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identifizierte Tote.

      „Kambodscha. Grenze zu Laos.“

      „Will ich gar nicht wissen, Hellström.“

      „Wir brauchen Sie.“

      „Ich bin beschäftigt.“

      Gunnar Hellström war es, der ihn rekrutiert hatte, vor dreizehn Jahren. Für besondere Jobs bei Interpol. Illegale Jobs. Und weil illegal, auch inoffiziell. Genau genommen, nicht einmal inoffiziell. Denn nur zwei Leute bei Interpol wussten von diesen Jobs und wussten von Palmer: Hellström und seine Chefin. Die Richterin. Hellström nannte sie immer nur die Richterin, weil sie zuvor, nun ja, Richterin war. Aber nicht irgendwo, sondern beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ihren Namen kannte Palmer nicht.

      Und beide, hatte Hellström ihm damals klar gemacht, würden, wenn es jemals soweit käme, schwören, ebenfalls nichts von den Jobs und nichts von Palmer zu wissen.

      Aber er würde Gutes tun, hatte Hellström ihm versichert. Er würde denen helfen, die ohne ihn keine Hilfe bekämen. Von niemandem. Auch nicht von Interpol.

      Seine Jobs, hatte Hellström dann gesagt, wären zwar immer illegal. Aber sie wären immer, immer gerecht.

      Palmer hatte nicht gezögert und zugesagt.

      Seine Jobs bekam er seitdem von Hellström. Sein Geld auch. Woher Hellström das nahm, hatte er nie verraten.

      „Ich weiß, Sie wollten Zeit für sich, Palmer, ich weiß das. Und die habe ich Ihnen auch gegeben. Ohne zu zögern, wenn Sie sich erinnern. Sie hatten sich die Pause redlich verdient. Aber jetzt brauchen wir Sie.“

      „Wie geht es der Richterin?“

      „Gut. Sie lässt ausrichten, wir brauchen Sie.“

      „Wir hatten uns auf einen Monat geeinigt.“

      „Genau. Der ist bald vorbei.“

      „Ja. In drei Wochen.“

      Hellström war in Ordnung. Zuverlässig. Ehrlich. Nur manchmal ein wenig nervig. Wenn er etwas von Palmer wollte, fiel es ihm schwer, ein Nein zu akzeptieren.

      „Das Loch in Ihrer Brust müsste bereits so ziemlich verheilt sein, hab ich Recht? Und Ihnen wird langsam langweilig, hab ich auch Recht? In Ihrer Wüste da unten haben Sie ja nicht viel Abwechslung. Eine Woche ist da wie anderswo ein ganzer Monat.“

      „Sehr witzig, Hellström, aber ich meine es ernst. Da ist etwas, was ich erledigen muss.“

      „Palmer, ebenfalls im Ernst. Diese Black Notice? Die Sache ist schlimm, und zwar richtig schlimm.

      „Die Black Notice, ist das offiziell?“

      Er hörte Hellström seufzen.

      „Sie wissen, wie das ist. Nicht offiziell. Daran hat sich nichts geändert. Black Notice also nur zwischen Ihnen und uns.“ Hellström sagte, „Die Richterin ist nicht bereit, diese Sache zu ignorieren. Wir brauchen Sie also, Palmer. Dringend. Zeit ist von entscheidender Bedeutung. Ihr Flieger geht morgen.“

      „Morgen?“

      „Morgen. Singapur.“

      Palmer war still.

      „Palmer?“

      „Wieso Singapur?“

      „Es war ein Massaker“, sagte Hellström. „Und es gibt einen Zeugen. Der Zeuge wurde zuletzt in Singapur gesehen. Wir müssen ihn finden, bevor sie ihn verschwinden lassen.“

      „Bevor wer ihn verschwinden lässt?“

      „Wenn wir das wüssten. Wer immer dahinter steckt. Vielleicht die Chinesen. Der Zeuge wurde zuletzt mit einem Geheimdienstler der Chinesen gesehen. Einem Ex-Geheimdienstler. Finden wir den, finden wir auch den Zeugen.“

      „Mark Li“, sagte Palmer.

      Jetzt war Hellström still.

      Palmer gab ihm Zeit. Er beobachtete weiter seinen Trailer. Keine Bewegung davor, keine darin. Unter ihm hörte er das Knacken des sich abkühlenden Auspuffs.

      Hellström sagte, „So heißt der Geheimdienstler. Mark Li. Woher wissen Sie?“

      Palmer erzählte von Azone.

      „Mark Li ein Terrorist?“, sagte Hellström. „Schöne Geschichte, die sich die Amerikaner da ausgedacht haben, Terrorismus zieht heute ja immer. Aber leider bullshit. Wir haben keinerlei Erkenntnisse über Li im Zusammenhang mit Terrorismus. Keine.“

      „Bullshit, ja. Aber ich hatte das Gefühl, Azone glaubt tatsächlich daran.“

      „Und Sie?“

      „Ich nicht.“

      „Trotzdem wollen Sie für diese Azone nach Singapur fliegen.“

      „Für mich, Hellström, nicht für Azone und nicht für Homeland Security. Was genau soll vertuscht werden?“

      „Das Massaker“, sagte Hellström. „Zwölf junge Frauen, neun Kinder, entführt aus Dörfern rechts und links entlang der Grenze zwischen Kambodscha und Laos. Bei dem Massaker starben sie alle. Sie und ihre Entführer. Wir haben diese Informationen erst seit einigen Stunden, der Hintergrund ist uns daher noch völlig unklar. Auf jeden Fall, wer auch immer für das Massaker verantwortlich ist, er wurde beobachtet. Von wem, wissen wir nicht genau. Aber er schaffte es bis nach Singapur, traf sich mit Li und beide verschwanden. Welche Beziehung zwischen Li und diesem Zeugen – so nenne ich ihn jetzt mal, einen Zeugen – welche Beziehung zwischen Li und ihm besteht, daran arbeiten wir noch. Genau wie an seiner Identität. Einzig über Li haben wir ein kleines Dossier. Früher hochrangiger Geheimdienstler für die Chinesen, seit zehn Jahren Professor in Singapur, keine Verbindungen zum Internationalen Terrorismus. Was ich nicht verstehe“, sagte er dann, „was die Amerikaner damit zu tun haben. Und was die Amerikaner von Ihnen wollen, Palmer, verstehe ich auch nicht. Wissen die Amerikaner, dass Sie für uns arbeiten?“

      „Das will ich nicht hoffen, Hellström.“

      „Wenn, dann nicht von uns. Hat diese Azone nicht gesagt, warum gerade Sie? Sie muss etwas gesagt haben.“

      „Azone, die Amerikaner, sie glauben, dass ich ihnen helfen kann, Li zu finden.“

      „Li zu finden? Aber, warum gerade Sie? Homeland Security hat Tausende Leute.“

      „Li und ich, wir haben eine kleine gemeinsame Vergangenheit. Azone weiß davon.“

      „Sie und Li? Aus Ihrer Zeit in Hong Kong?“

      „Ja.“

      „Aber dieser Li ist deutlich älter als Sie. Welche gemeinsame Vergangenheit könnten Sie beide wohl haben?“

      „Li war eine Art Mentor für mich, als ich noch ein Kind war. Für eine kurze Zeit. Die Amerikaner glauben, dass ich damals Li sehr gut kennen gelernt habe. So gut, dass ich ihn auch heute noch schneller finden kann als ihre eigenen Leute.“

      „Als Sie noch ein Kind waren? Das ist verdammt lange her, Palmer. Und deshalb sollen Sie Li schneller finden? Ist doch lächerlich.“

      „Nein“, sagte Palmer. „Das ist es nicht.“

      Als er mit Hellström fertig war, wählte er den Area Code für Manhattan in New York City und eine siebenstellige Nummer.

      Es klingelte ein Mal. Zwei Mal.

      Durch das Fernglas beobachtete er seinen Trailer. Keine Bewegung davor, keine darin.

      Es klingelte zum dritten Mal, dann hob sie ab.

      Er sagte, „Hi Doc.“

      „Palmer?“

      „Wie geht es Ihnen, Doc?“

      „Gut. Mir geht es gut. Danke. Palmer, schön, von Ihnen zu hören. Ich vermute, Sie haben Neuigkeiten.“

      „Ihrer

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