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Pioniere werden von der Pionierleiterin mit dem Pioniergruß „Für Frieden und Sozialismus - Seid bereit!“ begrüßt. Ein glockenhelles „Immer bereit!“ schallt aus den Kehlen der Pioniere durch die Aula. In der siebten Klasse wurde aus "Immer bereit" oft "Immer breit" – in Vorfreude auf die erste Fete mit alkoholischen Getränken. Wir wollten endlich erwachsen werden – das Pionierhalstuch war was für Kinder.

      Der FDJ-Sekretär der Schule begrüßt uns mit dem FDJ-Gruß „Freundschaft!“. Ein tief dunkles „Freundschaft!“ kommt von uns zurück. Der Schulchor singt zwei Lieder aus der Singebewegung und bringt damit Leben in die Aula. Die Direktorin eröffnet das Schuljahr. Ihre Rede klingt wie all die Jahre vorher, egal, wie der Chef heißt, der da vorn steht. Ich höre sie zum zehnten Mal - Weltfriedenstag, DDR, Kampf für den Sozialismus und für das Leben lernen wir.

      Der Schulhof ist riesig groß. Nur direkt am Schulgebäude liegen Steinplatten, der Rest ist Sand. Große Kastanien stehen am Ende des Schulhofes. Dahinter ist eine Kinderkombination. In der Krippe stehen die Kinderwagen auf der Terrasse. Im Kindergarten stehen ein paar Knirpse am Zaun und schauen neugierig auf den Schulhof. Wenn die wüssten, was sie da erwartet, würden sie jetzt bestimmt mit den Anderen im Sandkasten spielen. Das Zentralorgan der Vorschulkinder, die Zeitung „Bummi“, hat ihnen bestimmt überzeugende Argumente geliefert, dass Schule ganz toll ist.

      Eine kleine Sportanlage liegt im Schatten von alten Wohnhäusern. Die Aschenbahn ist leicht holprig. In der Kugelstoßecke und der Weitsprunggrube markieren tiefe Löcher die Durchschnittsweiten.

      Unsere Clique strebt zu der niedrigen Steinmauer. Wir haben unseren Stammplatz, der hartnäckig gegen jeden Eroberungsversuch verteidigt wird. Der neue Stundenplan wird ausgewertet. Er ist fies, drei Mal in der Woche bis fünfzehn Uhr und sonnabends bis zwölf.

      „Was macht eure Schülerband? Ich will euch endlich mal live sehen!“, fragt Efpi neugierig, „oder kommt ihr gegen Volkers Band nicht an?“

      „Efpi, ich lasse mich von dir nicht provozieren“, sagt Gunther betont ruhig, „auch wenn wir erst zu dritt sind. Volker mit seiner Band bei jeder Schuldisko absahnt und die Groupies das Ekelpaket Bert, den teddybärgesichtigen Bassisten und den schlafmützigen Drummer umschwärmen.“

      Er streckt provokant seine Beine aus, lehnt sich zurück und setzt eine Siegermine auf.

      „Aber“, mit dem Zeigefinger der rechten Hand bohrt er drohend in die warme Sommerluft, „aber Teddybärgesicht und Schlafmütze müssen ab November zur Fahne und dann stehen wir da oben. Ina an der Gitarre, Holger am Keyboard und ich am Schlagzeug, dann vibriert die Luft in der Aula.“

      Er verschränkt die Arme vor der Brust und schaut zerknirscht.

      „Leider fehlt uns noch jemand für die Bassgitarre, das ist sehr ärgerlich.“

      Ich lege meinen Arm um Silkes Hüfte und sie nickt mir kurz zu.

      „Das Problem ist gelöst“, meine ich regungslos.

      Gunther schaut mich fragend an und sein Gesicht verfinstert sich.

      „Willst du Bassgitarre spielen? Einen Takt Taste, einen Takt Saite?“

      Ich schüttle mit dem Kopf.

      „Nein, ich möchte dir Silke vorstellen.“

      „Silke?“, beginnt er ungläubig, „Silke kenne ich seit einem Jahr.“

      „Aber nicht mit Bassgitarre“, stellt sie fest und alle blicken zu Silke.

      „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst?“, fragt Ina neugierig.

      „Doch“, sagt Silke nachdrücklich, „ich habe seit drei Monaten eine Bassgitarre. Hat jemand bei DT64 billig abgegeben und Gitarre spielen kann ich.“

      Gunther strahlt über das ganze Gesicht und schüttelt seine Haarmähne.

      „Silke“, er springt auf, umarmt sie, reißt sie fast um, „stark, ich kann mir richtig vorstellen, wie du auf der Bühne stehst. Mann, zwei Mädchen auf der Bühne, damit kriegen wir hier jeden überzeugt.“

      Er lässt Silke los und dreht sich zu mir.

      „Weißt du noch, vor einem Jahr, hier an der gleichen Stelle?“

      „Na klar!“, sage ich begeistert.

      „Wir beide mit dem Traum, eine Schülerband zu gründen“, die Schulklingel rasselt los, „und dieses Schuljahr stehen wir noch auf der Bühne. Stark, ich kann’s immer noch nicht glauben.“

      Drehmaschinen und Waschmaschinen

      In der Unterstufe hatten wir Werken, um zu verstehen, wie Holz, Plaste und Metalle bearbeitet werden. Ab der siebten Klasse wurde aus dem Werkraum die Fabrikhalle und das Fach heißt UTP – Unterrichtstag in der Produktion. Eine Woche Theorie, das nennt sich ESP – Einführung in die sozialistische Produktion. Interessant, wenn es um technische Dinge geht und langweilig, wenn die Stunde der Versuche ist, Marx und Planwirtschaft so zu erklären, dass eine scheinbare Schlüssigkeit entsteht. Interessanter ist da TZ – Technisches Zeichen, das gefällt mir. Werkstücke perspektivisch darstellen, Maßstäbe beachten, das hat was mit Exaktheit zu tun, die ich faszinierend finde. In dieser Woche ist PA – Praktische Arbeit – im Patenbetrieb der Schule. Jeden Wochentag garantieren zwei Klassen, eine vormittags, die andere nachmittags, die Planerfüllung. Die Arbeit fängt um sieben Uhr an und das für uns am Montag. Wir sitzen in Arbeitsklamotten im Aufenthaltsraum. Der Meister kommt und teilt uns den einzelnen Abteilungen zu. Ein nicht zu durchschauendes Lotteriespiel. Wer bei der Einteilung Pech hat, muss die neue Maschinenhalle fegen. Über mich hält jemand sein schützendes Händchen. Ich arbeite in der neuen Maschinenhalle immer an derselben Drehmaschine. Die ersten beiden Mal hat es noch Spaß gemacht. Aber jetzt, Teil aus der Kiste nehmen, dann einspannen, Maschine an, vier Minuten warten, Teil ausbauen, wieder von vorn anfangen. Der Lärm der Maschinen ist in der ganzen Halle zu hören und der Geruch von Fett, Öl und heißem Metall liegt in der Luft. Ein Gabelstaplerfahrer lässt mit ohrenbetäubendem Lärm und aus einigen Zentimetern Höhe eine Kiste am Arbeitsplatz neben mir fallen. Lässig kurbelt er am Lenkrad des Staplers, lädt eine andere Kiste auf die Gabel und rast in Richtung Lager davon.

      Silkes Laune ist im Keller, als sie lustlos neben meinen Kisten steht. Ich versuche, sie zumindest mit einem Lächeln aufzuheitern.

      „Silke, einer muss die Halle fegen und heute hat es dich erwischt.“

      „Ha ha, du hast gut lachen und wann bist du mal dran?“

      Die Antwort verkneife ich mir. Wenn Silke böse ist, kneift sie ihre großen Augen zusammen und kleine Falten stehen auf ihrer Stirn. Die Drehmaschine ist fertig mit dem Teil. Ich spanne den nächsten Rohling ein und schalte die Maschine wieder an. Nach wenigen Augenblicken fliegen die ersten Späne unter die Maschine. Silke setzt sich auf die Kiste mit den Rohlingen und hält sich am Besen fest.

      „Suchst du jemand?“, frage ich sie, weil ihre Blicke durch die Halle schweifen. Sie nickt mit dem Kopf.

      „Ich muss aufpassen, wenn sich der Meister blicken lässt. Efpi hat beim letzten Mal Ärger bekommen, weil sie mit Simone gequatscht hat.“

      Der Arbeiter neben uns blättert geräuschvoll in der FuWo.

      „Scheiß BFC!“, flucht er, als er die Auswertung der Fußballoberliga liest. Mit Wut knüllt er die Zeitung zusammen und wirft sie in die Ausschusskiste. Die Zigarette im Mundwinkel stellt er die Maschine neu ein und sitzt wenige Augenblicke später gelangweilt neben ihr.

      „RIAS Berlin, eine freie Stimme der freien Welt!“, ist leise durch die Geräuschkulisse zu hören. Die Stimme kommt aus dem kleinsten Kofferradio, was ich kenne, dem Kosmos. Nicht viel größer, als zwei Seifenschachteln. Es gehört zum Arbeiter an der Drehbank hinter mir.

      „Und morgen wird uns die Miera in Stabü wieder etwas über die führende Rolle der Arbeiterklasse beim Aufbau des Sozialismus in der DDR erzählen“, meint Silke und schüttelt mit dem Kopf.

      „Und

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