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Todbringende Entscheidung. Mara Dissen
Читать онлайн.Название Todbringende Entscheidung
Год выпуска 0
isbn 9783746723433
Автор произведения Mara Dissen
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Mara Dissen
Todbringende Entscheidung
Todbringende Entscheidung
Mara Dissen
Impressum
Texte: © Copyright by creaticon – Inh. Valesca Dolle-Koch
Umschlag: © Copyright by creaticon – Inh. Valesca Dolle-Koch
Verlag: creaticon – Valesca Dolle-Koch
Lily-Braun-Straße 16G
12619 Berlin
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Inhalt
«Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigene Schuld nur sind wir Schwächlinge»
William Shakespeare
Prolog
Schmutziggrauer Asphalt, schnurgerade, endlos, unterbrochen von notdürftig geflickten Schlaglöchern, gerahmt von unbefestigten, aufgeweichten Randstreifen, die sich scheinbar ins Niemandsland verlaufen, lädt nicht ein, schreckt ab. Vereinzelt freistehende Häuser, langgestreckte Flachbauten am Straßenrand, schäbig, abweisend, machen jedoch deutlich, dass Menschen den Kampf um ein
Dasein an diesem Ort noch nicht verloren, noch nicht endgültig aufgegeben haben. Hoffnung ist wieder aufgekeimt.
Über Jahre gemieden, in Vergessenheit geraten, ist die Straße von Ortskundigen zu einer der beliebtesten Ausweichstrecken auserkoren worden, seit Baustellenstaus die Umgehungsstraße nahezu lahmlegen. Die maroden Verhältnisse werden, wenn auch murrend, in Kauf genommen, lohnt es sich doch, die Häuser und Anlagen der schützenden Stadt, die sich am Horizont abzeichnet, nach einem langen Arbeitstag schneller zu erreichen. Nur selten hält ein Autofahrer an den primitiven, aus Holzlatten gebauten Ständen am Straßenrand, um sich mit angebotenem Obst, Gemüse, Süßwaren oder Erfrischungsgetränken zu versorgen. Die Autofahrer meiden Kontakte, fürchten unangenehme Erfahrungen mit den Vergessenen, sehen nicht das langsame Sterben der aufgekommenen Hoffnung zurückgebliebener Menschen.
Am Ende der Streusiedlung erfährt die Tankstelle jedoch seit Monaten einen Aufschwung. Preiswerteres Benzin als in der Stadt, eine große Auswahl an Alkohol für den Feierabend zu akzeptablen Preisen haben sie zu einer beliebten Anlaufstelle gemacht, an der man gerne auch einmal Warteschlangen in Kauf nimmt. Nach dem Ansturm des Feierabendverkehrs passt sich das Leben auf dem Gelände jedoch seiner Umgebung an, hebt sich nicht mehr von der allerorts ausströmenden Trostlosigkeit ab. Spärliche Notbeleuchtung, verschlossene Türen, fehlender Nachtschalter verleihen der Tankstelle Abend für Abend das irritierende Bild einer irrealen Wirklichkeit, unmissverständliche, unverschleierte Zeichen, dass nächtliche Kundschaft und Verkauf unerwünscht, ausgeschlossen sind. Man hat es schnell verstanden und verinnerlicht, hält sich fern nach Einbruch der Dunkelheit.
Gespenstisch werfen die verwilderten Sträucher neben dem Gebäude ihre Schatten auf den Zufahrtsweg, um sich mit den Schatten der Zapfsäulen zu vereinen. Nur schwer ist der schmale, unbefestigte Weg, der sich zwischen den wuchernden Zweigen hindurch