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      Straße nach Andalusien

      Chris Doelderer

      Impressum

      Texte: © Copyright 2020 von Chris Doelderer

      Kontakt: [email protected]

      Titelbild: © Copyright by Petra Doelderer

      Verlag: Kopfghetto

      Alle Rechte geschütztalten.

      ISBN:

Für Betz,

      Prolog

      Beginnen Sie alles nach dem letzten Läuten der Schulglocke im Jahr 1971. Von allen Zwängen, die wir für unsere Freiheit frei haben, die wildesten Abenteuer im Kopf, die es zu erleben galt.

      Meine kindliche Unbekümmertheit wurde aber kahl auf eine harte Sonde gehört. Anfang der zweiten Ferienwoche gehörtchte mein mein bester Freund Zico mit der Meldung, dass seine Eltern sich scheiden lassen, und er mit seinem Vater wegziehen. Ich habe seine Vaterrechte, alle ich ihn eigentlich nicht besonders gut behandelt, da er Rechte am Tag schlief und in der Nacht verloren.

      Am Tag des Abschieds weinten wir beide, obwohl wir uns der Tränen schämten. Bin liebsten sein ich mit ihm gegangen, aber da waren ja noch meine Eltern. Also muss ich orientierungslos zurück und verloren die weiter

      Ferientage auf mich zukommen.

      Die Begegnung

      „Hey du“, rief eine mir unbekannte Stimme.

      „Hey komm her“, legte sie fordernd nach.

      Ich drehte mich um, sah aber Niemanden. Gelangweilt zeichnete meine Fußspitze eine Acht in den staubigen Boden.

      Kurz darauf schlenderte ein mir fremder Junge lässig auf mich zu.

      „Na, du hast mich wohl nicht gesehen?“, meinte er mit leicht schadenfroher Stimme. Ich zuckte nur mit den Schultern, während ich weiter an meiner Acht arbeitete. Ob er merkte, dass ich schon etwas neugierig geworden war? Unauffällig sah ich mir mein Gegenüber an.

      Der Junge war einen Kopf kleiner als ich, aber wegen seiner selbstsicheren Art erschien er mir größer.

      „Da oben …“, dabei zeigte er mit dem Finger seiner mit dreckigem Mull verbundenen Hand auf eine Gruppe von Bäumen hinter uns.

      „Siehst du, da oben habe ich ein Baumhaus. Wenn du willst, können wir jetzt hinaufklettern!“ Ohne meine Antwort abzuwarten, stichelte er grinsend: „Schaffst du das überhaupt …?“

      Ich erinnere mich, dass mir der Sommer in jenen Tagen endlos erschien.

      So empfand ich es in diesen Wochen, als meine Pflicht, nachts aufzustehen, um im Fernsehen einen Kampf von Muhammad Ali zu sehen oder die Glühwürmchen zu beobachten. Die Radios spielten noch handgemachte ehrliche Musik, meistens Angloamerikanische.

      Ich hatte für fünf Wochen einen neuen Freund gefunden und anschließend mein „letztes, sinnloses Schuljahr“ vor mir.

      Manchmal ist es besser, man bleibt Zuhause

      21 Jahre später.

      An einem regnerischen Septembermorgen fuhr ich mit meinem betagten Auto die Küstenstraße runter. Im Radio spielten sie kommerzielle Geschwüre, mit denen ich nichts anfangen konnte.

      Natürlich war ich wählerisch, da ich meinen Job als Schallplattenverkäufer sehr liebte und solch

      seelenloses Zeug mich eher beleidigte. So steckte ich die Kassette eines unbekannten Musikers in den Player. Er hatte mir ein Demoband zukommen lassen, das mir tatsächlich gefiel. „Songs after the rain …“, dachte ich schmunzelnd, „… das passt ja genau zu dem Wetter.“

      Das monotone Hin und Her der Scheibenwischer verstärkte meine aufkommende Müdigkeit, deshalb steckte ich von Zeit zu Zeit meinen Kopf durch das heruntergekurbelte Seitenfenster hinaus.

      Mein Blick ging mehrmals zum Innenspiegel, dabei zupfte ich mir die Haare zu Recht. Ob ich einen Friseur aufsuchen sollte?, hinterfragte ich mein Äußeres. Das Hemd ist auch nicht mehr aktuell, gut dass ich ein anderes dabeihabe, ertappte ich mich selbsterklärend.

      In unregelmäßigen Abständen sah ich zum Beifahrersitz. Dort lag der Grund meiner Fahrt! Die letzte Wochenendausgabe des Stadtanzeigers, in der eine aufgegebene Stellenannonce meine Neugier geweckt hatte.

      Suche männliche Person, als Reisebegleitung ins Ausland. Einwandfreier Leumund und Flexibilität werden vorausgesetzt.

      Alles Weitere würde man vor Ort erfahren.

      Irgendwie kam mir die Sache seltsam vor. Besonders die eigenartige und geheimnisvolle Vorgangsweise des vermeintlichen Arbeitgebers.

      Die Bewerber mussten zuerst in ein abgelegenes Fischerdorf fahren und sich dann telefonisch unter einer angegebenen Telefonnummer melden.

      Wie dem auch sei, ich hatte Zeit … sehr viel Zeit, nachdem ich meine Arbeit als Schallplattenverkäufer quittieren musste. Der Grund waren die stark stagnierenden Verkaufszahlen, wie mein Chef Raoul Reyes mir knallhart mitteilte.

      Die anschließende Liaison mit einer Tomatenzüchterin, die einen abartigen Hang zu streunenden Katzen hatte, hielt auch nur eine Erntesaison. Der Gestank nach Katzenpisse in ihrem Haus, erreichte bald die Messlatte meiner Schmerzgrenze, was mir den hurtigen Abschied sehr erleichterte. Ebenso schnell endete das anschließende Treffen mit meiner von mir getrenntlebende Frau Ana.

      Sie lebte in der Nähe von Almeria, hatte dort einen guten Job und so viel ich wusste keine neue Beziehung. Seit dem Unfalltod unserer Tochter hatte sie sich in der Hoffnung auf Trost dem religiösen Leben zugewandt.

      In Gedanken versunken sah ich die Lichter des entgegenkommenden Kastenwagens erst im letzten Moment. Seine Hupe prügelte mich aus meiner Lethargie.

      „Gott sei Dank“ hatte mich die Faust des Fahrers, die er aus dem Führerhaus auf und abschwang nicht getroffen.

      Nach diesem Vorfall war ich wieder hellwach und 15 Minuten vor dem Ziel.

      „Hola Señor, kann ich Ihnen behilflich sein“, sagte eine fast zu freundliche Frauenstimme hinter mir. Ich drehte mich um, schlug das Telefonbuch zu und gab ihr zu verstehen, dass ich gerne in Ruhe telefonieren würde. Die Angestellte hinter dem Schalter erwiderte mit leicht unterkühltem Tonfall, dass man das in einem Postamt eigentlich machen könne.

      „Señor, Kabine zwei, links hinten“, fügte sie säuerlich hinzu.

      Ihr fuchtelnder Finger zeigte in Richtung der Sprechzellen, während ihr Kopf schon wieder ihrem Kreuzworträtsel zugewandt war.

      „Kabine zwei, links hinten“, äffte ich auf dem Weg zur selbigen ihre unangenehm hohe Fistelstimme nach.

      Ich holte die Annonce aus meiner Jackentasche und legte sie neben den Telefonapparat.

      Während ich den Hörer von der Gabel nahm, sah ich aus den Augenwinkeln heraus eine nicht unbeträchtlich gut gekleidete Señora mit einem Brief in der Hand zum Schalter gehen.

      Was treibt eine solche Frau in einem eher kargen Fischerdorf wie diesem, überlegte ich kurz und wählte die Nummer.

      Nachdem ich das Tuten des Kammertons „A“ acht bis neun Mal wahrgenommen hatte, wollte ich enttäuscht wieder auflegen, da knackte es in der Leitung.

      „Hallo entschuldigen Sie“, meldete sich eine

      keuchende Frauenstimme und fragte nach, ob ich wegen der Stelle anrufen würde.

      „Ja ich habe das Inserat gelesen und würde gerne erfahren, worum es sich konkret handelt“, sagte ich mit fester Stimme.

      „Señor“, leider ist ein Meeting heute aus organisatorischen Gründen nicht mehr möglich und ich bin nicht befugt Ihnen am Telefon die Einzelheiten zu erklären“, fügte sie mit forscher Stimme hinzu. Ich erwiderte, dass das alles ärgerlich sei, jemandem eine dreistündige Autofahrt zuzumuten und ihn dann

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