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bitte.“

      „Aber weshalb haben Sie das nicht gleich gesagt?“, gibt er erleichtert und verständnisvoll zurück, „dann lassen wir den Fisch eben vorab filetieren. Was meinen Sie wie viele Leute Ihren Fisch nicht selbst am Tisch zerlegen wollen?“

      „Ja, gut, danke“, man sieht Marianne die Erleichterung an.

      „Marianne, Sie brauchen nicht immer so verschüchtert und verängstigt zu sein“, beruhigt er sie. „Es beißt Ihnen niemand den Kopf ab, dafür werde ich schon sorgen. Ich werde auf Sie aufpassen.“

      „Ich möchte aber keinen Aufpasser“, gibt sie schroff und eigensinnig zurück. „Schließlich bin ich erwachsen und passe selbst auf mich auf. Ich habe jahrelange Übung darin.“ Noch so eine Lüge! Nimmt das denn nie ein Ende?

      Kaum taut sie ein wenig auf und Gerd versucht einen kleinen, nur ganz leicht, anzüglichen Scherz zu machen, kehrt sie die Kratzbürste heraus. Es ist wirklich nicht einfach mit ihr. Er muss trotzdem versuchen an dieser Oberfläche zu kratzen, um zu sehen, was darunter hervorkommt. Interessant wird es, so viel steht fest.

      „Entschuldigen Sie“, meint er geknickt, „ich wollte Ihnen bestimmt nicht zu nahe treten. Sie hatten mir ja erzählt, dass sie sich die letzten Jahre tapfer alleine, das heißt, mit Ihren Kindern durchs Leben schlagen mussten. Ich hatte nur gemeint, Sie können sich hilfreich auf mich stützen, wenn Sie das möchten.“

      Bevor Marianne etwas erwidern kann, erscheint der Kellner und nimmt ihre Bestellung entgegen. Gerd erklärt ihm, was sie ausgewählt haben und bestellt einen halben Liter Weißwein. Und ihr hat er erzählt, dass er keinen Alkohol trinkt, wenn er Auto fährt. Was soll das nun wieder? Na ja, egal! Sie wird schon heil nach Hause kommen.

      Dann geht der Kellner weg und sie sind wieder auf sich gestellt. Ihre Schuhe drücken fürchterlich. Sie sitzen in einer Ecke. Marianne zieht die lästigen Treter aus und stellt ihre Füße darauf ab. So können sie nicht versehentlich weg geschoben werden. Das ist ihr schon einmal passiert, als sie auf ihre Schuhe unter dem Tisch nicht aufgepasst hat. Damals musste sie tatsächlich unter dem Tisch herumkriechen, um ihre Schuhe zu ausfindig zu machen. Ach, wie war Franzi sauer auf Marianne und ihre Dummheit.

      Als sie ihre Schuhe abgestreift hat, sagt Marianne zu Gerd: „Hören Sie mir bitte gut zu, Gerd. Ich habe leider den Eindruck, dass Sie sich in etwas hineinsteigern, was überhaupt nicht bestehen kann und wird. Schon vorgestern habe ich Sie darauf hingewiesen, dass ich mich auf nichts einlassen werde. Wenn ich Sie bis dahin nie angerufen habe, dann doch sicherlich, weil ich mich eben von Ihnen fernhalten und Sie nicht mehr treffen möchte. Und, wenn ich das für mich entschieden habe, dann müssen Sie es verdammt nochmal auch akzeptieren. Was wollen Sie von mir? Wir haben nicht das gleiche Alter, leben offensichtlich nicht in den gleichen Kreisen, werden nie die gleichen Freunde haben. Und dass Sie nur aus Nächstenliebe den guten Samariter spielen wollen, das können Sie jemand anderem erzählen. Bei mir zieht das nicht. Wir essen heute Abend zusammen und dann wird ein Schlussstrich gezogen. Das bedeutet: Schluss, aus, vorbei! Basta! Finito la musica. Verstehen Sie das?“

      Betroffen schaut er sie an. Er nimmt einen Schluck aus seinem Bierglas und blickt sie über das Glas hinweg schweigend an.

       *

      Jetzt hat Marianne ihm klipp und klar die Meinung gesagt. Er kann es immer noch nicht glauben, aber es sieht wirklich so aus, als ob sie nicht zu bewegen wäre, ihren Standpunkt überdenken. Wie kann er es anstellen, damit sie sich wenigstens ab und zu mit ihm trifft. So wie die Dinge jetzt liegen, ist das nicht mehr der Fall. Was hat sie bewogen, die harte Linie zu fahren? Eigentlich schade für sie beide, doch vielleicht hat sie wirklich Recht und Gerd hat sich damit abzufinden. Hat er sich nur in etwas verfahren?

      Nach einer Weile sagt er schließlich: „Marianne, Sie machen sich nur etwas vor. Das wissen Sie auch. Wenn ich mich mit Ihnen treffen will, dann ist das sicherlich kein Samariterdienst, sondern, weil ich weiß, dass Sie im Grunde genommen genauso denken. Weshalb hätten Sie sonst diese Einladung akzeptiert? Im Augenblick wissen Sie nicht so recht, was sie wollen. Lassen Sie sich doch ein wenig gehen. Das würde Ihnen gut tun.“

      „Sie sind ja gar nicht von sich eingenommen“, erwidert Marianne prompt ärgerlich. „ Woher wollen Sie wissen, was mir gut tut und was nicht? Wie können Sie sich einbilden, dass Sie alles wissen und über andere bestimmen können. Sind Sie allwissend?“

      „Nein, Marianne, Sie verstehen mich falsch“, versucht er sich zu rechtfertigen, „Ich möchte mich nicht aufdrängen. Lassen Sie es gut sein. Essen wir gemütlich miteinander und freuen wir uns darüber, dass wir hier zusammensitzen. Alles andere ist doch Nebensache.“

      Der Kellner bringt den Wein und zwei Gläser. Marianne hatte nicht vor Alkohol zu trinken, doch inzwischen kommt sie zu der Überzeugung, dass sie anders den Abend nicht übersteht. Also lässt sie sich bereitwillig ein Glas Wein einschenken.

      Gerd prostet ihr zu. Sein halbvolles Glas Bier steht noch da. Na, das wird ein Durcheinander geben, wenn er jetzt Bier und Wein und Wein und Bier trinkt. Als der Kellner jedoch nochmals kommt, um Marianne das Fischbesteck zu bringen, gibt ihm Gerd das Bierglas mit. Hat Marianne ihm seinen Aperitif vermiest?

      Der Wein schmeckt ausgezeichnet. Richtig süffig und folglich auch gefährlich. Es ist sicherlich besser, wenn sie zwischendurch Wasser trinkt.

      „Schmeckt Ihnen der Wein?“, will Gerd plötzlich wissen.

      „Ja, sehr gut sogar, danke“, gibt Marianne artig und ehrlich zu.

      „Na, das freut mich aber“, meint er scheinbar wieder gut gelaunt, „wenn ich nicht alles falsch gemacht habe. Mir wurde bange bei dem Gedanken, dass ich heute zu nichts fähig bin.“

      Ihren Wutausbruch von vorhin bedauert sie inzwischen. Er bemüht sich redlich Dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will, ist nicht seine Schuld. Im Grunde genommen ist er ein netter Kerl, aber er erscheint zur falschen Zeit. Sie muss sich zuerst von Franzi befreien und sehen, wie sie ihr neues Junggesellenleben einrichtet, bevor sie sich mit jemandem binden will. Aber das alles sind Dinge, die Marianne Gerd nicht erzählen kann und will. Vor allem aber nicht kann!

      „Gerd, bitte entschuldigen Sie meinen Ausbruch von vorhin“, versucht sie freundlich zu sein, „aber ich kann Sie im Augenblick nicht mehr treffen. Ich habe wirklich schon zu viele Schwierigkeiten in meinem Leben, als dass ich noch mehr um die Ohren brauche. Bitte verstehen Sie das. Es hat nichts mit Ihnen zu tun, sondern mit mir ganz alleine. Fragen Sie auch nicht näher. Sie werden von mir keine Antwort oder weitere Erklärung erhalten. Ich muss das alleine durchstehen.“

      Noch während sie mit ihm spricht, nimmt er ihre Hand und sieht sie traurig an. Nach einem kurzen Augenblick sagt er: „So wenig Vertrauen haben Sie also. Gut, ich werde Ihnen Zeit lassen. Aber ich sage Ihnen gleich, ich werde Sie nicht vergessen.“

      In diesen traurigen und dramatischen Augenblick hinein bringt der Kellner das Essen, das schön auf den Tellern angerichtet ist. Doch Marianne hat keinen Hunger mehr.

      „Guten Appetit“, wünscht sie Gerd trotzdem.

      „Das wünsche ich Ihnen auch“, gibt er zur Antwort und scheint mit gutem Appetit seinen Teller zu bearbeiten. Lässt sich dieser Mann denn durch nichts aus der Ruhe bringen?

      Als Marianne ihm beim Essen zusieht, bekommt sie wieder Lust auf die Forelle und ehe sie sich versieht, hat sie alles aufgegessen. Die Unterhaltung tröpfelt locker dahin.

      „Na“, erkundigt er sich schließlich, „hat es Ihnen geschmeckt?“

      „Ja, wirklich ausgezeichnet“, gesteht Marianne ehrlich, „Sie haben mich gut beraten. Danke vielmals.“

      „Na, sehen Sie“, fühlt er sich bestätigt, „möchten Sie einen Nachtisch?“

      „Nein, ehrlich“, dabei hält sie sich den flachen Bauch, „ich kann nicht mehr. Es war zu gut.“

      „Was halten Sie davon“, schlägt er vor, „wenn wir uns auf einen Nachtisch einigen, den wir uns teilen? Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts

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