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Und ich kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass ich diese Sache besser machen werde als irgendein anderer.“

      „Glauben Sie wirklich, dass Sie herausfinden, wer der Täter war?“

      „Bestimmt“, sagte Spargo verbissen.

      „Nun gut, dann ist es in Ordnung. Nehmen Sie die Sache in die Hand. Ich werde zwei Spalten für Sie reservieren.“

      Höchst zufrieden ging Spargo in sein eigenes Büro und begann, seinen Artikel zu schreiben. Er wollte zeigen, wie man die Aufklärung dieses geheimnisvollen Mordes anpacken müsste.

      Am nächsten Morgen ging Ronald Breton zur Redaktion des Watchman. Er hatte die Morgenausgabe in der Hand, als er Spargos Büro betrat und begrüßte den Journalisten ganz begeistert. „Ich muss wirklich sagen, dass Sie den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Ich kann Ihnen nur gratulieren. So muss die Sache angepackt werden Sie haben vollkommen recht!“

      Spargo hatte Druckkorrekturen vor sich; er war müde und unterdrückte ein Gähnen. „Glauben Sie, dass ich recht habe?“, fragte er gleichgültig.

      „Sie haben den Artikel wunderbar geschrieben. Der ist hunderttausendmal besser als ein gewöhnlicher Bericht über eine solche Mordgeschichte. Wissen Sie, es liest sich fast wie ein Roman.“

      „Ach, das ist nur eine neue Methode, Nachrichten zu bringen.“ Spargo nahm eine Morgenzeitung und betrachtete die Spalten. Er hatte eine Abbildung des Papierfetzens und ein Bild des Toten sowie der Stelle gebracht, wo man diesen gefunden hatte. „Es fragt sich nur, ob ich dadurch mein Ziel erreichen werde.“

      „Wie meinen Sie das?“

      Spargo nahm ein Zigarettenetui aus einer etwas unordentlichen Schublade, bot seinem Besucher eine Zigarette an, bediente sich dann selbst und lehnte sich in den Stuhl zurück. „Was ich damit erreichen will?“ Er legte seine Füße vor sich auf den Schreibtisch. „Nun, ich will den Mord aufklären.“

      „Das haben Sie vor? Und ich dachte, Sie wollten nur sensationelle Artikel schreiben.“

      „Nein, ich will den Mörder John Marburys finden“, erwiderte Spargo langsam und mit Nachdruck. „Und seien Sie überzeugt, dass ich ihn finden werde.“

      „Aber Sie haben doch kaum einen Anhaltspunkt?“

      Spargo blies einige Rauchringe zur Decke empor. „Ja, ich muss erst noch viel in Erfahrung bringen. Ich muss wissen, wer dieser John Marbury eigentlich ist. Mittags hat er das Hotel frisch und gesund verlassen und nachts wurde er in der Middle Temple Lane mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden. Was hat er in dieser Zeit gemacht? Woher hat er diesen Papierstreifen mit Ihrer Adresse? Und vor allem, was hatte er mit Ihnen zu tun, Breton?“ Er sah den jungen Rechtsanwalt durchdringend an.

      „Ja, wenn Sie das herausfinden könnten, würden Sie schon ein großes Stück weiterkommen. Aber meiner Meinung nach ...“

      „Nun?“

      „Ich denke, dass er vielleicht in irgendeine Rechtssache verwickelt war oder einen Prozess führen wollte, und dass man ihn an mich empfohlen hat.“

      Spargo lächelte etwas ironisch. „Das ist gut!“, rief er. „Sie hatten gestern Ihren ersten Termin vor Gericht. Sie müssen doch wohl selbst zugeben, dass Sie als Rechtsanwalt noch nicht sehr berühmt sind, mein lieber Freund.“

      „Sie haben recht“, antwortete Breton gutgelaunt, „aber trotzdem sind mir ähnliche Fälle bekannt. Manchmal suchen Klienten auch einen jungen Anwalt auf, der ihnen empfohlen wurde. Vielleicht wollte mir jemand helfen, indem er diesem Mann meine Adresse gab.“

      „Möglich, aber dann wäre dieser Mann doch nicht um Mitternacht zu Ihnen gekommen. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass dies ein ganz außerordentlicher Fall ist. Sicher steckt ein großes Geheimnis dahinter. Deshalb habe ich ja auch meinen Chef gebeten, mir den Fall zu übertragen. Ich hoffe, dass durch die Veröffentlichung der Fotografie des Toten und des Papierstückchens in Kopie vielleicht jemand veranlasst wird ...“

      In diesem Augenblick kam einer der uniformierten Pagen herein und sah Spargo an, als ob er ihm eine wichtige Meldung bringen wollte.

      „Ich möchte eins zu hundert wetten, dass ich weiß, worum es sich handelt. Nun, was gibt es?“, fragte Spargo.

      „Mr. Spargo, unten ist ein Herr, der Sie wegen Ihres Artikels von heute Morgen sprechen möchte.“

      „Wer ist es denn?“

      „Er will seinen Namen nicht nennen. Ich gab ihm ein Formular, das er ausfüllen sollte, aber das tat er auch nicht. Er sagte nur, dass er den Verfasser dieses Artikels über den Mord sprechen möchte.“

      „Bringen Sie ihn herauf.“

      Als der Page gegangen war, wandte sich Spargo lächelnd an Breton. „Ich wusste doch, dass sich früher oder später jemand melden würde! Deshalb bin ich auch heute Morgen schon gleich nach dem Frühstück hergekommen. Nun, was wetten Sie, dass wir eine wertvolle Information durch diesen Mann bekommen werden?“

      „Nichts! Wahrscheinlich ist es irgendein Kauz, der sich etwas ausgedacht hat und Ihnen seine Theorien mitteilen will.“

      Gleich darauf öffnete sich die Tür und der Page ließ einen Fremden herein, der allerdings Bretons Ansicht zu bestätigen schien. Es war ein großer, kräftiger Mann in mittleren Jahren, der offenbar vom Land kam. Er hatte blondes Haar und blaue Augen und trug scheinbar seinen besten Sonntagsanzug: gestreifte graue Hosen und ein schwarzes Jackett. Die Farbe seiner Krawatte war etwas zu lebhaft. Die luxuriöse Einrichtung des großen Zeitungsgebäudes musste großen Eindruck auf ihn gemacht haben, denn er ging nur vorsichtig über den dicken Teppich und hielt seinen steifen, runden Filzhut schüchtern in der Hand. Er machte eine Verbeugung vor den beiden jungen Leuten und sah sich dann erstaunt in dem vornehm ausgestatteten Büro um.

      „Guten Tag“, begrüßte ihn Spargo und bot ihm einen Club-Sessel an. „Sie wollten mich sprechen?“

      Der Besucher machte noch eine kurze Verbeugung und setzte sich auf die Kante des Stuhls, legte seinen Hut auf den Boden, nahm ihn wieder auf und legte ihn aufs Knie. Dann sah er Spargo verlegen von der Seite an. „Ich hätte gern den Herrn gesprochen, der diesen Artikel über den Mord in der Middle Temple Lane geschrieben hat.“ Seine Sprache verriet seine ländliche Herkunft.

      „Das bin ich“, entgegnete Spargo.

      Der Fremde lachte breit über das ganze Gesicht. „So, das sind Sie? Es hat sich sehr spannend gelesen. Wie ist denn Ihr Name? Ich kann immer besser mit jemandem sprechen, wenn ich seinen Namen weiß.“

      „Mir geht es ebenso. Ich heiße Spargo, Frank Spargo. Und Sie?“

      „Webster, Sir, William Webster. Ich habe ein Gut bei One Ash Farm in der Nähe von Gosberton in Oakshire.“ Er lachte die beiden wieder gutmütig an. „Im Moment bin ich mit meiner Frau einige Tage zur Erholung in London. Und ich muss sagen, wir finden es hier sehr schön. Das Wetter ist so schön und ...“

      „Ja, ja, das stimmt. Und Sie wollten mich wegen dieses Mordes sprechen, Mr. Webster?“

      „Ja, das wollte ich. Ich glaube, ich weiß etwas für Sie. Aber sehen Sie, ich muss Ihnen das auf meine eigene Art und Weise erzählen.“

      „Das ist genau das, was ich gern möchte.“

      „Ich habe also heute Morgen Ihren Artikel gelesen, als ich auf mein Frühstück wartete - die machen hier im Hotel das Frühstück immer sehr spät. Also, wie ich den Artikel lese und mir nachher die Bilder ansehe, da sage ich zu meiner Frau: ‚Wenn ich nachher mit dem Frühstück fertig bin, dann gehe ich dahin, wo sie die Zeitung drucken. Denen muss ich einmal etwas erzählen.‘ ,Nun‘, fragt sie mich, ‚was willst du ihnen denn sagen? Das möchte ich auch gern wissen.‘ Also so kam das, Mr. Spargo.“

      „Ihre Frau hatte ganz recht. Also, was haben Sie mir denn nun zu erzählen?“

      Webster

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