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      Adrian Klahn

      Die blinde Passagierin

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       Seinerzeit

       Einstein

       Schwarzer Kolibri

       Ressentiment

       Pro Mundi Beneficio

       Das achte Weltwunder

       Leuchtturm

       Der einzige Gast

       Epilog

       DANKE

       Zum Autor

       Impressum

       Impressum neobooks

      Prolog

       Die blinde Passagierin

       Adrian Klahn

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       1954

      Hätte sie gewusst, dass sie für einen Tag nicht nur bedeutsam, sondern sogar der wichtigste Mensch der Welt sein würde, nie hätte sie an sich gezweifelt.

      Erst als ihre Nasenspitze auf den Beckenboden tippte, konnte sie das kalte Wasser an den Wangen, sowie den Augenlidern spüren und einen Moment lang wollte sie für immer hierbleiben und nie mehr nicht wissen was zu tun wäre. Und als sie den Kopf aus dem Waschbecken hob und sich im Spiegel sah, wusste sie, was sie mit ihm anstellen würde…

      Im selben Moment fuhr ein Polizeiwagen über die Wiese, der direkt vor der Tür des Mietshauses hielt. Es ist so weit.

      Als Credo öffnete blickte sie in das Gesicht eines breitschultrigen Wachtmeisters.

      Ohne ein Wort legte der schnauzbärtige Mann der jungen Frau Handfesseln an und führte sie zum Wagen.

      „Fräulein hat uns schon erwartet“.

      Sein Kollege musterte die junge Frau.

      „Fräulein? Haste nachjesehen? Mit dem Bubikopf könntet och ´n Bengel sein.“

      Worauf hin der andere ein müheloses Lachen ausstieß.

      Credo unternahm keinen Fluchtversuch und wirkte gefasst, doch unter ihrer Maske waren die Nerven gestrafft.

      Blitzschnell zog der Schnauzbärtige der Frau einen Sack über den Kopf bevor er sie auf die Rückbank stieß.

      „Mach los, wir essen zeiteh.“

      Während ein wolkenfreier Himmel Sonnenstrahlen auf der Stadt ausbreitete, raste der schwarze Mercedes 170D über die Frankfurter Allee. Nur an den Schlammstreifen der Radkästen ließ sich erahnen, dass hier kürzlich ein Unwetter tobte.

      Da man sich keine Mühe gemacht hatte die Gefangene am Sitz zu fixieren, wurde Credo bei jeder Kurve über die Bank geschleudert, sodass sich ihr Kopf am Fenster abfing. Der Wachtmeister auf dem Beifahrersitz ließ Credo nicht aus den Augen, da er wusste, dies war keine gewöhnliche Festnahme. Er beobachtete sie durch den Rückspiegel als könne sie jede Sekunde aufspringen und den Polizisten von hinten eine Schlinge um den Hals legen.

      Doch daran konnte sie nicht mal denken. Credo kämpfte schon jetzt mit den ersten Stirntropfen, die die Hitzewallungen unter dem muffigen Sack verursachten, denn für Mitte April war es ungewöhnlich warm in Berlin. Außerdem trug sie eine Jacke.

      Zum Glück dauerte die Fahrt nicht lang und so trafen die Drei schon sechzehn Minuten später am Parkplatz der vermeintlichen Polizeiwache ein. Es schien so, als sei sie nicht der einzige Gast mit dem man ruppig umsprang, denn kaum öffnete sich die schwere Tür des Mercedes, hörte sie wirre Rufe und sowas wie Tiergeräusche aus dem Inneren des Gebäudes dringen.

      Als die junge Frau vom schnauzbärtigen Hauptmann übergeben wurde, packte sie ein nach Schweiß riechender Kerl am Arm, um sie über einen gebohnerten Gang im Gebäude zu führen. Durch den Sack drangen nur vereinzelte Lichtfetzen. Während sein beleibter Körper bei jedem Schritt mitschwang und ungewollt an ihrem Arm rieb, hörte Credo aus einem der hinteren Räume, den Song Peggy Sue.

      Vermutlich führte der Dicke das Mädchen in einen Verhörraum. Schroff befahl er Platz zu nehmen als er Credo mit den Handschellen hinter dem Rücken am Stuhl fest machte.

      „Der Kommissar kümmert sich gleich um Sie.“

      „Kann ich was trinken, bitte?“

      fragte sie vorsichtig, woraufhin der Dicke sie ironisch ansah.

      „Hört an, der Knabe hat Durst. Klar doch, bei uns ist der Kunde König. Sonst noch wat?“

      „Pass auf was Du sagst“, zischte sie in den Raum hinein, da sie ihr Gegenüber immer noch nicht sehen konnte und nur ein kleines Licht der Tischlampe durch den Jutesack schimmerte. Mit gespielt besorgter Miene, die sie nicht sehen konnte, drehte er eine Runde um den Tisch und griff nach einem Gegenstand. Als der beleibte Wachtmeister auf Credos Höhe angekommen war, holte er aus und schlug ihr eine Akte an den Kopf, sodass Credo mit dem Stuhl zu Boden platschte, wie ein Sack Kartoffeln. Der Mund schmeckte nach Rost. Dann richtete er sie wieder auf, zog Credo den Sack vom Kopf und verließ den Raum.

      Gläsern sah sie rüber zum Spiegel, hinter dem sich wohl ein weiteres Zimmer befand. Von diesem Zimmer wiederum sah der kahlköpfige Kommissar zurück durch die Scheibe in den Verhörraum, in dem eine schlanke Frau mit kastanienbraunem, kurzem Haar in einer Flieger-Lederjacke saß.

      Credo hatte viel gelitten und beinahe wäre sie ein düsterer Mensch geworden, doch ab jetzt wusste sie, dass alles so kam wie es musste.

      „Ich habe weder Zeit für Ihr Schauspiel noch für Gefühlsausbrüche, Fräulein Credolan“, raunte Charlie Montag als er das Zimmer betrat. „Credolan, Fenia, das ist doch Ihr Name? Ungewöhnlich für eine Deutsche. Woher stammen Ihre Eltern?“

      Fantasielos starrte sie auf ihre verschmierte Hose und fühlte das warme Blut, welches immer noch aus der Nase ran.

      Nicht auf eine Antwort hoffend redete der Kommissar weiter:

      „Sie haben zwei Möglichkeiten, Fenia. Entweder Sie erzählen mir, was Sie mit Herrn Alasker gemacht haben, wo sich die Leiche befindet und wer ihre Komplizen sind oder sie

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