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Wenn wir 1918 .... Walter Muller
Читать онлайн.Название Wenn wir 1918 ...
Год выпуска 0
isbn 9783966512022
Автор произведения Walter Muller
Жанр Социология
Издательство Bookwire
Der Kongress stimmte der Rede des französischen Genossen begeistert zu und bestätigte den Beschluss des deutschen Geheimkongresses. Der Ausschluss der Kaisersozialisten ist damit von der Internationale bestätigt worden. Wir haben keine Gemeinschaft mehr mit Opportunisten und Renegaten.
An die Arbeiter und Bauern in Polen, Lettland, Litauen, Weißrussland, Rumänien, Bessarabien, in der Ukraine am Don, in der Krim und im Kaukasus
Unterdrückte aller Nationen!
Schwer lastete auf euch das Joch des Zarismus. Dann wurde die Knute abgelöst von den Bajonetten des deutschen Kaisers. Jetzt endlich hat die Stunde eurer Befreiung geschlagen.
Die deutsche Revolution reicht euch die Bruderhand. Zusammen mit euch und mit den revolutionären Arbeitern und Bauern Sowjetrusslands wollen wir den Bund der sozialistischen Rätestaaten errichten.
Der Sieg der sozialen Revolution ist die Vorbedingung eurer nationalen Befreiung.
Reiht euch ein in die revolutionäre Front! Besetzt die Fabriken! Jagt die Gutsherren zum Teufel!
Wählt Arbeiter- und Bauernräte!
Bildet rote Kampfformationen! Die Soldatenräte der roten Ostarmee werden euch mit Waffen versehen. Wir haben sie aufgefordert, sich den örtlichen revolutionären Vollzugsorganen der Arbeiter und Bauern zur Verfügung zu stellen. Brecht mit der Vergangenheit! Begrabt den nationalen Hader, der vom Zarismus künstlich genährt wurde, um euch alle um so bequemer unterdrücken zu können! Hoch die Freiheit der Nationen! Hoch die internationale sozialistische Revolution!
Vorwärts - 12. November 1918
Waffenstillstand
Endlich hat das sinnlose Morden ein Ende. Die Waffenstillstandsbedingungen sind hart, aber wir mussten sie annehmen. Die Proletarier hören auf, sich gegenseitig niederzumetzeln. Die Fronten haben sich geändert. Sie gehen nicht mehr an der Somme und an der Maas entlang, sie gehen quer durch alle Länder. Auf der einen Seite die Bourgeoisie, auf der andern das Proletariat. „Sozialismus" ist unser, „Kapitalismus" der anderen Feldgeschrei. Aber sie schreien es nicht laut, die da drüben, sie möchten überhaupt nicht mehr laut werden lassen, dass sie Kapitalisten sind. Sie schreien: „Demokratie", wenn sie Kapitalismus meinen, und „Nationalversammlung", wenn sie an Profitwirtschaft denken. Sie sind ja auf einmal so sozial geworden, unsere Herren Kapitalisten. Sie sind ja mit dem Munde so sozialistisch geworden, dass wir uns dagegen fast wie Waisenknaben vorkommen. Aber wir wissen, was dahintersteckt. Wir wissen, was es auf sich hat, wenn sich die Wölfe plötzlich ein Schafsfell umhängen. Und wir müssten tatsächlich Schafsköpfe sein, wenn wir darauf hereinfallen würden.
Waffenstillstand??
Ja, die Feinde von gestern haben uns die Waffenruhe zugestanden, wenn auch unter sehr harten, unter furchtbaren Bedingungen. Aber die Gegner von heute, unsere Herrscher von gestern, haben uns den Krieg erklärt. Eine Geheimkonferenz in Villa Hügel hat sich mit dem Beschluss des Rates der Volksbeauftragten über die Sozialisierung der Großindustrie befasst. Die Stinnes, Thyssen, Klöckner und Konsorten haben beschlossen, eine Kommission nach Paris zu schicken. Diese Kommission, die bereits in der Schweiz ist, hat den Auftrag, das interalliierte Hauptquartier zu ersuchen, nicht am Rhein Halt zu machen, wie im Waffenstillstandsabkommen vorgesehen, sondern auch das Ruhrgebiet, wenn nicht ganz Deutschland zu besetzen. Der Rat der Volksbeauftragten hat gegen die Beteiligten sofort Haftbefehl erlassen.
Ob die Alliierten dumm genug sein werden, dem Wunsche der deutschen Großkapitalisten Folge zu leisten? Glauben sie, ihre Truppen fest genug in der Hand zu haben, um sie im Falle eines Einmarsches der dauernden revolutionären Infizierung aussetzen zu können? Ludendorff und General Hoffmann haben es in Russland gewagt und zunächst recht behalten. Aber trotz einer gewissen Analogie liegen die Dinge heute ganz anders. Der deutsche Soldat ging damals vor, im Glauben Brot für das hungernde Deutschland zu beschaffen. Die Westmächte weigerten sich, an den Friedensverhandlungen teilzunehmen. Der Krieg ging weiter. Jetzt aber ist der Krieg zu Ende. England und Frankreich sind nicht mehr bedroht. Die Macht des deutschen Militarismus ist gebrochen. Der Kaiser nach Holland geflohen. Die Revolution ist nicht mehr auf ein Land beschränkt, sondern hat halb Asien und Europa erfasst. Werden sich unter diesen Umständen die französischen und englischen Genossen willenlos dem Diktat ihrer Regierungen beugen?
Waffenstillstand??
Vorläufig ja. Der imperialistische Krieg ist zu Ende. Aber der Krieg gegen die sozialistische Revolution wird fortgesetzt werden. Wir müssen uns rüsten zur bewaffneten Verteidigung der Revolution. Die Erfahrung in Russland hat gelehrt, dass die alten Kampfverbände für den revolutionären Kampf in der Regel ungeeignet sind. Das revolutionäre Kriegskomitee hat deshalb beschlossen, bei jeder Ersatzformation im rechtsrheinischen Gebiet eine freiwillige rote Formation und ein rotes Rekrutendepot ins Leben zu rufen. Alle in die Heimat zurückkehrenden Kameraden sollen sich selbst entscheiden, ob sie zum Zweck der Demobilmachung zum Ersatztruppenteil gehen oder in das aktive rote Regiment eintreten wollen. Alle Regimenter, die im Osten stehen, werden in rote Regimenter umgewandelt. Alle Kameraden, die in diesen Regimentern stehen, sind verpflichtet, bis zum 31.Dezember auszuhalten. Vom 1. Januar 1919 ab können sie die Entlassung in die Heimat beantragen und werden durch rote Freiwillige aus Deutschland ersetzt. Die russischen Kriegsgefangenen in Deutschland und Österreich haben begonnen, rote Formationen zu bilden. Das Revolutionäre Kriegskomitee hat befohlen, diese roten Truppen mit dem erbeuteten russischen Kriegsmaterial auszurüsten.
Waffenstillstand:
Vier Jahre lang wurden täglich Hunderte und Tausende von Menschen geschlachtet. Vier Jahre Dreck, Not, Hunger, Verzweiflung. Vier Jahre Schlamm, Gas, Maschinengewehre, Drahtverhau, Läuse und Ratten. Vier Jahre Fliegerbomben, zerstückelte Menschenleiber, brennende Städte, vernichtete Dörfer, krepierende Pferde. Vier Jahre schwärende Wunden, eitrige leere Augenhöhlen, verspritztes Gehirn, unbegrabene Leichen. Gab es jemals vier Jahre, die so lang waren wie diese? So angefüllt mit Mutterleid und Kindesweh? So durchtränkt mit Blut? Sind jemals solche Ströme von Tränen geflossen? Schrie jemals die entstellte, aufgewühlte Erde so zum Himmel? Gab es jemals Wälder, die so aussahen wie die in der Champagne und in den Argonnen? Gab es jemals so gedrückte, verschmutzte, zerschundene und entmenschte Wesen wie an der Somme, vor Verdun? Schnitten schon einmal die Sägen der Chirurgen so andauernd in Menschenfleisch und Menschenknochen? Haben sich jemals die abgesägten Arme und Beine so zu Bergen gehäuft wie in diesen vier Jahren? Gab es das schon einmal, dass Menschen, vor fünf Minuten noch kerngesund, ihre gaszerfetzte Lunge in Stücken ausspieen? Vier Jahre verschüttete Unterstände, erstickende und verbrennende Menschen, Verwundete zwischen den Drahtverhauen, fünf Meter vom Kameraden entfernt und doch hilflos verdurstend, hungernd, schmerzgepeinigt, von Ratten lebendig angefressen. Vier Jahre gefangene Menschen, hinter Stacheldraht, fern von Weib und Kind, getreten und geprügelt, am Hungertyphus krepierend. Vier Jahre Hunger und Elend in der Heimat, rachitische Kinder, ausgemergelte Frauen in den Gasfabriken und an den Drehbänken. Und wofür das alles, wofür? Soll es umsonst gewesen sein?
Es ist nicht umsonst gewesen, wenn wir jetzt unsere Pflicht tun und die Opfer auf uns nehmen, die der Befreiungskampf der Menschheit von uns verlangt. Niemals gab es so günstige Möglichkeiten für die Erhebung des Proletariats wie jetzt. Sie sind teuer bezahlt worden, diese Möglichkeiten, sehr teuer. Und sie sind vergeblich bezahlt worden, wenn wir sie nicht restlos ausnutzen. Wir haben den Kaufpreis vergeblich bezahlt, 10 Millionen Menschen kamen sinnlos um, wenn wir den Weg jetzt nicht zu Ende gehen. Was ist zu tun? Wir werden versuchen, Frieden mit den Westmächten zu schließen. Wir werden dem französischen