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es ist nicht immer nur so einfach, wie du mir vor wenigen Minuten beinahe weißgemacht hättest. Man kann nicht immer nur tapfer seinen Weg geradeaus gehen, ohne nach rechts und links zu schauen. Hin und wieder muss man auch die Einsicht haben, dass es Realitäten gibt, an denen man nicht vorbeikommt. Das mag eine Erkenntnis sein, die für dich als König nicht zutrifft, aber ich muss die Tatsache akzeptieren, dass ich nicht immer so leben kann, wie ich es mir gern wünschen würde. Schau uns beide doch nur an - allein der Fakt, dass du der schwedische König bist und ich eine Baroness von eher niederem Stammbaum aus einem Land, mit dem du dich im Krieg befindest, macht die Sache doch von vornherein so gut wie unmöglich. Und nur um es noch einmal zu erwähnen, ich hege zudem nach wie vor nicht den Wunsch, meinen Ruf nun auch noch mit einer Affäre zu ruinieren...“

      Sie entzog ihm ihre Hand und rieb sich die linke Schläfe. Aller Vernunft zum Trotz war das Kribbeln in ihrem Bauch seit seiner Offenbarung noch stärker geworden.

      Verzweifelt blickte sie ihn wieder an.

      „Nur einmal angenommen, wir würden tiefere Gefühle für einander entdecken und uns tatsächlich darauf einlassen, wohin sollte das denn führen? So etwas kann doch gar kein gutes Ende nehmen, das kann man doch schon in jedem Roman nachlesen.....und jetzt, wo ich weiß, dass du dich doch nur wegen mir dieser Gefahr hier aussetzt, wie könnte ich mir jemals verzeihen, wenn dir etwas zustößt. Findest du das alles nicht auch selbst unglaublich egoistisch von dir?“

      Über Karls Gesicht, der ihr bis dahin wortlos und ohne Regung zugehört hatte, zog sich ein Lachen.

      „Was ist daran so lustig?“

      „Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – aber du bist wirklich das außergewöhnlichste Mädchen, das ich kenne! Da lege ich dir hier mein Herz zu Füßen, wie ich es wohl bisher noch nie in meinem Leben getan habe, jede andere Frau wäre mit Sicherheit dahin geschmolzen und was machst du? Du hältst mir Egoismus vor, nur weil ich keine Gefahr scheue, um dich wiederzusehen...“

      Er sah sie belustigt an, während sich Katharinas gerade noch kreidebleiche Gesichtsfarbe schlagartig erneut in ein glühendes Rot verwandelte.

      Wieder verlegen werdend wich sie seinem Blick aus, als Karl in ernsterem Ton weiter sprach.

      "`Katharina, ich verstehe und respektiere alle deine Einwände und entschuldige mich hiermit dafür, dass ich dich zunächst mit meinem Auftauchen in Moritzburg und nun auch noch mit meinem Bekenntnis in eine unangenehme Situation gebracht habe. Wie ich dir gestern schon sagte, dein Leben komplizierter zu machen, als es ohnehin schon ist, ist wahrlich das Letzte was ich möchte.

      Und ja, ich gebe auch zu, es war egoistisch von mir, dich mit meinen Gefühlen zu konfrontieren. Aber das ich es getan habe, geschah nicht nur aus reinem Selbstzweck, dass musst du mir glauben. Denke nicht, dass mir nicht aufgefallen bist, wie verwirrend meine Nähe auch für dich ist und dass du ebenso wie ich derzeit nicht weißt, was du denken und fühlen sollst. Oder meinst du, ich hätte gestern Nacht nicht bemerkt, dass dir meine Worte, ich wäre nur zum Vergnügen nach Moritzburg gekommen, gar nicht gefallen haben? Du brauchst es nicht zu leugnen, dein Gesicht sprach Bände. Ich denke, ich gehe nicht falsch in der Annahme, dass es dir seit deinem Besuch im Lager nicht viel anders geht als mir und mit meinem Geständnis wollte ich dir zumindest in dieser Frage Klarheit verschaffen. Nun weißt du immerhin, woran du bei mir bist."'

      Er griff erneut ihre Hände und hielt sie fest in den seinen.

      "`Pass auf, ich mache dir einen Vorschlag. Ich habe dir gestern versprochen, dass ich nichts tun werde, was du nicht auch möchtest und daran werde ich mich halten! So schwer es mir auch fallen wird...."'

      Er grinste kurz, wurde aber sofort wieder ernster.

      "`Es kann dir also gar nichts passieren. Doch werden wir während des Festivals dank meines lieben Cousins weiterhin jede Menge Zeit miteinander verbringen müssen, da wirst du nicht herum kommen, egal welche Konsequenzen du aus unserem Gespräch ziehst. Von daher lass uns doch einfach sehen, wie sich die nächsten Tage entwickeln. Wer weiß, wenn wir uns erst näher kennen lernen, ist der Reiz des Ganzen ja vielleicht schon wieder verflogen und die ganze Aufregung war umsonst..."'

      Er lachte kurz über ihren empörten Blick, den sie ihm nach seinen letzten Worten zuwarf und drückte ihre Hände noch ein wenig fester.

      "`Ich möchte nur, dass du weißt, das es sich keineswegs um die Konstellation "`der mit allen Wassern gewaschene Wolf verführt das unschuldige Reh"' handelt...du kannst mir wirklich glauben, ich bin genauso verunsichert wie du und begebe mich gefühlsmäßig derzeit auf ein Gebiet, welches ich ebenfalls nicht kenne und nicht weiß, wohin es mich führen wird. Außerdem, warum soll eine Geschichte nicht auch einmal gut ausgehen, nur weil es bei "`Romeo und Julia"' kein glückliches Ende gab? Ich kenne genügend Bücher, die mit einem besseren Ende für die Protagonisten aufwarten können! Von daher lass uns doch einfach gemeinsam unseren ganz eigenen Roman leben, mit einer Geschichte, welche wir selbst bestimmen und nicht irgendein Schriftsteller, selbst wenn es unser beiderseits so hochgeschätzter Shakespeare wäre! Also was sagst du zu meinem Vorschlag? Wollen wir beide mutig sein, uns normal verhalten, nicht aus dem Weg gehen, sondern einfach schauen, was die Zukunft für uns bereithält?"'

      Katharina wusste erneut nicht, was sie darauf antworten sollte. Wie er es mit seiner forschen Art schaffte, einmal mehr sämtliche ihrer Bedenken förmlich in Luft aufzulösen, überforderte sie.

      Allerdings musste sie zugeben, sein Angebot klang unter den derzeitige Umständen durchaus vernünftig und er hatte ja Recht, sie hatte ohnehin keine Chance, ihm aus dem Weg zu gehen, um ihre Gefühle auf diese Art eventuell noch im Keime ersticken zu können.

      Dennoch ging ihr das alles viel zu schnell und während sie sich stärker denn je zu dem schwedischen König hingezogen fühlte, mahnte nach wie vor ihr Verstand, das Ganze zu lassen, bevor es zu spät war.

      Sich wieder nervös auf die Unterlippe beißend, rang sie mit sich um eine Entscheidung.

      Karl, der ihren inneren Kampf beobachtete, musste bei ihrem Anblick lachen.

      "`Nun schau mich doch nicht so an. Es ist doch nicht meine Schuld, dass du das bezauberndste, wildeste und gleichzeitig beschützenswerteste Mädchen bist, das ich bisher kennen gelernt habe. Darüber sollte ich mich vielleicht wirklich einmal bei deinem Vater beschweren..."' Er lächelte sie so liebevoll an, dass sich das Gefühlschaos in ihr nur noch verstärkte.

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