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mir fiel nichts mehr ein, aber der Altschwager half mir aus der Patsche:

      »Ahhh, cerveza, grande cerveza, no pequeno por favor, bueno, ahhh«, jetzt kam Landmann ins Schwärmen, »un grande cerveza, grandioso, algo mas, amigo, algo mas?«

      »Si senor Landmann, tambien un pequeno Osborn, po favor.«

      »Ahhh, Osborn es un brandy grandioso, si, grandioso«, das Wort schien ihm zu gefallen. Landmann schnaufte verhalten in den Hörer und schwieg dann. Auch ich sah keine Veranlassung, weiteren Unsinn zu produzieren, zumal mir die verbale Munition abhandengekommen war. Der Schwager hatte mich in Grund und Boden gequatscht. Also schwieg ich ebenfalls. In die Stille hinein schnalzte der Urschwager zweimal mit der Zunge, so, als wollte er mir mitteilen, er sei noch da. Es war ein reines Nervenspiel, wer zuerst die Geduld verlieren würde. Warum fragte er nicht, wer am Apparat sei, das war doch das Mindeste, das ich erwarten konnte, von einer Frage nach dem Grund des Anrufs ganz zu schweigen. Nach weiteren quälenden Minuten schnalzender Ruhe hielt ich es nicht mehr aus.

      »Que tal?«, hauchte ich in die Sprechmuschel.

      »Hasta la vista amigo«, kam es aus dem Hörer zurück, »hay un fin, final, comprende, tengo termino importante, muy impotante, ahora, al presente, comprende«, sprudelte es immer lustig weiter, »por favor nueva conferencia a la manana, ok? 15 hora, ok? Adios amigo, a la manana, ahhh.« Und der Gründerschwager hatte aufgelegt, ehe ich noch Weiteres von mir geben konnte.

      Auch ich legte den Hörer nieder und schaute nachdenklich aus dem Fenster zwei Eichhörnchen zu, die wuselig um einen Baumstamm tollten. War ich nun Täter oder Opfer? Meinen, aus der Unüberlegtheit heraus gestarteten, gleichwohl, zugegeben, hinterhältigen französischen Überraschungsangriff hatte der Exschwager souverän mit einem multilinguistischen Feuerwerk gekontert, das ich ihm aus dem Stegreif nicht zugetraut hatte und das in seiner polyglotten Komplexität die Vermutung aufkommen ließ, Landmann sei zum Zeitpunkt des Gesprächs gleich mir gedopt gewesen. Vom Alkohol beflügelt oder vom eigenen Guitarrenspiel berauscht, oder aber durch den Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen kurzzeitig einem geistigen Höhenflug erlegen. Hart soll er sein, der Aufschlag in der Wirklichkeit. Doch nein, eher wohl nicht. Bier oder Wein waren die wahrscheinlichsten aller Erklärungen, der Nachmittagsstunde zum Trotze, wie schnell so etwas gehen kann, zeigte ja mein ureigenstes unrühmliches Schicksal zur Genüge.

      Immerhin hatte er recht eindrucksvoll bewiesen, dass selbst der schliefigste Blödsinn in Sachen aquaristischer Internationale und vögelndem Straßenköter durch noch schwefligere Schelmereien geradezu mühelos zu toppen ist, wenn man entsprechend disponiert war. Was mag er bloß getrunken haben?

      Wenn ich mir als Außenstehendem die neutrale Rolle des Unparteiischen zusprechen durfte, musste ich diese Runde als eindeutigen Punktsieg an den Grand Seigneur des Schwagerwesens vergeben. Dies wohl anerkennend der Tatsache, dass der Nachwuchsschwager mit einem rechten Aufwärtshaken in persona Manfred Choleras stark begonnen hatte und seine Taktik, durch qualliges Zurückweichen eine eruptive Konfrontation hinauszuzögern, um zum Ende hin mit der geraden Linken in Form des Seagardens nochmals zu punkten, aufgegangen war. Allein die Kompetenz des Altmeisters, seine Erfahrung und die Fähigkeit, geduldig den Zeitpunkt des Erfolgs abzuwarten und dann gnadenlos seine Routine in die Waagschale zu werfen (hasta la vista amigo), waren nicht nur beeindruckend, sondern überzeugten die Punktrichter und rechtfertigten den Sieg in allen Belangen. Doch freue dich nicht zu früh, Champion, die jungen Spunde, heute noch einmal im Zaum gehalten, stehen schon in den Startlöchern, bzw. scharren schon mit den Hufen, begierig, dich demnächst auf die Bretter zu schicken. Warten wir´s ab.

      Solcherart angeheitert durch den bunten Nachmittag und das unerwartete Zusammentreffen mit zwei so grandiosen Vertretern der volkstümlichen Hochkomik, zog ich mich in meine Studierkammer zurück und beschloss, mich bei einem, hahaha, Scheidenbecher der genossenen Zeit zu erfreuen, indem ich sie im Geiste Revue passieren ließ. Es war dies einer jener Tage, die beweisen, dass auch der Herbst noch seine schönen Stunden für uns Alte bereithält.

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