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hin. Derzeit kann lediglich auf Studien u. a. von Hoffjann & Pleil (vgl. 2015) zum allgemeinen Einsatz von Social Media in NGOs zurückgegriffen werden. Zum Einsatz von Social Media in der organisationsinternen und -externen Kommunikation haben zudem u. a. Moqbel & Nah (vgl. 2017) und Klier & Lautenbacher (vgl. 2013) empirische Ergebnisse veröffentlicht. Dennoch besteht insbesondere in Bezug auf den Anwendungskontext von NGOs weiterhin erheblicher Forschungsbedarf (vgl. Hoffjann/Gusko, 2018: 295). Andere Publikationen fokussieren bspw. den Einfluss von Social Media auf die Bu¨rgerbeteiligung in entwicklungsschwachen Regionen (vgl. Tim et al., 2014), was sich somit lediglich auf die Arbeit mit den Projektzielgruppen einer Entwicklungsmaßnahme bezieht, nicht jedoch auf die intra- und interorganisationale Zusammenarbeit von Entwicklungsprojekten. Darin zeigt sich die Forschungslücke zwischen Theorie und Praxis. Im Rahmen dieser Studie wird angenommen, dass es für die Optimierung von Entwicklungsprojekten weltweit im Sinne der nachhaltigen Wirksamkeit einen deutlichen Vorteil darstellt, wenn dargelegt wird, welchen Bedingungen die intra- und interorganisationale Zusammenarbeit in Entwicklungsprojekten unterliegt und welcher Stellenwert Social Media beizumessen ist. Die empirische Untersuchung trägt dazu bei, aufzuzeigen, um welche Bedingungen es sich handelt, welche Konsequenzen sich daraus ergeben und wie mit diesen Anforderungen seitens der Projektbeteiligten umgegangen wird. Ziel ist es, basierend auf empirischen Daten ein Konzept zu entwickeln, das Verantwortliche von Entwicklungsprojekten dabei unterstützt, bisherige Kommunikationsprozesse zu hinterfragen und die intra- sowie interorganisationale projektbezogene Zusammenarbeit unter Berücksichtigung eines sinnvollen Einsatzes von Social Media nachhaltig zu optimieren. Inwiefern damit nachhaltig wirksam Einfluss auf den Projekterfolg genommen werden kann (vgl. Gurstein, 2006; Krigsman, 2009), soll im Rahmen dieses Forschungsvorhabens untersucht werden.

      1.2 Forschungsfragen und Forschungsansatz

      Entsprechend der Problemstellung, -eingrenzung und des Forschungsziels liegt dieser Studie folgende übergeordnete Forschungsfrage zugrunde:

      Wie kann die nachhaltig wirksame intra- und interorganisationale Kollaboration in Bezug auf Entwicklungsmaßnahmen der internationalen EZ unter Berücksichtigung eines sinnvollen Einsatzes von Social Media gestaltet werden?

      Die Beantwortung der zentralen Forschungsfrage erfordert zunächst eine theoretische Klärung des Verständnisses in Bezug auf die Besonderheiten intra- und interorganisationaler Kollaboration im Kontext der internationalen EZ. Zudem gilt es aufzuzeigen, welche Funktionen Social Media im Rahmen der internationalen EZ erfüllen können. Mit diesem Vorwissen soll ein Modell zu den unter den interviewten Projektbeteiligten erkennbaren Gestaltungsansätzen der intra- und interorganisationalen Zusammenarbeit von Entwicklungsmaßnahmen entwickelt werden. Dieses basiert auf den zu eruierenden Bedingungen der unterschiedlichen zu untersuchenden Kollaborationsformen. Zugleich stellt es die Grundlage für die Konzeptentwicklung zur Optimierung der Zusammenarbeit aus Forschersicht dar.

      Folgenden Forschungsfragen wird nachgegangen:

      Welchen Bedingungen und Anforderungen stehen Projektmitglieder von Entwicklungsprojekten im Rahmen der intra- und interorganisationalen Zusammenarbeit gegenüber und welche Rolle spielt dabei der Einsatz von Social Media?

       Inwiefern wirken sich die ortsbezogenen Gegebenheiten entwicklungsschwacher Regionen als individuelle kontextspezifische Bedingungen der Projektmitglieder auf deren Social-Media-Nutzung aus?

       Worin manifestieren sich projektspezifische Bedingungen und welche Relevanz wird diesen bei der intra- und interorganisationalen Zusammenarbeit beigemessen? Inwiefern tragen bestimmte Kommunikationsinstrumente zur nachhaltigen Wirksamkeit von Kommunikations- und Arbeitsprozessen im Rahmen der Zusammenarbeit bei und welcher Stellenwert kommt Social-Media-Anwendungen zu?

      Welche Folgen gehen mit den Bedingungen der intra- und interorganisationalen Zusammenarbeit von Entwicklungsmaßnahmen einher?

       Mit welchen Einstellungen, Verhaltensweisen, Bedürfnissen und Erwartungen reagieren die Projektmitglieder auf die Bedingungen ihres Arbeitsalltags?

       Welche Handlungsstrategien folgen auf die Reaktionen? Wie wird die intra- und interorganisationale Zusammenarbeit seitens der Projektmitglieder in der Praxis gestaltet?

      Wie sollte die intra- und interorganisationale Zusammenarbeit in Entwicklungsprojekten vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse aus Forschersicht optimaler Weise gestaltet werden?

      Im Forschungskontext der interkulturellen Kommunikationswissenschaften erfordert die Beantwortung dieser Forschungsfragen einen qualitativen, theoriegenerierenden Forschungsansatz. Vor dem Hintergrund des Erkenntnisinteresses wird die empirische Untersuchung mithilfe des Forschungsansatzes der Grounded Theory Methodik (GTM) durchgeführt.

      Als Untersuchungsgegenstand dienen ICT4D-Initiativen, die als Beispiel für Entwicklungsmaßnahmen der internationalen EZ fungieren. Die zu untersuchenden Projekte{15} befinden sich in den entwicklungsschwachen Regionen Lateinamerikas, Ostafrikas und Südasiens. Die Forschungsquellen stellen vor allem leitfadengestützte Interviews mit ICT4D-Projektmitgliedern unterschiedlicher Hierarchielevels dar.

      1.3 Aufbau der Arbeit

      Dem dargelegten Forschungsziel dieser Studie entsprechend ergibt sich folgender Aufbau der Arbeit (s. Abb. 1):

      Kapitel 2 schafft ein grundlegendes Verständnis der relevanten Begriffe, indem zunächst Entwicklungsmaßnahmen im Kontext der internationalen EZ definitorisch eingeordnet werden. Dies impliziert eine Diskussion des Nachhaltigkeitsbegriffs in Bezug auf die fragliche Wirksamkeit von Entwicklungsmaßnahmen. Es folgt eine eingehende Betrachtung der Besonderheiten von Entwicklungsprojekten aus handlungstheoretischer Sicht. Hierzu wird zunächst das Handlungs- bzw. Akteursfeld eines Entwicklungsprojekts beschrieben, in dessen Zentrum die vor dem Hintergrund variierender Handlungskontexte agierenden Akteure stehen. Dabei wird die handlungs- um eine kulturtheoretische Perspektive erweitert und der Fokus auf die Beziehungsverhältnisse zwischen den handelnden Akteuren sowie die Entstehung reziproker{16} Beziehungen gerichtet. Die Erläuterung der Relevanz wissensbasierten Handelns im Rahmen von Entwicklungsprojekten und deren intra- und interorganisationaler Zusammenarbeit stellt Bezüge zu Wissensmanagementtheorien her. Aus den Erkenntnissen zur Entstehung reziproker Beziehungen wird abgeleitet, dass Wissen im Rahmen einer Entwicklungsmaßnahme nachhaltig wirksam generiert und intraorganisational innerhalb eines Projektteams sowie interorganisational an Projektpartner oder andere Entwicklungsprojekte weitergegeben werden kann, wenn zwischen den agierenden Akteuren reziproke Beziehungen bestehen.

      Im zweiten Teil des Kapitels wird der Social-Media-Begriff im Kontext von Organisationen definiert. Social-Media-Anwendungen werden hinsichtlich ihrer Funktionen klassifiziert, wobei der Fokus auf die Funktionen Kommunikation und Beziehungsaufbau bzw. -pflege gerichtet wird. Neben einer Analyse der bisher erforschten Nutzungsvorteile und Risiken, die mit dem Einsatz von Social Media in Organisationen verbunden werden, wird das Potenzial aufgezeigt, das Social Media im speziellen Kontext von Entwicklungsprojekten beizumessen ist.

      Kapitel 3 beinhaltet die Begründung bezüglich der Entscheidung für den Forschungsansatz der GTM. Dazu wird auf die Gegenstandsangemessenheit der Methodik sowie deren Einsatz bei vergleichbaren Studien eingegangen. Das erkenntnisgetriebene Vorgehen wird beschrieben, zudem werden die Stärken und Schwächen der Methodik diskutiert. Es folgt eine Begründung der Auswahl der Forschungs- und Datenquellen, wobei vor allem auf die Fallauswahl der ICT4D-Projekte eingegangen wird. Dem schließt sich eine Dokumentation der Vorbereitung und des Ablaufs der Feldforschung an. Darauf folgt eine Beschreibung des Vorgehens bei der Datenanalyse, die anhand von Auswertungsbeispielen nachvollziehbar veranschaulicht wird. Schließlich wird die Methode kritisch reflektiert, wobei die empirische Untersuchung anhand von sieben Gütekriterien bewertet wird.

      Abbildung 1: Aufbau der Arbeit

      Kapitel 4 präsentiert den ersten Teil der Auswertungsergebnisse, der

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