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in Hundeverhalten.

      Probewohnen

      Wir haben dem Tierheimleiter jetzt offiziell gesagt, dass wir Wuschel zu uns nehmen werden. Einen Aufschub brauchen wir allerdings.

      Wir sind gerade am Umbau unserer oberen Etage. Die Holzdecken sollen runter und gegen Rigipsplatten ausgetauscht werden. Außerdem soll bei der Gelegenheit ein neuer strapazierbarer Teppichboden verlegt werden. Das bedeutet Dreck und dauert einige Zeit, weil wir verschiedene Arbeiten selber machen. Es sieht chaotisch bei uns aus. Durch das Ablösen der Tapeten und dem Entfernen des alten Teppichbodens entsteht eine Menge Staub. Es knirscht zwischen den Zähnen. Ich mache eine Pause und verkünde:

      „Ich hole jetzt Wuschel zum Probewohnen ab. Kommst du mit? Eine Pause tut auch dir gut! Außerdem ist es Gassi –Zeit. Komm, beeil dich, damit wir rechtzeitig am Tierheim sind. Wie du weißt, ist das Probewohnen mit dem Leiter abgesprochen worden“

      Wir werfen uns in saubere Kleidung und düsen zum Tierheim. Vorher habe ich ein paar Leckerlis besorgt und einen Wassernapf. Ihm soll es ja an nichts mangeln.

      Das Probewohnen ist noch einmal eine Vorstufe vor der endgültigen Übernahme des Hundes. Wir müssen den Hund bis 18 Uhr wieder in das Heim bringen, damit, falls die Übernahme nicht zustande kommt, der Hund nicht das Gefühl bekommt, hier darf er bleiben.

      Wir sind aufgeregt. Wie wird es werden, wenn „unserer Hund“ das „neue Zuhause“ betritt?

      „Seien Sie pünktlich um 18 Uhr zurück, damit Wuschel weiß, dass er im Heim sein Fressen bekommt und nicht bei Ihnen“, bläut uns Herr F. ein. Wir versprechen es. Wir nehmen den Hundekorb entgegen und Wuschel folgt uns.

      „Mach hopp“, rufe ich ihm zu und er springt in den Kofferraum, als ob er dort schon jeden Tag gesessen hat. Unglaublich! Er hat keine Angst, weder vor dem Auto fahren noch vor dem Kofferraum selbst. Immer wieder drehe ich mich nach hinten. Mann, ist das ein tolles Gefühl! Bei uns fährt ein Hund im Auto mit!

      Endlich kommen wir zu Hause an, ich befestige die Leine an seinem Halsband und lasse ihn aus dem Auto springen. Neugierig betrachtet er alles und sein Blick scheint zu fragen “Wo bin ich denn hier gelandet? Das ist nicht die übliche Gassi Runde!“

      Die Spannung steigt, wir schließen die Haustür auf, und ich mache Wuschel von der Leine los. Sofort stürmt er in die Wohnung und rennt schnüffelnd durch alle unteren Räume.

      „Wo will der denn hin?“

      Meine Stimme wird leicht hysterisch.

      Hund, du unbekanntes Wesen!

      „Warum schnüffelt er so viel? Riecht er vielleicht unseren verstorbenen Kater Charly?“

      Ich begleite den Hund auf Schritt und Tritt. Er macht mich ganz nervös, denn dieses Verhalten ist mir sehr suspekt.

      „Ich glaube, er sucht eine Stelle zum Pinkeln, so wie Charly damals“.

      Dass ein Hund sein neues Revier erst einmal absucht und erkundet, ist mir total fremd und irritiert mich. Wuschel macht mich nervös. Ich klebe an ihm wie ein Schatten und begleite ihn überall hin.

      „Ich glaube, ich brauche erst einmal einen Tee“, verkündige ich und kann Matthias dazu bewegen, seine wieder aufgenommene Arbeit erneut zu unterbrechen.

      Wir sitzen vor dem Kamin, trinken unseren Tee und Wuschel liegt vor uns auf dem Teppich. Er liegt ganz entspannt da, das Kaminfeuer prasselt und ich fange an, mich ebenfalls zu entspannen.

      Plötzlich springt Wuschel wieder auf und tigert durch die Wohnung, zum Glück nur in der unteren Etage. Die Teestunde gestaltet sich etwas unruhig, und ich gestehe, ich bin nicht unglücklich, dass wir ihn zurück ins Tierheim bringen.

      „Morgen holen wir ihn erneut zum Probewohnen ab, ist das okay?“ frage ich Herrn F. Er nickt.

      Wir kommen schweigend zu Hause an, jeder hängt seinen Gedanken nach.

      „Wie hast du den Probetag empfunden. War es okay?“ frage ich Matthias.

      „Ja, das war ganz in Ordnung, aber eine Umstellung ist es doch. Wir wissen noch viel zu wenig darüber, wie sich ein Hund verhält.“

      „Das lässt sich leicht beheben, ich werde mich noch intensiver durch alle meine neuen Bücher lesen.“

      Wir arbeiten noch ein wenig an unserem Umbau und sehen dem morgigen Tag mit Spannung entgegen.

      Zweiter Probetag

      Unser Umbau geht zügig voran, wir haben alles vorbereitet, damit die Handwerker kommen können, um die Rigipsplatten zu montieren. Matthias hat über seine Modeleisenbahn eine bewegliche Bühne für die Handwerker geschaffen, auf der sie liegen können, um die Platten zu installieren, ohne dass die Eisenbahn darunter kaputt gemacht wird.

      Wir machen eine Pause, um Wuschel wieder pünktlich abzuholen. Herr F. übergibt uns den Hund, der heute eine Halskrause trägt. Ganz entgeistert sehe ich den Heimtierleiter an.

      „Was ist denn mit dem Hund passiert?“

      „Sagen wir mal so, er hat ein Paar Eier verloren“, teilt uns Herr F. mit.

      „Sie müssen etwas vorsichtig sein, seine genähte Wunde ist noch frisch. Also keine schnellen Läufe oder Sprints! Er wurde heute kastriert“

      Wie ich später von Georg erfuhr, sollte eigentlich ein anderer Hund kastriert werden. Der wurde krank, und da der Termin nun schon ausgemacht worden war, nahm man einfach Wuschel.

      Eier ab!

      Zack!

      Als Grund wurde uns genannt, dass der Hund sein Kissen zu viel „bestieg“ und deshalb fand man es gerechtfertigt, ihn vor zu vielen Hormonausschüttungen zu bewahren. Männer, aufgepasst! Solltet ihr euer Kissen zu sehr umarmen, kann es euch passieren, dass ihr schneller beim Urologen wegen einer Sterilisation landet, als euch lieb ist.

      Vorsichtig und im Schongang gehen wir mit dem entmannten Hund unsere Runde. Wir verschieben unser zweites Probewohnen. Am Tierheim angekommen, bringe ich bei der Gelegenheit mein Anliegen vor.

      „Wir können Wuschel erst endgültig zu uns nehmen, wenn unsere Umbauten beendet sind. Es erscheint mir nicht sinnvoll zu sein, Wuschel im Dreck und Chaos zu uns zu holen“.

      Die Wangen von Herrn F. blähen sich auf. „Das ist aber noch recht lange, bis Sie ihn übernehmen, fast einen Monat!“

      „Ja, ich weiß, aber das macht doch keinen Sinn, wenn der Hund bei uns ist und um uns Chaos herrscht. Wir möchten ihn gerne nach Hause holen, wenn alles neu eingerichtet ist. Können wir uns darauf einigen?“

      Er überlegt und dann nickt er. Wir sind glücklich, dass er sich auf diesen Deal eingelassen hat. Zur Not hätten wir diese Zeit auch mit einer Spende überbrückt.

      Einige Tage später, als die Wunde verheilt ist, steht das zweite Probewohnen mit Wuschel an.

      Ohne Probleme springt er wieder in den Kofferraum und die Fahrt geht in Richtung „Nach Hause“. Jetzt kennt er unser Haus schon ein wenig und nimmt es in Beschlag. Zunächst wird wieder alles abgeschnüffelt, dann werden auch die unteren und oberen Räumlichkeiten besichtigt. Inzwischen arbeite ich mit Matthias in der oberen Etage und renne mal nicht als grauer Schatten hinter dem Hund hinterher, sondern lasse ihn machen. Und wie er macht!

      Zufälligerweise muss ich in den Keller, wo unsere Kartons stehen, in denen unsere Sachen während des Umbaus verstaut sind, als ich eine Pfütze daneben sehe.

      „Wuschel hat unsere Kartons angepinkelt! Volle Kanne, ein ganzer See breitet sich da aus. So ein Mist!“

      Meine Stimme überschlägt sich.

      „Du, so geht das nicht“, richte ich meine Empörung an Wuschel und an Matthias, der sie zur Kenntnis nehmen soll.

      Ich

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