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Schuldig!. Jens R. Willmann
Читать онлайн.Название Schuldig!
Год выпуска 0
isbn 9783847639886
Автор произведения Jens R. Willmann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Dachte ich mir es doch! Presse, soso. Sie sind neu?«
Vorsichtig nickte sein Gegenüber.
»Okay.« Hartmann reichte ihm seinen Ausweis zurück. »Und nun rein ins Auto und Abmarsch!« Hartmann öffnete ihm die Wagentür und stieß ihn leicht an.
»Aber …«
»Nichts aber. Sie fahren jetzt denselben Weg zurück, den Sie gekommen sind.«
Er versuchte die Autotür zu schließen, doch der Reporter stemmte sich dagegen.
»Die Öffentlichkeit hat ein Recht …« Weiter kam er gar nicht, schon hatte Hartmann ihn am Kragen gepackt und drückte ihn in den Fahrersitz. »Und ich, mein Lieber, habe das Recht, es zu vermeiden.«
»Das ist Behinderung der Pressefreiheit! Ich werde mich beschweren!«
»Tun Sie das! Und nun Abflug.«
Widerwillig schloss der junge Journalist die Fahrertür, startete den Motor und fuhr davon.
Die Szene war nicht unbeobachtet geblieben, doch das war dem Kommissar egal. Da er sich gerade in der Nähe seines Wagens befand, nutzte er die Gelegenheit, sich seine Zigaretten zu holen, bevor er zum Tatort zurückkehren würde. Er überlegte, von welcher Seite aus der Täter an den Tatort gelangen konnte. Vielleicht gab es aber auch noch andere Möglichkeiten. Suchend sah er sich um. Er entdeckte die drei Garagen, die zu den Mietshäusern links des Geländes gehören mussten. Daneben, etwas zurückliegend, sah er noch ein kleines, grünes Tor. Als er sich diesem näherte, stellte er fest, dass es der Eingang zu einer Schrebergartensiedlung war. Zwischen dem Tor und dem Bahnhofsgebäude hatte wohl mal einer dieser Bauzäune gestanden. Jetzt lagen nur noch dessen verbogene Reste im hohen Gras. Hartmann vermutete, dass es nach Stilllegung der Bahntrasse kaum jemanden interessierte, wer das Gelände betrat. Er folgte einem Trampelpfad bis kurz hinter das Gebäude, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Der Täter könnte durchaus auch von hier gekommen sein.
Das aber herauszufinden, wollte er der Spurensicherung überlassen, also schwenkte er um und kehrte zum eigentlichen Geschehen zurück.
Mittlerweile hatte die Spurensicherung ihr Okay gegeben und man hatte den Toten endlich vom Baum geholt. Nun konnte sich die Gerichtsmedizin um ihn kümmern.
»Sag mal«, wandte Hartmann sich an seinen Kollegen und zeigte auf das alte Gebäude, »wohnt da tatsächlich noch jemand?«
»Ja, eine Familie, also eine Frau, deren Mann und ihr Sohn«, antwortete Nitze.
»Und was ist mit dem Clubkeller?«, wollte Hartmann wissen.
Nitze überlegte kurz, bevor er antwortete. »Gehört, wie es aussieht, immer noch der KG Prinzengarde.« Mehr wusste er jedoch auch nicht.
»Gut, darum können wir uns später immer noch kümmern.«
»Ich denke«, wandte sich Dr. Miguel an Hartmann, »die Tat dürfte von langer Hand vorbereitet sein.«
Der Kommissar blickte Miguel interessiert an. Er hob beide Augenbrauen leicht, Hartmanns Blick forderte Miguel auf weiterzureden.
»Nun, die Vorgehensweise«, meinte der Pathologe, »Pfahlbinden gehört nicht zu den alltäglichen Methoden und schon gar nicht in Kombination mit einer Strangulation. Aber schauen Sie, der Mann hing dort. Es wurde ein Seil über den Ast geworfen und das eine Ende durch die Schlaufe der bereits gefesselten Hände gezogen und so weiter. Also, er bindet eine Schlinge um den Hals und zieht ihn anschließend hoch. Hierbei muss er darauf achten, dass, wenn die Schultern auskegeln, das Opfer keinen Kontakt mit dem Boden bekommt.«
Der Kommissar rieb sich das Kinn und dachte kurz darüber nach. »Logisch, Nitze äußerte sich ähnlich. Demnach kam es erst zur Strangulation, nachdem der Täter sich sicher sein konnte, dass sein Opfer keine Chance hatte, diese durch Bodenberührung zu verhindern?«
»Richtig«, bestätigte der Dok, »daher wusste der Mörder auch ganz genau, wie weit er ihn hochziehen musste.«
Dem Kommissar fiel das Isolierband wieder ein. »Deshalb wohl auch diese Markierung an dem Seil.«
»Wieder richtig. Und schauen Sie hier.« Dr. Miguel bat ihn, näher an den Leichnam heranzutreten, doch Hartmann winkte ab, was allgemeines Erstaunen in der Runde hervorrief.
»Auch gut. Also, die Arme des Opfers sind 65 Zentimeter lang. Bevor wir ihn dort herunterholten, haben wir auch den Abstand von den Füßen zum Boden gemessen. Dieser Betrug 9,5 Zentimeter, also insgesamt fast 74 cm. Nun müssen wir noch die Höhe des Astes ermitteln, zuzüglich seiner Körpergröße, Körpergewicht und dann bedarf es eines kleinen Rechenspiels, was uns auch zur markierten Stelle am Seil führen wird.« Hartmann konnte oder wollte den Ausführungen des Rechtsmediziners nicht folgen und fragte stattdessen: »Was ist mit dem Abdruck auf dem Kopf?« Der Dok neigte den Kopf des Opfers in Richtung des Kommissars. »Zunächst haben wir einen runden Kreis. Und im Innern des Kreises scheinen zwei Buchstaben ineinander verschlungen. Vielleicht ein Symbol, würde ich meinen.«
»Um welche Buchstaben handelt es sich?«, wollte Hartmann wissen, doch der Mediziner entgegnete, das sei schwer zu sagen. »Der eine sieht aus wie in I, könnte aber auch ein J sein. Und der andere ein G oder die Zahl 6. Genaueres erst, wenn ich das Opfer bei mir im Institut liegen habe.«
Der Kommissar drängte darauf, schnellstens Fakten zu erhalten, und ließ die Ermittler weiter ihre Arbeit verrichten.
5
Hartmann zog sich ein wenig zurück, um sich aus einiger Entfernung noch mal selbst ein Bild vom Tatort zu machen. Warum ausgerechnet hier? Handelte es sich um einen oder mehrere Täter? Weshalb wandte man eine »erweiterte« Form dieser Foltermethode an? Welche Bedeutung hatte der Abdruck auf der Stirn des Opfers? Noch wichtiger war es aber, die Identität des Mannes herauszufinden. Wer war das Opfer? Und warum musste es mit ihm ein solch grausames Ende nehmen?
Hartmann war sich bewusst, dass sie auf alle diese Fragen schnellstens Antworten finden mussten. Während er so dastand und grübelte, musterte er die Rasenfläche. Diese glich zwar eher einem Moosteppich, aber bei genauerem Hinsehen glaubte der Kommissar plötzlich zwei ungewöhnliche Spuren zu sehen, die parallel in Richtung des Baumes zu verlaufen schienen. Obwohl diese bereits durch die Zahlentafeln gekennzeichnet wurden, wollte er sie sich genauer anschauen. Gerade als er sich hinknien wollte, hörte er seinen Kollegen von der Spurensicherung etwas rufen. Hartmann blickte auf und registrierte, wie Nitze irgendwas in der Hand hielt und damit ganz aufgeregt herumwedelte.
»Was ist denn los?«, fragte der Kommissar neugierig.
Nitze zeigte ihm, was sie bei dem Toten gefunden hatten. Er reichte Hartmann die Labortüte und der Kommissar erkannte bei näherem Hinsehen, dass es sich um ein altes Foto handelte.
»Sieht nach Polaroid aus.« Hartmann kannte diese Art zu fotografieren noch aus eigener Erfahrung. »Ach, du Scheiße! Wer ist das?«
Aber Nitze konnte ihm die Frage nicht beantworten. »Ich fand es in der Innentasche seines Mantels.« Hartmann runzelte die Stirn. »Warum hat er das Bild eines offensichtlich toten Jungen in der Tasche?« Etwas ratlos standen die beiden nebeneinander und betrachteten gemeinsam das Bild.
»Scheint schon älter zu sein«, meinte Nitze. »Sieh dir den vergilbten Rand oder auch die Rückseite mal an, und hier oben rechts der Abdruck, sieht aus wie eine Büroklammer, seltsam.«
»Nur woher kommt es und wer ist das?«
Der Ermittler zuckte mit den Schultern und auch Hartmann hatte keine Antwort parat. Doch je länger er das Bild betrachtete, umso mehr Details erkannte er. Er