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war die Fahrt auch viel zu kurz. Nach nur wenigen Minuten, wo sie fast das komplette Stadtzentrum durchquerten, bog der Fahrer in eine Nebenstraße ab. Hier standen regelrechte Nobelvillen, denen man den Reichtum der Besitzer auf den ersten Blick ansah. Der Fahrer hielt an einer riesigen, weißen Prachtvilla, die wohl die schönste in ganzen Viertel war. Layla blieb der Mund offen stehen:

      „Wohnt hier Donerta?“

      Lachend und mit einem Augenzwinkern antwortete Naomi.

      „Nein, das ist das Strandhaus meines Vaters, aber Donerta lebt hier im Gästehaus, das direkt am Ozean liegt. Komm, Layla, ich zeige es Dir!“

      Damit öffnete sie die Türe, hängte sich bei Layla unter, was Hans den nächsten eifersüchtigen Blick entlockte und ging lachend über einen naturbelassenen Weg, der rechts an der Villa vorbeiführte. Layla konnte das Meer schon riechen und hören und die Sehnsucht tat ihr fast körperlich weh, obwohl sie als Werwolf niemals mehr schwimmen gehen konnte. Eine der wenigen Arten, wie ein Werwolf wirklich sterben konnte, war zu ertrinken, weshalb alle Werwölfe eine „angeborene“ Scheu vor Wasser hatten. Trotzdem war es herrlich am Strand zu liegen und zu faulenzen. Aber dies war sicher nur ein schöner Traum. Die nächsten Tage würden sicher alles andere als erholend werden.

      Als sie am Haus vorbeigegangen waren, konnte Layla das Strandhaus sehen. Es war deutlich kleiner, obwohl sich sicher auch hier gut leben ließ. Es stand auf circa drei Meter hohen Stelzen, um zu verhindern, dass es bei einem Sturm mit Wasser voll lief.

      Als die drei noch ungefähr 20 Meter von Haus entfernt sind, ging eine Türe auf und eine Frau trat heraus. Als Layla sie sah, blieb sie vom Donner gerührt stehen. Die Frau, die ganz offensichtlich Donerta war, war niemand anderes, als die Zigeunerin vom Zug an den Flughafen in Zürich!

      Kapitel 7

      Ab dem Zeitpunkt des ersten Treffens waren Tas und Wayrunku fast unzertrennlich. Morgens, wenn sie aus dem Dorf kam, da wartete er schon vor dem Dorf. Danach streiften sie zusammen durch sein Revier im Regenwald, bis Tas Wayrunku kurz vor Sonnenuntergang wieder in ihr Dorf brachte. Die beiden lernten dabei sehr viel voneinander. Wayrunku lernte, wie man sich effektiv, am besten gegen den Wind an ein Beutetier heranpirschte und Tas lernte, welche Kräuter gegen welches Leiden halfen. Für Tas war es die schönste Zeit in seinem Leben.

      Für die Frau selbst war die Zeit nicht so problemlos. Die Dorfbewohner hatten offensichtlich bemerkt, wer ihr neuer bester Freund war und machten ihr Vorwürfe. Sie hatten Angst. Aber Wayrunku war dies offensichtlich egal. Jeden Morgen war sie pünktlich zur Stelle. Tas konnte oft sehen, wie ihnen die Dorfbewohner argwöhnisch hinterher schauten.

      Eines Morgens wachte Tas sehr früh am Morgen auf. Er hatte in der Nacht ein stattliches Pekari erlegt und fast komplett aufgefressen. Die Art Nabelschwein kamen sehr oft in seinem Revier vor, waren aber wegen ihrer Aggressivität und Wehrhaftigkeit nicht einfach zu jagen. Tas hatte, als er noch sehr jung und bei seiner Mutter war, selbst schon gesehen, wie solch eine Pekari Gruppe einen ausgewachsenen Jaguar getötet hatte.

      Warum war Tas aufgewacht? Nach solch einem üppigen Mahl hätte er doch noch mindestens bis zum Morgengrauen schlafen müssen. Doch irgendetwas hatte ihn beunruhigt. Da bemerkte Tas einen leichten Brandgeruch. Vor Feuer hatte selbst er Angst! Tas sprang auf. Er musste wissen, wo dieses Feuer ausgebrochen war, dass er nicht von diesem Feuer umzingelt wurde und in der Falle steckte. Außerdem wollte er wissen, wie es Wayrunku ging. Also drehte sich Tas schnuppernd einmal um die Achse und rannte dann los. Das Feuer war offensichtlich ziemlich nahe am Dorf.

      Als sich Tas dem Feuer näherte, konnte er das Geschrei der aufgeschreckten Menschen schon hören. Dann sah Tas es! Das Dorf selbst stand in Flammen! Das war aber nicht das Schlimmste. Es waren andere Menschen da. Menschen, die er nicht kannte. Offensichtlich aus einem anderen Dorf und die griffen die Menschen aus Wayrunkus Dorf an und töteten sie. Tas vermutete, dass es diese Menschen auch gewesen waren, die das Feuer gelegt hatten.

      Ohne ein Sekunde zu zögern, sprang Tas vor und griff die auch für ihn feindlichen Menschen an. Bevor die überhaupt verstanden, was passierte, kam Tas wie ein Hurrikan über sie. Er sprang einen Mann an, schlug ihm die mächtigen Krallen in den Bauch und tötete ihn mit einem einzigen Biss. Das dauerte weniger als eine Sekunde. Auch der zweite überlebte seine Attacke nicht wesentlich länger. Er konnte noch weitere drei feindliche Menschen töten, bevor diese überhaupt begannen, zu reagieren. Die ersten Schreie ertönten. Dann brach Panik unter ihnen aus. Einen solchen riesigen Jaguar hatten sie noch niemals gesehen und dass er trotz des Feuers wie der Kriegsgott selbst unter ihnen wütete, ließ sie wie aufgescheuchte Affen wegrennen. Aber trotzdem wollten sie noch nicht aufgeben und begannen sich in einiger Entfernung nochmals zu formieren. Tas war dies gleich. Dann würden sie halt alle sterben. Er war bereit und duckte sich. Er war wieder kampfbereit. Ein Mann schmiss einen Speer nach ihm, der ihn aber weit verfehlte. Für Tas war dies aber das Startsignal. Mit einem wütenden Fauchen sprang er wieder vor. Die feindlichen Menschen rannten in Panik auseinander. Tas stürmte durch die sich bildende Gasse und sprang den Speerwerfer an, der kurz später zerfleischt vor ihm lag. Die Feinde schrien jetzt ihre Angst hinaus. Die ersten begannen panisch zu flüchten. Der Häuptling der Feinde hatte alle Hände voll zu tun, um eine gewisse Ordnung aufrecht zu erhalten. Tas brüllte nochmals wütend und stellte sich drohend vor die Feinde. Keiner dieser Menschen getraute sich auch nur einen Finger zu rühren. Wie paralysiert sahen sie dem gigantischen Jaguar entgegen.

      Überheblich, fast arrogant richtete sich Tas wieder auf. Er schien die Feinde geradezu zu verhöhnen. Und diese Überheblichkeit wurde Tas fast zum Verhängnis. Ein weiterer Speer flog auf ihn zu, den er viel zu spät bemerkte. Im allerletzten Moment duckte er sich, konnte aber nicht verhindern, dass der Speer sein rechtes Ohr durchbohrte. Tas schrie vor Schmerzen auf. Dann gab es für ihn kein Halten mehr. Wie ein Berserker stürzte er sich nochmals auf die Feinde, wobei auch diesmal der Speerwerfer das erste Opfer seiner Wut wurde. Die Schmerzen in seinem rechten Ohr stachelten dabei seine Wut weiter an und kurz später lagen weitere fünf getötete Feinde vor ihm, während die anderen in wilder Panik davonliefen. Knurrend kreiselte Tas um die eigene Achse, konnte aber vorerst keine weiteren Feinde erkennen.

      Langsam drehte er sich um. Er wollte nach Wayrunku suchen, sich vergewissern, dass es ihr gut ging. Sein Blick schweifte durch die Reihen der Menschen aus Wayrunkus Dorf, die ihr Glück nicht fassen konnten, dass Tas praktisch im Alleingang die Schlacht zu ihren Gunsten entschieden hatte.

      Da konnte Tas Wayrunku sehen. Sie stand nur etwa 25 Meter von ihm entfernt und war offensichtlich unverletzt. Allen Göttern sei dank, dachte sich Tas und ging langsam und würdevoll auf sie zu. Den Menschen aus ihrem Dorf krümmte er dabei kein Haar. Bei Wayrunku angekommen, ging er an ihrer rechten Seite vorbei und streifte dabei fast liebevoll an ihrem Bein entlang. Dann drehte er sich wieder den Feinden zu, die gerade wieder begannen sich zu formieren. Er ließ ein lautes, wütendes Brüllen hören, dass den Feinden offensichtlich durch Mark und Bein ging. Der Angriffswille war bei ihnen augenscheinlich gründlich verloren gegangen. Der Häuptling hatte immer noch Mühe zu verhindern, dass seine Krieger wieder hals über Kopf flohen.

      Der Häuptling von Wayrunkus Dorf kam und stellte sich demonstrativ neben Tas. Der ließ es geschehen. Die anderen Krieger des Dorfes formierten sich hinter den Dreien. Dies gab den feindlichen Kriegern offensichtlich den Rest. Die, die bisher noch nicht geflohen waren, fielen auf die Knie und küssten die Erde.

      Der feindliche Häuptling ließ alle Waffen fallen, dann kam er langsam auf Tas, Wayrunku und dem Häuptling des Dorfes zu. Dabei machte er mit demütigen Gesten klar, dass er nicht angreifen würde. Die drei ließen ihn gewähren, ohne eine Miene zu verziehen. Bei den dreien angekommen, kniete sich der feindliche Häuptling nieder, hob die Hände und neigte den Kopf, bis er direkt vor Tas den Boden küsste. Dann sagte er:

      „Wir ergeben uns der unbesiegbaren Macht des Jaguar Gottes. Wir sind jetzt seine Sklaven!“

      Tas ließ ein warnendes Fauchen hören, aber ließ es doch geschehen, ohne anzugreifen. Wayrunku legte die Hand auf seinen mächtigen Kopf und streichelt ihn sanft. Dann sagte sie:

      „Wir akzeptieren die Bedingungen. Wir

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