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      ein wenig zu schürzen.«

      Leoryn seufzte und sah ihren Bruder spöttisch an. Sie machte eine rasche

      Bemerkung in der elfischen Sprache, und Lotaras lachte auf. »Verzeiht, Ihr

      guten Herren Pferdelords, Ihr habt recht, es ist an der Zeit, die sorgenvollen

      Gedanken für eine Weile zu verdrängen.«

      Leoryn reichte Garodem ihren Arm. »Wenn Ihr gestattet, Pferdefürst

      Garodem, so werde ich mich an diesem Abend Eurem Arm anvertrauen.«

      Tasmund stieß sich vom Regal ab und ließ Garodem mit der elfischen Frau

      den Raum verlassen, bevor er Lotaras in einer freundlichen Geste am Arm

      fasste. »Sagt, Hoher Herr Lotaras, habt Ihr schon jemals Zwergenwesen

      gesehen?«

      »Selbstverständlich. Wir treiben Handel mit den kleinen Herren.«

      »Und ihr Blor kennt Ihr ebenfalls? Ah, ich sehe, der Abend wird Euch

      doch noch etwas Neues bieten.«

      Sicher, Garodem hatte das Blor in der Hochmark eigentlich verboten.

      Doch Tasmund wusste, dass die Hohe Frau Meowyn einiges von dem starken

      Alkoholgetränk in der Heilerstube lagerte, um ihre Experimente damit zu

      treiben. Der Erste Schwertmann der Hochmark sagte sich, dass dieses

      Getränk durchaus in der Lage sein könnte, Lotaras’ Sorgen für eine Weile zu

      vertreiben. Und, wie Tasmund sich amüsiert eingestand, er war einfach

      neugierig, wie ein Elf auf Blor reagieren würde.

      Kapitel 8

      Es behagte Fangschlag nicht, eine demutsvolle Haltung einzunehmen, auch

      wenn er sich eingestand, dass dies in Gegenwart eines Brutmeisters durchaus

      angemessen war. Wahrscheinlich lag sein Unbehagen in der Anwesenheit von

      Einohr begründet. Fangschlag war stolz, ein Rundohr zu sein, und konnte sich

      nicht wirklich damit abfinden, dass ein Spitzohr zum Führer einer Legion

      aufgestiegen war. Die großen und körperlich sehr starken Rundohren

      empfanden sich als die eigentlichen Krieger der Orks und hatten für die

      kleineren Spitzohren nur Verachtung übrig. Spitzohren kämpften lieber aus

      der Deckung heraus, und statt des Schlagschwertes nutzten sie eher Bogen

      oder Querbogen, Waffen also, die aus der Distanz töteten. Fangschlag mochte

      Distanzwaffen nicht, auch wenn er ihren Nutzen durchaus anerkannte. Aber

      er liebte es, dem Feind offen gegenüberzutreten, zu spüren, wie sein

      Schlagschwert sich in des anderen Eingeweide bohrte und mit dem Blut auch

      das Leben aus dem Körper des Gegners wich. Er liebte den Geschmack von

      frischem Fleisch, das er selbst erbeutet hatte, und verglichen damit erschienen

      ihm die Spitzohren als schmarotzende Aasfresser. Doch ausgerechnet eines

      dieser verachteten Spitzohren war der Führer der Legion. Einohr nannte es

      sich, und sein pompöses Gehabe ging Fangschlag mächtig auf die Nerven.

      Er bleckte ein wenig seine Fänge, als er den neben ihm stehenden Einohr

      ansah. Wenigstens hatte auch der eine ehrerbietige Haltung eingenommen,

      und Fangschlag hätte darauf wetten können, dass der hinterlistigen Made

      längst der Urin durch das Beinkleid sickerte, auch wenn man davon wegen

      der Rüstung nichts erkennen konnte. Doch Fangschlag würde ja bald sehen,

      ob Feuchtigkeit zurückblieb, wo Einohr jetzt stand, um den Worten des

      Allerhöchsten Lords zu lauschen.

      Der Brutmeister in seiner roten Kutte hielt einen flammenden Sprechstein

      in Händen. Ein irisierendes Glühen und wallendes Orange gingen von dem

      sonst schwarzen Stein aus, und in dem Glühen und Wallen war das Antlitz

      des Schwarzen Lords zu erkennen. Egal, welche Position die Umstehenden zu

      dem Stein auch einnahmen, schien der Allerhöchste jeden von ihnen direkt

      anzusehen, während seine Stimme ein seltsames Vibrieren in den Schädeln

      der Anwesenden hervorrief.

      »… ihr kennt meinen Willen«, erklang die seltsam wesenlose Stimme.

      »Nun geht und erfüllt ihn.«

      Das Wallen des Steins erlosch, das Licht trübte sich, und der Sprechstein

      wurde wieder schwarz. Der Brutmeister stand einen Moment schweigend da,

      bevor er das Medium in den Tiefen seines Gewandes verbarg und die vor ihm

      stehenden Rund- und Spitzohren fixierte.

      »Ihr habt es gehört, ihr nutzlosen Maden.« Der Brutmeister musterte jeden

      Einzelnen von ihnen. »Der Allerhöchste Lord verlässt sich darauf, dass ihr

      seinen Willen erfüllt.« Er stieß ein leises Zischen aus. »Obwohl ich nicht

      glaube, dass ihr dem Allerhöchsten von irgendeinem Wert seid. Schon einmal

      habt ihr kläglich versagt.«

      Fangschlag unterdrückte ein zufriedenes Bellen und bleckte nur erneut die

      Fänge, wobei etwas Speichel auf seinen Brustpanzer tropfte. Ja, spätestens

      jetzt würde Einohr wirklich unter sich machen. Fangschlag konnte es beinahe

      schon riechen. Auch damals, als die Legion ins Dünenland marschiert war,

      hatte Einohr sie geführt und war gescheitert. Nicht die Legion, nicht die

      starken Rundohren hatten versagt, sondern die kleine Made neben ihm, die in

      diesem Augenblick den Fels unter ihren Füßen nässte.

      »Ein knapper Zehntag noch bis zu Pass und Grenze.« Der Brutmeister sah

      sie drohend an. »Geht nun zu euren Legionen und gebt den Befehl zum

      Abmarsch. Ich erwarte, dass wir die Grenze in acht Tageswechseln erreicht

      haben.«

      Der Brutmeister machte eine lässige Bewegung mit der Hand, und die

      anwesenden Orks beeilten sich, zu ihren Legionen zu gelangen. Fangschlag

      blickte auf die Stelle, an der Einohr gestanden hatte, aber der Fels war

      trocken. Nun, sicher war noch nicht genug Flüssigkeit in der Blase des

      Spitzohrs gewesen.

      Fangschlag musterte den Rücken des vor ihm laufenden Spitzohrs. Einohr

      fühlte sich offenbar sicher, jetzt, im Licht der Dämmerung. Aber wenn sie

      lagerten, würde sich das ändern. Dann würde er sich, von einer

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