Скачать книгу

hat.

      Fast eine Stunde ist Marianne mit dem Hund Gassi. Er freut sich natürlich riesig.

      Als sie nach Hause zurückkehren hat Franzi sich beruhigt. Marianne muss sich mit Umarmungen begrüßen lassen. Auch heißer Tee steht auf dem Tisch. Anscheinend soll Marianne versöhnlich gestimmt werden.

      Na ja, gegen Tee hat sie im Prinzip nichts einzuwenden. Stumm setzt sie sich an den Tisch. Nun wird Marianne von Franzi auf freundliche Art bedrängt. Sie freut sich, wenn die Feiertage vorbei sind, denn dann muss Franzi wieder auf Achse. Sie hat die Wohnung fünf Tage lang für sich. Das ist erholsamer.

      Schade um Ostern, Marianne hat sich so darauf gefreut, aber diese kleinen Freuden werden in letzter Zeit systematisch zerstört.

      Am Abend lassen sie sich vom Fernseher berieseln. Zu irgendeinem Gespräch ist Marianne jegliche Lust vergangen.

      Die Nacht verbringt Marianne in ihrem eigenen Zimmer auf einem Sofa. So hat sie wenigstens ihre Ruhe.

      *

      Schon auf dem Nachhauseweg denkt Gerd viel über Marianne nach. Er glaubt sich in sie verschaut zu haben. Auch der vorsichtige Seitenblick, den sie ihm im Auto zugeworfen hat ist ihm nicht entgangen.

      Freilich vermutet er jetzt schon, sie wird sich nicht bei ihm melden, doch er hat das Wort Hund in seinem Gedächtnis gespeichert. Wer einen Hund hat, der führt ihn auch abends spazieren. Nun heißt es nur in Erfahrung zu bringen, wann sie ihren Hund Gassi führt. Doch nichts ist unmöglich, wenn man nur den Willen aufbringt. Und den möchte er aufbringen. Er wird also an einem Abend während der Woche Wache stehen und warten bis Marianne aus dem Haus tritt. Dann spricht er sie an und will sie vielleicht einladen, mit ihm etwas zu trinken. Falls sie alleine, das heißt nur in Begleitung des Hundes ist.

      Der Gedanke, dass Marianne Kinder hat stört ihn nicht im Geringsten. Nun hofft er nur, sie hat keinen Ehemann dazu. Der Rest wird sich schon geben. Dann hätte er endlich das Leben in seinem Haus, von dem er immer geträumt hat. Ein Traum, der sich seit seiner Scheidung zerschlagen hat.

      Auf jeden Fall muss er alles daransetzen, Marianne davon zu überzeugen, dass er ist der richtige Mann für sie ist.

      Als Gerd nach Hause kommt, befolgt er selbst die Ratschläge, die er ihr gegeben hat. Er lässt sich zu allererst ein Bad einlaufen und setzt sich ungestört und in aller Ruhe in die Wanne. Wer hätte ihn auch stören sollen? Es ist niemand da!

      Was macht Marianne jetzt wohl? Denkt sie vielleicht ein wenig an ihn. Der heimliche Blick, den sie ihm zugeworfen hat haftet fest in seinem Gedächtnis. So uninteressiert, wie sie sich gab, ist sie offensichtlich doch nicht. Er wird die Hoffnung nicht aufgeben.

      *

      Am nächsten Morgen, Ostermontag, geht Marianne wie üblich mit dem Hund raus. Als sie wiederkommt, steht das Frühstück bereits auf dem Tisch. Marianne soll mild gestimmt werden.

      Franzi schlägt vor, ins Kino zu gehen und anschließend ins Restaurant zum Essen. Um nicht wieder angefallen zu werden, stimmt Marianne dem Vorschlag zu. Es wird ein geruhsamer und ruhiger Tag.

      Kapitel 3

      Die Feiertage sind vorbei. Schnell kehrt der Alltagstrott ein. In der Immobilienabteilung der Bank gibt Marianne an, auf der Suche nach einer Wohnung zu sein. Man verspricht ihr, sie zu benachrichtigen, sobald sich etwas Passendes findet. Bis dahin bleibt Marianne Zeit sich zu überlegen, wie sie diese Nachricht Franzi beibringt. Ihr Zusammenleben muss ein Ende finden. Sie hat entsetzliche Angst vor dem Augenblick, aber es muss sein.

      Morgens, mittags und abends dreht Marianne regelmäßig ihre Runden mit dem Hund. Ganz klar, Mäxchen war Mariannes Haustier, als sie bei Franzi einzog. Franzi hat den Hund nur der Lebensgefährtin zuliebe akzeptiert. Normalerweise macht sich Franzi nichts aus Tieren. Sicherlich auch, weil sie zu viel unterwegs ist. So genau weiß Marianne das nicht.

      Zwei Wochen sind seit ihrer Begegnung mit diesem Malmann vergangen. Marianne denkt nur noch selten an ihn. Sie wird sich nicht bei ihm melden. Und er auch nicht bei ihr, denn er hat keine Telefonnummer. Ihren Nachnamen hat er bestimmt schon lange vergessen. Marianne nimmt sich vor, nun keinen Gedanken mehr an den Stadel und das Danach zu verschwenden.

      *

      Einige Tage wartet Gerd auf einen Anruf von Marianne. Doch wie er erahnt hat: Der kommt nie! Erstens ist sie dazu bestimmt zu schüchtern, zweitens gibt es sicherlich jemanden in ihrem Leben. Es ist kaum vorstellbar, dass Marianne gerade auf den alten Knacker namens Gerd Malmann wartet.

      Einen Versuch ist es ihm trotzdem wert, ihr den Hof zu machen, wie man so schön altmodisch sagt. Außerdem, er kann sie doch ausspionieren! Immerhin weiß er, in welchem Haus sie wohnt. Wenn sie alleine mit dem Hund aus dem Haus tritt, spricht er sie an. Sollte jedoch jemand dabei sein, setzt er sich in sein Auto, fährt nach Hause und lässt die Angelegenheit für immer ruhen.

      Am Montag- und auch Dienstagabend, nachdem er die Apotheke abgeschlossen hat, legt er sich vor Mariannes Haus auf die Lauer. Wann geht man normalerweise mit dem Hund abends aus dem Haus? Als Frau? Er vermutet, das wird zwischen neun und halb zehn Uhr sein. Also will er sich ab halb neun vor dem Haus auf Wachposten begeben. Am Dienstag hat er Glück!

      *

      Am Dienstagabend, zwei Wochen später, geht Marianne wie gewohnt, gegen halb zehn mit dem Hund auf die Straße. Wie üblich ist sie in Gedanken vertieft, als sie von hinten eine, wie ihr scheint, bekannte Männerstimme, anspricht.

      Sie zuckt zusammen, bleibt wie versteinert stehen und dreht sich anschließend langsam auf den Absätzen zu dem Mann um.

      Es ist tatsächlich ihr Retter in der Not von Ostern. Hätte Marianne nicht den Hund an der Leine gehabt, sie wäre sicherlich schnell verschwunden, doch so bleibt sie wie angenagelt vor dem bekannten Fremden stehen. Was will der nur von mir, denkt sie verängstigt. Normalerweise verteidigt Mäxchen sie vehement, wenn sie angemacht wird. Hier verhält er sich absolut ruhig. Der Verräter!

      *

      Meine Güte, wie ist sie schreckhaft, schießt es Gerd durch den Kopf, als er sie anspricht.

      „Guten Abend, Marianne“, sagt er sogleich, „wie geht’s?“.

      Und bevor sie zu Wort kommen kann, fährt er fort: „Ich habe auf Ihren Anruf gewartet. Aber ich nehme mal an, Sie hatten überhaupt nicht vor, mich anzurufen oder wollen mir jetzt sagen, Sie haben ganz einfach meine Karte verloren.“

      „Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe“, gibt Marianne kratzbürstig zurück, dreht sich um und zerrt Mäxchen hinter sich her.

      „Das kann ich aber nicht“, antwortet er, „schließlich habe ich Sie vor dem Ertrinken im Platzregen errettet und nun fühle ich mich für Sie verantwortlich. Deshalb musste ich jetzt nachsehen, wie es Ihnen geht. Lassen Sie dem armen Hund doch die Möglichkeit zu pinkeln. Ihm platzt bestimmt gleich die Blase.“

      „Was geht Sie mein Hund an? Und woher wissen Sie überhaupt, dass ich um diese Zeit draußen bin?“, nun ist sie neugierig geworden.

      „Das wusste ich gar nicht“, gibt er leichtfertig zu, „doch Sie hatten etwas von einem Hund erzählt und da habe ich eins und eins zusammengezählt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Hunde werden in der Regel auch abends noch Gassi geführt. Und so wie ich Sie eingeschätzt habe, war ich mir sicher, dass Sie das ebenfalls tun. Also bin ich abends gekommen.“

      „Und wie zufällig sind Sie um halb zehn hier gewesen?“ Weshalb lässt sie sich auf dieses sinnlose Gespräch überhaupt ein? Sie braucht ihm doch nur den Rücken zuzukehren und wegzugehen. Irgendwann würde er bestimmt bemerken, dass sie nichts von ihm wissen will.

      *

      Gerd weiß sofort, er muss vorsichtig sein, wenn er sie nicht vergrämen will. Nur nicht gleich die äußersten Mittel anwenden. Er beschließt, ihr einfach nur nachzugehen. Schließlich hat sie es nicht ernsthaft abgelehnt mit ihm zu sprechen, auch wenn sie scheinbar desinteressiert

Скачать книгу