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ihr dieses Gesindel zu fassen bekommt! Sir Gundsrad will diesen Burschen unter allen Umständen. Er weiß mit Sicherheit wo sich Lady Lillian zurzeit aufhält. - Schießt schon! Er soll lediglich lebend zurück, wie lebend ist ohnehin keinesfalls sonderlich von Bedeutung!“ Hämisch lachte er auf. Im selbigen Moment hörte ich den Abschussbolzen einer Armbrust, einige Pfeile sausten durch die Luft, sodann…

      „Ah!“ Aus der Richtung des Waldes, wohin der Jüngling verschwunden war, hörte man einen schmerzerfüllten Aufschrei. Danach Stille. Keinerlei Regung… nichts. Das Pferd kam ohne seinen Reiter zurück, worauf es aufgeschreckt davonlief. Abermals Stille.

      „Ha, ha! Ihr habt ihn gewischt! Kommt lasst uns den Hundesohn zu Sir Gundsrad bringen sowie unsere Silberlinge abholen. Ich will am heutigen Tage ein wahrhaftes Saufgelage vollziehen, mit Weibern sowie Wein bis zum Abwinken.“

      Gehässig lachte er aufs Neue. Drei der Reiter begaben sich bereits in Richtung Wald. Der Vierte, der Anführer, folgte ihnen gemächlich, eher sonderlich gelangweilt. Ich schaute vorsichtig aus meinem Versteck hervor, einer der Männer war stehengeblieben und beugte sich von seinem Pferd.

      „An dieser Stelle ist wahrhaftig niemand! Möglicherweise ist er woanders abgesprungen?“, rief er seinem Anführer zu. Dieser war außer sich vor Zorn, worauf er aufgebracht wiederum zurückschrie.

      „Sodann sucht ihn eben an einer anderen Stelle! Wir müssen ihn aufstöbern oder wollt ihr wahrhaftig die Peitsche von Sir Gundsrad spüren?! Ich für meinen Teil will lieber die Silberlinge, anstatt etlicher Peitschenhiebe! Sodann sucht ihn!“, schrie der Anführer sie äußerst energisch an.

      Wutschnaubend trieb er sein Pferd an, ritt in ihre Richtung und verschwand zwischen den Bäumen. Ich verharrte weiterhin für einen kurzen Moment in meiner Deckung und lauschte. Allerdings konnte ich von den Reitern keinesfalls mehr etwas vernehmen. Die Vögel begannen wiederum ihr unschuldiges Lied zu trällern und ein kräftiger Wind kam auf. Der Himmel verdunkelte sich, allmählich sollte ich wiederum zum Lager zurückkehren. Nun gut, jetzt oder nie!

      Kaum hörbar schlich ich aus meinem Versteck, immerfort in gedeckter Haltung… zum Angriff bereit. Nach einer Weile erreichte ich die Stelle, wo der Bursche vom Pferd gefallen sein musste. Jedoch war nicht das Geringste von ihm zu sehen und dennoch verspürte ich ein Gefühl, alsdann wäre er keineswegs weit von mir entfernt. Seltsam!

      Ratlos schlich ich weiter in das Dickicht hinein. Immerfort in Blickrichtung der Lichtung, falls seine Verfolger zurückkamen. Urplötzlich, aus den Augenwinkeln, nahm ich eine kurze Bewegung wahr und ebendort lag er. Verborgen unter Farnwedeln und halbwegs mit feuchter Erde bedeckt, versuchte sich der Jüngling zu verstecken. Seine Augen hatte er geschlossen, jedoch sein Körper zitterte bedenklich. Sein Atem ward nicht mehr als noch stoßweise zu vernehmen.

      Geduldig wartete ich, was sich als glücklichen Zustand herausstellte. Unterdessen bemerkte ich sie, die Verfolger. Seine Verfolger! Sie suchten wahrhaftig immer noch nach ihm. Was hatte dieser Jüngling für eine Missetat begannen, dass diese Männer so begierig waren ihn einzufangen?

      Ganz vorsichtig sowie beinahe geräuschlos schlich ich mich an ihn heran. Er hatte mich in keinster Weise bemerkt. Augenblicklich legte ich meine Hand auf seinen Mund, wodurch er unwillkürlich die Augen aufriss und mich mit seinen grünblauen Augen anstarrte. Seine Verfolger hatten ihn anscheinend verletzt… schwer verletzt. Ein Pfeil ragte aus der linken Schulter hervor.

      Äußerst überlegt drehte ich seinen Kopf in Richtung Lichtung, ohne allerdings den Pfeil oder die Schulter zu berühren. Seine Augen weiteten sich augenblicklich, ich spürte wie er vor Furcht innerlich erstarrte. „Wenn du schreist, finden sie uns. Ich lasse dich sogleich los. Wir müssen auf der Stelle von hier fort, bevor die anderen Verfolger wiederum zurückkehren.“

      Energisch schaute ich in seine Augen, jedoch er war weiterhin erstarrt vor Schreck. Ich berührte ihn am Arm und zeigte in den verworrenen Wald, wohin er mir augenblicklich folgen sollte. Langsam fasste er sich wiederum und nickte mir zustimmend zu. Wir schlichen, besser gesagt er kroch, rückwärts tiefer in den Wald hinein. Nachdem wir weit genug von der Lichtung entfernt waren, gab ich ihm meine Hand und zog ihn gleichzeitig mit einem Ruck auf die Füße. Ein leiser Schmerzensschrei entfuhr ihm, jedoch dieser klang seltsamerweise erheblich hoch.

      Verwundert, sowie ein wenig irritiert, musterte ich ihn. Erneut blickte ich wiederum auf seine verletzte Schulter. Eindringlich meinte ich zu ihm: „Mein Freund, der Pfeil muss augenblicklich heraus. Und dies auf dem schnellsten Weg.“ Ich wusste lediglich zu gut wie dies enden würde, wenn ich zu lange wartete. Der Jüngling würde sehr wahrscheinlich durch diesen Pfeil sterben. Suchend richtete ich meinen Blick auf den Waldboden und erblickte endlich ich den erhofften Gegenstand. - Ein Stück Holz!

      „Höre zu. Du beißt gleich auf dieses Holzstück, ich werde dir gleichzeitig den Pfeil herausziehen. Sodann werde ich dir Kräuter auf deine Wunde legen. Dies wird dir erstmals helfen bis wir das Lager erreichen. Dortig kannst du dich sodann ausruhen. Mein Name ist Samuel, jedoch nennt man mich ebenfalls Samu. - Nun gut, bist du bereit?“ Ich hielt ihm das Holzstück entgegen, er nahm dieses, worauf er zustimmend nickte.

      Meine Hand legte ich auf die rechte Schulter und drückte ihn gegen den nahestehenden Baum. Mit aller Kraft zog ich den Pfeil aus seiner Schulter heraus. Ein markerschütternder Schrei entwich ihm, gleichzeitig sackte er in sich zusammen. Fiel zur Seite und verlor gänzlich sein Bewusstsein. Erstaunt blickte ich zu dem Jüngling. Durch den Ohnmachtsanfall war sein Filzhut ein wenig verrutscht und eine extrem lange, rotbraune Haarsträhne blickte hervor. Jetzt wurde ich trotz alledem ein wenig misstrauisch. Weshalb hatte der Jüngling so lange Haare?

      Neugierig trat ich zu ihm, zog den Filzhut mit einem Ruck von seinem Kopf und war im ersten Moment wahrhaftig ein wenig fassungslos. Was zum Teufel war das denn?

      Eine rotbraune, lange Mähne, die schätzungsweise bis über die Schulter ging, wenn nicht sogar noch weiter, kam zum Vorschein. Hastig schob ich seinen Umhang aus seinem Gesicht. Entgeistert schaute ich auf die Gestalt, die ebendort auf dem Boden lag. Wie vom Donner gerührt starrte ich ihn an. Schnappte gänzlich nach Luft, sodann erst einmal völlig fassungslos. - Ich sprachlos? Dies war wahrlich etwas gänzlich Neues für einen Krieger wie mich.

      Dennoch hatte ich mich wiederum schnell gefangen. Dies war in keinster Weise ein Bauernbursche. Warum war mir dies keinesfalls vorher aufgefallen? Ehrlich gesagt hatte ich keineswegs damit gerechnet, dass dies kein Bursche war. Somit hatte ich auf gewisse Konturen keinesfalls geachtet. Was wiederum bei diesem weiten Umhang auch ein wenig schwerlich war. Jedoch jetzig gab es keinerlei Zweifel mehr. Er war eine sie! Zudem eine wundervolle, bezaubernde, junge Maid.

      Ich kniete mich zu ihr hinunter, augenblicklich schaute ich sie genauer an. Sie hatte langes, rotbraunes Haar und dieses fiel vereinzelt in leichten Wellen. Außerdem hatte sie beeindruckende Gesichtszüge. Ihre Nase war wohl geformt, ihre Wangenknochen standen ganz leicht hervor und ihre Lippen… dieser Mund… Verdammt!

      Um meine Gedankengänge auf das Wesentliche zu konzentrieren schüttelte ich den Kopf, als da war ihre Wunde. Den Pfeil hatte ich wohlweislich gänzlich herausgezogen, trotzdem musste ich nach wie vor ihre Wunde versorgen. Aus Blättern sowie verschiedenen Kräutern machte ich ihr einen Verband und legte ihn vorsichtig auf die Wunde. Nachdem ich den Verband mit einer Lederschnur befestigte hatte, fiel mein Blick auf ihre weiblichen Rundungen. Schwer atmete ich durch meine Zähne aus. Verflucht, reiß dich zusammen!

      Mir schwirrt gänzlich der Kopf, solche Gedanken waren jetzt völlig fehl am Platze. Was soll denn das, Samu? Ein Weibsstück, dies hatte mir gerade noch gefehlt!

      Schwerfällig atmete ich aus. Nun gut ich hatte sie gerettet. Ich konnte sie keinesfalls im Wald zurücklassen, selbst wenn sie ein Weib war. Sie musste augenblicklich so schnell wie möglich in unser Lager. Ebendort befand sich Bruder Matthias, der ihr wohlweislich Rettung bringen konnte.

      ***

      Vorsichtig schritt ich durch den dichten Wald. Mit seinen majestätischen, moosbedeckten Bäumen, seinen dunklen, grünen Farnen und Flechten. Hierselbst

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