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sie noch nicht gesehen. Den amerikanischen Schwiegersohn auch nicht.

      »Ihr könnt doch kommen«, hatte die Tochter am Telefon gesagt. »Ihr habt doch jetzt Zeit.«

      Hatten sie nicht. Hatte Heiner nicht. Er hatte sich ein altes Schiff gekauft. Eine Westerly. Absolut seefest, auch bei schwerer See, hatte er stolz gesagt. Sein alter Traum vom Segeln, nun würde er wahr werden. Auf schäumenden Wogen über die Ostsee jagen, nach Dänemark, nach Schweden, bis nach Finnland und weiter in die baltischen Länder. Auch Greta würde das Leben auf dem Wasser genießen, sagte er. Seekrankheit, pah, nur eine Frage der Gewöhnung. Seit zwei Jahren baute Heiner nun schon an dem Boot. Er bohrte, schraubte, strich, begleitet von dem ohrenbetäubenden Gedudel seiner Shanty-Chöre.

      »Essen fertig?«

      Heiner geht an den Kühlschrank und holt eine Flasche Klaren heraus.

      »Schon vor dem Essen?«, sagt Greta.

      Heiner gießt sich reichlich ein. »Zur Feier der Tages. Ansegeln. Raus nach Maasholm, ein kurzer Schlag auf die Ostsee.«

      »Was, bei dem Wind? Und kalt ist es auch.«

      »Papperlapapp! Schlechtes Wetter gibt’s nicht. Nur ungeeignete Kleidung.«

      Er steht abrupt auf, wischt sich die Hände an der Latzhose ab.

      »In einer Stunde! Kombüse aufklaren und vergiss den Rum nicht. Eckeneckepen braucht seinen Schluck.«

      »Aye, aye, Sir«, stößt Greta zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und lässt Spülwasser einlaufen.

      Sie tuckern die Schlei hinunter, am Tonnenstrich entlang Richtung Schleimünde. Heiner jagt Greta auf dem schwankenden Schiff nach vorne. Mit klammen Händen hält sie sich an der Reling fest. Unter seinen gebrüllten Kommandos zieht sie die Fock hoch.

      »Wie blöd bist du eigentlich? Ziehen, nur ziehen. So, jetzt belegen!«

      Er setzt vom Cockpit aus das Rollgroß und lässt die Westerly vom günstigen Südwest in Richtung Ostsee treiben.

      Heiner manövriert das Boot durch die schmale Ausfahrt. Sie kommen ins freie Wasser. Es ist saukalt, trotz der milchigen Aprilsonne. Zusammengekauert sitzt Greta im Cockpit und starrt auf die höher werdenden Wellen. Sie schluckt krampfhaft, kämpft gegen das Würgen in ihrer Kehle.

      »Halt mal die Pinne, ist ganz einfach.« Schon hat er ihr das Holz in die Hand gedrückt. »Das Schiebeluk am Niedergang ist lose. Ich hole den Schraubenzieher. «

      Heiner verschwindet nach unten, ehe Greta überhaupt den Mund aufmachen kann.

      »Höhe halten, Kurs halten, Maul halten!« Sein Lieblingsspruch.

      Sie schaut angestrengt nach vorn.

      Schon steht er geduckt unter dem Großsegel, das linke Bein auf der Sitzbank, das rechte Knie auf dem Laufdeck, zwei Schrauben zwischen den Zähnen. Mit der rechten Hand dreht er eine dritte Schraube in die Scharniere der Laufschiene.»

      »Pass auf den Baum auf. Keine Patenthalse heute«, er lacht.

      Was hat er gesagt? Auf einmal ist Greta hellwach. Pass auf den Baum auf. Ja, wenn das Segel auf die andere Seite schlägt, wird der Baum ihn vom Boot fegen, das sieht auch sie. Der Wind ist nicht besonders stark, drei, vier Windstärken. Das Schiff tänzelt bei achterlichem Wind hin und her. Langsam, langsam dreht der Bug der Westerly nach Osten, nimmt Fahrt auf. Heiner ist vertieft in seine Schrauberei. Und dann schlägt das Großsegel um, ohne Vorwarnung. Der Baum erwischt Heiner frontal an Kopf und Schultern, schleudert ihn über die Reling hinunter ins eisige Wasser. Wie lange kann ein Mensch in der kalten Ostsee überleben? Greta beobachtet, wie ihr Mann mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibt, offensichtlich bewusstlos. Instinktiv greift sie nach dem Bootshaken, zögert, lässt die Hand sinken. Heiners Körper treibt am Bootsrumpf vorbei. Greta wartet eine Weile, lässt die Pinne los, geht nach unten, sucht ihr Handy. Das Schiff dreht sich auf den Wellen. Sie wählt den Notruf.

      Ist es ihre Schuld, dass sie keinen Funkkontakt hat? Sie wird es noch einmal versuchen. Später.

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