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INDOCHINA. Der lange Weg nach Dien Bien Phu. Thomas GAST
Читать онлайн.Название INDOCHINA. Der lange Weg nach Dien Bien Phu
Год выпуска 0
isbn 9783742774422
Автор произведения Thomas GAST
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Издательство Bookwire
»Los, los. Macht schon.«
Man bugsierte die jungen Legionäre in die Ju-52, der man den Spitznamen Toucan gegeben hatte und platzierte sie mit Rücken in Flugrichtung in der Maschine so, dass keine Hand dazwischen passte. Damit die Ju optimal abheben konnte, drängten die Absetzer alle Mann soweit Richtung Pilotenkabine, wie nur irgend möglich. Es war ihr erster Sprung, fünf andere sollten folgen. Erst danach konnten sie sich Fallschirmjäger nennen. Joachim Wegener, groß, hager mit dichten, kurz geschorenen Haaren, dachte an gar nichts, sondern fieberte seinem ersten Sprung entgegen. Angst kannte er nicht, nicht nach dem, was er auf der Flucht von Russland bis Südfrankreich alles gesehen und erlebt hatte. Ein stiernackiger Deutscher mit Pfälzer Dialekt zeigte eine Reihe weißer Zähne.
»Da schlägt mein Soldatenherz.«
Er trällerte ein Lied ... Rot scheint die Sonne ... schien es gewohnt, den Schirm auf den Rücken zu haben, während einem kleinen Italiener, der zu seiner rechten saß, der Schweiß in Bächen über das Gesicht rann. Ihre Blicke kreuzten sich.
»War in Eben Emael dabei«, prahlte der Deutsche. »Ganz klar eine Sache für Männer. Uneinnehmbar, von wegen. Denen haben wir's gezeigt. Mit Gleitfliegern, nachts, lautlos und 'm Messer zwischen den Zähnen. Ran an die Bunker und schwere, 50 kg Hohlladungen oben drauf, mein Junge- parachutistes Allemands kennen keine Angst und… «
»Halts Maul, Fritz. Aufstehen, einhaken.«
Die Stimme des Absetzers klang wie ein Peitschenknall.
»Nach vorne aufrücken, macht schon.«
Fritz sah aus dem Flugzeug nach unten, wurde blass.
»Der erste, in Sprungposition!«
Der Absetzer trat beiseite, überließ Fritz den Platz in der Tür. Die D.Z. (Drop Zone - Sprungzone) von Philippeville unter sich, lehnte sich Fritz ein letztes Mal in die Maschine zurück.
»Ich verwette meinen Arsch, dass mir schon nächstes Wochenende in Indochina eine kleine, schwarzhaarige ....«
»Go! Go! Go!«
Fritz ließ sich ins Leere fallen.
Die Fallschirme amerikanischer Fabrikation öffneten sich mit dem typischen Plopp während die Ju-52 bereits wieder zum Landeanflug ansetzte. Die Paras, einmal in der Luft, prüften zuerst die Kappe des Schirms und hielten dann Rundumschau. Erst danach konzentrierten sie sich auf die Landung, pressten die Ellbogen eng an den Körper, gingen leicht in die Knie, Zehenspitzen nach unten, während der Boden rasch näherkam. Der Deutsche, der von Indochina geträumt hatte, war der Einzige, der beim Sammeln am Boden fehlte. Die Verpackungshülle seines Schirmes war intakt, er selbst starb in den Händen des Kameraden, der ihn zuerst gefunden hatte. Die Zeremonie zur Übergabe der Springerabzeichen des plaque a vélo (Fahrrad-Nummernschild) wurde durch diesen tragischen Unfall nicht weiter gestört. In aller Eile verabreichten einige Offiziere und ein paar ältere Unteroffiziere die Springerabzeichen. Man sang den Boudin, den die jungen Legionäre abends zuvor auswendig gelernt hatten und trank kaltes Bier. Es schmeckte köstlich, denn der Spieß der Kompanie hatte bereits am Morgen beim Antreten die Karten auf den Tisch gelegt. »Alle, die heute ihr Springerabzeichen verliehen bekommen, feiern Weihnachten in Indochina in irgendeinem verdammten isolierten Außenposten oder in einem vom Vietminh umringten Reisfeld. Glück ab.«
Er sollte Recht behalten. Von den zwanzig Mann dieser Promotion, war der Großteil dazu bestimmt, die erste Kompanie des 2. BEP in Saigon zu verstärken. Lieutenant Caillaud, inzwischen zum Hauptmann avanciert, legte Wert darauf, Legionäre zu bekommen, die bereits gedient hatten. Wenn es einen Kompanieführer gab, der Ansprüche stellen konnte, dann war es Caillaud. Immerhin war es seine Kompanie, die sich damit brüsten konnte zur absoluten Elite zu gehören, hatte sie doch den ersten Einsatzsprung des Bataillons absolviert, ein Ereignis, das von vielen beklatscht, von einigen aber auch beneidet wurde. Seine Kompanie war es auch, die in dieser Anfangsphase nach der Gründung des Bataillons ständig an diesen neuen Techniken rund um den Schirm trainierte, sich darin perfektionierte: Anlegen der Schirme Tag wie Nacht. Sammeln am Boden unter schwierigsten Bedingungen und Angriff aus der Bewegung heraus. Die anderen Kompanien folgten nach und nach diesem Beispiel und das war nur gut so, denn dieses Können sparte in naher Zukunft so manch Tropfen Blut.
Truppenverstärkung per Schiff
Nous n'avons pas seulement des armes. Mais le diable marche avec nous, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, car nos aînés de la Légion, se battant là-bas, nous emboîtons le pas. - Wir haben nicht nur unsere Waffen. Auch der Teufel marschiert mit uns, ha ha ha ha ha ha, denn unsere Vorgänger der Legion schlugen sich tapfer, wir folgen auf ihren Wegen.
Saigon im Jahr des Tigers
Beginn des Jahres des Tigers. Camp Petrus Ky.
Adjudant Coste musterte den Neuen im schlecht gebügelten Kampfanzug mit Wohlgefallen. Er konnte sehr gut zwischen einem guten Legionär und einem faulen Ei unterscheiden. Der hier, hatte alles, was man brauchte, um schnell nach oben zu kommen, Schneid, Intellekt und einen offenen Blick der von Mumm in den Knochen sprach. Nur mit dem Bügeleisen hatte er offensichtlich ein Problem.
Foto Wikimedia
Coste stand auf und sah zum Fenster hinaus.
»Ein Weihnachten, wie ich es mir immer schon wünschte, steht vor der Tür. Alle Kompanien sind hier zum Feiern, was will man mehr?«
Offiziell war das 2. BEP am 27. Dezember geschlossen in Than Son Nhut gruppiert. Die Männer des Bataillons waren inzwischen im höchsten Grade kampferprobt, die Moral gut. Das Bataillon bekam nach und nach seine eigentliche Fallschirmjägerseele, die sich durch ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl bemerkbar machte. Legionär? Prinzipiell schon ein hervorragender Soldat. Fallschirmjäger der Legion? Dafür gab es noch keine Worte! Der Ruf eilte dieser jungen Einheit weit voraus und der Stab der französischen Armee zögerte nicht, sich ihrer Fähigkeiten zu bedienen. Adjudant Costes Stimme glich feinem Glockenspiel. Doch mit einem Blick auf Joachim Wegener wurde sie zum Donnergrollen.
»Welche hirnverbrannten Idioten haben dir denn beigebracht wie man einen Anzug bügelt?«
»Caporal Burns von der CP-3, mon adjudant.«
»Burns? Nie gehört! Das war bestimmt einer von der Heilsarmee, denn ein caporal der Legion würde dir in den Arsch treten, damit du es richtigmachst. Und nun pass auf mein Junge.«
Er trat vor Joachim Wegener und versetzte ihm einen gemeinen Schlag in den Bauch, sodass dieser vorneüber zusammenklappte.
»Regel Nummer eins. Wenn du in einer Minute mit dem Hauptmann sprichst, dann bleib in Grundstellung und muck nicht rum. Sonst muck ich und zwar dir genau auf die Schnauze, verstanden?«
Wegener richtete sich mühsam auf und nahm erneut Grundstellung an. »Verstanden, mon adjudant.«
Der bullige adjudant lächelte. »Wir verstehen uns blind. Bevor ich's vergesse, gebe dir drei Tage Knast für den miserablen Anzug, wir wollen doch keine falschen Sitten einreißen lassen, nicht? Und nun wart mal schön.«
Er winkte dem Soldaten zu, der vor seinem Büro wartete.
»Du bist doch der caporal vom Neuen?«
»Ja, mon adjudant.«
»Gut. Wie sieht dein Abendprogramm aus? Foyer? Ein Mädchen, ein paar Flaschen Bier?«
Der caporal war auf der Hut. »Ich verstehe nicht.«
Coste verabreichte