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Die Woodstock-Ära und ihre Ahnungen - wenige waren falsch, viele richtig.... Marc Dylan
Читать онлайн.Название Die Woodstock-Ära und ihre Ahnungen - wenige waren falsch, viele richtig...
Год выпуска 0
isbn 9783847645788
Автор произведения Marc Dylan
Жанр Зарубежная деловая литература
Издательство Bookwire
Wir wollen hier nun keine Zukunftsprognose abgeben, welche Ernährungsweise die gesündeste ist. Brauchen wir auch nicht. Die Anreizkorrigierte Marktwirtschaft wird mit Hilfe der Geldflüsse bzw. der in die Wirtschaftsmechanik eingebauten wissenschaftlichen Methode die “Wahrheit” ans Licht bringen. Sie ist damit maximal verbraucherfreundlich und aufklärerisch.
3.3 “Die Kriegslüge”
Kommen wir zu einem weiteren Mem: “Der Mensch ist von Natur aus kriegerisch”. Dieses Mem ist sicher sehr weit verbreitet und es scheint die Hoffnung auf eine friedlichere Welt zunichte zu machen. Denn wer an dieses Mem glaubt, und das sind sicher viele, wird sich auch tendenziell so verhalten. Woher kommt es nun, dass viele Menschen von der kriegerischen Ader des Menschen überzeugt sind? Dies könnte u.a. daran liegen, dass die Geschichte meist von den Siegern von Kriegen geschrieben worden ist. Friedlichere Völker hatten kein Interesse an Waffen, (evt. auch kein Interesse an Geschichtsschreibung) und waren somit bewaffneten, kriegerischen Völkern unterlegen. Die Meme der kriegerischen Völker mussten sich also durchsetzen. Ihre Meme sind damit auch die Meme in unserem Bewusstsein. Vor allem steigert dieses oben genannte Kriegsmem entscheidend den Konsum, insbesondere natürlich den der Waffenindustrie-Produkte.
Stellen wir uns noch mal zur genaueren Erläuterung die Wirt-Märchenerzähler Konstellation vor, wobei die Wirte sich in 2 verschiedenen nahe beieinander liegenden Dörfern befinden. Der Märchenerzähler in Dorf 1 erzählt z.B. von Kriegen und dass der Mensch von Natur aus kriegerisch sei. Die Menschen halten dieses Verhalten somit für normal. Vielleicht bekommen sie dadurch auch Angst. Einer kommt nun auf die Idee, diese Angst zu beruhigen, in dem er Waffen an die durch diese Geschichten verängstigte Dorfbevölkerung verkauft. Er hat damit seine Nische gefunden und sein finanzielles Überleben gesichert. Er wird sich also über jeden freuen, der sein “branchenförderndes” Mem verbreitet und wird es selbst verbreiten, wobei er durchaus auch selbst vom Wahrheitsgehalt überzeugt sein wird.
Vielleicht kommen die Dorfbewohner auch auf die Idee, dieses Verhalten nachzuahmen und selbst Krieg zu führen, z.B. gegen das Nachbardorf 2. Dem Waffenverkäufer und ebenso dem Wirt kann dies nur recht sein. Es fördert das Unglück und steigert damit den Konsum. Der Erzähler in Dorf 2 hingegen meint, der Mensch sei von Natur aus friedlich. Im Glauben an das Gute im Menschen werden die Bewohner nicht auf die Ideen kommen, sich verstärkt zu bewaffnen. Was wird passieren?
Dorf 1 greift für sie ganz normal Dorf 2 an, wird wegen der Waffenüberlegenheit das Dorf 2 übernehmen und ihre kriegerischen Meme in Dorf 2 verbreiten. Das Kranke tötet somit das Gesunde. Die Bewohner von Dorf 2 bemerken, dass doch nicht alle Menschen friedlich sind, stellen ihre eigenen Meme deshalb in Frage und übernehmen die kriegerischen Meme, weil die Erfahrung diese scheinbar bestätigt. Es sieht so aus, als hätte der Erzähler in Dorf 1 bessere, überlebensfähigere Meme verbreitet. Im Endeffekt jedoch gab es nur kein Interesse daran, dass die Meme Richtung “Friedensbotschaft” fliessen. Wer hätte daran verdient? Niemand.
Natürlich gibt es auch in der Tierwelt “kriegerisches Verhalten”. Auch hierdurch kann unser Kriegsmem bestärkt worden sein. Dieses Verhalten könnte aber auch missbräuchlich zur Begründung des Kriegsmems verwendet worden sein. Es gibt nämlich auch gute biologische, evolutionstheoretische Gründe, die gegen das Kriegsmem beim Menschen sprechen. Denn im Sinne der Evolutionstheorie ist es immer von Vorteil, wenn Energie eingespart wird. Kriege hingegen bedeuten für eine Art immer Energieverlust. Der Nachwuchs, der aufgezogen wurde, wird wieder vernichtet. Zwar könnte dies zur Auslese im Sinne vom “Survival of the fittest” beitragen, eine Art aber, die auf dieses “kostspielige Verfahren” verzichten könnte, hätte einen Selektionsvorteil. Den meisten Tieren fehlen nun die kognitiven Möglichkeiten zur friedlichen Kooperation, weswegen sie im primitiven kriegerischen Stadium verbleiben müssen. Dem Menschen hingegen nicht. Durch Kooperation hat der Mensch schließlich die ganze Welt besiedelt.
3.4 Frieden durch Polygamie?
Schulze vermutet beim Menschen nun folgenden Mechanismus, der den kriegerischen Selektionsaspekt unnötig machen würde:
Er stellt zum einen die Hypothese auf, dass der Mensch mehr Ähnlichkeiten zum Bonobo (auch Zwerg-Schimpanse genannt) als zum gewöhnlichen Schimpansen hätte. Dies würde bedeuten, dass die Natur des Menschen im Gegensatz zu der heute relativ verbreiteten monogamen Wertvorstellung polygam sei. Dies ist vermutlich eine Vorstellung, die sich wohl trotz 68er kaum jemand wirklich vorstellen kann. Allein wegen solcher Gedankengänge wird man noch heute angegriffen und auch das Denken setzt bei vielen Menschen bei diesem Tabu-Thema einfach aus. Vermutlich oft auch aus Angst, Angst davor, dass die eigenen Wertvorstellungen falsch sein könnten, oder dass der eigene Partner solche Ideen aufgreift und fremdgeht. Viel zu sehr sind wir an die monogame Lebensweise gewöhnt, einerseits eingeschärft durch religiöse Vorschriften, andererseits existieren natürlich neben emotionalen auch plausible, rationale Begründungen für eine monogame Lebensweise, wie z.B. Schutz vor Krankheit oder persönliche Verantwortlichkeit bei Schwangerschaft, wobei beide Begründungen auch zu hinterfragen sind.
Was könnten nun die Vorteile einer polygamen Lebensweise sein?
Erstens käme es durch das polygame Verhalten innerhalb einer Gruppe unter anderem zum sogenannten “Infantizid-Verhinderungs-Großgruppenpaarungssystem”. Denn da kein männliches Wesen mehr weiß, wer seine eigenen Nachkommen sind, wird Kindstötung (Infantizid) unwahrscheinlicher, die bei anderen Tierarten wie z.B. Löwen aus Konkurrenzgründen desöfteren noch auftritt. Schließlich will kein “Männchen” seinen eigenen Nachwuchs eliminieren. Dieses Verhalten, also die verhinderten Infantizide, spart Energie und ist somit vorteilhafter.
Die Liebesgefühle, die durch polygames Verhalten innerhalb einer Gruppe vermutlich entstehen würden, könnten sich auch als ein Überlebensvorteil für die Gruppe erweisen, da Zusammenarbeit und Kooperation wahrscheinlich dadurch gestärkt würden. Wenn man einwenden würde, dass doch Eifersucht entstehen müsste, dann könnte man dagegen einwenden, dass “Eifersucht” evt. nur ein fehlgeleiteter Memstrom ist, der das konsumvermindernde polygame Verhalten unterdrückt.
Die Frage wäre zu beantworten, ob die Eifersucht eher körperlicher, genetischer Natur oder memetischer Natur ist. Wäre sie memetischer Natur könnte sie, ohne unterdrückt werden zu müssen, abgeschafft werden. Es scheint viel für die memetische Natur zu sprechen, u.a. dass Eifersucht nicht bei allen menschlichen Völkern vorkommt. Außerdem scheint das Gefühl der Eifersucht immer durch bestimmte Einstellungen oder Kognitionen verursacht zu sein. Also durch Meme. Vielleicht wird Eifersucht auch durch ein gesellschaftliches Minus an Liebe, Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit verursacht. Das wenige, was man davon hat, will man nicht verlieren (und schränkt den anderen deswegen derartig ein, dass er zu flüchten neigt???) Dieses Minus entsteht natürlich wiederum durch gesellschaftlich verbreitete Meme. Monogamie erzeugt eine gewisse Abhängigkeit, die Verlustängste mit sich bringen kann, aber vielleicht auch das Gefühl von größerer Intensität.
Das Dumme an Eifersucht ist, dass man meist das Gegenteil davon erreicht, was man möchte. Statt den Partner zu halten, wird er sich oft eher weiter entfernen. Vielleicht wirken hier einige Meme in Richtung der Herstellung von Singles, die laut Spiegel die höchste Kaufkraft entfalten. In der Eifersucht beginnt der Krieg, der Krieg in der Liebe. Vielleicht ist der Frust in der Liebe der wahre Grund für alle Kriege. Zumindest vergrößert der Frust in der Liebe die Bereitschaft zum finalen Waffenkonsum: Heldentod oder Selbstmord.
Heutzutage wäre es natürlich sehr wahrscheinlich, dass in einer “polygamen Versuchsgruppe” solche Konsequenzen wie Eifersucht auftreten würden, da wir alle in einer Gesellschaft aufgewachsen sind, in der solche Meme als normal gelten. In der heutigen normalen Gesellschaft hätte man auch kaum Zeit für eine polygame Lebensweise. Auch dieses “organisatorische” Element könnte Eifersucht schüren.
Durch die aus polygamer Lebensweise resultierende Gruppen-Verantwortlichkeit bei Schwangerschaft