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zu den Themen Theologie und Kirche.

      Protestantismus – ein Baum mit vielen Zweigen

      IN DIESEM KAPITEL

       Im Schnelldurchgang von Jesus zu Luther

       Päpste und Heilige

       Gensfleisch – der unbekannte Mann des Jahrtausends

       Bibel, Bücher und »das Wort«

       Von Freiheit und Gewissen

      Hier und da stolpert man darüber: Es gibt katholische und evangelische Feiertage, evangelische und katholische Kinder der gleichen Schulklasse haben getrennten Religionsunterricht und der 31. Oktober ist als »Reformationstag« in ostdeutschen Bundesländern Feiertag, während der Rest der Deutschen arbeitet. Evangelische Gläubige in Süddeutschland und Österreich haben meist keinen Schimmer, warum sie an »Mariä Himmelfahrt« (15. August) daheimbleiben dürfen. Weihnachten und Ostern aber feiern katholische und evangelische Christen wenn nicht gemeinsam, dann wenigstens doch zum gleichen Zeitpunkt. Was aber hat es mit diesen Trennungen und Gemeinsamkeiten auf sich?

      Während die katholische Kirche ihre Entstehung und Entwicklung durch 2.000 Jahre bis in die Zeit der ersten Christen zurückverfolgen kann, tauchen die »Evangelischen« mehr oder weniger plötzlich nach 1517 auf. Einige Jahrzehnte später nennt man sie auch »Protestanten« – und da kommen wir der Geschichte schon auf die Spur: Jemand hat protestiert. Dieser jemand war zunächst einmal ein Mann namens Martin Luther und es sollten viele weitere folgen, die sich wie er in der Kirche des Papstes Veränderungen wünschten. Aber wie sah die römisch-katholische Kirche zur Zeit von Martin Luther aus?

      Da in diesem Buch noch sehr viel von der Kirche und den Kirchen die Rede sein wird, soll auch dieser Begriff kurz erklärt werden.

      Der Begriff Kirche (manche Christen gebrauchen allerdings auch lieber das Wort »Gemeinde«) wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht:

       Zunächst bezeichnet das Wort »Kirche« natürlich ein Kirchengebäude.

       Dann bezeichnet das Wort »Kirche« aber auch eine Organisation oder Institution, also etwa die »römisch-katholische Kirche«, die »Evangelische Kirche in Deutschland« oder auch die »Kirche des Nazareners« (eine Freikirche). Die Mitglieder dieser Institutionen treffen sich in ihren örtlichen Gemeinden beziehungsweise Kirchen.

       Dann kann das Wort »Kirche« auch im theologischen Sinne als die Bezeichnung für die unsichtbare, überörtliche und überzeitliche Gemeinschaft aller Christen gebraucht werden. In der Bibel wird diese Gemeinschaft auch »der Leib Christi« genannt.

       Mit dem Begriff »Gemeinde« kann man ebenfalls eine Kirche bezeichnen, so zum Beispiel »Freikirchliche Gemeinde«. Der Begriff wird allerdings auch gebraucht, um die einer Kirche zugehörigen Menschen anzusprechen, zum Beispiel so: »Die Gemeinde (das heißt alle Kirchenmitglieder) trifft sich nach dem Gottesdienst zum Mittagessen.«

      Welcher Begriff von Kirche gerade gemeint ist, kann man oft aus dem Zusammenhang erschließen, Verwirrung ist aber leider vorprogrammiert. Wenn die katholische Kirche davon spricht, dass es »kein Heil außerhalb der Kirche« gibt, dann neigt sie dazu, nur katholische Christen als echte Christen anzusehen – die Institution und der »Leib Christi« werden also als eines gesehen. Die meisten evangelischen Christen dagegen würden sagen, dass jemand, der an Christus glaubt, zur »unsichtbaren« Kirche, zum »Leib Christi« gehört, egal zu welcher örtlichen Kirche beziehungsweise Gemeinde er sich zugehörig fühlt.

      Doch bevor wir uns intensiver der Welt von Martin Luther zuwenden, sehen wir uns im Eiltempo die ersten 1.400 Jahre des Christentums an.

      Von Jesus und den Aposteln ins Mittelalter

      Nach knapp 300 Jahren Untergrundarbeit und Verfolgung feierten die Christen im Jahr 313 nach Christus einen sensationellen Erfolg: Mit dem »Mailänder Toleranzedikt« legalisierte der römische Kaiser Konstantin (Kaiser von 306 bis 337) das Christentum. Es war nun nicht mehr verboten, Christ zu sein, und außerdem durfte man nun seinen Glauben öffentlich praktizieren.

      Und der Siegeszug des Christentums setzte sich fort: Unter Kaiser Theodosius (Kaiser von 379 bis 395 nach Christus) wurde das Christentum im Jahr 380 Staatsreligion des Römischen Reiches. Theodosius war aber auch der letzte römische Kaiser über das gesamte Römische Reich. Es zerfiel in ein Weströmisches und ein Oströmisches Reich. In den nächsten Jahrhunderten folgte der Ansturm der Hunnen auf Europa, der die sogenannte Völkerwanderung auslöste. Die Germanen (also die »Deutschen«) zog es schon damals über die Alpen nach Süden. Unter dem Druck der Goten, dem Überfall der Vandalen auf Nordafrika und dem Einfall der Langobarden in Italien zerbrach das Weströmische Reich im Jahre 476.

      Das Oströmische Reich mit seiner Hauptstadt Byzanz (oder Konstantinopel, heute Istanbul) konnte sich noch 1.000 weitere Jahre behaupten. Doch inzwischen war als neue Macht in Afrika und Europa der Islam entstanden. Die Kirchen Nordafrikas verschwanden ab dem 7. Jahrhundert. Konstantinopel wurde erst 1453 von den Osmanen (»Türken«) erobert und mit dem Fall Konstantinopels verschwand auch das Oströmische Reich. Die Grenze zwischen Islam und Christentum verlief von nun an auf dem Balkan.

      Währenddessen hatten sich im westlichen Teil des ehemaligen Römischen Reiches die Franken unter König Chlodwig (466–511) behauptet. Mit all seinen Soldaten trat Chlodwig dann 496 zum Christentum über. Seine Dynastie, die Merowinger, wurde später von den Karolingern abgelöst. Im Jahr 800 wurde Karl der Große von Papst Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt. Das begründete einen jahrhundertelangen Konflikt: Die Päpste waren der Meinung, dass sie Kaiser, die sie krönen, auch wieder absetzen könnten. Die Kaiser sahen das natürlich ganz und gar nicht so. Das ganze Mittelalter über bestand nun der Konflikt, dass die Kirche durch den Papst die weltlichen Herrscher regieren wollte, die weltlichen Herrscher dem Papst aber meist nur geistliche Macht zugestehen wollten. Für die Päpste hatte das weitreichende Folgen.

      Papstgeschichte als Achterbahnfahrt

        »Dafür stellte er (Christus) einen an die Spitze aller, den er zu seinem Stellvertreter bestimmte. Vor diesem haben alle die Knie zu beugen wie vor Christus selbst, ihm haben alle zu folgen, wie die Herde dem Hirten.«

      Dieser extreme Führungsanspruch des Papstes wird 300 Jahre später die evangelische Bewegung unter Martin Luther mit dem Rücken zur Wand stellen und den Konflikt zwischen Luther und der römischen Kirche auf einen Level heben, auf dem nur noch Gewalt regieren konnte.

      

Ein Lesebuch

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