem ägyptischen Duftwasser.

      »Ich bin Aebutius. Erkennst mich nicht mehr? Vater ist praefectus urbi ... «

      Ich erinnere mich dunkel an sie und sage: »Valerius die Tochter vom Praefectus urbi stimmt‘s?«

      Sie nickt geschmeichelt, dass ich mich an sie erinnere. Sie ist die Tochter des Präfekten der Cohorte Urbanae, er war es zumindest noch, als ich in der größten und korruptesten Stadt der Welt für Ordnung sorgte. Das tat ich viele Jahre lang und bin, wegen meines Pflichtgefühls verurteilt worden Sklave der Witwe eines Verbrechers zu sein. Ich hinderte ihren Ehemann daran, einen Mord zu begehen. Brutus war ein Senator und der Händler, den er erdolchen wollte, weil er ihn komisch angesehen hatte, ohne Bürgerrecht und somit beging ich einen Mord. Man hielt mir zugute das es nachts unmöglich ist, einen Senator an dem Purpurstreifen seiner Toga, zu erkennen. Die Strasse war pechfinster und ich durchbohrte ihn mit meinem Schwert von hinten. Ich stimmte den Geschworenen zu und sagte Rom sei bei Nacht eine schlecht beleuchtete Stadt. Das von mir gerettete Opfer, ein steinreicher Händler aus Hibernia bestach den obersten der zwölf offiziellen Auguren und rettete mich davor, grausam umgebracht zu werden. Der Carcer Tullianus, das Gefängnis in Rom steht auf dem Forum Romanum. Hier wartete ich bei schlechtem Essen auf den Tod – durch Erdrosseln – dann sollte meine Leiche zum Verwesen auf die Gemonische Treppe gleich neben dem Forum geworfen werden. Zum Glück gibt es nur noch selten altmodische Hinrichtungen, der Gestank auf dem Capitol ist eh schon unerträglich bei Nordost Wind. In meiner Zelle saß der berühmte Jugurtha, was anzeigt, wie wichtig man meinen Fall nahm und wie klar der Prätor mit meinem Todesurteil rechnete. Ich kann mir schönere Todesarten vorstellen, als erdrosselt zu werden oder im Circus maximus von hungrigen Löwen verputzt zu werden. Aber ich kam ja noch einmal davon. Mein Lieblingsaugur besuchte die Verwandtschaft der 27 Geschworenen meines Prozesses zu Hause und meinte, wenn ich zum Tod verurteilt werde, möchte er nicht in ihrer Haut stecken. Denn der Willen des Iuppiter ist ihm klar offenbart worden. Er hat wiederholt den Vogelflug und den Blitz befragt, um ganz sicherzugehen. Da sieht man mal wieder, wie man mit 200000 Denaren das Gesetz umgangen bekommt. Der oberste Augur stand bei meiner Gerichtsverhandlung auf dem Forum in der ersten

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