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To Make Your Heart Remember Me. Isabella Stone
Читать онлайн.Название To Make Your Heart Remember Me
Год выпуска 0
isbn 9783750271654
Автор произведения Isabella Stone
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kaum denke ich an sie, wird mir mit einem Schlag bewusst, wie nötig ich sie eigentlich gerade habe. Kneif die Arschbacken zusammen und mach den verdammten Brief auf, würde sie jetzt zu mir sagen. Ich höre förmlich ihre Stimme, kann ihren Gesichtsausdruck dabei sehen. Zu gern würde ich jetzt mit ihr sprechen, einfach nur ihre Stimme hören. Ob ich sie anrufen kann? Noch bevor ich mich entscheiden kann, klingelt mein Handy – sie ist es.
„Hast du ihn aufgemacht?“
„Nein“, gebe ich zurück, kann in ihrer Stimme die Verzweiflung heraushören. „Ich habe es bisher noch nicht geschafft. Muss ich denn unbedingt wissen, was darin steht? Muss ich wissen, was meine Zukunft für mich bereithält?“
„Arschbacken zusammenkneifen!“, ruft meine Freundin aus, bringt mich unwissend zum Lächeln. Wie gut ich sie doch kenne.
„Schon gut, halt die Luft an. Ich mache ihn jetzt auf“, erwidere ich und reiße den Umschlag tatsächlich auf.
„Und? Nun sag schon, was drin steht!“ Geduld war noch nie eine Stärke meiner besten Freundin. Seufzend überfliege ich die Zeilen, das Atmen fällt mir mit jedem Wort, das ich aufnehme, schwerer. „Kasia! Rede bitte mit mir!“
„Hayls, ruf schon mal Logan an, wir haben ein Tattoo zu stechen“, wispere ich.
„Sag, dass das nicht wahr ist!“, schreit sie voller Wut und elendiger Verzweiflung. Wieder sehe ich genau vor mir, wie sie die 5th Avenue entlang geht, mit Tränen in den Augen, wie sie gern alles kurz und klein schlagen würde.
„Wenn ich das hier geschafft habe, wird er mir ein letztes Tattoo verpassen. Wenn nicht …“
„Habe ich ein Versprechen einzulösen“, beendet Hayley meinen Satz weinend. Ich kann ihr nicht antworten, lasse nur das Handy sinken und drücke den roten Knopf.
Der Druck auf meiner Brust wächst, scheint mich zu ersticken, ist kaum zu ertragen. Ich nehme nichts mehr um mich wahr, verliere mich in meinem Schmerz. Langsam lasse ich mich auf die Knie sinken, schreie meinen Schmerz heraus, bis mir der Hals weh tut und mein Mund staubtrocken ist. Nicht nur innerlich breche ich zusammen, frage mich, wie ich hier landen konnte, womit ich das verdient habe.
Mit einem letzten verzweifelten Schrei lasse ich mich nach hinten sinken, schaue in den Himmel und weine. Ich weine, bis die Sonne untergeht, endgültig der Nacht weicht.
Irgendwann, Stunden später, steige ich in ein Taxi, lasse mich in meine kleine Wohnung bringen und gebe mich erneut den Tränen hin.
Kapitel I - Hayley
Endlich Schluss, denke ich, während ich das Gebäude verlasse. Die alten Mauern der ebenso alten Privatschule benötigen dringend das Wissen eines Handwerkers. Leider sind die reichen Eltern der Schüler nicht bereit, einen extra Beitrag neben den unverschämt hohen Schulgebühren zu zahlen. Ich blicke die Hauswand empor, lasse dann meinen Blick über das Gelände unserer Schule wandern. Sie liegt inmitten einer wunderschönen Villengegend, hinter dem Gebäude, von meiner Position aus nicht zu sehen, liegt der riesige Schulgarten mit seinen Tennisplätzen und dem wunderschönen Teich. Hier sitzen die versnobten Schüler im Sommer oft in ihren Freistunden.
Ich gehe zu dem großen Brunnen, um welchen die riesige Einfahrt führt, setze mich und atme einmal tief durch. Manchmal hasse ich es regelrecht, dass auch ich eines dieser Kinder bin. Das Kind reicher Eltern, dem alle Türen offen stehen. Als die Junior High zu Ende ging, hatte ich keine große Wahl. Die elitären Familien schicken ihre Kinder auf diese Schule. Hier knüpft man Kontakte, die für die Zukunft von äußerster Wichtigkeit sind. Für meine Eltern mag das stimmen, für mich nicht. Doch ich hatte Glück, meine beste Freundin ist auch hier an meiner Seite geblieben. Gemeinsam kann man sich nicht fehl am Platz fühlen, gemeinsam ist man stark und schafft alles. Wir sind Schwestern, gleichwohl wir beide Einzelkinder sind. Doch im Herzen verbindet uns ein Band, das nicht jeder finden wird. Wir sind Seelenverwandte.
Bei dem Gedanken an Kasia schaue ich mich suchend um. In diesem Jahr haben wir kaum noch Kurse zusammen, weshalb wir uns während des Vormittages nur selten sehen. Unsere Zukunftswünsche gehen auseinander, ich werde im Sommer an die Juilliard gehen und Gesang studieren. Kasia will mir und ihrer Familie den Rücken kehren und zieht nach San Francisco. Nie hätte ich gedacht, dass sie New York je verlassen würde.
Gerade will ich meine Freundin anrufen, als sie die Treppe herunter hüpft. Sie strahlt von einem Ohr zum anderen, zieht aus ihrer Tasche einen Brief.
„Hayls! Ich habe es geschafft! Sie nehmen mich!“ Kaum steht Kasia vor mir, wedelt sie mit einem Schreiben der Universität von San Francisco. Ich erkenne das Logo der Schule. Kasia hatte immer nur ein Ziel – irgendwann auf einer katholischen Uni Erziehungswissenschaften studieren und dann das Bildungssystem verändern. Oft wurde sie für ihre Träume belächelt, aber ich bin mir sicher, dass sie es schaffen wird. Katarzyna Myers wird die Welt verändern.
„Ich freue mich sehr!“ Sie weiß, ich meine es ehrlich, auch wenn es die Floskel schlechthin ist. Kaum habe ich es ausgesprochen, verblasst ihr Lächeln, ihr Blick ruht auf etwas hinter mir. Als ich mich umdrehe, kehrt uns gerade Keith den Rücken zu. Kasia war mehr als ein Jahr mit ihm zusammen. Bis sie herausfand, dass Keith so ziemlich jedes Mädchen der unteren Klassen heimliche – und falsche – Liebesbekundungen zuflüstert. Die Trennung war unschön, Kasias Herz brach in unzählige Stücke. „Hat er etwa eine Meinung zu der Sache?“, frage ich gereizt. Ich werde nicht zulassen, dass ihr jemand diese tolle Nachricht mies macht. Nur wenige Bewerber bekommen die Chance, an dieser renommierten Uni zu studieren.
„Ach vergiss ihn“, winkt Kasia ab. „Wen interessiert schon seine Meinung!? Okay, anderes Thema. Fahren wir gleich nach Jersey oder musst du noch mal nach Hause?“
„Es ist noch früh, ich würde mich gern erst umziehen. Oder willst du den ganzen Tag in der Schuluniform rumrennen?“
„Ich darf mich an deinem Schrank bedienen?“, stellt sie die wohl unnötigste Frage in unserer Freundschaft. Wir sind exakt gleich groß, haben eine ähnliche Figur, ja sogar unser Busen ist gleich groß. Ohne das Einverständnis der einen zu benötigen, bedienen wir uns seit jeher an den Kleidern der anderen. „Wann sollen wir in Jersey sein?“ Wir steigen in die schwarze Stufenheck-Limousine, die stets für uns bereitsteht. Unsere Eltern teilen sich die Rechnung, ihre Mädchen sollen so sicher wie möglich von A nach B kommen.
Vor meinem Haus verabschiedet Roger, unser Fahrer, sich ins Wochenende. Wir gönnen ihm die Zeit mit seiner schwangeren Frau und den vier Kindern. Meine Eltern haben das Haus gekauft, sie schenkten er mir, mit der Aufgabe, bewusst damit umzugehen. Es ist jenes Haus aus Sex and the City, in dem Carrie gewohnt hat. Nicht nur meine Mom ist ein Fan der Serie, auch Kasia und ich haben sie verschlungen. Ich wohne überwiegend in dieser Wohnung, auch wenn ich offiziell noch bei meinen Eltern gemeldet bin. Kasia verbringt mehr Zeit bei mir, als daheim. Kein Wunder, ihre Eltern sind mehr unterwegs, als dass sie zu Hause sind. Wir betreten die kleine Wohnung, die absolut nichts mehr mit der Serienwohnung zu tun hat. Bad und Küche sind noch an Ort und Stelle, auch der Kleiderschrank und das Bett mussten bleiben, wo sie waren. Doch die Einrichtung ist eine völlig andere. Meine Mom hätte sicherlich einen Weg gefunden, die Originalmöbel zu bekommen, aber ich konnte sie gerade noch davon abhalten. Unsere Farben sind lila und grau, nicht kunterbunt.
„Ach du liebe Güte! Wir hätten letztes Wochenende doch ein bisschen aufräumen sollen“, seufze ich, als ich den Berg Müll auf dem Herd erblicke. „Wann sind wir solch schlampige Hausfrauen geworden?“ Kasia unterdrückt ein lautes Lachen. Seit Keith ein Geräusch, welches man nur noch selten hört.
„Schon vergessen? Du wolltest eigentlich den Mittwoch mit aufräumen verbringen. Aber stattdessen warst du wo?“ Ihr Blick sagt alles und mir fällt es wie Schuppen aus den Haaren.
„Ich war in Jersey“, gebe ich kleinlaut zu.
„Und warum warst du in Jersey?“
„Halt die Klappe, Kasia!“ Sie weiß ganz genau, warum ich mitten in der Woche nach Jersey