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auf ihr gelegen hatte, rollte sich von ihr ab und küsste immer noch stöhnend ihren Hals. Sari versuchte krampfhaft die Augen geschlossen zu halten, an Sarah zu denken, jene Studentin aus England, mit der sie vor vielen Jahre in Phnom Penh eine kurze aber erfüllende Beziehung gehabt hatte.

      Vergeblich.

      Immer wieder schob sich jedoch Jays Antlitz vor ihr geistiges Auge mit seinen erregt leuchtenden Augen, die ihr immer ein wenig unheimlich waren. Am liebsten hätte sie laut geschrien und Jay von sich gestoßen. Es hatte weh getan, wieder einmal und Jay war so schwer gewesen auf ihr, so schwer und ihre Scheide fühlte sich immer noch trocken an und wund. Sie wurde einfach nicht feucht bei ihm. Alles an ihr war wund und tat weh und Sari hatte Schwierigkeiten, die Tränen zurückzuhalten, auch jetzt noch in Gedanken. Sie durfte nicht vor Jay weinen. Das wäre zu auffällig.

      Er durfte nie erfahren, dass sie sich nach einer Frau sehnte.

      Dass sie lesbisch war.

      Sie musste sich zusammennehmen und die perfekte Freundin mimen. Auch wenn es ihr schwer fiel, sehr schwer, immer schwerer, quasi unmöglich.

      „Ich könnte in der Tat noch mal, Sari, ich bin so geil auf dich“, hauchte Jay ihr ins Ohr. Sari zog die Beine an und brachte sich in eine aufrechtere Position. Sie schüttelte den Kopf.

      „Ich glaube, ich bekomme meine Tage. Mein Bauch tut weh. Außerdem habe ich Hunger, lass uns ins Blue Pumpkin gehen.“

      Sari wischte sich die Tränen aus den Augen und bemühte sich, wieder in die Realität zurück zu finden und ganz ruhig zu atmen.

      Nur sie und ihr Atem.

      Ruhig und gleichmäßig.

      Sie lag da, bis sie von dem Klingeln ihres Handys aus ihrer fast schon lethargischen Ruhe gerissen wurde.

      Ohne sich aufzusetzen, nahm sie das Gespräch entgegen.

      Es war Jay.

      „Hallo, Liebes, bin gerade gelandet. Wir brauchen nicht heiraten, lass uns einfach nach Phnom Penh zurückehren, wilde Ehe“, hörte sie seine Stimme und lächelte leicht.

      „Damit machst du die Rechnung ohne meine Ma. Für sie wäre eine erneut geplatzte Verlobung ein Desaster. Wenigstens hat Kouch schon eine Hochzeit auf der Habenseite und Simay, du kennst sie ja. Ich bin im Zugzwang und das Konzept der wilden Ehe taugt für Ma nicht. Sie ist irgendwie im letzten Jahrhundert stecken geblieben.“

      „Ich weiß, Darling, wir schaffen das. Ich liebe dich. Ich freue mich auf das Khmer Barbecue später, aus Torten habe ich mir noch nie was gemacht. Im Gegensatz zu deiner Sis. Sie und Vichay holen gerade ihr Gepäck, ich hab meines schon. Kouch freut sich schon tierisch auf die Torte. Ich kenne doch meine Lieblingsschwägerin. Ich liebe dich, Sari, Liebes.“

      Sari lächelte.

      „Ich dich auch, Jay“, sagte sie leise und legte auf.

      Es war eine Lüge und sie begann leise zu weinen.

      Er sah wirklich verdammt gut aus, wie ein Bollywood Schauspieler, kein Vergleich zu seinem Cousin Vichay, dem Mann ihrer Schwester Sreykouch, der Sari nicht einmal ansatzweise gefiel.

      Jay war einfach perfekt, aber sie liebte ihn nicht, nicht einmal ansatzweise.

      Nicht einmal ansatzweise.

      Weinend betrachtete sie das Verlobungskleid, das an einem Bügel an der Gardinenstange am Fenster hing. Wie seine beiden Vorgängerinnen typisch kambodschanisch, schöner, schwerer Stoff, gute Qualität, farbenfroh, aber leider für ihren Geschmack viel zu überladen. Sie konnte diese traditionellen, kambodschanischen, furchtbar pompösen Hochzeitsfeiern, bei der die Ehepaare sich verschuldeten, einfach nicht ausstehen.

      „Sari, Sis?“

      Sari richtete sich langsam auf.

      „Simay“, sagte sie lahm und betrachtete ihre jüngste Schwester, die eine schwarze Leggings und ein ebenso dunkles Shirt trug und richtete sich etwas auf.

      „Dass Ma immer so ein Zinnober machen muss mit den Verlobungen und Hochzeiten. Dieses kitschige Monstrum unten in der Halle, das da vor sich hin zerfließt, hat einen Würgereiz in mir ausgelöst, genauso wie das Kleid da an der Stange und mein eigenes, kotzgrün. Ich hasse Kleider. Wann bringt man Ma endlich dazu, dass das überhaupt keinen Style hat“, sagte Simay grinsend und setzte sich an Saris Bettrand.

      „Am liebsten würde ich sofort wieder nach Phnom Penh fahren oder Paris, London, New York, möglichst weit weg. Was sagt eigentlich Jay dazu?“

      „Der würde mich auch ohne Verlobung und Hochzeit nehmen“, sagte Sari leise.

      „Und du, was ist mit dir, was willst du“, fragte Simay, die jetzt mit gekreuzten Beinen aufs Saris Bett saß.

      „Ich würde am liebsten gar nicht heiraten, weder ihn noch irgendeinen anderen Mann. Gar nicht“, sagte Sari heftig und setzte sich ebenfalls auf. „Aber das ist Utopie, Simay, absolute Utopie, wir können so nicht leben. Nicht hier, nicht in Kambodscha, nicht in unserer Position als führende Tochter einer führenden Familie.“

      Sari schluckte bitter und dachte an Sarah damals in Phnom Penh, die Liebe zu ihr und die schmerzvolle Trennung, die von ihr selber aus gegangen war, weil sie Angst gehabt hatte, Sreykouch, mit der sie sich damals in Phnom Penh ein Zimmer geteilt hatte, würde sie an Mama verpetzen. Sie hatte Sarah nie wieder gesehen und wusste nicht, was aus ihr geworden war. Ob sie noch in Kambodscha lebte oder zurück nach England gegangen war.

      „Ich werde mich jetzt anziehen und du solltest es auch tun. Die Party muss beginnen. Bevor die Torte nicht mehr genießbar ist. Jay wird auch bald da sein. Er freut sich auf das Khmer Barbecue heute Abend. Er ist ein guter Mann, mein Jay, er müsste jeden Moment hier auftauchen, gemeinsam mit Vichay und unserer Schwester“, sagte sie sehr leise und stand auf.

      „Komm, Sim, spielen wir ihr Spiel mit, auch wenn es nicht das unsere ist, lass uns nach unten gehen“, sagte sie grimmig und auch Simay richtete sich widerwillig auf.

      Kapitel 2

      Caroline atmete tief durch. Bald würde sie in Kambodscha Deutsch und Englisch unterrichten, München hinter sich lassen. Dabei hatte sie sich vor einem halben Jahr noch geschworen, nie wieder einen Fuß in ein Klassenzimmer zu setzen. Viel zu schlimm waren die Erinnerungen an das missglückte Referendariat gewesen. Und an Tobi, der sie, als es ihr eh schon scheiße ging wegen der miesen Noten beim Referendariat, mit Miss „ich mach die Beine breit für jeden Typen an der Uni“, Saskia, betrogen hatte.

      Billige Schlampe, dachte Caroline und wühlte in ihrer Handtasche.

      Nur, dass es nicht mehr weh tat, merkwürdigerweise gar nicht mehr. Nicht so wie das blöde Referendariat, das sie komplett in den Sand gesetzt und abgebrochen hatte. Nicht so sehr wie die Tatsache, dass Myriam im Herbst heiraten will. Myriam, ihre beste Freundin, Myriam, die sie einmal auf einem Unifest sogar fast geküsst hatte.

      Komischerweise musste sie gerade jetzt an Myriam denken und hatte wieder diese seltsamen Schmetterlinge im Bauch. Schmetterlinge, die sie merkwürdigerweise bei Tobi nie so

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