Скачать книгу

schon gegen ein paar schlimmere Bestien antreten müssen, aber der vorausgegangene Kampf gegen Nostra hatte seine Kraftreserven beansprucht und wenn er ganz ehrlich war, hatte er sich gegen seinen Jägerkollegen auch nicht gerade mit Bravur geschlagen...

      Wenn er alleine wäre...

      Sein Blick fiel auf Jacque und die anderen, die bang dem Kampf folgten. Jacque wirkte wie immer unerschütterlich, aber vor allem Burkhart sah verängstigt aus.

      Nostra sprang vom Baum herunter und landete leichtfüßig neben Morten. Die Bestie schüttelte sich noch immer. Was trieb sie da nur?

      Morten stand auf und hielt seinen Ärmel so, dass Nostra ihn sehen konnte. Im ersten Moment runzelte Nostra die Stirn, da er nicht wusste, auf was Morten hinauswollte. Als er die Tropfen erkannte, verstand er.

      „Gift?“, fragte er.

      Morten nickte. „Noch scheint es nicht zu wirken, aber wir können uns nicht sicher sein, wie stark und wie tödlich es ist.“

      Nostra musterte Morten. Sein Blick blieb auf dem Striemen auf Mortens Wange hängen. „Na ja, du wirst es wohl zuerst herausfinden. Ich hoffe mal für dich, dass du noch nicht infiziert bist. Wenn doch, hoffe ich, dass es nicht allzu grausam für dich wird. Ich würde dir schon gerne selber das Licht auspusten und dich höchstpersönlich in die Hölle schicken.“

      Morten grinste hart und bitter. „Konzentrier' dich lieber auf den Dämon, sonst landen wir noch beide in der Hölle.“ Seine Miene wurde ernst. „Nostra, das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber wir müssen uns wohl zusammentun, um den Dämon in die Knie zu zwingen.“

      Nostra ließ sich einige Sekunden Zeit, um die Situation einzuschätzen.

      „Na schön. Ich helfe dir“, sagte er. Morten zog eine Braue hoch, sparte sich jedoch eine Antwort. „Ich würde sagen, du lenkst ihn ab und ich hau ihn dann ordentlich in Stücke“, schlug Nostra vor.

      „Weil das grad eben auch schon so gut geklappt hat“, gab Morten sarkastisch zurück.

      „Da haben wir das ja noch nicht richtig umgesetzt. Du bist doch eh schon vergiftet, dann kannst du auch den Köder spielen.“

      Morten ließ seine Augen über die Umgebung schweifen. Irgendwie mussten sie es doch schaffen, den Dämon möglichst schnell zu beseitigen.

      „Ich hab' eine Idee -“, sagte Morten.

      „Das bezweifle ich...“

      „- du treibst ihn zu dieser Engstelle dort vorne.“ Morten wies auf eine Gruppe Baumstämme, die verhältnismäßig nah beieinander standen und so eine kleine Sackgasse bildeten, in die sie die Bestie treiben konnten. „Und ich verpass' ihm dann den Gnadenstoß.“

      Nostra folgte seinen Gesten und runzelte skeptisch die Stirn. „Dann muss ich ja den lästigen Teil übernehmen und du bekommst den spaßigen ab.“

      „Deine Waffe ist länger und wirkt besser auf Distanz. Dir wird es leichter fallen, ihn zu treiben, ohne dabei in Gefahr zu geraten.“

      „Pff.“

      „Schnell. Ziehen wir's durch oder nicht? Der Dämon schlägt gleich wieder zu.“

      Die Kreatur hörte endlich damit auf, ihren Körper durchzurütteln und suchte hektisch die Umgebung mit ihren Augen ab, um die Jäger zu erspähen. Als sie sie entdeckte, machte sie sich bereit, auf sie loszustürmen.

      „Ja oder nein?“ Ein dringlicher Ton lag in Mortens Stimme.

      „Von mir aus. Begib dich in Position. Ich treibe ihn zu dir.“

      Während Nostra die Aufmerksamkeit auf sich zog, rannte Morten zum Engpass. Schon von den wenigen Metern war er außer Puste. Für einen kurzen Moment verschwamm seine Sicht. Begann das Gift bereits zu wirken oder bildete er sich das nur ein?

      Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen der Stämme, atmete tief durch und schloss die Augen für eine Sekunde. Er musste sich konzentrieren und diesem Kampf endlich ein Ende bereiten. Je länger er andauerte, desto mehr schrumpfte ihre Chance zu gewinnen.

      Nostra hieb schnell und hart auf den Gegner ein, doch jeder Schlag kostete ihn mehr und mehr Kraft. Auch seine Reserven waren langsam erschöpft. Dennoch kämpfte er so viel Energie in jede Bewegung, wie er noch aufbringen konnte. Als der Dämon beinahe in der Sackgasse angekommen war, rammte der Dämon ihn heftig und Nostra schlug mit dem Kopf hart gegen den Boden. Er blieb liegen und rührte sich nicht mehr. Morten biss die Zähne zusammen, es lag jetzt alleine an ihm.

      Wie ein wildgewordener Eber raste der Dämon auf ihn zu und pflügte dabei über den Boden. Er schien sich nicht an Stock und Stein zu stören, die den unregelmäßigen Waldboden bedeckten. Morten konnte die blanke Wut in den Augen der Bestie sehen, während sie immer näher kam.

      Erst im letzten Moment ließ er sich auf den Boden fallen, um unter dem herannahenden Körper hindurchzutauchen. Dabei hob er das Schwert und rammte es so fest in den schweren Dämon, wie er konnte. Er schrie, um seine Kraft zu kanalisieren. Im Todeskampf kreischte das Vieh laut auf und drosch mit seinem Schnabel auf Morten ein.

      Morten riss seinen Kopf zur Seite und konnte den Schnabelhieben ausweichen. Er zog ein Knie an und trat gegen den Dämon, um ihn von seinem Kopf fernzuhalten. Er war sehr schwer und Morten kämpfte mit zusammen gebissenen Zähnen und aller Macht, die noch irgendwo in seinen Muskeln und Knochen steckten, gegen den immer wieder herab sausenden Schnabel an.

      Es gelang ihm, die Kreatur ein wenig nach hinten zu treten. Der Dämon wand sich über ihm wie ein Fisch am Haken und versuchte mit aller Macht, sich irgendwie zu befreien. Morten krallte sich im Moos und in Wurzeln fest und trat gegen den Griff seines Schwertes, um die Klinge noch weiter in die Eingeweiden seines Gegners zu stoßen. Das Biest schrie auf und stieß in blinder Wut zu.

      Etwas Scharfes drang in Mortens Körper ein und riss ihm Haut, Fleisch und Muskeln vom Körper. Ein Schwall Blut explodierte und tränkte seinen Arm und den Waldboden. Der Dämon über ihm erschlaffte und sein Körper und sein schwarzer Umhang legten sich über Morten wie ein Leichentuch.

      Mortens Blick war starr nach oben gerichtet. Das bleiche Gesicht des Mondes schob sich zwischen den schwarzen Wolken hervor, um dem Tod hier unten zuzusehen.

      10.

      Walburga und Burkhart stockte der Atem. Sowohl der Dämon als auch Morten und Nostra lagen regungslos am Boden.

      Der Kampf war beunruhigend gewesen. Walburga wusste, dass Jäger ab und zu schwere Kämpfe bestreiten mussten, aber hier waren zwei Jäger gewesen, die gemeinsam kämpften. Am Ende hatten sie es zwar geschafft, das Biest niederzustrecken, aber zu welchem Preis?

      Besonders die letzten Szenen waren dramatisch gewesen. Es war offensichtlich, dass der Dämon nicht leicht zu besiegen gewesen war, aber das? Dass sowohl Nostra als auch Morten flach lagen, oder vielleicht sogar tot waren, auch wenn Walburga daran gar nicht erst denken wollte, war schwer zu begreifen. Vor allem, da sie wusste, dass dort draußen noch viel schlimmere Ungeheuer ihr Unwesen trieben. Dämonen, bei denen dieser hier wie ein kleines Schmusekätzchen wirkte...

      Nach dem entsetzlichen Ende standen Jacque, Walburga und Burkhart schockiert da und wussten nicht, was sie tun sollten.

      „Sind sie ... tot?“, wisperte schließlich Burkhart und erweckte sie aus ihrer Trance.

      Jacque schüttelte wild den Kopf, um schneller zu sich zu kommen. „Ich hoffe mal nicht...“, murmelte er.

      Walburga rannte auf Morten zu, der halb unter dem niedergestreckten Dämon lag. Von Nahem sah die Kreatur noch widerwärtiger aus, als Walburga bisher gesehen hatte. Sie konnte nicht genau definieren, aus welchen Bestandteilen diese Chimäre sich zusammensetzte.

      Der Kopf schien vogelartig mit einem langen, gefährlichen Schnabel und kleinen, dunklen, runden Augen. Es trug einen teilweise in Fetzen gerissenen schwarzen, öligen Mantel. Es schien zwei Menschenarme zu besitzen, deren langfingrige Hände vom Tod persönlich

Скачать книгу