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nicht verwunderlich war.

      „Wie geht es eigentlich Neli?“, fragte sie.

      „Neli? Hm, nicht ganz so gut, würde ich sagen.“

      „Was hat sie denn? Ist sie krank?“

      „Nein krank ist sie nicht, aber auf jeden Fall traurig. Meine Freundin ist letzten Mittwoch bei mir eingezogen und hat die Hündin nach draußen verbannt.“

      „Du hast eine Freundin?“, fragte sie überrascht.

      Er grinste.

      „Wundert dich das? Bin ich etwa so hässlich?“

      Sie lachte.

      „Nein, natürlich nicht. Ich finde dich sogar sehr attraktiv. Nur hast du einfach bis jetzt nichts von einer Freundin erwähnt.“

      „Nun, das schmeichelt mir, dass du mich sehr attraktiv findest“, entgegnete er grinsend. „Und es ist gut, dass Silvie, so heißt meine Freundin, das jetzt nicht gehört hat. Sie ist nämlich sehr eifersüchtig.“

      „Ach, ist sie das? Dann liebt sie dich wohl sehr?“

      Andres zuckte mit den Schultern.

      „Vielleicht tut sie das.“

      „Und liebst du sie auch? Und seid ihr schon lange zusammen?“

      Andres lachte.

      „Wird das jetzt so eine Art Verhör?“

      „Entschuldige, ich wollte nicht aufdringlich werden.“

      „Du bist wohl eine neugierige, kleine Person, was?“

      Sie schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln.

      „Neugierig vielleicht, aber auf keinen Fall klein. Ich bin nur ein Stückchen kleiner als du.“

      Er blieb stehen und maß mit den Augen den Höhenunterschied zwischen ihnen.

      „Es sind mindestens zehn Zentimeter, würde ich sagen.“

      „Na und? Für eine Frau bin ich trotzdem sehr groß. Ich bin höher, als die meisten Krankenschwestern oder die Frauen, die auf unserer Station liegen.“

      Er schmunzelte.

      „Gut, das mit der kleinen Person, nehme ich wieder zurück. Hättest du denn Lust, meine große, neugierige Eva, dich mit mir im Café an einen Tisch zu setzen und schon mal zu testen, wie du deinen Kaffee magst?“

      „Das würde ich sehr gern.“

      Er steuerte mit ihr zu dem Café und sie nahmen an einem der freien Tische Platz. In der Mitte des Tisches steckten in einer Halterung zwei Speisekarten. Andres nahm sie heraus und reichte eine davon Eva. Sie las sich durch die Karte durch, blickte dann auf und sah, dass er sie bereits abwartend anblickte.

      „Und? Was soll ich für dich holen? So wie es aussieht, gibt es hier keine Bedienung.“

      „Also, die heiße Waffel mit Vanilleeis hört sich ganz gut an und ich hätte anstelle von Kaffee, lieber gern einen Kakao.“

      „Geht klar.“

      Er erhob sich und ging in das Café hinein. Nach ein paar Minuten kehrte er wieder zurück.

      „Die Bestellung wird uns an den Tisch gebracht.“

      Sie blickte ihn an.

      „Ich habe mich bei dir noch gar nicht für die Schuhe bedankt. Vielen Dank, es war wirklich sehr freundlich von dir.“

      „Keine Ursache“, winkte er ab. „Wie sieht es eigentlich mit deinen Kopfschmerzen aus? Sind sie etwas besser geworden?“

      „Nein, leider noch nicht. Die Schmerzmittel werde ich wohl noch eine Weile einnehmen müssen. Seit zwei Abenden geben sie mir aber kein Schlafmittel mehr. Doktor Ulven meint, dass ich mich sonst zu sehr daran gewöhnen könnte. Ich muss versuchen ohne das Mittel auszukommen. Es ist jedoch gar nicht so einfach, wie ich gedacht habe, denn ohne das Schlafmittel habe ich scheußliche Alpträume. Heute Nacht habe ich sogar von dir geträumt.“

      Andres hob eine Augenbraue hoch.

      „Ich, als dein Alptraum? Na, das finde ich nicht gerade schmeichelhaft!“

      Sie lachte glockenhell.

      „Nein, du warst der Gute in meinem Alptraum. Du standest da, in einem warmen, hellen Licht und hast gelächelt. Die schreckliche, kalte Dunkelheit zerrte aber an mir, hielt mich fest und ließ mich nicht zu dir.“

      „Das beruhigt mich aber, dass ich keinen Bösewicht dargestellt habe.“

      „Du und Bösewicht?“, sie schüttelte den Kopf, „Niemals! Du bist mein tapferer Ritter!“

      Er schwieg und musste daran denken, dass Silvie ihm heute vorgeworfen hatte, einen Ritter zu spielen. Er fühlte sich aber gar nicht wie ein Ritter. Es war doch etwas ganz normales einem Menschen zu helfen, wenn dieser Hilfe brauchte und von deiner Hilfe sogar abhängig war. Sollte er es etwa nicht tun? Das würde er nicht übers Herz bringen können.

      „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte sie vorsichtig.

      Er blickte auf.

      „Nein. Ich habe nur ein bisschen gegrübelt.“

      Der junge Kellner kam an ihren Tisch und stellte zwei Teller mit Waffel und Eis vor sie hin. Andres bekam den Kaffee und Eva den Kakao. Sie bedankten sich und der Kellner entfernte sich wieder.

      „Ach, hast du dir auch eine Waffel bestellt?“, fragte sie.

      Er grinste.

      „Wie du gesagt hast, es hörte sich gut an. Mal sehen, ob es auch gut schmeckt.“

      Die Waffel war warm und knusprig und das Eis kalt und lecker.

      „Hm, für ein Krankenhaus-Café gar nicht übel“, meinte er mit einem anerkennenden Kopfnicken.

      „Ja, mir schmeckt es auch gut. Also weiß ich jetzt, dass ich Waffeln mit Vanilleeis mag. Der Kakao schmeckt mir auch.“

      „Siehst du, wieder hast du etwas über dich erfahren.“

      Sie lächelte und nickte. Nachdem sie die Waffel aufgegessen hatte, nippte sie an ihrem Kakao und blickte ihn an.

      „Wie spät ist es eigentlich? Zum Abendessen muss ich auf dem Zimmer sein, sonst schimpfen die Schwestern mit mir.“

      „Es ist zwanzig vor sechs.“

      „Um sechs muss ich auf meinem Zimmer sein. Kommst du dann noch mit hoch? Oder musst du schon nach Hause?“

      Er zuckte mit den Schultern.

      „Eigentlich habe ich es heute nicht eilig. Meine Tante kümmert sich um Neli, die Kuh und die Hühner. Von daher könnte ich auch noch bleiben.“

      „Das wäre schön!“, meinte sie erfreut. „Aber ich dachte du hättest nur die eine Hündin und nicht einen ganzen Bauernhof? Das muss toll sein, so viele Tiere zu haben!“

      „Nun, es ist schön, aber bringt auch Arbeit und Verpflichtungen mit sich. Wenn ich meine Tante nicht hätte, müsste ich die Kuh und vielleicht auch die Hühner aufgeben.“

      „Hast du also ein großes Haus, mit Hof und Garten?“

      „Ja, ein großes Haus, mit einem großen Hof und einem großen Garten. Und am Ende des Gartens fließt ein kleiner Fluss.“

      „Das hört sich ja richtig idyllisch an. Ich würde es mir gerne ansehen.“

      „Das kannst du doch. Sobald du gesund bist, nehme ich dich mit. Du wolltest dich ja eh noch bei Neli bedanken.“

      Sie lächelte.

      „Ja, das wollte ich.“

      Sie trank den Rest des Kakaos aus und stellte die Tasse auf den Tisch.

      „Jetzt müssen wir aber hoch, sonst kriege

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