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gar nichts gelernt heute?“

      „Jaja, hier und jetzt leben, keine Panik wegen Dingen, die es noch gar nicht gibt, sondern die nur in meiner Einbildung existieren, muß ich erst noch verinnerlichen, OK, OK. Wirklich, muß mal wieder mehr Sachen mit Niveau lesen, abends bin ich leider meistens zu müde dazu.“

      „Ausreden. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

      „Aber der ist manchmal leider schon weg, wie du schon sagtest. Uaaah, schulligung, gestern wurd ich vom Denken wach, heut machts müde.“

      „Wie beim Tee, aufn Inhalt kommt es an.“

      „Glaubst du, daß es Tage gibt, an denen bestimmte Stichwörter vermehrt auftauchen? So ne Art Thema des Tages? Ich glaub, heut hab ich das Wort Tee öfter gehört als den ganzen letzten Monat zusammen.“

      „Warum denn nicht? Vielleicht ein Hinweis von oben, um dein Schicksal in die richtige Bahn zu lenken - wie in diese hier, hihihi.“

      „Mir zu absurd. Ist bestimmt ne selektive Rekognition. So, wie du überall schwangere Frauen siehst, wenn du einmal angefangen hast, an sie zu denken.“

      „Oder du selektierst, weil du selektieren sollst, um an etwas ganz Bestimmtes erinnert zu werden ...“

      „Jaja, das is ja wieda mal alles schön doppeldeutig: du kannst versuchen, alles so oder so zu erklären, aber keine Lösung gibt dir die Sicherheit, die richtige zu sein. Wissenschaft bietet wenigstens Logik und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.“

      „Ohne dir zu nahe treten zu wollen, Logik und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse findest du auch in der Religion, sonst würde man nicht alle Gläubigen dazu anhalten, immer dasselbe zu tun und dasselbe zu lassen: das erbringt nur Sinn, wenn ihr Verhalten vorhersagbare Ergebnisse liefert.“

      „Auch bei Wundern?“

      „OK, außer vielleicht bei Wundern, aber auch in der Wissenschaft werden zu vielen Fragen Thesen oder Theorien aufgestellt, die noch nicht bewiesen, weil sie nicht oder noch nicht reproduzierbar sind, und trotzdem glaubt man sie schon - siehe Evolutionstheorie. Vergiß nicht, sie ist kein Faktum! Jedenfalls kann ich in der Religion meinen Herrn verehren und damit innerlich Gewißheit erlangen.“

      „Wobei die Wissenschaft auf äußeren nachprüfbaren Fakten basiert, und du appellierst an inneres, nicht nachprüfbares Erleben.“

      „Nicht so voreilig. Religion schließt ja die wissenschaftlichen Fakten nicht a priori aus, sie mag sie nur anders interpretieren. Und rein psychologisch gesehen, und das müßte dir auch die Wissenschaft bestätigen, ist das innere Erleben ebenso Realität wie die äußere, ja strenggenommen sind beide Ebenen noch nicht einmal voneinander zu trennen, sondern miteinander verwoben. Denke nur an körperliche Reaktionen auf Seelenzustände oder seelische Reaktionen auf körperliches Empfinden. Mein Inneres kann ich jedenfalls viel besser selbst nachprüfen als Experimente, deren Voraussetzungen und Ergebnissen ich einfach glauben muß, weil sie in einer angesehenen Fachzeitschrift veröffentlicht worden sind und gerade die Mehrheitsmeinung widerspiegeln. Damit basiert die Wissenschaft sogar mehr noch als die Religion auf bloßen Glaubensgrundsätzen, denn jene gelten nur solange als wahr, bis der nächste Einstein kommt und sie widerlegt, diese wandeln sich seit Jahrhunderten nicht. Und das gilt sogar in der Königsdisziplin Physik ...“

      „Deswegen gibt es ja die M-Theorie, bald werden alle Fäden zusammenlaufen und ein einheitliches wissenschaftliches Weltbild ergeben ...“

      „... das die Religion schon lange hat - und wenn schon, umso besser, dann werden sie endlich den mathematischen Gottesbeweis führen! Nimm zum Beispiel mal einen wichtigen Teil der TOE-Ansätze, die Quantenphysik.“

      „Ist mein Spezialgebiet, hab Schuhgröße 45.“

      „Sehr witzig. Ich dachte allerdings nicht an Urzeit-Flosser, sondern eher an die geruchsneutrale Erforschung der kleinsten Einheiten, aus denen letztendlich alle Materie bestehen soll. Wenn du also Atome, Moleküle, Quarks weiter und weiter auseinandernimmst, dann kann man diese in immer kleinere Elementarteilchen aufspalten, welche in elektromagnetischen Wechselbeziehungen zueinander stehen. Noch ist die Wissenschaft weit entfernt davon, hier am untersten Ende angelangt zu sein, denn die Erforschung der Grundmaterialien verliert sich nach dem heutigen Stand der Dinge irgendwo zwischen Teilchen, Fäden und Wellen, die nun entweder eindimensional oder gar nulldimensional sein sollen, jedenfalls wird irgendwann im Grunde genommen die Annahme von festen Urbausteinchen verlassen und man hat im Prinzip nur noch eine Form von purer Energie vor sich. Folglich erscheint es mir heutzutage wissenschaftstheoretisch vertretbar zu sein, Materie als Form von Energie anzusehen, jeder Tisch, jeder Mensch, jeder Planet, pure Energie, in wohlgeordneter Anordnung, versteht sich.“

      „Ich folge dir.“

      „Gut. Und was haben die Religionen immer gesagt? Daß Materie aus Energie geschaffen worden ist, und zwar der göttlichen. Aber anstatt sie nun ihre kunstvollen Theorien mit den antiken Weisheiten in Einklang zu bringen versuchen, laufen sie lieber gewaltsam weiter im Kreis ihren atheistischen Zufallserkenntnissen hinterher und nennen das Ganze wissenschaftliches Arbeiten.“

      „Moment. Was wir brauchen, sind nicht nur Theorien, sondern Beweise. Was haste also gegen logische Beweisführung zur Untermauerung der neuesten Thesen?“

      „Gar nichts; auch Religion liebt Logik, und wenn du sie genau analysierst, wirst du jede Menge davon in den großen geistigen Bauwerken der Menschheit finden. Dazu paßt, daß die Grunderkenntnisse der Weltreligionen niemals wissenschaftlich widerlegt worden sind. Die Wissenschaft neigt hingegen dazu, sich unflexibel an einmal aufgestellte Definitionen festzuklammern, anstatt diese als fließenden Übergang zu betrachten, etwas, das immer verbesserungswürdig bleibt, damit von Zeit zu Zeit Altes losgelassen und Neues hereingelassen werden kann, see what happens.“

      „Warum, das steht nun wieder im Widerspruch zur anerkannten Wissenschaft, da gehts doch gerade ums Festhalten an Definitionen, wie sonst sollte man die Welt verstehen, wenn man ständig neu anfängt?“

      „Jedenfalls nicht durch unzureichende und unvollständige Axiome, die definieren die Wirklichkeit nämlich gerade nicht zu 100 % akkurat, sondern reißen sie nur an, so daß dich ein Fußen auf diesen wackeligen Grundlagen notwendig dem Irrglauben ausliefert. Es gibt sogar schon eine eigene Fachzeitschrift für gescheiterte Ansätze, aus denen andere Kollegen dann Nutzen ziehen sollen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen.“

      „Und das behaupten die Religionen besser machen zu können? Wie denn?“

      „Na rein wissenschaftlich natürlich, aber in einem weiteren Sinne: einerseits durch Beobachtung und intellektuelle Analyse externer Phänomena, andererseits durch Beobachtung und intuitive Analyse innerer Vorgänge. Sieh dich nur um und schau in dich selbst: welche der Wunder deines Herrn könntest du jetzt wohl noch leugnen? Im einzelnen ist Religion natürlich eine hochkomplexe Wissenschaft für sich, die jahrelanges Studium und viel Lebenserfahrung erfordert.“

      „Warum finde ich dann die klassische Wissenschaft trotz allem einleuchtender? Da scheint mir alles unmittelbar nachvollziehbar zu sein, oder es wird über Bord gekippt.“

      „Falsche Erziehung. Aristoteles hats verdorben, und nach ihm dann die Humanisten und Aufklärer, die bei der uns von ihnen eingebleuten Weltwahrnehmung bewußt die Spiritualität von der Rationalität entzweit haben. Meßergebnisse müssen ebensowenig ewig wahr sein wie theoretische Schlußfolgerungen, schau sie dir doch an, die Geschichte der Naturwissenschaften, vom Aberglauben zur Astrophysik, und noch immer verstehen sie nicht zehn Prozent von dem, was sie da untersuchen. In der Religion hast du ein geschlossenes und logisches Weltbild, das alles erklären kann, auch Zwischenmenschliches - was kann denn die Physik dazu sagen? Alles Biochemie? Danke, hat mir sehr geholfen.“

      „Wenn das so einfach ist, warum lernt man genau das Gegenteil in der Schule, an der Uni, aus den Medien?“

      „Machst du schon wieder Witze: das herrschende Denksystem will sich doch nicht selbst abschaffen, auch wenn es noch so falsch ist.“

      „Also so ne Art Erbmonarchie, auch wenn der Thronfolger ein Cretin

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