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verdiente er damit viel. Er konnte sehr gut rechnen und noch schöner Schreiben. Das machte sich der Wirt zunutze und ließ ihn all seinen Papierkram erledigen.

      Um zehn Uhr am Morgen fing er an zu arbeiten und bereits um vier Uhr am Nachmittag war Daniel meist wieder zu Hause. Dorran musste sich keine Sorgen um ihn machen, die Arbeit überanstrengte ihn nicht, im Gegenteil, sie gefiel Daniel sehr. Er kam sich erwachsen vor, seit er eigenes Geld verdiente. Außerdem war der Junge respektvoll und freundlich, er kam sehr gut zurecht. Und ein Zubrot war immer gut zu gebrauchen. Die Hälfte seines Lohnes gab er Dorran und die andere Hälfte sparte er, für was auch immer. Dazu hatte er keine Erklärung abgegeben, aber da Daniel vernünftig war, machte sich niemand Sorgen.

      „Melissa sollte bald verheiratet werden, sagt der Pfarrer, mit sechzehn wäre es Zeit. Ich bin nicht seiner Meinung, Dorran, was denkst Du?“ Dorran wollte, dass seine Tochter glücklich wird, sie sollte sich erst verlieben, ohne den Druck einer frühen Heirat. Simone hätte gern gesehen, wenn Melissa Lehrerin geworden wäre, aber das Mädchen war eine Künstlerin. Sie malte wunderbare Bilder. Deshalb unterstützte sie Melissa so gut es nur ging. Ein Teil ihres Lohns gab sie für Zeichenstifte, gutes Papier, Leinwände und Farben aus. Das Mädchen hatte großes Talent, besonders Portraits gelangen ihr treffend. Die Frau des Büttels hatte ihre Bilder in der Schule gesehen, Simone hatte ein paar aufgehängt, und sofort ein Bildnis von sich bestellt. Der erste Auftrag für die junge Künstlerin.

      Ein paar Wochen lang verbrachte Melissa jetzt einige Nachmittage im Haus des Büttels und machte Skizzen seiner Frau. Immerhin war er bereit, zwanzig Wertsteine dafür zu bezahlen. Für Kirchdorf ein wahres Wunder, für Melissa eine gute Chance. Wenn sie erst verheiratet wäre, könnte sie das wahrscheinlich nicht mehr tun.

      Diana mit ihren zwölf Jahren, war begabt für Handarbeiten aller Art. Sie hatte ein Händchen für Garne und Farben. Jeder konnte natürlich Stricken und häkeln, wie sonst käme man zu einem Schal, aber Dianas Arbeiten waren auch noch duftig schön. Sie häkelte wunderbare Spitzenborten, schneiderte gut fallende Blusen und stickte allerlei Muster auf ihre selbstgemachte Kleidung. Wenn man sich etwas nähen wollte, zog man immer zuerst Diana zu Rate.

      Bei Bella hatte sich noch keine besondere Vorliebe oder auch ein Talent ihrerseits gezeigt. Wie schon früher beim Abstauben, konnte sie sich nie lange mit einer Sache beschäftigen, immer fiel ihr zwischendurch etwas anders ein. Sie konnte aber wunderbar mit den Hunden umgehen, sie gehorchten ihr aufs Wort und liebten sie innig. Auch das alte Pferd schien sich zu freuen, wenn Bella in den Stall kam. Dort lief sie merkwürdigerweise nie weg, sondern brachte ihre Arbeit immer zu Ende. Tiere waren ihre Leidenschaft. Aber ein Mädchen wird kaum irgendwo angestellt, um für Tiere zu sorgen. Aber sie war jetzt erst zehn, sie hatte noch Zeit. Wenn es nach Simone ging, sollte jedes der Kinder nach seiner Fasson glücklich werden, Dorran dachte ebenso. Beide ließen den Kindern Zeit und Raum für ihre Vorlieben. Sie sollten ihre Talente selbst erkennen, um etwas daraus zu machen.

      Das Bild der Frau des Büttels war inzwischen fertig und sollte feierlich vorgeführt werden. Niemand in Kirchberg hatte ein Bildnis von sich selbst. Alle waren also gespannt auf die Ähnlichkeit. Der Büttel hatte ganz Kirchberg in den Ratssaal geladen, anderswo wäre kein Platz für alle Einwohner gewesen. Das Bild stand in der Mitte des Raumes auf einer Staffelei und seine Frau saß daneben. Man sah deutlich, dass Melissa sich keinerlei künstlerische Freiheit erlaubt hatte, und das war sehr klug von ihr gewesen. Dorran und Simone waren stolz auf sie. Das Bild fand großen Anklang in der Gemeinde und beim Pfarrer, es war lebensecht gehalten, man konnte sie sehr gut erkennen.

      Auf dem Heimweg sprachen sie darüber. Simone fand, es sei zu realistisch. Melissa erklärte ihr warum. „Wenn ich Skizzen gemacht habe, war ihre größte Sorge, ich könnte sie irgendwie verändert darstellen. Man könne sie nicht erkennen, oder die Augenfarbe wird falsch. Da wusste ich einfach, hier darf ich mir keinerlei Abweichungen erlauben. Das ist nicht meine beste Arbeit, aber so lebensecht es eben ging. Dafür male ich nachher Dich, aus einem künstlerischen Blickwinkel natürlich.“ Sie lachten gemeinsam und richteten dann das Essen an, kalte Platten heute, mehr Zeit war nach der Rückkehr nicht mehr gewesen.

      Als der Büttel am nächsten Tag das Geld vorbeibrachte, er zahlte freiwillig fünfundzwanzig Wertsteine, bestellte er sogleich ein Bild von sich. Melissa freute sich und gab Simone fünfzehn Wertsteine, die diese aber nicht annehmen wollte. Sie bestand darauf. „Du hast alle meine Materialien bezahlt, betrachte es als Geschäft, Du hast in mich investiert und die Investition hat sich jetzt ausgezahlt. Behalte es, ich will es so.“ Dagegen war nichts mehr zu sagen. Aber Simone kaufte beim Krämer einen schönen Stoff und gemeinsam mit Diana nähte sie für die Mädchen Kleider daraus. Da hatten dann alle etwas davon. Das übrige Geld versteckte sie, wie schon Generationen von Frauen vor ihr, in einer kleinen Kiste unterm Bett.

      Dann kam der Waldbrand, sie verloren alles, nur ihr Leben und die Wertsteine nicht. Wie der Zufall es so wollte, hatten sie am Abend vorher alle ihr Geld gezählt. Sie wollten sich einen geschlossenen Wagen kaufen und ein bisschen herumreisen, während der Schulferien. Dorran nahm alle Steine und gab sie in das Säckchen, das Gretel ihm vor Jahren genäht hatte. Das griff sich Daniel im Hinausrennen noch in letzter Sekunde vom Tisch. So waren sie jetzt zwar ohne Obdach, aber nicht mittellos. Kirchberg hatte nicht so viel abbekommen, nur zwei Häuser verloren. Der Schwanenwirt nahm sie für ein paar Nächte auf, dort konnten sie erst einmal wohnen. Leider mussten die Hunde im Stall schlafen, Bella hätte am liebsten auch dort übernachtet. Aber Dorran gelang es, ihr das auszureden. Und den Hunden, versicherte er ihr, würde es nicht schaden, ein paar Stunden allein zu sein. Murrend nahm sie es hin, lauschte aber die halbe Nacht auf Geräusche aus dem Stall.

      Beim Essen in der Schankstube überlegten sie gemeinsam, was man jetzt tun sollte. „Ich wollte ja schon immer in den Norden, mein Volk suchen, sollen wir das jetzt machen, oder das Haus wieder aufbauen und weiter hier leben, was denkt Ihr?“ Dorran kam sein altes Ziel wieder in den Sinn. Man einigte sich nach langen hin und her auf eine Veränderung. Das Grundstück mit der Ruine lief ja nicht weg, es gehörte ihnen, sie würden also abreisen. Es gab nur ein Problem, sechs Menschen und vier Hunde passen niemals in einen Wagen, sie müssten zwei kaufen, dazu zwei Pferde. Aber das war in Kirchberg nicht aufzutreiben, einzig ein offener Wagen stand zum Verkauf. Er war dafür billig, nur vier Wertsteine. Dorran kaufte noch Holzbretter dazu und baute ihren Aufbau, mit Daniels Hilfe, selbst. Es sah nicht besonders elegant aus, aber immerhin hielt es den Regen ab. Sie erwarben noch ein paar Decken, Lebensmittel und eine große Plane. Jetzt im Sommer konnte man diese mit Seilen zwischen Bäume spannen und hatte wenigstens ein offenes Zelt um darunter zu schlafen. Simone bestand darauf, noch einen Ballen Baumwollstoff zu erwerben, man könnte unterwegs neue Kleider nähen. Beim Krämer erstanden sie außerdem einen Sack gesponnene Wolle und Stricknadeln, auch einen Schal oder ein Umschlagtuch wären am Abend nützlich. Dann waren alle bereit, sie verabschiedeten sich vom Wirt des Schwanen und reisten ab.

      Wieder unterwegs

      Der Sommer war das reinste Vergnügen, man fuhr ein Stück, band die Plane an ein paar Bäume, kochte gemeinsam und ließ es sich gut gehen. Abends am Feuer wurde gestrickt und geschnitzt. Man unterhielt sich lange über Gott und die Welt. Die Hunde wachten über ihren Schlaf, sie waren nicht ein einziges Mal in Gefahr. Die meisten Dörfer ließen sie allerdings zurück, ohne sich dort umzuschauen. Sie kauften nur das Notwendigste ein. Dorran und Daniel gingen jagen, meist ohne Hunde, die waren lieb und aufmerksam, aber eben nicht Streuner. Diggel, Pit, Maus und Hansi konnte man für die Jagd nicht gebrauchen, sie waren eher Familienhunde. Aber Dorran hatte damals auch keinen Wert auf Derartiges gelegt. Wichtig waren ihm die Kinder gewesen, und dass diese mit den Hunden auskamen. Auch bei der Namensgebung hatte er sich nicht eingemischt, das Ergebnis war kindlich lustig, aber er hatte sich daran gewöhnt.

      Als man eines Nachmittags an einer großen Brombeerhecke vorbeikam, beschlossen Simone und Melissa, hier zu rasten. Dorran war es egal, aber die Frauen lockten die Brombeeren an.

      Sie pflückten und aßen, so viel

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