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zu säubern. "Gut. Es ist ein tapferes Mädchen. - Wir haben es nicht erschreckt." Wozu hätte er Tana auch erklären sollen, dass die betäubende Wirkung des Blutbaumsafts auch vor dem Kind nicht haltgemacht hatte?

      Wenig später richtete Geron sich wieder auf, um in das Verbotene Haus zurückzukehren. Unbehaglich dachte er an die eintausendfünfhundert Stufen, die auf ihn warteten. Als erstem Magischen Mediziner und Waffenmacher der Stadt hätte es ihm natürlich zugestanden, sich von zwei kräftigen Dienern tragen zu lassen, aber er machte nur sehr selten Gebrauch von diesem Recht.

      Tana hatte Geron versprochen, sich, anstelle des nicht ansprechbaren Erin, um die Kranke zu kümmern und auch das Kind zu versorgen. Den Rest würden seine Assistenten besorgen, die sich täglich ihre Anweisungen von Geron holten.

      "Achte besonders darauf, dass sie sich nicht bewegt, oder bewegt wird!", ermahnte er Tana nochmals vom Eingang aus. "Wir werden sie jetzt für drei Tage unter leichter Betäubung halten; in dieser Zeit bekommt sie nur ein wenig Absud von Fleisch, wenn sie nach Speise oder Trank verlangt, sonst nur etwas Wasser. - Danach gebt ihr für weitere drei Tage leichte Kost, auch viel Fisch und weiter Absud von Fleisch. Wenn sie nicht vorzeitig aufsteht, kann sie genesen."

      Den letzten Satz mußte Erin gehört haben. Er stand auf und kam auf Geron zu. "Wird meine Frau leben?", wollte er wissen. "Geron, wird Ael leben? - Versprich mir, dass sie leben wird!"

      Gerons Miene verhärtete sich. Konnten diese Leute denn niemals aufhören zu fordern? "Du hast eine Tochter", sagte er zu Erin. "Wie wäre es, wenn Du sie Dir anschaust?" Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trat auf den Gang hinaus.

      Ael genas innerhalb eines Monats mit Hilfe Tanas und ihres Mannes wieder vollständig, nur die Narbe von Gerons Operation machte ihr zeitlebens zu schaffen. Schwanger wurde sie nie wieder.

      Das kleine Mädchen wurde nach alter Sitte mit den Namen der bei der Geburt Anwesenden, also Tana und Erin, genannt, voraus man vortrefflich das Wort Teri bilden konnte. Den Namen Gerons mit in den Namen des Kindes zu verflechten, waren die Eltern nicht vermessen genug gewesen.

      War Teri in den ersten Tagen ihres Lebens ein sehr ruhiges Kind gewesen, sie regelmäßig an die Brust ihrer betäubten Mutter angelegt wurde, so hatte sie sich später zu einem vollständig normalen, lauten, gesunden Schreihals entwickelt, der seine Eltern den ganzen Tag über zu beschäftigen verstand.

      Draußen heulten die ersten Winterstürme über die Klippen und schwere Brandung brach sich an den Gestaden Estadors. Es wurde neues Leben geboren, und manches ausgebrannte Lebenslicht erlosch in diesem Winter. - So wie es seit undenklichen Zeiten gewesen war, in Thedra.

      KAPITEL 2 - DER KÖNIG DER STOFFMACHER

       Könnte man Klugheit durch Erziehung vermitteln, wo sollten dann die Dummen herkommen?

      Still, ganz still, saß Llauk in dem Bretterverschlag, in dem sein Vater die fertigen Tuchballen aufbewahrte. Trotz des weichen Sitzes, den er sich aus einem Schemel und Stoffresten gebaut hatte, wurde die Stellung doch langsam unbequem.

      Llauk war müde. Gerne hätte er seinen Posten aufgegeben, doch die selbst auferlegte Pflicht hielt ihn eisern auf seinem Platz fest. Llauk mußte aufpassen.

      Wieder und wieder begann das Astloch vor seinem Auge zu einem hellen Fleck zu verschwimmen. Llauk nahm sich zusammen. Solange der Vater nicht in der Werkstatt war, mußte er darauf achten, dass die verdammten Sklaven nicht trödelten oder schwatzten. - Zwar hatte das niemand von ihm verlangt, auch der Vater nicht, aber Llauk hatte schon früh ein Gefühl dafür entwickelt, was Sklaven durften und was nicht:

      Früh aufstehen durften sie - und spät ins Stroh kriechen, wenig essen, aber viel leisten, demütig nicken, wenn der Herr sprach, aber nicht schwatzen. - Darum machte Llauk sich die viele Arbeit mit der Überwachung. Denn er wußte natürlich genau, dass die verdammten Sklaven heimlich über ihre Herren lachten und machten was sie wollten.

      Manchmal bedauerte er, dass sein Vater ein so gütiger Mann war - viel zu gütig für seinen Geschmack. Der Alte ließ die Sklavenbande einfach wirtschaften wie sie wollte und freute sich über jede Elle Stoff, die dabei herauskam. Es brachte Llauk zum Wahnsinn, wenn er sah, wie freundlich sein Vater mit den Arbeitern sprach. Da hatte er bei seinen Freunden in den größeren Stoffmachereien schon ganz andere Umgangsformen kennengelernt. - Beschimpfungen gab es da und Schläge, wenn die Brut nicht spurte. Essensentzug und schwere Ketten.

      Nicht, dass die anderen Werkstätten deshalb auch nur eine Elle Stoff mehr hervorgebracht hätten, als die von Llauks Vater, aber darum ging es auch nicht.

      Llauk konnte es einfach nicht verwinden, dass sein Vater die Sklaven von gleich zu gleich behandelte und manche von ihnen ganz offen höher einschätzte als seinen eigenen Sohn. Darum lag er hier auf der Lauer und würde nachher versuchen, die verdammte Bande in Mißkredit zu bringen. Bestraft sollten sie werden. Alle! Bestraft!

      Llauk bemerkte bei diesen Gedanken, wie ein wohliges Kribbeln seinen Unterleib durchzog. Unwillig blickte er nach unten. - Dafür war jetzt keine Zeit. Zwar würde er dem Vater nachher sowieso alle möglichen Lügengeschichten über die Arbeiter erzählen, aber viel besser wäre es doch, wenn er sie bei einer wirklichen Verfehlung ertappen könnte.

      Vergnügt dachte Llauk daran, wie er einmal, als Neunjähriger, die kleine Ngawe, eine Frau aus dem dunkelhäutigen Volk der Kraan, dabei erwischt hatte, wie sie am Webstuhl ein Stück gestohlenen Fleisches gegessen hatte. Llauk war vor Aufregung von seinem Sitz gerutscht und hatte sein Gesicht an die Bretterwand gepreßt bis es schmerzte, als sie das kleine Stück Speck aus ihrem Umhang zog. Das würde Strafe nach sich ziehen, hatte Llauk geglaubt, schwere Strafe!

      Die Realität war eher ernüchternd gewesen. Llauks Vater hatte seinem Sohn unwillig zugehört und war dann allein zu Ngawe an den Webstuhl gegangen. Noch nicht einmal laut geschimpft hatte er, als Ngawe ihm gestand, sie habe immer solchen Hunger, da sie schwanger sei. Da Llauks Vater sich beständig weigerte, seine Sklaven anzuketten, wie es allgemein üblich war, war es Ngawe möglich gewesen, sich mit einem der anderen Sklaven einzulassen.

      Llauks Miene wurde bitter, als er an die Reaktion seines Vaters dachte. Statt die Ungehorsame zu bestrafen, hatte er ihre Ration erhöht und sie zudem noch von allen schweren Arbeiten freigestellt. Dem Vater des Kindes, dem Dramilen Tos eb Far, hatte er sogar mit trauriger Miene gratuliert, bedauernd, dass dessen Kind schon als Sklave geboren werde.

      Der mittlerweile elfjährige Llauk hielt überhaupt nichts von dem Umgangston seines Vaters den Sklaven gegenüber. Mittlerweile war es schon so weit gekommen, dass Ngawes einjähriges Mischlingskind den ganzen Tag lang zwischen den Webstühlen umherkrabbelte und die Leute von der Arbeit abhielt. - So konnte es doch keinesfalls weitergehen.

      Heute schienen sich die Sklaven gegen Llauk verschworen zu haben. Sie wollten sich einfach nichts zuschulden kommen lassen. Manchmal hatte Llauk den leisen Verdacht, dass sie seinen geheimen Beobachtungsposten kannten, aber diese Gedanken verwarf er schnell wieder. Dazu war sein Astloch zu gut getarnt. Undenkbar, dass ein dummer Sklave ihm, Llauk, auf die Schliche kommen könne.

      Trotzdem rührte sich verdächtig wenig in der Weberei. Schweigend gingen die Arbeiter ihren monotonen Verrichtungen nach, und selbst das Kind spielte schweigend in einer Ecke.

      Ermüdet und verdrossen rutschte Llauk von seinem Sitz herunter und legte sich leise auf ein paar Stoffballen. Mit offenen Augen träumte er vor sich hin; träumte von einer goldenen Zukunft, von seiner Zukunft als Stoffmacher - als König der Stoffmacher ...

      Schon während Llauk in das Reich der Träume hinüberglitt, spürte Ngawe das Nachlassen seiner Anspannung. Seit sie das Kind empfangen hatte, war sie in der Lage, bis zu einem gewissen Maß in die Gedanken anderer Menschen hineinzuhorchen. Llauk war im Moment keine Gefahr mehr.

      Sofort stand Ngawe auf und ging zu ihrem Kind. Es war gut, den Kleinen zu stillen, wenn er noch nicht weinte. Ngawe liebte es nicht ihr Kind weinen zu sehen. Auch Tos eb Far war von seinem Webstuhl aufgestanden und neben seine Frau getreten.

      Die anderen

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