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Methode, schnell Erleuchtung zu erlangen?», und die Ältere antwortete: «Es ist Bodhichitta.» Als er dies hörte, fasste Dipamkara Shrijana den festen Entschluss, den kostbaren Geist des Bodhichitta zu erlangen. Später, während er den großen Stupa in Bodhgaya umrundete, sprach eine Statue Buddha Shakyamunis zu ihm: «Wenn du schnell Erleuchtung erlangen willst, musst du die Erfahrungen des Mitgefühls, der Liebe und des kostbaren Bodhichitta gewinnen.» Da wurde sein Verlangen, Bodhichitta zu verwirklichen, sehr stark. Er hörte, dass der spirituelle Meister Serlingpa, der sehr weit weg an einem Ort namens Serling in Sumatra lebte, eine ganz besondere Erfahrung des Bodhichitta erlangt hatte und Unterweisungen über die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit geben konnte.

      Dipamkara Shrijana benötigte dreizehn Monate, um mit dem Schiff nach Sumatra zu gelangen. Bei seiner Ankunft brachte er Serlingpa ein Mandala dar und trug ihm seine Bitten vor. Serlingpa sagte ihm, dass es zwölf Jahre ­dauern würde, die Unterweisungen zu vermitteln. Dipamkara Shrijana blieb zwölf Jahre in Sumatra und erlangte schließlich die kostbare Verwirklichung des Bodhichitta. Dann kehrte er nach Indien zurück.

      ATISHAS ERLANGUNG VON WISSEN UND SPIRITUELLEN VERWIRKLICHUNGEN

      Indem er sich auf seine spirituellen Meister verließ, gewann Atisha das besondere Wissen der drei Gruppen der Lehren Buddhas – der Gruppe der moralischen Disziplin, der Gruppe der Vorträge und der Gruppe der Weisheit – sowie der vier Klassen des Tantra. Außerdem beherrschte er Künste und Wissenschaften, so zum Beispiel Poesie, Rhetorik und Astrologie. Er war ein hervorragender Arzt und sehr geschickt in Handwerk und technischen Dingen.

      Atisha erlangte auch alle Verwirklichungen der drei höheren Schulungen: Schulung in höherer moralischer Disziplin, Schulung in höherer Konzentration und Schulung in höherer Weisheit. Da alle Stufen des Sutra, wie die sechs Vollkommenheiten, die fünf Pfade und die zehn Ebenen, sowie alle Stufen des Tantra, wie die Erzeugungs- und Vollendungsstufe, in den drei höheren Schulungen enthalten sind, erlangte Atisha alle Verwirklichungen der Stufen des Pfades.

      Es gibt drei Arten höherer moralischer Disziplin: die höhere moralische Disziplin der Pratimoksha Gelübde oder Gelübde der individuellen Befreiung, die höhere moralische Disziplin der Bodhisattva Gelübde und die höhere moralische Disziplin der Tantra Gelübde. Die Gelübde, zweihundertdreiundfünfzig Übertretungen aufzugeben, die ein voll ordinierter Mönch ablegt, sind in den Pratimoksha Gelübden enthalten. Atisha brach niemals auch nur ein einziges davon. Dies zeigt, dass er sehr starke Achtsamkeit und sehr große Gewissenhaftigkeit besaß. Er hielt auch die Bodhisattva Gelübde – das Vermeiden der achtzehn Hauptübertretungen und ­sechsundvierzig sekundären Übertretungen – und all seine tantrischen Gelübde in reiner Weise ein.

      Die Erlangungen der höheren Konzentration und höheren Weisheit sind in allgemeine und außergewöhnliche Erlangungen unterteilt. Eine allgemeine Erlangung wird sowohl von Sutra- als auch Tantra Praktizierenden erreicht, und eine außergewöhnliche Erlangung wird nur von tan­trisch Praktizierenden erreicht. Durch die Schulung in höherer Konzentration erlangte Atisha die allgemeine Konzentration des ruhigen Verweilens und auf dieser Grundlage Hellsicht, Wunderkräfte und die allgemeinen Tugenden. Er erreichte zudem außergewöhnliche Konzentrationen, wie die Konzentrationen der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra. Durch die Schulung in höherer Weisheit erlangte Atisha die allgemeinen Verwirklichungen der Leerheit und die außergewöhnlichen Verwirklichungen des beispiel- und des sinnklaren Lichts des Höchsten Yoga Tantra.

      ATISHAS WERK DER VERBREITUNG DES BUDDHADHARMA IN INDIEN UND TIBET

      Atisha meisterte sowohl die Hinayana als auch die Mahayana Lehren und wurde von Lehrern beider Traditionen respek­tiert. Atisha war wie ein König, das Kronjuwel der indischen Buddhisten, und wurde als zweiter Buddha betrachtet.

      Vor Atishas Zeit lud der 37. König Tibets, Trisong Detsen (ca. 754 - 797 n. Chr.) buddhistische Lehrer wie Padmasambhava, Shantarakshita und andere nach Tibet ein und unter ihrem Einfluss blühte der reine Dharma. Doch einige Jahre später zerstörte ein tibetischer König namens Lang Darma (ca. 836 n. Chr.) den reinen Dharma in Tibet und schaffte die ordinierten Mönche und Nonnen ab. Bis zu jener Zeit waren die meisten der Könige religiös gewesen, doch die schreckliche Herrschaft Lang Darmas war für Tibet eine dunkle Zeit. Etwa siebzig Jahre nach seinem Tod fing der Dharma durch die Bemühungen solch großer Lehrer wie des Übersetzers Rinchen Sangpo in den oberen Teilen Tibets wieder an zu blühen und auch in den unteren Teilen Tibets begann er durch die Bemühungen eines großen Lehrers namens Gongpa Rabsäl wieder zu blühen. Allmählich verbreitete sich der Dharma bis nach Zentraltibet.

      Zu jener Zeit gab es keine reine Praxis der Vereinigung von Sutra und Tantra. Man hielt beide für widersprüch­lich wie Feuer und Wasser. Wenn Menschen Sutra praktizierten, gaben sie Tantra auf, und wenn sie Tantra praktizierten, gaben sie Sutra und sogar die Regeln der Vinaya auf. Falsche Lehrer kamen aus Indien, um sich einiges von dem in Tibet reichlich vorhandenen Gold zu beschaffen. Unter dem Vorwand, spirituelle Meister und Yogis zu sein, führten sie Abartigkeiten wie schwarze Magie, das Erzeugen von Geistererscheinungen, sexuelle Praktiken und rituellen Mord ein. Diese Missbräuche verbreiteten sich ziemlich weit.

      Ein König namens Yeshe Ö und sein Neffe Jangchub Ö, die in Ngari in Westtibet lebten, waren sehr besorgt darüber, was mit dem Dharma, Buddhas Lehren, in ihrem Land geschah. Der König weinte, wenn er an die Reinheit des Dharma in früheren Zeiten dachte und ihn mit dem unreinen Dharma verglich, der zu seiner Zeit praktiziert wurde. Es betrübte ihn sehr zu sehen, wie verhärtet und unkontrolliert der Geist der Menschen geworden war. Er dachte: «Wie wunderbar wäre es, wenn der Dharma in Tibet wieder erblühen und den Geist unserer Menschen zähmen würde.» Um diesen Wunsch zu erfüllen, sandte er Tibeter nach Indien, die Sanskrit lernen und sich im Dharma schulen sollten, aber viele dieser Menschen konnten das heiße Klima nicht vertragen. Die wenigen, die überlebten, lernten Sanskrit und schulten sich sehr gut im Dharma. Unter ihnen war der Übersetzer Rinchen Sangpo, der viele Unterweisungen erhielt und dann nach Tibet zurückkehrte.

      Da dieser Plan nicht sehr erfolgreich gewesen war, ent­schied sich Yeshe Ö, einen authentischen Lehrer aus Indien einzuladen. Er sandte eine Gruppe von Tibetern mit einer großen Menge Gold nach Indien und beauftragte sie, den fähigsten spirituellen Meister in Indien zu suchen. Er riet ihnen allen, den Dharma zu studieren und perfekte ­Kenntnisse in Sanskrit zu erwerben. Diese Tibeter ertrugen alle Strapazen des Klimas und der Reise, um seinem Wunsch nachzukommen. Einige von ihnen wurden berühmte Übersetzer. Sie übersetzten viele Schriften und sandten sie dem König, der sich sehr darüber freute.

      Als diese Tibeter in ihr Land zurückkehrten, berichteten sie Yeshe Ö: «In Indien gibt es viele sehr gelehrte buddhistische Lehrer, aber der angesehenste und erhabenste unter ihnen ist Dipamkara Shrijana. Wir würden ihn gerne nach Tibet einladen, aber er hat Tausende von Schülern in Indien.» Als Yeshe Ö den Namen Dipamkara Shrijana hörte, war er erfreut und fasste den Entschluss, diesen Meister nach Tibet einzuladen. Da er bereits das meiste seines Goldes verbraucht hatte und nun noch mehr davon benötigt wurde, um Dipamkara Shrijana nach Tibet einladen zu können, ging der König auf eine Expedition, um nach weiterem Gold zu suchen. Als er an eine der Grenzen kam, wurde er von dem bösen König dieses Landes gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen. Als die Nachricht bei Jangchub Ö eintraf, überlegte dieser: «Ich bin mächtig genug, gegen diesen König Krieg zu führen, aber wenn ich das tue, werden viele Menschen leiden und ich muss viele schädliche, zerstörerische Handlungen ausführen.» Er entschied sich, um die Freilassung seines Onkels zu bitten, doch der König gab folgende Antwort: «Ich werde deinen Onkel nur freilassen, wenn du entweder mein Untertan wirst oder den Körper deines Onkels mit Gold aufwiegst.» Unter großen Schwierigkeiten gelang es Jangchub Ö, Gold entsprechend des Gewichts des Körpers seines Onkels zusammenzubringen, außer dem Gewicht seines Kopfes. Da der König auch die restliche Menge forderte, bereitete sich Jangchub Ö darauf vor, nach weiterem Gold zu suchen, aber bevor er aufbrach, besuchte er seinen Onkel. Er fand Yeshe Ö zwar körperlich schwach, doch in gutem Geisteszustand vor. Jangchub Ö sprach durch die Gitterstäbe des Gefängnisses: «Schon bald werde ich dich befreien können, denn ich habe fast alles Gold zusammengebracht.» Yeshe Ö antwortete: «Behandle mich bitte

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