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bin ich hier Señora!“

      „Muy bien!“

      „Wo finde ich die „Casa Debri...“, wollte ich gerade fragen, als das tutende Tonzeichen mir verriet, dass sie das Gespräch beendet hatte.

      Ich sah den Hörer verdutzt an, schüttelte verwundert den Kopf und wählte erneut die Nummer, aber es wurde nicht mehr abgehoben.

      Die ausländische Färbung ihrer Stimme, fiel mir erst jetzt auf, ich konnte sie aber nicht zuordnen.

      Ich steckte die Annonce ein und verließ Kabine

      Nummer zwei.

      „Was kriegen Sie für das Telefonat?“

      „42 Peseten“, sagte die Schalterdame, ohne dabei den Kopf zu heben.

      „Habe ich passend“, antwortete ich, legte das Geld auf den Schalter und ging aus dem Postamt mit der Absicht, es nicht mehr zu betreten.

      Ich sollte mich irren!

      Notgedrungen nahm ich mir in dem Fischerdorf ein Zimmer. Eine Kammer, die so karg war, wie meine Brieftasche, aber für eine Nacht sollte es reichen.

      Nachdem ich eine Flasche spanischen Rotweins geleert hatte, schlief ich tief und traumfrei bis zum nächsten Morgen.

      Ein lautes Klopfen an der Tür holte mich gegen acht Uhr aus meinem Schlaf. Ich rieb mir verwundert die Augen. Das Mobiliar, inklusive einer Waschschüssel, wie man sie aus alten Filmen kannte, erschien bei Tageslicht noch spartanischer.

      „Kein Spiegel …, dann eben keine Rasur!“, murmelte ich achselzuckend.

      Als ich das Haus verließ, hörte ich die Vermieterin hinter mir herrufen: „Señor, Sie kriegen noch eine Tasse brasilianischen Kaffee!“

      Ohne mich umzudrehen, winkte ich dankend ab und ging die Straße hinunter, wo die Fischerboote lagen.

      Ich setzte mich auf den Bootssteg und zog meine Schuhe aus. Die Füße baumelnd, betrachtete ich gedankenversunken mein Spiegelbild im Wasser.

      Sollte ich Ana einen Brief schreiben …, dass ich mein Versprechen, mit ihr den Wallfahrtsort Guadalupe zu besuchen bald einlösen werde?

      Im selben Atemzug sah ich Ana vor meinem geistigen Auge grollend fragen: „Ja wann Jesus, … wann kriegst du das endlich einmal geregelt? In diesem Leben noch …?“

      Es müssen wohl zwei bis drei Stunden vergangen sein, ehe ich mich wieder aufraffte, um den Weg hinaufzugehen. Unterwegs würde ich wohl hoffentlich jemanden treffen, der mir den Weg zur Casa Debrisette zeigen konnte. Zu meiner Verwunderung stellte ich bald fest, dass die Leute hier gegenüber einem Ortsfremden nicht sehr aufgeschlossen zu sein schienen. Wie auch immer, ein afroamerikanischer, älterer Mann mit von Arthrose gezeichneten Fingern, wies mir die Richtung.

      Ich bedankte mich bei ihm. Er seinerseits, machte eine Art Verbeugung und verschwand, eine leise Melodie summend hinter einer Bronzestatue des Heiligen San Telmo.

      Den Nachmittag verbrachte ich in einer Fischermission. Der Kaffee dort war lausig, aber billig und mit viel Glück bekam man noch einen Keks dazu, der von der hohen Luftfeuchtigkeit so aufgeweicht war, dass man seine Zähne keiner Gefahr aussetzte.

      Diese Missionsstationen, auch „Beichtstuhl der Fischer“ genannt, sind in Gegenden zu finden, wo Fischfang zur Hauptbeschäftigung zählt. Die Fischer dort, erzählen sich ihre Heldentaten, schimpfen auf ihre davongelaufenen Weiber, oder prahlen mit anderen Halbwahrheiten. Mit mir redete keiner!

      Als es draußen langsam dunkel wurde, bezahlte ich und begab mich auf den Weg.

      Nach etwa 15 Minuten stand ich vor einem Haus, das allem Anschein nach die besten Tage hinter sich hatte.

      Ein Schild mit großen Buchstaben verriet mir, ich war da!

      „Casa Debrisette“, flüsterte ich selbstbestätigend. Das Ganze schien obendrein auch eine Bodega zu sein.

      Ich hatte ein Bürohaus oder eine Firma erwartet.

      Egal, mir ist momentan alles Recht, was ein paar Peseten in die Kasse spült.

      Mit festem und erwartungsvollem Schritt ging ich in die Bodega, suchte einen freien Platz und setzte mich. Die anwesenden Gäste musterten mich kurz, danach setzten sie ihre Gespräche fort. Die Bedienung bequemte sich nach gefühlten zehn Minuten.

      „Señor …“, blaffte sie unfreundlich.

      „Burritos und ein Glas Rioja, por favor! Ein großes Glas“, rief ich ihr hinterher.

      Sie nickte und verschwand hinter dem Tresen. Aus den Musikboxen erklang Celia Cruz`es “La Vida Es Un Carnaval“.

      Leise summte ich die Melodie mit und verspürte eine gewisse Wehmut über den Verlust meines Jobs.

      Die Bedienung kam, riss mich unsanft aus meiner Vergangenheit und knallte mir meine Bestellung auf den Tisch.

      “Señor, ich kenne Sie nicht, darum muss ich das sofort kassieren!“

      „Musst du nicht, ich habe vor länger zu bleiben!“, grinste ich sie an.

      Sie blieb stur bei ihrer Forderung.

      Die Burritos waren nicht übel, der Rioja veredelte das Mahl, ich war vorerst zufrieden. Als ich eine halbe Flasche Wein später auf dem Weg zur Toilette war, entdeckte ich im hinteren Teil der Bodega einen Raum, indem ein kleines Podium aus Holz stand. Darauf befanden sich ein Mikrofon und ein klappriger Holzstuhl.

      Auf einem Plakat war zu lesen, dass hier jeder, der glaubte etwas vortragen zu können, an zwei Abenden in der Woche die Möglichkeit dafür bekam. Sittenwidriges oder Ehrabschneidendes gegenüber dem Königshaus sei jedoch zu unterlassen!

      Eine Stunde später wechselte ich vom Wein zum Bier. Das Lokal füllte sich! Immer mehr verlor ich den eigentlichen Grund meiner Anwesenheit aus den Augen. Der Alkohol trug seinen Teil dazu bei, dass die Atmosphäre zwischen der Bedienung und mir mittlerweile auf ein akzeptables Niveau angehoben worden war. Sie kassierte nicht mehr sofort!

      Das Anschlagen einer hellen Schiffsglocke, forderte die Aufmerksamkeit der Gäste ein. Eine markante Männerstimme, möglicherweise der Besitzer der Bodega, kündigte mit lautem Getöse den seiner Meinung nach letzten großen Slide-Gitarre-Spieler landauf landab, an.

      „Leute“, fügte er hinzu: „Big Willy Green kommt von weit her und so sollten wir ihn auch gebührend empfangen! Gracias, und vergesst nicht, dass alles, was die Gage betrifft, auf freiwilliger Basis geschieht, ihr versteht, was ich meine?“

      Einer vorn an der Bar schrie: „Ich will auch aufs Podium Luiz!“

      Dafür erntete er nur höhnisches Gelächter.

      Unter dem verhaltenen Applaus einiger der wenigen interessierten Gäste, verbeugte sich der angekündigte Künstler. Verwundert stellte ich fest, dass der Musiker, jener Mann war, den ich ein paar Stunden zuvor nach dem Weg gefragt hatte. Er verbeugte sich nochmals vor dem Publikum und nahm auf einem Stuhl Platz. Um seine Stimme zu ölen, nahm er einen kräftigen Schluck, stimmte seine Gitarre nach und legte mit einem fulminanten „Sweet Home Chicago“ los.

      Ich war begeistert, aber noch mehr erstaunte mich, dass dieser Mann trotz seiner offensichtlichen Arthrose so zu spielen vermochte. Es dauerte nicht lange, bis er die Bodega zum Swingen brachte.

      Später kam ich mit „Big Willy Green“ ins Gespräch.

      Er erzählte mir aus seinem Leben in den Swamps of Louisiana und das seine Frau der Grund ist, der ihn nach Andalusien verschlagen hatte. Den Blues zu spielen empfand er als seine Passion. So wie es damals in den 1940 Jahren ein gewisser Robert Johnson und andere Spieler getan hatten, allerdings vorwiegend vor schwarzem Publikum.

      „Weiße verachteten uns, aber das hat sich inzwischen etwas geändert, nicht wahr?“

      Ich stimmte ihm zu. Neugierig wollte ich von ihm wissen, wie sich die Geschichte als Robert

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