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Nein, nein, ich will nicht –

      Memnon faßt ihn beim Handgelenk. Komm, gnädigster Herr, – komm, sag' ich.

      Konstantinos richtet sich empor und sagt mit Würde: In das Haus des Herrn!

      Memnon leise. Und später dann das andere –

      Konstantinos zu Julian. Gallos soll vor mir erscheinen.

       Julian faltet hinter dem Rücken des Kaisers die Hände bittend gegen die Kaiserin.

      Eusebia schnell und leise. Fürchte nichts!

      Konstantinos. Bleib' draußen. Nicht in die Kirche mit der Gesinnung! Wenn Du vor dem Altare betest, so flehst Du ja doch nur Böses auf mich herab. Lade nicht solche Schuld auf Dich, teurer Vetter!

       Der Zug schreitet der Kirche zu. Auf der Treppe sammeln sich Bettler, Krüppel und Blinde um den Kaiser.

      Ein Gichtbrüchiger. Mächtigster Herrscher der Welt, laß mich Deines Gewandes Saum berühren, auf daß ich genese.

      Ein Blinder. Bete für mich, Gesalbter des Herrn, daß ich mein Augenlicht wieder erhalte.

      Konstantinos. Sei getrost, mein Sohn! Memnon, streu' Silberlinge unter sie! Hinein, hinein!

       Der Hof bewegt sich in die Kirche, deren Tür geschlossen wird; der Menschenschwarm zerstreut sich allmählich; nur Julian bleibt zurück in einer der Alleen.

      Julian blickt nach der Kirche. Was will er von Gallos? In dieser heiligen Nacht kann er doch nicht daran denken –! O, wer da wüßte – – Wendet sich um und stößt gegen einen der fortgehenden Blinden. Sieh Dich vor, Freund!

      Der Blinde. Ich bin blind, Herr!

      Julian. Noch immer? Kannst Du wirklich nicht einmal den funkelnden Stern dort sehen? Pfui über Dich, Du Kleingläubiger! Hat nicht der Gesalbte Gottes gelobt, für Dein Augenlicht zu beten?

      Der Blinde. Wer bist Du, der eines blinden Bruders spottet?

      Julian. Ein Bruder in Irrglauben und Blindheit. Er will den Weg zur Linken fort.

      Eine Stimme leise hinter ihm im Gebüsch. Julian, Julian!

      Julian aufschreiend. Ah!

      Die Stimme näher. Julian!

      Julian. Steh, steh, – ich bin gewaffnet! Hüte Dich!

      Ein junger Mann in ärmlichem Gewand, mit einem Wanderstab, wird zwischen den Bäumen sichtbar. Still, – ich bin's.

      Julian. Bleib, wo Du stehst! Komm mir nicht nahe, Mensch!

      Der junge Mann. Hast Du denn Agathons vergessen –?

      Julian. Agathons! Was sagst Du? Agathon war ja ein Knabe –

      Agathon. Vor sechs Jahren. Ich habe Dich gleich erkannt. Nähert sich.

      Julian. Agathon! – Beim heiligen Kreuz, bist Du's denn wirklich?

      Agathon. Sieh mich nur an – sieh genau –

      Julian umarmt und küßt ihn. Freund meiner Kinderjahre! Mein Spielkamerad! Der Du mir der liebste warst von allen! Du hier? Welches Wunder! Du hast den weiten Weg gemacht über die Berge und dann übers Meer – den ganzen weiten Weg von Kappadocien!

      Agathon. Ich bin vor zwei Tagen angekommen – mit einem Schiff von Ephesus. O, wie habe ich Dich nicht gesucht in diesen beiden Tagen – doch vergeblich! An den Pforten des Schlosses hat die Wache mich abgewiesen und –

      Julian. Hast Du irgendwen nach mir gefragt? Oder verlauten lassen, daß Du mich suchest?

      Agathon. Nein, so etwas habe ich nicht gewagt, denn –

      Julian. Daran hast Du recht getan; man darf niemals einen mehr wissen lassen, als unbedingt nötig ist. – Hierher, Agathon – heraus ins volle Mondenlicht, daß ich Dich sehen kann. – Du, Du! Wie bist Du gewachsen, Agathon! Wie stark Du aussiehst!

      Agathon. Und Du bist blasser.

      Julian. Ich kann die Luft im Schlosse nicht vertragen. Ich glaube, hier ist's ungesund. – Hier ist es nicht wie in Makellon. Makellon liegt hoch. Es liegt keine Stadt so hoch in ganz Kappadocien; – ach, wie da der frische Schneewind vom Tauros herüberstreicht –! Bist Du müde, Agathon?

      Agathon. O ganz und gar nicht.

      Julian. Wir wollen uns setzen. Hier ist es so still und einsam. Dicht aneinander, so! Er nötigt ihn auf eine Bank an der Balustrade. »Kann da Gutes kommen aus Kappadocien«? heißt es. Ja – Freunde können kommen; gibt es etwas Besseres? Betrachtet ihn lange. Unbegreiflich, daß ich Dich nicht sofort erkannt habe. Mein Liebling Du, ist es nicht wie in den Jahren der Kindheit –?

      Agathon kniet vor ihm. Ich zu Deinen Füßen, wie damals.

      Julian. Nein, nein, nein –!

      Agathon. O, laß mich da liegen!

      Julian. Ach, Agathon, es ist Sünde und Spott, vor mir zu knien. Du solltest wissen, wie voll Schuld ich geworden. Hekebolios, mein teurer Lehrer, hat viel Trauer um mich, Agathon. Er könnte Dir erzählen –. Wie voll und wie glänzend Dein Haar geworden ist! – Doch Mardonios, – wie geht es ihm? Er hat nun wohl schon weiße Haare?

      Agathon. Ganz weiß ist er.

      Julian. Wie Mardonios den Homer zu deuten wußte! Darin hat mein alter Mardonios, glaube ich, nicht seinesgleichen. Helden mit Helden im Kampf – und befeuernde Götter über ihnen. Ich sah es mit Augen.

      Agathon. Damals stand Dein Sinn danach, ein großer und glücklicher Krieger zu werden.

      Julian. Es waren frohe Zeiten, jene sechs Jahre in Kappadocien. Waren damals die Jahre länger als jetzt? Es kommt mir so vor, wenn ich an all das denke, was sie in ihrem Schoße bargen. – Ja, es waren frohe Jahre. Wir bei unseren Büchern, und Gallos auf seinem Perserroß. Wie der Schatten einer Wolke jagte er über die Ebene. – Aber das eine sag' mir doch . . . . Die Kirche –?

      Agathon. Die Kirche? Über dem Grab des heiligen Mamas?

      Julian lächelt leicht. Die Gallos und ich bauten. Gallos machte seinen Flügel fertig, aber ich – es wollte mir nie recht glücken. – Wie ist es dann weiter gegangen?

      Agathon. Es ist nicht gegangen. Die Bauleute meinten, auf diese Art ginge es unmöglich.

      Julian in Gedanken. Ja freilich, freilich. Ich habe ihnen unrecht getan, wenn ich sie für unfähig hielt. Jetzt weiß ich, warum es nicht gehen konnte. Ich will es Dir sagen, Agathon, – Mamas war ein falscher Heiliger!

      Agathon. Der heilige Mamas?

      Julian. Jener Mamas ist überhaupt kein Blutzeuge gewesen. Die ganze Sage von ihm war ein seltsamer Wahn. Hekebolios hat mit außerordentlich großer Gelehrsamkeit den richtigen Zusammenhang herausgefunden, und ich selbst habe jüngst hierüber eine bescheidene Schrift verfaßt, eine Schrift, mein Agathon, die gewisse Weisheitsfreunde – unbegreiflich genug – rühmend in den Lehrsälen erwähnt haben sollen. – Der Herr halte das Herz mir rein von aller Eitelkeit! Der böse Versucher hat zahllose Schleichwege; man kann nie wissen –. Aber daß es Gallos glücken mußte und

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