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das ernst meinte. Letztendlich hatte er dann aber auch keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn Stones führte ihn, nachdem er sich kurz vorgestellt hatte, gleich zu den Aufzügen.

      »Ich hoffe, sie haben gut gefrühstückt, denn um sie in den aktiven Dienst zu schicken, müssen sie noch ein paar Tests über sich ergehen lassen. Es könnte…«, er machte eine kurze Pause, betrat den Aufzug, wartete bis Michael eingestiegen war und betätigte dann den Knopf, der sie drei Etagen abwärts und damit in die tiefsten Innereien des MI6-Hauptquartiers befördern sollte. Dann sprach er weiter. »…es könnte sie ein wenig ins Schwitzen bringen. Aber sie scheinen ja wieder gut in Form zu sein«, sagte er und musterte Michael auf unangenehme Art und Weise von oben bis unten. Dann glitt die Aufzugstür auf und Alex Older erwartete sie bereits. »Da sind sie ja endlich. Wir sind schon ganz gespannt, was sie drauf haben. Neben einigen Fitnesstests und Zielübungen wird Dr. Winters überprüfen, ob sie auch mental bereit für den Außeneinsatz sind.«

      Michael hatte mit so etwas gerechnet. Es wäre zu leicht gewesen, aus der Reha zu kommen und nur mit einer positiven Bewertung der dortigen Ärzte wieder in den aktiven Dienst gehoben zu werden.

      »Also schön, was kann ich für Sie tun?«

      Kapitel 3

      Nachdem Michael seine Jeans, den Pullover, die dunklen Lederstiefel und den braunen Mantel in der zweckmäßigen Umkleide gelassen und gegen einen Trainingsanzug und bequeme Sportschuhe eingetauscht hatte, war er bereit. Das MI6 hatte ein straffes Programm zusammengestellt, das jeder Agent, der in den Außeneinsatz wollte, durchlaufen und abschließen musste. Ein finaler Test, der Körper und Geist nochmal an die Grenzen bringen sollte. Michael waren solche Tests bekannt. Zumindest die Richtung, die sie im Laufe des Tages nehmen würden. Denn wie er vermutete, würden sie die Disziplinen zwar regelmäßig abwandeln, so dass sich auch gut informierte Rekruten nicht sicher sein konnten, was auf sie zukam. Die Aufgaben, da war er sich recht sicher, würden sich nicht sehr von denen Unterscheiden, die er zu Beginn seiner SAS-Zeit über sich ergehen lassen musste.

      An diesem Tag hatten sie sich eine Version der Prüfung einfallen lassen, deren Reihenfolge Michael komisch vorkam und die sicherlich auf Olders und Stones Mist gewachsen war. Anstatt mit einer sportlichen Disziplin zu beginnen, wurde Michael in einen Raum geführt, den wenig später ein glatzköpfiger Mann mit schwarzgefärbtem Bart und einer großen, goldenen Brille betrat. Dieser stellte sich als Dr. Hartmut Winters vor. Er sei der Psychologe des MI6, habe schon viele Agenten in den Außeneinsatz geschickt oder sie, wenn er begründete Zweifel hatte, davon abgehalten. Michael ging durch den Kopf, dass die Psychologin, die ihm damals das finale Okay für seine Eignung für das SAS gegeben hatte, deutlich jünger und attraktiver gewesen war als der Mann, der nun über seine mentale Tauglichkeit entscheiden würde.

      »Sie werden mir ein paar Fragen beantworten. Diese Zeichnungen hier kennen sie ja sicher«, erklärte Winters und hielt einen Stapel mit Bildern des Rohrschachtests hoch. Nachdem Michael die zehn Tintenkleckse, die der Psychologe ihm nacheinander gezeigt hatte, ruhig und sachlich beschrieben hatte, schien der Arzt zufrieden. Er notierte etwas auf eine einzelne, auf ein Klemmbrett befestigte Seite und verließ dann den Raum.

      Michael kannte diesen Test zu Genüge, was nicht nur an seiner Ausbildung lag, sondern auch der Tatsache geschuldet war, dass er in den vergangenen Wochen mehrfach solche und andere Tests rund um die psychologische Interpretation von Farben, Formen und Schattierungen im Zuge seiner Reha machen musste. Verwundert, wo der Arzt hingegangen sein könnte, stand Michael einige Minuten später auf und trat aus der Tür, nur um dort auf einen Hünen von Mann zu treffen, der ihn direkt wieder zurück in den Raum drängte. Michael wich zurück und beobachtete gespannt, wie der über zwei Meter große Mann die Tür hinter sich schloss, den stiernackigen Kopf einmal nach links und einmal nach rechts krachen ließ und Michael anschließend herausfordernd anfunkelte.

      »Und sie sind der Punchhing Ball nehme ich an?«, sagte Michael mit ruhiger, fester Stimme. Neben den beiden Männern befanden sich nur noch zwei Stühle sowie der große Tisch im Raum. Plötzlich stürmte der Riese vor, schneller als es Michael von so einem Fleischberg von Mann erwartet hatte. Er konnte gerade noch ausweichen und achtete darauf, dass sich immer der Tisch als Abstandshalter zwischen ihnen befand. Das ging einige Momente gut, bis sein Angreifer den Tisch mit beiden Händen ergriff und das am Boden festgeschraubte Metallmöbel mit brachialer Gewalt aus der Verankerung riss. Diese imposante zur Schaustellung purer Kraft dauerte nur wenige Sekunden. Mehr Zeit benötigte Michael nicht. Er hatte im ersten Moment, als er den Mann sah, verstanden, worum es hier ging. Sie hatten die Tests ein wenig anders angeordnet, als er es erwartet hatte. Früher oder später kam es aber immer zum Kampf Mann gegen Mann. Er hatte jedoch eher mit einem gleichstarken Kontrahenten auf einer Sportmatte gerechnet und nicht mit so etwas.

      »Dann wollen wir mal«, rief Michael und machte einen Satz in den nun frei gewordenen Raum auf seinen Gegner zu. Dabei drehte er seinen Oberkörper leicht nach links, holte er mit seinem linken Bein Schwung und trat dem Hünen mit voller Wucht in dessen Familienplanung. Jaulend ließ der schwer getroffene Mann den Tisch zu Boden fallen und hielt sich sein schmerzendes Skrotum. Den letzten wachen Moment für einige Minuten hatte der Mann schließlich, als er Michael voller Hass aufgrund seines hinterhältigen Angriffs ansah. Dann beendete Michael den Kampf, indem er mit einem heftigen Schlag beider Handunterkanten einen Wirkungstreffer am Hals des Gegners landete, der die Blutzufuhr zum Gehirn für einen Moment unterbrach und den Riesen japsend zu Boden gehen ließ.

      Michael trat sofort an den Mann heran, testete seinen Puls und überprüfte, dass er nicht seine Zunge verschluckt hatte und noch atmen konnte. Dann rollte er ihn auf die Seite und ließ ihn liegen. Anschließend stellte er den noch intakten Stuhl wieder auf die Füße, setzte sich und wartete geduldig ab, bis sich die Türe wieder öffnete und eine Frau eintrat, die den am Boden liegenden Mann nur beiläufig ansah.

      »Sie können ruhig sagen, dass sie beeindruckt sind. Der Kerl ist ganz schön groß«, sagte Michael frech, der die Reaktion der Frau nicht wirklich zu deuten vermochte.

      »Es kommt nicht immer auf die Größe an, das müssten sie doch wissen Mr. Zain«, konterte die Frau kühl. Michael mochte sie gleich, auch wenn er nicht wusste, welche Disziplin sie ihm diesmal abverlangen würde. »Die Verführung wird es wohl nicht sein«, sagte Michael zu sich selbst und seine Mundwinkel zuckten kaum sichtbar. »Wenn sie dann fertig sind, folgen sie mir. Ich könnte mir vorstellen, das wird ihnen Spaß machen, was als nächstes auf dem Programm steht.«

      »Todsicher«, sagte Michael und folgte der dunkelhaarigen Frau, die eine körperbetonte, schwarze Anzughose und einen dazu passenden Blaiser trug, über den Gang bis zu den Aufzügen. Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, fuhren sie drei Etagen tiefer und mussten nun beinahe ebenerdig mit dem Grund der Themse sein. Was er beim Betreten des Areals, das sich hinter den Aufzugstüren befand, sah, zauberte Michael tatsächlich ein Lächeln ins Gesicht. Das MI6 hatte hier unten einen eigenen Schießstand errichtet, so wie er sie, allerdings obererdig, von den Trainingsplätzen seiner Einheit kannte. Wobei die Bezeichnung nur unzureichend beschrieb, was er hier vor sich sah. Es war wie ein Spielplatz für Erwachsene. Zwar auf einer professionellen Ebene, aber es sah nach Spaß aus. Der Fahrstuhl endete auf einem Gerüst, auf dem ein kleiner, zweckmäßiger Beobachtungsraum errichtet war. Von dieser Position aus hatte man einen idealen Überblick auf den Parcours, der von hier oben aussah, wie das Testlabyrinth für Mäuse in einem Labor.

      Das Team um die Quartiermeisterin Elisabeth Doloris Quelham hatte hier einen Parcours mit unzähligen Zielen, Hindernissen und Möglichkeiten aufgebaut, um die Fähigkeiten der Probanden in verschiedenen Waffenklassen und Schießpositionen zu testen. Sie ging mit ihm die Treppe herunter, sodass er nun direkt vor dem Eingang des Schussbereichs stand.

      »Sie haben zwei Minuten pro Durchlauf. Ich will, dass sie den Parcours zweimal bewältigen. Freie Wahl der Waffen. Zeigen sie uns, was sie können«, erklärte Quelham und nickte mit ihrem Kopf auf eine Tür mit einem Sicherheitsschloss. Michael legte seinen Finger auf den Scanner. Nach wenigen Sekunden gab ein lautes Piepen das Signal, dass seine Identität bestätigte und die Tür zur Waffenkammer schwang auf. Als er den Raum betrat, bemerkte Michael, dass es eine Ewigkeit

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