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Grollen vom Vulkan. Erneut ließen einige Erdstöße die Menschen erzittern.

       „...und der Herr ließ es donnern und hageln, dass das Feuer auf die Erde schoss, dass Hagel und Feuer untereinander fuhren, so grausam, dass desgleichen in Ägyptenland nie gewesen war. Und der Hagel schlug alles, was auf dem Felde war, Menschen und Vieh, und schlug alles Kraut und zerbrach alle Bäume. Allein im Lande Gosen, da die Kinder Israels wohnten, da hagelte es nicht...“

       Draußen im Dorf herrschte das Chaos. Einige der Hütten brannten lichterloh. Während die einen versuchten, die Brände zu löschen, versuchten andere, ihr spärliches Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Wiederum andere suchten in den eingestürzten Häusern nach Verschütteten. Fullerton, der Doktor, und eine Handvoll Freiwilliger hasteten rastlos umher, um sich um Verletzte zu kümmern. Ein neuerliches Beben und Grollen kündigte weiteres Unheil an.

       „...selig ist, der da wacht und hält seine Kleider, dass er nicht bloß wandle und man nicht seine Schande sehe“, predigte der Vikar. „Und er hat sie versammelt an einem Ort, der da heißt auf hebräisch Harmagedon...“

       „Elizabeth!“ Endlich hatte Plumpton, der Tischler, seine Frau gefunden. Sie hielt ihren bald fünfjährigen Sohn im Arm und eilte ihrem Gatten entgegen. Einige Männer und Frauen aus der Nachbarschaft folgten ihr.

       „Elizabeth! Schnell!“ keuchte Plumpton, außer Atem. „Bring Charlie zum Schiff, bevor die große Panik ausbricht...“

       „Aber, Nicholas...“

       „Nein, Elizabeth! Sofort! Käpt’n Hoydt wird nicht warten! Er wird umgehend auslaufen!“

       Ein Raunen des Entsetzens ging durch die umstehenden Siedler.

       „Anna! Lauf, und such deinen Vater!“ rief Mrs. Jørgensen, die direkte Nachbarin der Plumptons, der älteren ihrer beiden Töchter zu.

       „Nein, Hilda!“ ging Plumpton dazwischen. „Denk an die Mädchen! Rasch!“

       „Nicholas hat recht!“ meldete sich daraufhin ein Mann namens O’Rourke. „Geh, Hilda! Ich suche nach Sven...“ Damit rannte er zurück ins Dorf.

       „Nun macht schon!“ trieb Plumpton die Übrigen an, während das Donnern und Grollen vom Vulkan lauter wurde. „Wir haben keine Zeit! Wenn das Schiff ablegt, sind wir alle verloren!“

       Widerwillig setzte sich die Gruppe in Bewegung und lief auf den Pier zu.

       Plumpton nahm seiner Frau das Kind ab, fasste sie bei der Hand und zog sie mit sich. Durch den anhaltenden Ascheregen, der mittlerweile eine mehrere Zentimeter dicke Schicht auf dem Boden gebildet hatte, liefen sie der rettenden ‚Lucretia’ entgegen.

       Man sah nun, dass diese bereits ihren Anker lichtete. Matrosen machten sich daran, die Leinen zu lösen.

       „Schneller!“ stieß Plumpton hervor und packte die Hand seiner Frau fester.

       Wieder brachte ein Donnerschlag vom Vulkan die Erde zum Erbeben.

       Elizabeth knickte um, stolperte und stürzte. Es gab ein Knacken, als sei ein Knochen gebrochen. Plumpton setzte das Kind ab und versuchte, seiner Frau aufzuhelfen.

       „Mein Knöchel!“ stöhnte diese nur.

       „Komm schon! Wir müssen weiter!“ drängte ihr Mann.

       „Ich kann nicht!“

       Der Boden unter ihnen begann nun zu vibrieren, als wollte es ihn entzwei reißen.

       „Nicholas! Bring Charlie in Sicherheit!“

       „Ich lasse dich nicht zurück!“

       Immer heftiger wurde die Vibration.

       „Nicholas ... ich flehe dich an!“

       Sie reichte ihrem Mann eine kleine Tasche, die sie bei sich trug.

       „Mami!“ weinte das Kind.

       Wieder ein Erdstoß.

       Plumpton nahm das Täschchen an sich und packte den Jungen.

       „Ich komme zurück ... dich holen!“ ließ er seine Frau unter Tränen wissen.

       Dann, in einer gewaltigen neuerlichen Eruption, explodierte der Berg.

       „...und der siebente Engel goss seine Schale in die Luft“, verkündete der Vikar.

       Ängstlich drängten sich seine Schützlinge um ihn.

       „...und es ging aus eine Stimme vom Himmel, die sprach: Es ist geschehen. Und es wurden Stimmen und Donner und Blitze, und es ward ein solches Erdbeben, wie solches nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden wandeln. Und alle Inseln entflohen, und keine Berge wurden gefunden. Und ein großer Hagel, wie ein Zentner, fiel vom Himmel auf die Menschen, und die Menschen lästerten Gott über die Plage des Hagels, denn seine Plage war sehr groß...“

       Eine superheiße Lawine aus Gas, Staub und Feuer raste die zerklüfteten Abhänge des Vulkans hinab, direkt auf New Manchester zu. Gnadenlos verschlang sie alles auf ihrem Weg. Die Baumstämme des Urwalds knickten wie Streichhölzer und verglühten zu Kohle.

       „Segel setzen! Alles, was da ist!“ brüllte Käpt’n Hoydt.

       „Nein!“ schrie Nicholas Plumpton, der Augenblicke zuvor als einer der letzten an Bord der ‚Lucretia’ gegangen war. „Ich muss zurück! Elizabeth!“

       „Sind Sie wahnsinnig, Mann?“ fauchte der Kapitän, während zwei der Seeleute versuchten, den Tischler festzuhalten. „Wir können von Glück sagen, wenn wir heil davonkommen! Los, los, ihr faulen Säcke!“ fuhr er seine Matrosen an. „Es geht um unser Leben!“

       Hilflos mussten sie mit ansehen, wie die todbringende Lawine auf ihr Dorf und die zurückgelassenen Siedler zurollte. Schreiende Menschen liefen auf den Pier zu, von dem die ‚Lucretia’ soeben abgelegt hatte.

       „...und der Herr, der Gott der Geister und Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muss. Siehe, ich komme bald. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Erste und das Letzte. Selig sind, die seine Gebote halten, auf das sie Macht haben an dem Holz des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt. Denn draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Todschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge...“

       Damit brach das Inferno über die Siedlung herein. Es gab kein Entrinnen. In Sekunden hüllte der Feuersturm alles ein, blies Gebäude, Vieh und Vegetation davon. Letzte Atemzüge verbrannten die Lungen, Kleidung brannte an den Körpern, reduzierte sie zu grauen Klumpen, die nur noch entfernt menschliche Züge trugen. Asche und Felsbrocken prasselten hernieder, um alles unter sich zu begraben.

       Fassungslos blickten die Überlebenden an Bord der ‚Lucretia’ auf die schwarze Wolke, die sich nun über ihrem Zuhause ausbreitete. Die Druckwelle der Explosion und ein günstiger Wind vom Landesinneren hatten das kleine Schiff gerade weit genug aufs offene Meer getrieben, um der eigenen Vernichtung zu entgehen. Doch selbst aus der Distanz spürte man noch die Hitze der tödlichen Wolke. Hustend und keuchend rangen die Menschen nach Luft. Kleinste Partikel von Ruß und Asche machten das Atmen schwer. In einiger Entfernung, am zerstörten Pier New Manchesters, sah man leblose Gestalten im Wasser treiben.

       Weinend und schluchzend lag der kleine Charlie Plumpton in den Armen von Katrina, der jüngeren der beiden Jørgensen-Töchter, während sein Vater dumpf über die Reling des Schiffes starrte.

       „Mami!“ wimmerte der Kleine erneut.

       Plumpton wandte sich um und nahm dem Mädchen das Kind ab.

       „Nicht weinen, mein Junge“, flüsterte er, selbst um Fassung ringend.

       „Mami ist jetzt an einem besseren Ort...“

      *

       „Die Riemen ... zieht ein!“

       Sanft glitt das Beiboot auf

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