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schlecht war ich darin, aber das wollte ich nicht öffentlich zugeben. Flüchtig gaben wir uns einen Abschiedskuss, Elisabeth drehte sich im Gehen noch einmal zu mir um und blickte mich mit einem etwas strafenden Blick an, ich lächelte zurück.

      Clarki war der anerkannte King bei Jive und Rock&Roll. So gut wie er konnte keiner tanzen. Wenn es sein musste, fast den ganzen Abend. Sein Jacket zog er nie aus, selbst wenn er schon in seinem eigenen Schweiß ertrank. Ich war beim Jive bestenfalls die Nummer zwei, aber Clarki hatte heute seinen großzügigen Tag – vielleicht deshalb, weil heute seine Schwester Gisela nicht aufgekreuzt war – und er wollte mir Nachhilfeunterricht beim Jive geben. Nur, zwei Männer Arm in Arm tanzend? Wo und wie sollten wir das machen? Besonders nach meiner heutigen Erfahrung mit dem blonden Bärtigen! Wir sagten Tom Jones alias Eberwein, dass wir in wenigen Minuten wieder da seien und fuhren schnell in Clarkis Exoten, einem VW 1600 TL Fließheck, in den nahen Waldparkplatz an der kleinen Quelle. Akribisch kontrollierten wir, dass wir wirklich alleine waren und suchten nach einem nicht einsehbaren kleinen Platz. Dann zeigte er mir, worauf es ankommt. Er war sehr streng und passte genau auf, ob ich die richtige Schritte machte und die Tempi einhielt, wobei das ohne Musik auf einige Schwierigkeit stieß, aber schließlich waren wir beide einigermaßen zufrieden und brausten wieder zurück zur Ranch.

      Für den Jive hatte Clarki meistens die gleiche Partnerin, Bettina. Sie passte zu Clarki und sie tanzten auch sehr gut zusammen, aber ich fand nichts Gutes an ihr. Weder ihr Aussehen noch ihre Sympathie. Unterhalten konnte ich mich auch so gut wie gar nicht mit ihr. Da lief Sarah an unserem Tisch vorbei und ich fing sie gleich ein, da die Beach Boys Cotton Fields sangen, das war nicht allzu schnell und ein sehr melodischer Jive. Nach einigen ersten schweren Schritten war ich drin und konnte gleich meine von Clarki neu gelernten Tricks mit einbauen. Wenn in der Ranch jemand besonders gut tanzte, verließen die anderen Paare die Tanzfläche und schauten aufmerksam zu, manchmal gab es sogar Szenenapplaus. Clarki war überraschenderweise schon beim letzten Rock&Roll vorher ausgestiegen. Anscheinend gab es ein paar Unstimmigkeiten mit Bettina. Nun waren wir das einzige tanzende Paar – und tatsächlich – hatten wir harmonisch und technisch anspruchsvoll getanzt, so dass wir sogar Beifall bekamen. Ganz stolz führte ich Sarah zurück an ihren Platz.

      Clarki gratulierte mir zu meinem gelungenen Jive. Neidisch war er nicht, denn er wußte, dass er normalerweise der Bessere ist. Und sein Unterricht war ein voller Erfolg gewesen. Aber er war nicht mehr so gut drauf, Bettina hatte ihn schon verlassen und er wollte auch gehen. Sonst sind wir oft zusammen gegangen, aber ich war noch voller Energie – so ein ereignisreicher Abend – deshalb wollte ich noch bleiben.

      Lange dauerte es allerdings nicht und die Ranch leerte sich relativ schnell. Es ergab sich keine weitere Gelegenheit mehr zum Tanzen, die meisten Mädchen waren zu diesem späten Zeitpunkt in mehr oder minder festen Händen, aber ich ich hatte doch ein zufriedenes Gefühl über einen schönen Abend. Frau Eberwein stand an der Kasse und ging ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, wobei sie zwischendurch immer wieder nach ihrem Mann lugte. Bonnie kassierte die letzten Tische ab und kam am Ende zu mir.

      „Na, Harry, so kenne ich dich gar nicht. Sonst bist du doch auch nicht bis zum bitteren Ende da.“

      Ich wollte etwas Nettes sagen. „So haben wir endlich einmal mehr Zeit für uns, liebe Bonnie.“

      Sie blickte mir tief in die Augen. Und ich wusste, das wird ein Nachspiel haben!

      „Ach, du willst mich bestimmt nur bezirzen, damit ich bei deiner Rechnung durcheinander komme.“ Sie setzte sich zu mir, holte ihren Notizzettel aus der Tasche und rechnete sehr langsam zusammen.

      „Du bist auch schon etwas müde heute. Kein Wunder. Solange auf den Beinen, die laute Musik und die ganzen nervenden Gäste!“ sagte ich.

      Sie sah mich wieder lange an. „Ja, jetzt brauche ich Erholung. Schlafen kann ich auch nicht gleich nach der Arbeit.“

      Das war schon als kleine Aufforderung zu verstehen. Ich weiß nicht, woran es lag, aber auf einmal erschien mir Bonnie als besonders begehrenswert. Ich hatte sie immer als ein ruhiges, ausgeglichenes Mädchen gesehen, aber als Bedienung gehörte sie eigentlich nicht zum Beuteschema.

      Ich fragte sie „hast du noch etwas vor? Willst du noch wo hingehen?“

      „Ach, ich weiß nicht. Ich glaube, das wäre mir doch zu anstrengend, dann komme ich gar nicht mehr ins Bett. Und du? Du scheinst ja heute noch ganz aktiv zu sein. Getanzt hast du auch sehr schön.“

      „Danke, heute war es wieder sehr gut hier. Jetzt weiß ich auch nicht, was ich anfangen soll. Mein Taxi ist auch schon weg.“

      „Dein Taxi? Ach, du meinst Clarki. Ihr seid ja immer zu zweit unterwegs. Wo wohnst du denn, ist es weit?“

      „Nein, nicht so. Ich brauche vielleicht eine gute halbe Stunde zu Fuß“ übertrieb ich.

      „Na, das muss doch nicht sein. Ich kann dich in meinem Auto gerne mitnehmen. Gleich bin ich fertig.“

      „Das ist sehr nett von dir. Ja, das nehme ich gerne an. Ich freue mich.“

      Sie verschwand kurz im Nebenraum und kam bald darauf in einem ganz anderen Outfit wieder. Sie hatte ein feuerrotes Kleid an, so als ob sie noch einen großen Ausgeh-Abend vor sich hätte. Beinahe hätte ich sie nicht wieder erkannt, nur die Bonnie-Tyler-Haare erinnerten mich wieder an sie. Wir stiegen in ihren schwarzen Opel Kadett ein und sie fuhr in Richtung Innenstadt. Eigentlich wollte ich ja gar nichts mit Bonnie anfangen, aber was sollte ich machen? Es wäre doch eine Beleidigung gewesen, wenn ich nicht nett zu ihr gewesen wäre, und dann hat es sich so entwickelt. Es war etwas ganz Neues für mich, dass ein Mädchen am Steuer eines Autos saß, ich fühlte mich sehr wohl dabei. Meine Wohnung war nahe an der Innenstadt, aber auch am Rande eines kleinen Wäldchens, von wo aus Treppen hinab zur Wohnung führten. Dort hielten wir an.

      „Du hast ein sehr schönes Kleid an, Bonnie.“

      „Ich habe eben gewusst, dass ich dich heute treffe. Da wollte ich doch gut aussehen“ revanchierte sie sich geschmeichelt.

      Sie blickte mich mit träumerischen Schlafzimmeraugen an. Ich rückte näher zu ihr und wir küssten uns lange. Ich rutschte ihr Kleid etwas höher und streichelte ihren Oberschenkel.

      „Na, Harry, nicht so schnell!“

      „Ach Bonnie, wir haben doch nicht mehr viel Zeit.“

      „Wir haben noch jede Zeit der Welt, und dafür müssen wir uns schon genügend Zeit lassen.“

      „Aber als Bedienung bist du doch nicht so zimperlich.“

      Kaum ausgesprochen, merkte ich sofort, was für einen Riesenfehler ich gemacht hatte. Wie konnte so etwas nur meine Lippen verlassen. Denken ja, aber bitte Nachdenken vor dem Sprechen!

      Ihre Mine erstarrte auf einmal, ihr Blick wurde eisig.

      „Was glaubst du denn von mir?“

      „Oh, entschuldige Bonnie. So habe ich es nicht gemeint.“

      „Nicht gemeint? Du hast es gesagt – und gedacht. Was glaubt ihr eigentlich? Dass wir alle leicht zu haben sind, nur weil wir euch jeden Abend Getränke bringen?“

      „Ach Bonnie, es tut mir wirklich furchtbar leid. Ich weiß auch nicht, warum ich das gesagt habe. Es ist einfach so rausgekommen.“

      „Weil du es gedacht hast!“

      „Nein, wirklich nicht. Meine Cousine arbeitet doch auch als Bedienung. Ich weiß doch, dass das nichts damit zu tun hat. Wirklich!“

      Bonnie schaute stur geradeaus. Sie wollte mich nicht mehr ansehen.

      „Geh“ sagte sie sehr deutlich zu mir.

      Ich spürte, dass ich da nichts mehr ändern konnte und öffnete die Beifahrertür.

      „Wirklich Bonnie, so ist es nicht. Ich mag dich sehr und ich meinte es nicht so. Entschuldige bitte!“

      Ich wartete ein paar Sekunden, aber von Bonnie kam keine Reaktion, sie blickte immer nur geradeaus. Ich stieg aus und schloß die Tür. Durch das geschlossene

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