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TARZANS DSCHUNGELGESCHICHTEN. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн.Название TARZANS DSCHUNGELGESCHICHTEN
Год выпуска 0
isbn 9783752915273
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Um Haaresbreite hinter Teekas glattem Rumpf fegten die grausamen Tatzen durch die Luft, als sich das Seil straffte und Sheeta plötzlich zum Halten brachte - einem Halt, der das Tier auf den Rücken riss. Wie ein Gedanke war Sheeta wieder hoch - die Augen glühten, der Schwanz peitschte, der offene Rachen entsandte Schreie der Wut und Enttäuschung. Da, kaum vierzig Fuß vor sich sah er den Affenjungen, die Ursache seines Fehlsprunges, und Sheeta griff an.
Teeka war mittlerweile in Sicherheit, soviel hatte Tarzan mit einem raschen Blick nach dem Baum gesehen, dessen Schutz sie nicht einen Augenblick zu früh gewonnen hatte. Sheeta kam an. Es war zwecklos, das Leben in einem eitlen und ungleichen Kampf zu wagen, bei dem nichts Gutes herauskommen konnte; aber wie den Kampf mit der wütenden Katze vermeiden? Und wenn er zum Kampfe gezwungen war, welche Aussicht hatte er, ihn zu überleben? Tarzan musste zugeben, dass seine Lage nicht gerade beneidenswert war. Die Bäume waren zu fern, um sie rechtzeitig vor der Katze zu erreichen. Tarzan konnte nur noch diesem fürchterlichen Angriff die Stirne bieten. Seine
Rechte hielt das Jagdmesser - ein winziges, wertloses Ding gegen die gewaltigen Reihen mächtiger Fänge in Sheetas furchtbarem Rachen und gegen die scharfen, in den weichen Tatzen verborgenen Krallen. Doch der junge Lord Greystoke begegnete ihnen mit derselben mutigen Ergebung, mit welcher sich seine furchtlosen Ahnen bei Hastings von dem Senlac Hill hinab in Niederlage und Tod stürzten.
Von ihren sicheren Baumwipfeln aus sahen die großen Affen zu, kreischten hasserfüllt auf Sheeta und gaben Tarzan gute Ratschläge, denn naturgemäß zeigen die Vorfahren des Menschen schon viele menschliche Charakterzüge. Teeka war zu Tode erschrocken. Sie schrie den Bullen zu, sie sollten Tarzan zu Hilfe kommen, aber die Bullen waren gerade anderweitig beschäftigt - hauptsächlich mit dem Schneiden von Grimassen und dem Erteilen guter Ratschläge. Außerdem war Tarzan gar kein richtiger Mangani, warum sollten sie also beim Versuche, ihn zu beschützen, ihr Leben aufs Spiel setzen?
Da, nun war Sheeta schon auf dem weichen, nackten Leib und - der Leib war nicht mehr da. Flink war die große Katze, der Knabe war flinker. Als sich die Fänge des Leoparden fast schon in ihn gruben, schnellte er zur Seite, und während Sheeta im Schwung über die Stelle hinausschoss, raste Tarzan zu dem Sicherheit bietenden nächsten Baum.
Der Leopard fing sich sofort, wendete und flog, das Seil des Jungen auf dem Boden nach sich schleppend, hinter seiner Beute her. Als Sheeta im Bogen hinter Tarzan hersprang, musste er um einen kleinen Busch herum. Für ein Dschungeltier von Sheetas Größe und Gewicht war das so viel wie kein Hindernis - wenn kein mitgeschlepptes Seil im Weg war. Aber Sheeta hatte das Seil als Hindernis, und als er wieder dem Affentarzan nachsprang, schlang sich die Leine um den kleinen Busch, verwickelte sich darin und nötigte den Leoparden zu einem ruckweisen Halten. Einen Augenblick später befand sich Tarzan auf den höheren Zweigen eines Baumes, auf die ihm Sheeta nicht folgen konnte, in Sicherheit.
Dort saß er und schleuderte Zweige und Schimpfworte auf das unten rasende Katzentier. Nun nahmen auch die übrigen Glieder der Horde die Beschießung auf und warfen an harten Früchten und dürren Zweigen hinab, was sie finden konnten, bis Sheeta in seiner Raserei wie toll nach dem Gras-Seil biss und so schließlich seine Fessel zertrennte. Eine Zeitlang starrte der Leopard noch von einem seiner Quäler zum anderen, bis er mit einem letzten Wutschrei im Urwalddickicht verschwand.
Eine halbe Stunde später war wieder der ganze Stamm unten auf dem Boden bei der Nahrungssuche, als ob nichts die dumpfe Eintönigkeit des Lebens unterbrochen hätte. Tarzan hatte den größten Teil seines Seiles wiedergefunden und brachte eifrig eine neue Schlinge an, während Teeka dicht neben ihm hockte als offensichtliches Anzeichen, dass sie ihre Wahl getroffen hatte.
Taug sah die beiden mürrisch an. Einmal kam er näher, da fletschte Teeka ihre Zähne und knurrte ihn an, und Tarzan zeigte mit bösartigem Schnarren seine Fangzähne. Aber Taug suchte keinen neuen Streit. Nach der Gewohnheit seiner Artgenossen nahm er augenscheinlich die Entscheidung des Weibchens als Hinweis, dass er im Kampf um ihre Gunst besiegt worden war.
Spät am Tage hatte Tarzan sein Wurfseil ausgebessert und nahm seinen Weg durch die Bäume, um zu jagen. Mehr als seine Gefährten trug er Verlangen nach Fleisch, und während sie mit Früchten, Kräutern und Kerbtieren zufrieden waren, die sie ohne besondere Mühe Anden konnten, verbrachte Tarzan den größten Teil seiner Zeit auf der Jagd nach Wild, dessen Fleisch allein den Ansprüchen seines Magens genügte und den mächtigen Muskeln, die sich jeden Tag stärker unter seiner glatten, braunen Haut entwickelten, Nahrung und Kraft lieferte.
Taug sah ihn aufbrechen und kam ganz zufällig auf der Nahrungssuche immer mehr in Teekas Nähe. Als er nur noch einige Fuß von ihr entfernt war und nach ihr hinüberschielte, sah er, dass sie keinerlei Ärger zeigte und seine Annäherung anscheinend billigte.
Taug warf sich in die breite Brust und stolzierte auf seinen kurzen Beinen umher, wobei er aus seiner Kehle merkwürdige, knurrende Geräusche hervorholte. Jetzt hob er die Lippen und bleckte die Zähne. Nein, was für große, wunderschöne 'Fangzähne er hatte! Teeka musste das wirklich feststellen. Dann ließ sie ihre Augen voll Bewunderung auf Taugs mächtigen Brauen und seinem kurzen, starken Nacken ruhen. Was für ein Prachtgeschöpf er doch war!
Durch die unverhohlene Bewunderung in ihren Augen fühlte sich Taug geschmeichelt und begann so stolz und eitel wie ein Pfau herumzustolzieren. Dann zählte er für sich seinen Bestand an Vorzügen auf und bald verglich er sie mit denen seines Nebenbuhlers.
Taug grunzte: Da war nichts zu vergleichen! Wie konnte man sein schönes Fell mit der glatten, nackten Scheußlichkeit von Tarzans haarloser Haut vergleichen? Wer konnte an des Tarmangani spitzer Nase etwas Schönes finden, wenn er Taugs breite Nüstern gesehen hatte? Und erst Tarzans Augen! Hässliche Dinger, die das Weiße sehen ließen und nicht die kleinste Spur eines roten Randes hatten! Taug wusste, wie schön seine eigenen blutunterlaufenen Augen waren, denn er hatte sie oft schon in der glatten Oberfläche eines tränkenden Wassertümpels spiegeln sehen.
Der Affe schlich näher an Teeka und drückte sich schließlich eng an ihre Seite. Als Tarzan bald danach von seiner Jagd zurückkam, sah er, wie Teeka seinem Rivalen zufrieden den Rücken kratzte.
Tarzan war empört. Weder Taug noch Teeka sahen es, als er aus den Bäumen auf die Waldwiese herauskam. Er schaute ihnen einen Augenblick zu, dann wendete er sich mit seiner jammervollen Grimasse ab und verschwand wieder in dem Gewirr belaubter Zweige und Moosgirlanden, aus denen er aufgetaucht war.
Tarzan wünschte sich von der Ursache seines Herzeleides so weit fort wie möglich. Er erlitt die ersten Stiche verschmähter Liebe und wusste nicht einmal ganz genau, was eigentlich mit ihm los war. Er glaubte erst, es sei Ärger über Taug, aber dann verstand er nicht, warum er davongelaufen war, statt sich zum tödlichen Kampfe auf den Zerstörer seines Glücks zu stürzen. Dann dachte er wieder, es sei wohl Ärger über Teeka, aber die Vorstellung ihrer vielen Schönheiten verfolgte ihn, so dass sie ihm wieder nur im Lichte der Liebe als das begehrenswerteste Ding auf der Welt erschien.
Dem Affenknaben fehlte Zuneigung. Von seiner Kindheit bis zur Zeit ihres Todes, als Kulongas vergifteter Pfeil ihr wildes Herz durchbohrte, war Kala für den englischen Knaben die einzige gewesen, für die er Anhänglichkeit empfinden konnte.
Kala hatte ihren angenommenen Sohn in ihrer wilden, rauen Art geliebt und Tarzan hatte diese Liebe erwidert, obgleich die äußerlichen Zeichen davon nicht größer waren, als man es auch von jedem anderen Dschungeltier erwarten konnte.
Erst als er ihrer beraubt war, wusste der Junge, wie innig er an seiner Mutter, denn dafür hielt er sie, gehangen hatte.
In Teeka hatte er in den letzten paar Stunden einen Ersatz für Kala gesehen - etwas, für das er kämpfen, für das er jagen konnte - etwas, das er liebkosen konnte! Nun war sein Traum zerbrochen. Irgendetwas in der Brust