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freien Arm um Hakims Schultern. Hakim grinste mich lüstern an und legte eine Hand in den Schritt, um seine Erektion zu drücken. „Wir dachten, wir könnten eine kleine Feier haben. Was sagst du, Doll?“

      „Happy-fucking-Birthday“, knurrte ich. „Und nun verpisst euch.“

      „Ahaahhh, Doll. Sei doch nicht so“, sagte Julio mit einem breiten Grinsen, das seine fauligen Zähne zeigte. „Du wirst doch wohl dem Geburtstagskind nicht seinen Geburtstagsfick verweigern wollen?“

      „Wage es, einen Schritt in die Zelle zu tun und ich reiße dir die Kehle raus“, warnte ich.

      Dan zog eine Stun-Gun aus dem Bund. Seine Augen glitzerten dunkel, als er die Waffe auf mich richtete und abdrückte. Ich wich aus, doch der zweite Schuss traf mich in die Schulter und ich ging paralysiert zu Boden. Die Wirkung würde nicht lange anhalten, doch es war lange genug, dass Julio meine Zelle öffnen konnte und die Männer bei meiner Seite waren, ehe die Wirkung nachließ. Ehe ich in der Lage war, meine Kräfte zu mobilisieren, um mich zu wehren, hatte Hakim mir die Hände hinter dem Rücken gefesselt und mir einen Knebel in den Mund geschoben. Die Männer wussten nur zu gut, dass ich keine Probleme damit hatte, meine Fänge einzusetzen, wenn sie mir Gewalt antaten. Ich hatte Dan einst eine tiefe Fleischwunde in seinem Arm zugefügt. Er trug noch immer eine hässliche Narbe als Erinnerung daran, mich nicht zu unterschätzen. Seitdem knebelten die Hurensöhne mich stets, um mich am Beißen zu hindern. Ich spürte, wie die Wirkung der Stun-Gun langsam nachließ, doch ich würde warten, bis ich die volle Kontrolle über meine Muskeln zurück hatte. Es hatte keinen Sinn, meine einzige Chance, mich zu wehren, zu vertun, wenn ich mit halber Kraft arbeitete. Nein, ich übte mich in Geduld und biss auf den verdammten Knebel, als die Männer begannen, mich zu entkleiden. Jack stand etwas abseits, den Blick abwendend. Ich schaute zu ihm so eindringlich, dass er meinen Blick spüren musste. Nach einer kleinen Weile blickte er in meine Richtung und ich flehte ihn mit meinen Augen an etwas zu tun, doch er stand nur da, tat absolut nichts. Mein Blick änderte sich von hilfesuchend zu hasserfüllt, und er wandte den Blick ab, nicht fähig, mir länger in die Augen zu schauen. Elender Feigling. Ich konnte ja verstehen, dass er nichts gegen die drei Männer ausrichten konnte, doch dass er mir nicht einmal in die Augen sehen konnte, um mir zu sagen, dass es ihm leidtat, würde ich ihm nie verzeihen.

       Kapitel 1

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       Jaded

       Jetzt

      Nachdem man uns befreit hatte, hatte man uns ermuntert, uns selbst Namen zu geben. Ein Name, der uns beschrieb oder mit dem wir uns identifizieren konnten. Jaded. Ich wählte den Namen Jaded. Denn ich war abgestumpft. Verbraucht. Erschöpft. Der Name passte. Nach Jacks Verrat war es zu einer wöchentlichen Gewohnheit geworden, dass die vier Männer in meine Zelle kamen, um mich zu vergewaltigen. Die ersten Male hatte Jack stumm und tatenlos dabei gestanden. Irgendwann hatte er angefangen, mitzumachen. Mein ehemaliger Liebhaber war zu meinem Vergewaltiger geworden. Er hatte mir einst seine Liebe geschworen. Hatte mir versprochen, mir zur Flucht zu verhelfen. Doch am Ende hatte er mich verraten. Ich könnte eher Julio, Dan und Hakim für die Vergewaltigungen vergeben als Jack. Die drei Männer hatten niemals vorgegeben, etwas für mich zu empfinden. Sie hatten niemals vorgegeben, etwas zu sein, das sie nicht waren. Sie waren wenigstens ehrlich in dem gewesen, was sie sind. Doch Jack? Jack hatte mein Herz genommen und es durch den Schredder gejagt. Ich würde nie wieder einem Mann vertrauen. Nie wieder Gefühle in einen investieren. Ich hatte gelernt, Sex zu genießen. Zu meinen Bedingungen. Doch Gefühle? Nein! Gefühle waren ein zweischneidiges Schwert. Sie waren gefährlich. Sie hatten die Kraft, dich zu zerstören, dich von innen heraus aufzufressen. Die Umsiedlung nach Eden hatte mir gutgetan. Ich fühlte mich besser hier als in dem Rehabilitationszentrum auf der Erde. Dennoch war jeder Tag eine Herausforderung für mich. Keiner wusste, wie es wirklich in mir aussah. Ich gab mich tough. Ich war eine Expertin darin, allen etwas vorzuspielen. Keiner wusste, dass ich jeden Tag mit der Frage erwachte, ob ich noch einen weiteren Tag überstehen konnte oder ob ich dem Ganzen nicht einfach ein Ende setzen sollte. Es wäre nicht das erste Mal. Ich hatte bereits drei Mal versucht, mich umzubringen. Doch das war im Rehabilitationszentrum gewesen und dort waren wir rund um die Uhr bewacht worden. Somit war jeder Versuch fruchtlos gewesen. Sie hatten mich stets gefunden und gerettet. – Gerettet. In ihren Augen hatten sie mich gerettet. In meinen Augen hatten sie mich verdammt. Verdammt, einen weiteren schmerzvollen Tag hinter mich zu bringen, in dem die Minuten sich zu Stunden zogen. Schlaf war lange Zeit das Einzige gewesen, das mir eine kurze Pause in meiner elenden Existenz gab. Mittlerweile gab es noch zwei weitere Dinge, die mich von dem unerträglichen Gefühl in meiner Brust ablenken konnten. Alkohol und Sex. Manche Tage waren besser, manche eine zur Routine gewordene Verzweiflung. Doch manche Tage waren die Hölle. Heute war so ein Tag. Seit ich heute Morgen aufgestanden war, hatte ich mich ununterbrochen übergeben wollen, nur dass ich nichts im Magen hatte, was ich heraus würgen konnte. Es war nicht Nahrung, die ich herauskotzen wollte, sondern meine Seele. Ich starrte auf meine Unterarme. Starrte auf die Narben, die sich von meinen Handgelenken beinahe bis zur Armbeuge zogen. Ich hatte meine eigenen Fänge genutzt, um mir die langen Risse zuzufügen, denn man hatte uns im Rehabilitationszentrum nichts in unseren Zimmern gelassen, was zum Selbstmord genutzt werden konnte. Ich war bei Weitem nicht der einzige selbstmordgefährdete Breed gewesen. Wenn du von Geburt an nichts als Schmerz und Demütigung kanntest, dann war es schwer, etwas Positives in deiner Existenz zu finden. Die meisten Breeds waren nach Jahren der Therapie besser geworden. Ich nicht. Ich hatte meinen Therapeuten etwas vorgespielt. Hatte die Antworten gegeben, die sie hören wollten. Nur um endlich die verdammte Therapie hinter mich zu bringen.

      Ich wandte den Blick von meinen Narben ab und seufzte. Ich stand zum x-ten Mal vor der Frage, ob ich Zuflucht in Alkohol und bedeutungslosem Sex suchen sollte oder ob ich endlich dem ganzen Mist ein Ende setzte. Die Sache war, dass ich keine Angst vor dem Tod hatte. Doch ich hatte Angst vor dem, was es meinen Freunden antun würde. Ja, ich hatte Freunde. Leute, denen ich etwas bedeutete. Ich wusste, dass mein Tod ihnen wehtun würde. Besonders, weil es unerwartet kommen würde. Sie wussten ja nicht, dass ich jeden Tag an Selbstmord dachte. Sie alle glaubten meiner Fassade. Keiner hatte auch nur die geringste Ahnung, wie es in mir aussah.

      „Reiß dich zusammen, Bitch“, knurrte ich, die Fäuste ballend.

      Ja, ich musste weiter machen. Ein elendiger Tag nach dem anderen. Nicht für mich. Für meine Freunde. Ich erhob mich aus meinem Sessel und schlüpfte in meine Schuhe bei der Tür. Ich würde zum Time-Out gehen, mir ein paar Drinks gönnen und mir einen Breed für die Nacht suchen. Alkohol und Sex. Dann würde ich wenigstens schlafen können, und ich hatte einen weiteren Tag hinter mich gebracht.

       Berserk

      Ich hatte heute fünf Stunden beim Training verbracht, bis ich vor Erschöpfung beinahe umgefallen war, und doch wollte die rasende Energie in meinem Inneren nicht abkühlen. Heute war einer dieser Tage, an dem einfach nichts mein Biest beruhigen konnte. Ich hatte gelernt, mit meiner Aggression umzugehen. Meistens zumindest. Doch an manchen Tagen war alles vergebens. Ich musste mich auspowern, um zu verhindern, dass die eiserne Kontrolle, mit der ich mein Biest in Schach hielt, riss wie ein Stahlband unter zu viel Druck. Genauso wie ein Stahlband, das riss, große Zerstörung und Gefahr bedeuten konnte, so war mein Biest eine Gefahr für alle um mich herum, wenn ich die Kontrolle verlor. Ich hatte bereits eine halbe Flasche Whisky hinter mir, und noch immer zischte und knisterte die geballte Ladung Energie unter meiner Haut. Ich musste den Rest der Flasche leeren und mir dann eine willige Bettpartnerin suchen. Dann würde ich hoffentlich genug Dampf abgelassen haben, dass ich schlafen konnte. Morgen würde ich ruhiger sein. Meist waren die Tage nach einer Episode wie heute meine friedlichsten Tage. Wie die Ruhe nach dem Sturm. Ich schraubte den Verschluss der Flasche ab und schenkte mir ein weiteres Glas ein. Ich saß allein an einem Ecktisch im Time-Out. Ich war nicht allein, weil niemand mir Gesellschaft leisten wollte, sondern weil meine Freunde wussten, dass ich allein sein musste, wenn ich mich mit einer Flasche Whisky an einen Tisch setzte. Sie wussten, dass ich Dämonen hatte, die ich hin und wieder allein bekämpfen musste, auch

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