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Altor mich aus Tigman entführt hat, habe ich nicht zu erkennen gegeben, dass ich eine gute Reiterin bin. Er hält mich für eine verwöhnte Stadtfrau. Zwar ist mein Pferd langsamer als seines, aber dafür bin ich leichter als Altor und habe das Überraschungsmoment auf meiner Seite. Ich muss nur warten, bis wir nahe genug an einer Stadt sind. Allein in der Wüste überlebe ich nicht, das weiß ich. Aber wenn eine Stadt in der Nähe ist, kann ich es bis dahin schaffen!

      Und nun ist dieser Augenblick gekommen. Die Stadt Wahai liegt keinen halben Tagesritt entfernt. Ich weiß, ich habe nur eine einzige Chance. Wenn ich die vertue, wird Altor meine Hände an den Sattel meines Pferdes fesseln, wie er es anfangs getan hat. Eine Flucht ist dann unmöglich.

      Ich beobachte ihn aus den Augenwinkeln. Sein Blick ist wie immer verschlossen. Sein Pferd, ein großer Fuchshengst, ist müde vom langen Ritt. Allerdings ist mein Pferd das auch. Bald wird Altor einen Platz suchen, an dem wir den Tag über rasten … eine Oase … manchmal nur einen Felsen, an dem er Decken auslegt, auf denen wir schlafen. Ich habe mich längst daran gewöhnt, auf dem harten Boden zu schlafen.

      Woran ich mich nicht gewöhnen kann, ist Altors Nähe. Nachts fesselt er meine Hände; zu allem Überfluss verbindet er meine Fesseln durch ein Seil mit seinen Handgelenken – so spürt er jede meiner Bewegungen und bemerkt sofort, falls ich versuche zu fliehen.

      Wenn ich meine Freiheit zurückwill und die meines Kindes, muss ich jetzt fliehen. Falls ich noch länger darüber nachdenke, verliere ich vielleicht den Mut.

      Ich gebe meinem Pferd ein für Altor unsichtbares Zeichen mit den Fersen. Sofort macht es einen Satz nach vorne und galoppiert los.

      Altor neben mir ist tatsächlich überrumpelt. Zuerst glaubt er, mein Pferd hätte sich erschreckt und würde mit mir durchgehen, doch dann wird ihm klar, was ich vorhabe.

      Als ich über die Schulter zurückblicke, gibt er seinem Hengst die Fersen und treibt ihn an, mir zu folgen.

      „Wind und Sonne … helft mir ...“, presse ich ein Stoßgebet hervor. „Wenigstens einmal! Seid wenigstens einmal auf meiner Seite!“

      Zuerst sieht es so aus, als würde mein Plan aufgehen. Der Abstand zwischen Altor und mir wird größer – doch dann holt der Fuchshengst auf. Ich recke meinen Kopf in den Wind und schreie. „Nur einmal … beim heißen Atem der Sanddämonen ... Bitte!“

      Beim nächsten Blick über die Schulter hat Altor mich fast eingeholt. Ich weine unsichtbare Tränen. Ich weiß, dass ich meine Chance vertan habe, aber ich kann einfach nicht aufgeben. Ich will nicht! Ein letztes Mal treibe ich mein Pferd an.

      Plötzlich trifft mich etwas hart gegen die Hüfte. Ein scharfer Schmerz fährt durch mein Bein und ich verliere das Gleichgewicht. Altor hat mir einen Tritt mit dem Fuß versetzt. Nein!, denke ich und schlage im nächsten Augenblick hart im Sand auf. Ich sehe Sterne, und mir ist schlecht. Ein scharfer Schmerz durchzuckt meinen Unterleib. Es ist nichts … es ist alles gut …, beruhige ich mich, und tatsächlich lässt der Schmerz in meinem Bauch schnell nach.

      Als ich mich aufrappeln will, ist Altor schon bei mir und springt von seinem Pferd. Wie ein Wüstendämon kommt er durch den Sand auf mich zugestapft, sein Blick so wütend, wie ich ihn selten gesehen habe. Ich bin keine Frau, die schnell Angst bekommt, aber Altors Anblick versetzt selbst mich in Panik. Trotzdem bin ich viel zu stolz und zu wütend, ihm das zu zeigen. Es würde mich ohnehin nicht retten.

      Als Altor meinen Arm packt und mich auf die Beine zieht, funkele ich ihn wütend an.

      „Du willst wohl wieder an dein Pferd gefesselt werden. Das kannst du haben!“ Seine Stimme ist dunkel und grollend.

      Obwohl sie mir durch Mark und Bein geht, recke ich ihm das Kinn entgegen. „Und wenn schon … das war es mir wert!“

      Wir starren uns an, und einen Augenblick kommt es mir so vor, als würden wir unsere Kräfte messen, obwohl das lächerlich ist. Ich bin seine Gefangene, daran besteht kein Zweifel.

      Als er mir mit einem Lederband die Handgelenke fesselt, tut Altor es gründlich und nimmt sich Zeit dafür. Ich habe den Eindruck, dass es ihn tief in seinem schwarzen Herzen gefällt, mich zu fesseln. Dieses unzivilisierte Tier!

      „Mal schauen, wie weit du jetzt noch kommst“, knurrt er und betrachtet zufrieden sein Werk.

      Ich starre ihn an, herausfordernd … wütend. Wenigstens mein Blick soll ihm zeigen, dass ich jederzeit wieder versuchen würde, zu fliehen, wenn ich die Chance dazu bekomme.

      Altor kneift die Augen zusammen … er fühlt sich von mir provoziert. Dann packt er mich und hebt mich auf mein Pferd. Als er meine Handgelenke an den Sattel fesselt, habe ich das Gefühl, dass er mir dabei mit voller Absicht immer wieder zwischen die Beine greift.

      „Ich hoffe, es ist bequem genug für dich Prinzesschen“, sagt er, als er fertig ist.

      „Was kümmert es dich“, zische ich kalt, und das erste Mal, seit Altor mich verschleppt hat, zeichnet sich so etwas wie ein Grinsen auf seinem Gesicht ab. „Da hast du recht … es kümmert mich nicht im Geringsten.“

      Ich sage nichts mehr … etwas in seinem Blick warnt mich. Ich kann nicht sagen, was es ist … und ich will es auch gar nicht wissen. Aber ich habe plötzlich das ungute Gefühl, dass es hinter der verschlossenen Miene dieses Wüstenbarbaren etwas gibt, das er aus gutem Grund verbirgt.

       Altor

      Verdammt, das war knapp! Fast ist mir dieses kleine Biest entwischt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie reiten kann … vor allem nicht so. Frauen aus Städten können nicht reiten. Ladla aber kann reiten; und die ganze Zeit hat sie so getan, als wäre sie fügsam. Heute habe ich in ihren Augen gesehen, dass sie alles andere als eine ängstliche Fürstenstochter ist. Und ich habe etwas gefühlt, das ich nicht fühlen darf … nicht fühlen will.

      Ich hoffe, dass sie nicht noch einmal versucht zu fliehen oder mich zu provozieren. Sie weiß nicht, was sie tut. Wie sollte sie das auch wissen? Ich verberge alles, was mit meiner dunklen Seite zu tun hat … und ich halte es unter Kontrolle. In einem Lager, wo Rafai und Jiadir um mich herum sind, geht das gut. Aber hier in der Wüste sind wir allein … und mir kommen Gedanken, die ich nicht haben will. Da reicht allein ein Blick, meine Selbstbeherrschung ins Wanken zu bringen.

      Während Ladla neben mir reitet, beobachte ich sie heimlich von der Seite. Bisher hatte sie wenig Interessantes für mich, aber nun sehe ich sie mir genauer an … ihre Arme, ihre Beine … Ladla ist muskulöser als andere Frauen … so, als wäre sie viel geritten … und ihre Arme sind nicht kraftlos wie die anderer Frauen … als hätte sie mit Waffen geübt. Sie ist schlank und stark … eine Frau mit harten Zügen … zumindest äußerlich. Stark genug für mich? Ich versuche, andere Gedanken in meinen Kopf zu bekommen, aber mein Schwanz ist schon zur Hälfte in meiner Hose hart geworden.

      Ladla sollte lieber nicht mein Interesse wecken. Alle Frauen, denen es gelungen ist, haben es später bereut. Keiner von ihnen hat gefallen, was sie bekommen hat. Deshalb nehme ich nur noch selten eine Frau mit in mein Zelt. Ich weiß, wie das ausgeht. Weder für sie noch für mich ist es befriedigend. Meine Hand ist der beste Freund meines Schwanzes geworden. Ich weiß, dass es besser so ist.

      Wir sind nahe der Stadt Wahai … obwohl mein Stamm selten in den südlichen Gegenden von Antaror unterwegs ist, kennt jeder Wüstenkrieger die freien Wasserstellen in ganz Antaror. Das ist überlebenswichtig für uns. Deshalb weiß ich, dass wir heute Nacht in einer Höhle schlafen werden, in der es Wasser gibt. Ich werde Ladla fesseln müssen. Der Gedanke lässt meinen Schwanz zucken, obwohl ich versuche, es zu unterdrücken. Bisher habe ich Ladla einfach gefesselt … aber jetzt wird es anders sein … ab jetzt werden mich dabei Gedanken begleiten, die ich nicht haben darf.

       Bei Washuu und Bawaa, reiß dich zusammen … du sollst sie nur bewachen und von Tigman fernhalten. Rafai wird dich umbringen, wenn du …

      Ich zwinge mich, tief durchzuatmen und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Wir sind an unserem Lagerplatz angekommen. Vor uns liegt ein Felsen,

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