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      LUNATA

Das Buch der Bilder

      Das Buch der Bilder

      © 1906 by Rainer Maria Rilke

      Umschlagbild Helge Johansson Promontory

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Des ersten Buches erster Teil

       Des ersten Buches zweiter Teil

       Des zweiten Buches erster Teil

       Des zweiten Buches zweiter Teil

      Des ersten Buches erster Teil

      EINGANG

      Wer du auch seist: Am Abend tritt hinaus

      aus deiner Stube, drin du alles weißt;

      als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:

      Wer du auch seist.

      Mit deinen Augen, welche müde kaum

      von der verbrauchten Schwelle sich befrein,

      hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum

      und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.

      Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß

      und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.

      Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,

      lassen sie deine Augen zärtlich los....

      AUS EINEM APRIL

      Wieder duftet der Wald.

      Es heben die schwebenden Lerchen

      mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;

      zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war,—

      aber nach langen, regnenden Nachmittagen

      kommen die goldübersonnten

      neueren Stunden,

      vor denen flüchtend, an fernen Häuserfronten

      alle die wunden

      Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.

      Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser

      über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.

      Alle Geräusche ducken sich ganz

      in die glänzenden Knospen der Reiser.

      ZWEI GEDICHTE ZU HANS THOMAS SECHZIGSTEM GEBURTSTAGE

      MONDNACHT

      Süddeutsche Nacht, ganz breit im reifen Monde

      und mild wie aller Märchen Wiederkehr.

      Vom Turme fallen viele Stunden schwer

      in ihre Tiefen nieder wie ins Meer,—

      und dann ein Rauschen und ein Ruf der Ronde,

      und eine Weile bleibt das Schweigen leer;

      und eine Geige dann (Gott weiß woher)

      erwacht und sagt ganz langsam:

      Eine Blonde ...

      RITTER

      Reitet der Ritter im schwarzen Stahl

      hinaus in die rauschende Welt.

      Und draußen ist alles: der Tag und das Tal

      und der Freund und der Feind und das Mahl im Saal

      und der Mai und die Maid und der Wald und der Gral,

      und Gott ist selber vieltausendmal

      an alle Straßen gestellt.

      Doch in dem Panzer des Ritters drinnen,

      hinter den finstersten Ringen,

      hockt der Tod und muß sinnen und sinnen:

      Wann wird die Klinge springen

      über die Eisenhecke,

      die fremde befreiende Klinge,

      die mich aus meinem Verstecke

      holt, drin ich so viele

      gebückte Tage verbringe,—

      daß ich mich endlich strecke

      und spiele

      und singe.

      MÄDCHENMELANCHOLIE

      Mir fällt ein junger Ritter ein

      fast wie ein alter Spruch.

      Der kam. So kommt manchmal im Hain

      der große Sturm und hüllt dich ein.

      Der ging. So läßt das Benedein

      der großen Glocken dich allein

      oft mitten im Gebet....

      Dann willst du in die Stille schrein

      und weinst doch nur ganz leis hinein

      tief in dein kühles Tuch.

      Mir fällt ein junger Ritter ein,

      der weit in Waffen geht.

      Sein Lächeln war so weich und fein:

      wie Glanz auf altem Elfenbein,

      wie Heimweh, wie ein Weihnachtsschnein

      im dunkeln Dorf, wie Türkisstein,

      um den sich lauter Perlen reihn,

      wie Mondenschein

      auf einem lieben Buch.

      VON DEN MÄDCHEN

       I

      Andere müssen auf langen Wegen

      zu den dunklen Dichtern gehn;

      fragen immer irgendwen,

      ob er nicht einen hat singen sehn

      oder Hände auf Saiten legen.

      Nur die Mädchen fragen nicht,

      welche Brücke zu Bildern führe;

      lächeln nur, lichter als Perlenschnüre,

      die man an Schalen von Silber hält.

      Aus ihrem Leben geht jede Türe

      in einen Dichter

      und in die Welt.

       II

      Mädchen, Dichter sind, die von euch lernen

      das zu sagen, was ihr einsam seid;

      und sie lernen leben an euch Fernen,

      wie die Abende an großen Sternen

      sich gewöhnen an die Ewigkeit.

      Keine darf sich je dem Dichter schenken,

      wenn sein Auge auch

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