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Im Gang der Menschheit. Helmut Lauschke
Читать онлайн.Название Im Gang der Menschheit
Год выпуска 0
isbn 9783752933192
Автор произведения Helmut Lauschke
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Helmut Lauschke
Im Gang der Menschheit
Zur neuen Zeit am alten Platz
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Herr Simonis junior vor der Würstchenbude
Zeitgeist – ein oft unbequemer Gast
Die Geschichte der Schülerin Ünett
Aus der Vorlesung in der Psychiatrie
Herr Simonis junior vor der Würstchenbude
Zur neuen Zeit am alten Platz
Da stehen sie, die nassen Gestalten aus der ersten und der dritten Welt, dazu die Kinder, Waisen und die Alten, als hätte man sie einbestellt.
Gedrängt steht ihr, nun sprecht! Bei eurem Anblick wird’s mir schlecht, es ist spät, die Nacht bricht an, die Turmuhr schlägt das Irgendwann.
Und wie in alten Tagen stehn sie da mit Stimmen und mit Tragen voll Kinder und mit vielen Fragen und rufen laut die altbekannten Klagen.
Dass nun die Menge draußen brüllt, ihr Ruf die Straßen durchdringt, sie füllt, ich kann’s verstehn, sie sind am Ende, Hunger schreit nach Brot und Wende.
Dunkel kräuseln Bänder, kleine Fahnen Kopf an Kopf, hohle Wangen tausendfach starren, zucken aus dem Geist der Ahnen im kalten Regen ohne Schirm und Dach.
Schluss muss sein mit dem Nichtverstehn so kann Armut doch nicht weitergehn. Brot und sauberes Wasser müssen her, die Wasserbäuche der Kinder wiegen schwer.
Der Wind pfeift kräftig durch die Fugen, laut schlagen Türen auf und zu. Zum Teufel mit den Neunmalklugen, jeder schnüre seinen eignen Schuh.
Aufgeblasen, wie der Gutgenährte geht, dann noch wichtig vor dem Schreibtisch steht. Solang es aufgedunsene Kinderbäuche gibt, solang bleibt Hoffnung in den Sand gesiebt.
Bei der großen Zahl ist’s schwer, die Mägen zu füllen, schreiende Babys an schlaffen Brüsten zu stillen, wenn Brot und Milch zum Leben fehlen, aus Hunger schon die Kinder stehlen.
Die Luxusperspektive ist zu klein , weniger Armut im Leben sollt es sein, das tät Kindern und den Alten gut, gäb ihnen Grund zum Lebensmut.
Budenbesitzer.
Ihr beiden, die ihr mir so manches Mal geholfen habt beim Bauen meiner Bude, ihr, der Egon und die lahme Trude, manchmal ward ihr schon ‘ne Qual, wenn ihr Würste nahmt von den Regalen und die Nüsse aus den flachen Schalen, da hatte ich dann keine andre Wahl, als euch den Hintern zu versohlen, das war, weiß Gott, wie anbefohlen.
Jetzt sitzt ihr wieder hier, der eine unrasiert und beide fern der Heimat, seid nicht mehr als eine faule Saat, stiert nach dem Kasten mit dem Bier. Was seid ihr nur für leere Flaschen, wen wollt ihr da noch überraschen, wenn ihr hier den Tag versitzt und aus den Klamotten übel schwitzt.
Herr Simonis junior.
Was gibt es doch für trübe Tassen, bei denen sitzt der Sex im Kopf, man sollt sie mit der Zange fassen, abschneiden den verfilzten Schopf.
Man sollte ihnen Märsche blasen, da helfen keine frommen Phrasen, man muss sie von den Sitzen reißen, muss rohe Eier an die Köpfe schmeißen.
Wie soll im Leben was passieren, wenn sie nur sitzen und parlieren statt zu stehen, anzupacken, mitzutragen und nicht ständig faul herumzuklagen.
Mutig muss gehandelt werden gegen Gier, Neid und Betrug, so vieles mehr gibt’s auf Erden, das weder gut ist, edel oder klug.
Noch einmal wollen wir’s versuchen ohne wendehälsig gleich zu fluchen, krumm Gebogenes gerad zu biegen, ein Versuch, ohne gleich zu lügen.
Es bleibt das Wagnis in der Zeit, vielleicht ein Wunder, das mag sein, draufzuschlagen auf den bösen Stein, damit er splittert weit und breit.
Denker.
So einfach ist die Sache nicht, da braucht man doch mehr Sonnenlicht, als ständig in die Dunkelheit zu sehn zu reden, ohne etwas zu verstehn, wenn eine Sache zu bedenken ist, das von oben bis nach unten, von den Seiten rechts und links, bevor die Scheiben auseinanderspringen.
Man sollte sich die Ruhe nehmen auf einer Bank im Park, nicht aber im Park der Banken, wo jene Schlinggewächse ranken, die zänkisch sich um dünne Hälse ziehn; sie sind zu sehn die Würgeschlingen, was sie im Wucher schmerzhaft bringen, wenn sie zugezogen werden, denken lässt’s sich leicht.
Herr Simonis junior.
Die Scherben, die noch liegen auf den Straßen, vor den Türen, auf Tischen, Stühlen oder Betten, was kann man da noch retten, wenn sich keiner helfen lässt im Kopf nicht und nicht in den Beinen mit den vielen, vielen Leinen unter Bäumen und auf Steinen.
Vieles wird sich noch zerscherben völlig sinnlos für die Erben, nicht Blätter sind’s, die hängen, sondern Köpfe an scharfen Strängen. Zugezogen sind die Röhren, da wird keiner mehr den andern stören; zum Atmen fehlt der kleinste Raum unter dem verfluchten Galgenbaum.
Das Porzellan in den Vitrinen klappert nicht mehr hin und her, von den weichenlosen Schienen kippen die Waggons ins Meer. Verstecken lässt’s sich nicht, nicht bei Nacht und nicht bei Licht mit den Beinen und den Köpfen, dem Unrat und den vielen Töpfen.
So ist das, was die Freundschaft hielt, zersprungen, ertränkt, erschlagen; darüber mag man lange klagen, wenn nichts ist, was übrigblieb. Was Jugend war, ist alt geworden ohne Lust und Freude, ohne Weisheit, denn weiter geht’s wie nicht gescheit mit Knebel, Folter und dem Morden.
Im Durchdenken wird es sonnenklar mit Blick auf das, was gut und sinnvoll war, es ins Wort zu bringen, wird dann schwer, da geben Hülsen leerer Reden doch nichts her.
Witzbold.
Wie im Himmel so auf Erden, was nicht ist, das kann noch werden, drum Freunde, lasst den Mut nicht sinken, gleich werden wir ein Bierchen trinken. Dann wird alles besser gehn, wie geschmiert, ihr werdet’s sehn; was gestern schwer war, ist heut leicht, denn Witzbold hat euch die Hand gereicht.
Denker.
Sprichst