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Ich bleibe – er bedarf wohl eines Freundes.

       Basilios geht rechts ab; in demselben Augenblick kommt Julian und eine Schar junger Leute aus der engen Straße; sein Haar ist wirr; er trägt einen kurzen Mantel wie die übrigen; unter den Schülern ist Sallust von Perusia.

      Stimmen aus der Schar. Es lebe die Leuchte Athens! Es lebe der Weisheit und Beredsamkeit liebende Freund!

      Julian. Alle Schmeicheleien helfen nicht; nicht einen Vers bekommt Ihr heute mehr.

      Sallust. Wenn unser Führer schweigt, so fühlen wir eine Leere in uns wie am Morgen nach einem nächtlichen Fest.

      Julian. Soll es sein, so laßt es etwas Neues sein. Laßt uns Rechtshandel spielen.

      Die ganze Schar. Ja, ja, ja! Fürst Julian auf den Richterstuhl!

      Julian. Weg mit dem Fürsten, Ihr Freunde, –

      Sallust. Steig hinauf, Unvergleichlicher!

      Julian. Ich sollte mich vermessen –? Hier steht der Mann. Wer ist wohl so bewandert im Recht wie Gregor von Nazianz?

      Sallust. Das ist wahr!

      Julian. Auf den Richterstuhl, mein weiser Gregor! Ich bin der Angeklagte!

      Gregor. Ich bitte Dich, Freund, laß mich aus dem Spiel.

      Julian. Auf den Richterstuhl, sag' ich! Auf den Richterstuhl! Zu den anderen. Was habe ich verbrochen?

      Einige Stimmen. Ja, was soll es sein? Wähle selbst!

      Sallust. Laßt es was Galiläisches sein, wie wir Gottlosen sagen.

      Julian. Jawohl, was Galiläisches! Jetzt hab' ich's – Ich habe mich geweigert, dem Kaiser Tribut zu zahlen –

      Viele Stimmen. Haha –. Nicht übel –. Ausgezeichnet –

      Julian. Hier werde ich vorgeführt – unter Stößen in den Nacken – die Hände verschnürt –

      Sallust zu Gregor. Blinder Richter, – ich meine das, insofern die Gerechtigkeit blind ist – sieh diesen verwegenen Mann. Er hat sich geweigert, dem Kaiser Tribut zu zahlen.

      Julian. Erlaube mir, ein Wort in die Waagschale der Überlegung zu werfen. Ich bin ein griechischer Bürger. Wieviel ist ein griechischer Bürger dem Kaiser schuldig?

      Gregor. Was der Kaiser fordert.

      Julian. Gut! Aber wieviel, – antworte, als ob der Kaiser selbst mit zu Gerichte säße –: wieviel darf der Kaiser fordern?

      Gregor. Alles.

      Julian. Wahrhaftig, eine Antwort, als ob der Kaiser selbst zugegen wäre. Aber da ist noch ein Haken. Denn es steht geschrieben: Gib dem Kaiser, – was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.

      Gregor. Nun, und?

      Julian. So sag' mir, gescheiter Richter, – wieviel von meinem Eigentum gehört Gott?

      Gregor. Alles.

      Julian. Und wieviel von diesem Eigentume Gottes darf ich dem Kaiser geben?

      Gregor. Liebe Freunde, genug dieses Spiels!

      Die Schüler unter Lärm und Gelächter. Doch, doch! Antworte ihm!

      Julian. Wieviel von Gottes Eigentum darf der Kaiser fordern?

      Gregor. Ich antworte nicht. Das ist unschicklich gegen Gott und den Kaiser! Laßt mich fort!

      Viele Stimmen. Schließt einen Kreis um ihn!

      Julian. Haltet ihn fest! Was, Du ungeschicktester der Richter, Du hast des Kaisers Sache verpfuscht und jetzt willst Du auf und davon? Du willst fliehen? Wohin, wohin? Zu den Skythen? Her zu mir! Antwortet mir, Ihr künftigen Diener des Kaisers und der Weisheit, – hat er sich nicht der Macht des Kaisers entziehen wollen?

      Die Schüler. Jawohl, jawohl!

      Julian. Und welche Strafe setzt Ihr auf solche Missetat?

      Stimmen. Den Tod! Den Tod in einem Weinfaß!

      Julian. Laßt uns überlegen. Laßt uns antworten, als ob der Kaiser selbst zugegen wäre. Wo ist die Grenze für des Kaisers Macht?

      Einige aus der Schar. Des Kaisers Macht ist ohne Grenzen.

      Julian. Das wollt' ich meinen. Aber dem Grenzenlosen sich entziehen wollen, – ist das nicht Wahnsinn, Ihr Freunde?

      Die Schüler. Ja, ja – der Kappadocier ist verrückt!

      Julian. Und was ist also Wahnsinn? Wie haben unsere Väter solchen Zustand beurteilt? Was haben die ägyptischen Priester gelehrt? Was sagt der Mystiker Maximos und die andern Weisheitsfreunde in den Morgenlanden? Sie sagen, daß das himmlische Rätsel sich in den Wahnsinnigen offenbare! Unser Gregor also – indem er sich auflehnt gegen den Kaiser – steht in besonderem Bunde mit dem Himmel. Weinspenden für den Kappadocier! Lieder zum Preis unseres Gregor! Eine Ehrensäule für Gregor von Nazianz!

      Die Schüler unter Lachen und Jubel. Gepriesen sei der Kappadocier! Gepriesen des Kappadociers Richter!

       Der Weisheitslehrer Libanios kommt über den Platz, umgeben von Schülern.

      Libanios. Ei sieh da, – ich glaube gar, mein Bruder Julian verkündet Weisheit auf offenem Markte.

      Julian. Sag' Torheit, mein Lieber. Die Weisheit ist ja ausgewandert.

      Libanios. Ist die Weisheit ausgewandert?

      Julian. Oder im Begriff auszuwandern; denn, nicht wahr, auch Du willst nach Piräus hinunter?

      Libanios. Ich, mein Bruder? Was sollte ich in Piräus?

      Julian. Unser Libanios ist also der einzige Lehrer, der nicht weiß, daß eben ein Schiff von Ephesos gelandet ist?

      Libanios. Ei, Freund, was geht mich dieses Schiff an?

      Julian. Es ist bis zum Rand beladen mit Sprößlingen der Gelehrsamkeit –

      Libanios höhnisch. Es kommt ja von Ephesos!

      Julian. Hat das Gold nicht gleiches Gewicht, wo es auch herkommt?

      Libanios. Gold? Haha! Die Goldenen behält Maximos für sich selbst – die läßt er nicht fort. Was sind denn das für Schüler, die gewöhnlich von Ephesos zu uns kommen? Krämersöhne, Erstgeborene von Handwerkern! Gold, sagst Du, mein Julian? Ich sage – Mangel an Gold. Aber diesen Goldmangel will ich mir zu nutze machen, um daraus eine echte, vollwichtige Goldmünze für Euch, Ihr Jünglinge, zu prägen. Oder ist vielleicht nicht eine nützliche Lehre für das Leben, – in einer sinnreichen und anziehenden Form vorgetragen, – mit einer vollwertigen Goldmünze zu vergleichen? – Hört denn, wenn es Euch beliebt. Hier wurde gesagt, daß gewisse Männer in Hast nach Piräus hinuntergeeilt sind. Wer sind sie, die es so eilig haben? Es sei ferne von mir, Namen zu nennen! Sie selbst nennen sich Freunde und Lehrer der Weisheit. Versetzt Euch im Geist nach Piräus! Was geht da vor in diesem Augenblick, da ich hier in Eurem wohlwollend lauschenden Kreise stehe? Ich will Euch sagen, was da vorgeht. Jene Männer, die da selber glauben, die Weisheit zu lieben und zu verkünden, sie rotten sich auf der Landungsbrücke zusammen; sie puffen, zanken, beißen sich, vergessen alle Schicklichkeit und setzen allen Anstand hintan. Und

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