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Stein lüstern und sah scharf Anwältin Spiegel an.

      Ich unterbrach sie, »Heutzutage kann ein Mädchen eine Stelle als Sekretärin für ein Amt annehmen.«

      Stein und Onkel Tata lachten.

      »Und als ehemaliger Kämpfer für Gerechtigkeit die Bonzen in ihren Palästen noch fetter machen?«, fragte Herr Gerstein ein Mitbegründer der Hausbesetzerbewegung und nun in Rente.

      Stein murmelte leise Budrow zu: »Und alle GEMA-Einnahmen fließen in den Militärisch Wirtschaftlichen Komplex die GEMA finanziert nur zum kleinsten teil die Künstler sondern den BND.«

      Ernesto Heinze, der Tod durch Monolog, erklärte laut und entschlossen: »Der Mann wird eingebracht wie ein Fisch am Haken. Bevor er noch weiß, wo er ist, hat er den Köder geschluckt und den Ring am Finger. Frau Braun ist nicht unschuldig, wie man daran sehen kann, dass sie in ein Fitnessstudio geht und mit den Drogen aufgehört hat. Es ist nicht einmal etwas Politisches die kleine Verräterin an Utopia hat sich in den Beamten nur verknallt.«

      Man schüttelte den Kopf.

      »Unappetitlich nicht einmal dasselbe politische Lager es zeugt von frivoler Moral. Und dann ein Mann, der nach unseren alten Musikalischen Leichen buddelt wie ein Hund«, äußerte Ernesto Heinze mit der üblichen Taktlosigkeit.

      Budrow blinzelte Onkel Tata zu. »Glauben Sie nicht«, sagte er, »dass Frau Braun einfach eine Arbeit braucht, die anständig bezahlt wird?«

      Onkel Tata berührte Angus Arm und sagte: »Meine Lieber, Sie sind sehr behütet aufgewachsen in ihrer Hamburger Hafenstraße. Wenn Sie unserer Lebenserfahrung hätten, wüssten sie es besser. Glauben Sie denn, dass die heißeste Punkrockerin der 1980ziger diesen Langweiler aus Liebe heiraten will?«

      Ich hatte wohl etwas nicht mitbekommen, seit wann wollte Moeller Biedenkopf heiraten vor allem eine Frau, die nicht das geringste Interesse an seiner Musikrechtlichen Arbeit zeigte.

      »Soviel ich weiß, ist er betucht, höherer Beamter«, sagte Liedermacher Budrow nachgebend. »Ein ziemlich aufmerksamer Mann fürchte ich. Neulich hatte er einen heftigen Streit mit Herri Freitag.«

      Alle beugten sich interessiert vor. Auch ich denn von diesem wusste ich noch nichts.

      »Er hat Herri Freitag beschuldigt, ein Dummkopf zu sein, der viele Passagen komplett von den Knochen eines musikalischen Neandertalers, den Rosen Brüdern von 1923 gestohlen hat. Womit er zweifelslos recht haben dürfte.«

      »Ja der Mann ist dumm wie Bohnenstroh!«, sagte Onkel Tata.

      »Es hat auch vor kurzem Ärger wegen des Malers gegeben, der bei uns nach Inspiration sucht«, sagte ich und handelte mir ein paar Pluspunkte ein.

      »Freitag hat ihn aus dem Haus geworfen. Offenbar hat er Betty nackt als sogenanntes Hip-Hop Häschen malen wollen.«

      »Ha ich wusste es immer, dass sie etwas miteinander haben«, sagte Onkel triumphierend und sah sich mit gestrecktem Hals um. Er sah aus wie ein riesiger Vogel, ein Truthahn mit faltigen Hautlappen genauer gesagt.

      »Dieser neue Künstler ... lungert immer um die jungen Frauenzimmer herum ohne was zu wollen! Direkt schmierig der Mensch.«

      »Mädchen sind politisch naiver dafür kommerzieller und privat raffinierter«, beklagte Anwältin Stein die modernen Zeiten in Kreuzberg.

      »Er ist ein gut aussehender Mann. Aber ein Kunstmaler ohne proletarische Ausrichtung und Botschaft! München Paris die ganzen Modelle nur wo ist der Skandal? Wo schleudert seine Nackte dem bürgerlichen Betrachter seine Wahrheit von sexueller Ausbeutung und Betrug von der Leinwand ins Gesicht! Da wird Sekt getrunken und Kaviar gegessen und getanzt das ganze Drumherum ohne Botschaft und ohne Anliegen!«

      Budrow nahm den losen Faden der Unterhaltung wie Zügel fest in ihre Hände.

      »Aus Felix Kaspermann währe ein guter Betrüger geworden, er hat diese Gabe, ein offenes unschuldiges Gesicht. Aber er ist Maler. In dieser von Yuppies betriebener Kunst Galerie am Kotti fand eine Ausstellung seiner Bilder statt.«

      Budrow hatte wenig Interesse an der Kunst, wenn es nicht mit einem Lieder oder Handwerk davor geschrieben wurde, die gute Möbelkunst die Gartenbaukunst waren seine Steckenpferde. Er betrachtete Maler bis auf wenige Ausnahmen, die er gelten ließ, das heißt, sie waren früh gestorben und ihre Werke waren teuer und hingen nun gut gesichert in einem Museum als Kleckser. Aber er ließ jedem nach seiner Fasson glücklich werden und war kein verbitterter Mensch geworden.

      »Er malt privat so modernen französischen Kram nehme ich an«, sagte er, während seine blauen Augen im Zimmer umherwanderten. Er besaß, einen besonderen Blick an denen er alles erkannte, auch wenn er es nur einmal kurz sah. Es war der gelangweilte Blick eines satten Tigers, nachdem er Beute geschlagen und gefressen hatte. Bei ihm war die Augen Mund Koordination perfekt an einem Leben in einem überalterten Kreuzberg angepasst.

      »Gerstein war wohl wieder beim Friseur und hat sich Kunsthaar rein flechten lassen, jedenfalls ist, sein blondes Haar erstaunlich schnell gewachsen. Vor einer Woche war es noch so kurz wie bei einem preußischen Gardeleutnant«, sagte er.

      »Ich fürchte, er ist tatsächlich ziemlich einfaltslos im Umgang mit Publikum und denkt anstatt neuer Beats genüge eine neue Frisur. Er ist wirklich ein gelehriger Barde der Freitags Gesangs Akademie.«

      »So aufgedonnert sollte keiner mit ernsthaftem Anspruch herumlaufen, finde ich«, sagte Stein.

      »Uns malt Felix auch«, sagte Onkel Tata eine Spur frivol.

      »Aber nicht nur in Blink Blink und Bikini wie auf dem billigsten Cover einer Musik Zeitschrift«, entgegnete Budrow lächelnd.

      »Es könnte schlimmer sein er könnte mich runzligen Mann nackt malen wollen«, antwortete Onkel Tata ernst.

      Alle anderen mich eingeschlossen sahen leicht schockiert aus.

      »Hat Betty Ihnen von dem Ärger erzählt?«, fragte mich Budrow.

      »Mir?«

      »Ja. Ich habe gesehen, wie sie durch Ihren Garten zu Ihrem Arbeitszimmer ging.«

      Budrow sieht alles hört alles und bekommt alles mir. Seine Tarnung ist, er arbeitet an einem Buch über die einheimische Soziologie und einem Manuskript über die einheimische Vogelwelt und er hat die Angewohnheit ein schweres Teleskop auf den Spielplatz aufzubauen, sobald es eine wolkenlose Nacht gab, oder mit dem Feldstecher in der Hand umherzuwandern. Allerdings befürchte ich, er ist kein Hans guck in die Luft, sondern guck in die Fenster. Niemand hat eine Seite dieses Manuskriptes zu Gesicht bekommen. Er kannte jeden einzelnen Dealer, Studenten, Vogel und jeden Bewohner und deren Gäste und er vergaß niemals ein Gesicht. Professoren aus Freiburg beneideten den Liedermacher um sein Gehirn. Er hatte Angebote aus Heidelberg und einer namhaften Klinik seinen Kopf nach seinem Tod zum Zwecke der Forschung zu stiften. Sein Gehirn mochte eine Sensation sein aber das drum herum sah wie eine Vogelscheuche aus. Klein gewachsen knöchern, gekräuseltes gelblich graues Haar, schwarzer Anzug, langer Hals, auf dem ein großes goldenes Medaillon mit einem obskuren Heilligen ruhte. Ich fand der Märtyrer, der von seinem Amulett von Speeren durchbohrt wurde, sah aus als hätte er es verdient, als hätte er Dreck am Stecken. Zerlumpte Kleidung und verfilztes Haar. So sollte kein anständiger Heiliger herumlaufen, fand ich. Und außerdem sollte man der Kirche verbieten, heilige Wenzelsmänner, oder so ähnlich auf die Gläubigen loszulassen, allein dieser Name würdigte die Märtyrer Sache in meinen Augen herunter.

      »Ja sie sagte, dass Herri Freitag den Maler das Haus verboten hat«, gab ich zu.

      »Ich frage mich, ob der Maler und Betty Freitag etwas miteinander haben«, fragte Stein flüsternd, »es sieht so aus. Was meinen Sie?«

      »Ich würde das nicht behaupten. Nicht Betty sie ist ein flatternder Spatz ganz niedlich aber wenig fesselnd. Der Maler ist mehr der Eichelhäher Typ exotisch und selten, würde ich sagen.«

      Budrow verglich gerne Menschen mit Tieren, in seinen Augen war ich ein ungeselliger einzelgängerischer Fischreiher.

      »Aber

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