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Vom Glück einen Hund zu haben. Monika Drewes
Читать онлайн.Название Vom Glück einen Hund zu haben
Год выпуска 0
isbn 9783738033793
Автор произведения Monika Drewes
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
NewAge, Dreadlocks, Baumgespräche und Wellness für den Hund
Jedes Jahr besucht eine Naturpädagogin die Schule meiner Tochter. Sie kam bisher immer 2x im Jahr zu unterschiedlichen Jahreszeiten, jetzt im Herbst kam sie das letzte Mal. Es ist eine junge Frau, die vielleicht tatsächlich von der NewAge-Bewegung übriggeblieben ist. Auffällig sind ihre klaren grünen Augen und die naturroten Dreadlocks, die ihr bis weit über den Po reichen. Meist hatte sie bunte Bänder und Perlen oder Federn in die Haare geflochten. Bösartige Menschen würden behaupten, dass sie den letzten Gong noch nicht gehört hätte.
Sie versucht nicht nur den Kindern die Natur näher zu bringen, sie lebt auch tatsächlich nach diesem Prinzip. Sie versucht im Einklang mit der Natur zu leben und ihres für ein positives Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt beizutragen.
Als sie nun das letzte Mal zu uns in die Schule kommen sollte, bat sie vorher darum, dass wir uns mal Gedanken machen sollten, wo wir in erreichbarer Nähe einen großen, uralten Baum stehen hätten. Am allerbesten wäre es, wenn dieser auch freistehend wäre. Mir fiel sogleich eine wirklich mächtige Eiche ein, die vermutlich schon seit vielen hundert Jahren den Bauern etwas mehr Arbeit bereitete, wenn diese das Feld bestellen oder abernten wollten. Sie stand mitten auf dem Feld.
Da ich an dem Tag X frei hatte, habe ich die Meute und Andrea (so nenn ich sie mal) also zu diesem Baum geführt. Andrea war einfach nur hin und weg von diesem Baum und zog erst einmal professionell ihren Unterricht ab. Wiedereinmal verblüffte sie alle Kinder bezüglich ihres Wissens und die kleinen Effekte, die sie mit simpelsten Mitteln zeigen konnte, ließen wieder alle Münder offen stehen. Zum guten Schluß rollten viele Tränen. Denn Andrea war zum letzten Mal in die Schule gekommen. Nächstes Jahr im Sommer geht es ja weiter auf die weiterführende Schule.
Auch meine Tochter war diesen einen Tag zu nichts mehr zu gebrauchen. Da dachte sie ja auch noch, sie würde Andrea nie wieder sehen. Manchmal aber im Leben kommt es doch ganz anders, als man gedacht hatte.
Es war ein seltsamer Samstag. Jody hatte sehr unruhig geschlafen, war mehr auf den Beinen und wanderte von einem Zimmer ins nächste und dann wieder zurück ins Körbchen, um 10 Minuten später wieder aufzustehen und durch die Wohnung zu wandern. Entsprechend früh weckte mich Jody mit einem sanften Nasenstubser. Es fing aber zumindest schon an zu Dämmern und immerhin... ich hatte ja ganz 2 1/2 Stunden länger schlafen können, als sonst in der Woche.
Ich stand auf, zog mich an, wankte noch etwas schlaftrunken in die Küche und war dann doch recht überrascht, dass dort schon meine Tochter saß, die, wie sich dann herausstellte, eine ebenso unerklärlich unruhige Nacht gehabt hatte. Während ich mir ein Glas Wasser gönnte, zog sich meine Tochter schon die Schuhe an. Sie meinte sie wüsste nicht warum, aber irgendwie würde sie irgendetwas nach draußen drängen. Auch Jody quengelte unermüdlich und tänzelte nervös vor der Tür hin und her.
Ich selber bin ja sehr empfänglich für Dinge, die man sich rational nicht erklären kann. Zu diesem Zeitpunkt erklärte ich mir das ganze aber noch so, dass weder Kind noch Hund in der Woche wirklich ausgelastet waren.
Jody stürzte sich die Treppe hinunter, als wäre der Teufel hinter ihr her. Die Haustüre ging ihr mal wieder nicht schnell genug auf und das saublöde Gartentor war auch noch zu. Ja Herr Gott noch einmal... Mutter ist halt kein D-Zug. Und dann kommt Mutter auch noch auf die noch viel saublödere Idee den Hund anzuleinen. Jody sah mich mit einem derartigen Pestblick an, als würde sie mir diese Untat ein Hundeleben lang nicht verzeihen. Leider wohnen wir nicht mehr so schön ländlich. Aber Jody war diese Tatsache heute mehr als schnurzegal.
Sie zog mich ganz gezielt eine bestimmte Straße hinauf. Es ist die Straße, die uns auf den schnellsten Wege aus dem städtischen Bereich ins mehr ländlichere führte. Was aber auch sehr verwunderlich war... Töchterchen, die sonst gar nicht mehr für irgendwelche Gewaltmärsche zu haben war, wollte unbedingt mit. Ich warnte sie noch, dass wenn sie dann doch das meckern und jammern anfangen würde, ich sie an Ort und Stelle zurücklassen würde. Nein... sie wollte mit, selbst wenn das hier ein tagesfüllendes Programm werden sollte. (Wer auch immer meine Tochter geklaut haben sollte, ich möchte sie gern wieder haben! Dieses Kind hier sah zwar aus wie meine Tochter, konnte es aber unmöglich sein).
Als wir dann Feldwege beschritten und auf den nahegelegenen Wald zusteuerten, konnte ich Jody dann ab leinen. Sie schoss erst einmal von dannen wie eine Rakete und ward nicht mehr gesehen. Irgendwann kam sie dann wieder, hüpfte wie eine junge Gazelle und genoss ihre Freiheit in vollen Zügen. Ab da merkte ich eigentlich nicht mehr wirklich, dass Jody uns noch immer führte. Vielleicht ist es ja auch wieder meine berühmte Einbildung. Jedenfalls schaltete sich mein Verstand erst wieder ein, als wir den Wald hinter uns hatten und Jody über das Feld sprintete auf dem die große Eiche stand. Ganz im Ernst... ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie wir gegangen waren. Im ersten Moment dachte ich, dass Jody jetzt doch auf den Geschmack gekommen wäre Kaninchen zu jagen. Abrufen ließen sie sich jedenfalls nicht mehr.
Es half also nichts, wir mussten auch auf das Feld und da es die Tage zuvor ordentlich geregnet hatte, könnt ihr euch vorstellen in welcher Erdpampe wir daher stapften. Jedenfalls von Jody war nichts mehr zu sehen, nichts zu hören...Tolle Wurst.
Als wir dann, immer noch aus einiger Entfernung, Jody auf dem Boden liegen sahen, am Stamm des Baumes. Blieb uns das Herz stehen. Aber wir hatten doch gar keinen Schuss gehört... Meine Tochter und ich legten einen Endspurt ein (keine Ahnung woher auf einmal diese Kraft und vor allem die Kondition kam) und dann die Erleichterung... Jody ging es gut... sie ließ sich lediglich von Andrea verwöhnen. Optisch betrachtet war Andrea eins geworden mit dem Baum. Sie hatte ein Erdfarbenes Wollkleid an und auch ihre roten Haare hoben sich nicht wirklich von den bunten Blättern ab. Wir hatten sie schlichtweg nicht gesehen.
Jody und Andrea hatten sich vorher noch nie gesehen und normalerweise lässt sich Jody auch nicht gern von fremden Menschen anfassen. Hier aber genoss sie offensichtlich die Streicheleinheiten. Letztendlich bekam Jody eine Ganzkörpermassage. Ich fragte Andrea, ob sie eine bestimmte Technik anwenden würde, oder ob sie das auch irgendwo gelernt hätte und ob sie mir das beibringen könne. Sie sagte nur, was dir gut tut, tut auch dem Hund gut. Höre auf deine innere Stimme und lass deine Hände machen, wie du es dir denkst. Oder nein, nicht wie du denkst... korrigierte sie sich. Denke nicht...mach einfach. Ok..dachte ich da noch, ich würde ja sehen, ob sich Jody auch von mir so intensiv verwöhnen lassen würde.
Während sich Andrea also ganz dem Hund widmete, erzählte sie uns, dass sie jetzt nahezu jeden Tag hier bei diesem Baum sei. Der Baum hätte sich so unsagbar gefreut, dass endlich mal wieder jemand zu Besuch gekommen wäre und vielleicht sogar mit ihm sprechen würde. Er wär ja nun mal auf weiter Flur ganz allein und hätte doch so viele Geschichten zu erzählen. Meine Tochter fand ihre Stimme wieder und fragte Andrea, ob der Baum denn auch gesagt hätte, ob er noch gesund wäre. Andrea bejahte es. Der Baum wäre selber ganz stolz auf sich selbst, aber er wäre tatsächlich noch kerngesund. Liebevoll streichelte sie dann die Rinde des Baumes. Jody hatte sich inzwischen dicht an den Stamm zwischen zwei Wurzeln zusammengerollt und schlummerte ein.
Wir fingen an zu plaudern und auch meine Tochter wurde redseliger. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken und so saßen wir unter dem Baum, ließen uns von seinen Ästen streicheln und von der Herbstsonne verwöhnen. Es war irgendwie nicht kalt. Andrea sagte nur, wenn man Mutter Erde so nah wäre, würde man nie frieren. Ich ließ es einfach mal so stehen. Wir merkten jedenfalls nicht, wie die Zeit verging. Wäre es kalt und ungemütlich trotz Sonne gewesen wäre, ich denke schon, dass man sich dann eher wieder auf den Heimweg gemacht hätte. Insbesondere die Frostbeule von Jody.
Ein Anruf meines Mannes holte uns dann zurück in das Jetzt. Er meinte nur, dass er so langsam doch mal was Warmes zu Essen haben wolle, auch wenn es jetzt schon eigentlich Zeit wäre für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Ja, jetzt merkten wir es auch... die Sonne ging bereits wieder unter. Die Uhr zeigte allen Ernstes 16.30 Uhr. Wie, zum Henker, konnte